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Gesundheitsmagazin

Baby & Kleinkind

Baby wickeln: Welche Möglichkeiten gibt es?

Veröffentlicht am:22.01.2021

6 Minuten Lesedauer

Wachsendes Umweltbewusstsein lässt viele werdende Eltern bei der Frage nach der „richtigen“ Windel zu wiederverwendbaren Alternativen greifen. Welche Vorteile Stoffwindeln mit sich bringen, erklärt Johanna Franz. Sie ist Gesundheits- und Krankenpflegerin im Bereich Entbindung sowie zertifizierte Stoffwindelberaterin.

Baby wird mit einem orangefarbenem Windelhöschen gewickelt.

© iStock / Irina Brester

Ob Wegwerf- oder Stoffwindel: Diese Kriterien sollte jede Windel erfüllen

Die Palette unterschiedlicher Windeln und Wickelmöglichkeiten ist groß. Von der gängigen Wegwerfwindel über „All-in-one-Systeme“ bis hin zu sogenannten Pocket-Systemen: Wer sich beim Wickeln unsicher ist und sich zunächst über Vor- und Nachteile informieren möchte, findet bei spezialisierten Hebammen und Kinderärzten Rat. „Auch eine Stoffwindel-Beratung kann helfen, das richtige Wickelsystem für Sie und Ihr Baby zu finden“, so Johanna Franz.

Drei Voraussetzungen sollte eine Windel erfüllen, egal, ob es sich um eine Wegwerf- oder um eine Stoffwindel handelt:

Johanna Franz ist zertifizierte Stoffwindelberaterin und kennt sich mit dem Wickeln aus.
Johanna Franz ist Gesundheits- und Krankenpflegerin im Bereich Entbindung, zertifizierte Stoffwindelberaterin, Still- und Laktationsberaterin IBCLC und bietet Schlafberatungen für Baby- und Kleinkindschlaf an.

© privat

  1. Die Windel nimmt ausreichend Urin und Stuhl auf.
  2. Die Windel ist auslaufsicher.
  3. Sie und Ihr Baby fühlen sich mit dem Wickelsystem wohl.

„Mit meiner Seite Pipifax Elternbegleitung unterstütze ich Eltern dabei, ihren Weg zu finden. Ich biete individuelle Beratungen und Onlinekurse zu den Themen Wickeln mit Stoffwindeln, Stillvorbereitung und Abstillen an.“

Baby wohl gewickelt: Welche Möglichkeiten gibt es?

„Wer sich anstelle von Stoffwindeln für Wegwerfwindeln entscheidet, produziert in circa drei Jahren Wickelzeit ungefähr 1,5 Tonnen Windelmüll“, so Johanna Franz.

Aber nicht nur die Umweltfaktoren spielen bei der Wahl der Windel eine wichtige Rolle – Kosten und Aufwand können ebenso ausschlaggebend sein, wenn es darum geht, für welches Wickelsystem sich Eltern entscheiden. Welche Vor- und Nachteile Wegwerfwindeln und Stoffwindeln aufzeigen:

Baby liegt auf einer Wickelkommode und wurde mit Ökowindeln gewickelt.

© iStock / Irina Brester

Die Wegwerfwindel

Vorteile: 

  • Einfach in der Anwendung und in verschiedenen Größen erhältlich.
  • Sie bieten nach innen und außen einen optimalen Nässeschutz. Grund: so genannte Super-Absorber verwandeln Flüssigkeit in Gel.
  • Minimaler Zeitaufwand beim Wechseln der Windeln.
  • Ausschlaggebend ist zudem die hohe Saugfähigkeit.

Nachteile:

  • Hohe Kosten in der Anschaffung: In drei Jahren fallen circa 1.000 bis 3.000 Euro an.
  • Wegwerfwindeln bedeuten eine große Umweltbelastung.
  • Kosten in der Müllentsorgung.
  • Wegwerfwindeln werden meist unter Verwendung von Chemikalien hergestellt und enthalten häufig mögliche Allergene.
  • Sie enthalten meist Lotionen und Parfüme, die ebenfalls Reizungen auslösen können.
  • Sie sind nur luftdurchlässig bis zum ersten Urin, danach staut sich die Wärme in der Windel.
  • Durch die hohe Saugfähigkeit können Eltern manchmal dazu neigen, Ihr Baby nicht nach jedem Ausschied frisch zu wickeln.

Unter den Herstellern von Wegwerfwindeln gibt es zunehmend Bestrebungen, auf eine möglichst ökologische Herstellung sowie umweltfreundliche Materialien zu achten. So zum Beispiel die „Fairwindel“, welche zu 80 Prozent aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt wird, so Johanna Franz.

Wer sich für Einmalwindeln entscheidet, sollte übrigens stets auf die richtige Größe achten. Nur sicher sitzende und gut schließende Windeln engen das Baby beim Strampeln nicht ein.

Verschiedene Stoffwindeln für ökologisches Wickeln.

© iStock / Crystal Bolin Photography

Stoffwindel: unterschiedliche Systeme für den trockenen Babypo

„Bei der Erstanschaffung bringen Stoffwindel-Systeme zunächst gewisse Kosten mit sich: Die Gesamtkosten belaufen sich über einen Zeitraum von drei Jahren allerdings auf einen Bruchteil der Kosten für Wegwerfwindeln“, so Franz. 350 bis 800 Euro kämen in etwa zusammen, je nach Wickelsystem.

Viele Städte beteiligen sich mittlerweile an einem Zuschuss für die Anschaffung von Stoffwindeln. Informationen finden Sie auf der Seite deine-stoffwindel.com. Neben mehrteiligen Systemen, die Sie selbst zusammenstellen können, gibt es auch „All in One (AIO), All in 2 (AI2) und All in 3 (AI3)“ sowie sogenannte Pocketsysteme. Eine Windel besteht dabei immer aus Saugmaterial (Mullwindel, Höschenwindel etc.) und Nässeschutz (Überhose oder Außenwindel).

Auch hier gibt es Abwandlungen und verschiedene Kombinationsmöglichkeiten. Für unterwegs gibt es den sogenannte Wetbag (Nasstasche), ein kleiner Aufbewahrungsbeutel, der samt Windeln in die Waschmaschine kann.

Etwa 20 bis 25 Wickelvorgänge sollten Eltern beim Wickeln mit Stoffwindeln einberechnen. Das heißt 25 Mal Saugmaterial und circa 10 waschbare Überhosen. So können die Windeln alle zwei bis drei Tage gewaschen werden. Übrigens reiche es, wenn die Windeln bei sechzig Grad mit einem Vollwaschmittel gewaschen werden, so die Stoffwindelberaterin. Wer Stoffwindeln zunächst einmal austesten möchte, bekommt bei einer Beratung oft Fühl- oder Mietpakete. 

Vorteile:

  • Wer auf wiederverwendbare Stoffwindel-Systeme setzt, spart viel Müll.
  • Stoffwindeln bleiben auch nach dem ersten Urin atmungsaktiv.
  • Sie enthalten keine Zusatzstoffe wie Parfum oder Lotionen.
  • Babys können breiter gewickelt werden, was einem Hüftschaden vorbeugt.
  • Kinder bekommen ein Gefühl für ihre Ausscheidungen.
  • Kinder, die mit Stoffwindel-Systemen gewickelt werden, werden häufig schneller trocken.

Nachteile:

  • Hohe Erstanschaffungskosten von bis zu 800 Euro.
  • Relativ hoher Zeitaufwand: Die Eltern nehmen sich die Zeit für eine Beratung und die Windeln müssen alle drei Tage in der Waschmaschine gewaschen werden.
  • Wasser- und Waschmittelverbrauch beim Waschen der Windeln.
Johanna und ihre Kollegin zeigen in ihrem Video, wie das Wickeln mit Mull funktioniert.

Windelfrei: Das Baby abhalten

Wer auf Windeln verzichten möchte, versucht es mit der sogenannten Ausscheidungskommunikation, auch Elimination Communication. Hierbei achten Eltern auf Mimik und Zeichen ihrer Kinder, um diese dann rechtzeitig abzuhalten. Das geht über der Toilette oder beispielsweise einem Topf. Im Prinzip könnten alle Babys von Geburt an durch Zeichen ankündigen, wann sie mal müssen, so Franz. Sie verlernten es aber, wenn darauf keine Resonanz folgt.

Es muss dabei nicht den ganzen Tag oder gar nachts auf eine Windel verzichtet werden, es reicht, wenn Eltern dem Kind das Abhalten öfter anbieten. Das kann man unterschiedlich gestalten, so wie es für die Familie passt. Die Kinder profitieren in jedem Fall durch achtsame Kommunikation mit ihren Eltern. Ziel sollte dabei in keinem Fall ein Training für frühes Trockenwerden sein, sondern eine Einladung, die Zeichen seines Kindes wahrzunehmen und seiner Intuition als Eltern zu folgen.

Nicht nur beim Wickeln lässt sich Müll vermeiden. Lesen Sie, wie Zero Waste funktioniert und worauf Sie künftig beim Einkauf achten können.

Das A und O beim Wickeln

Ganz gleich, ob Sie zum Wickeln Wegwerfwindeln oder Stoffwindeln nutzen: Ein paar Dinge gelten für alle Techniken gleichermaßen. Da Babys besonders am Po empfindliche Haut haben, ist es wichtig, möglichst nach jeder Ausscheidung die Windel zu wechseln das gilt für alle Windelarten. Wenn möglich, empfiehlt es sich, das Baby erst nach einer Mahlzeit zu wickeln, da gerade junge Säuglinge während der Mahlzeit oft die Windel vollmachen.

Wichtig: Während des Wickelns darf das Baby niemals allein auf dem Wickeltisch liegen und sämtliche Pflegegegenstände wie etwa Cremebehälter oder Nagelschere müssen für das Kind unerreichbar sein. Es bietet sich auch eine bodennahe Wickelmöglichkeit an. Eine gut gefüllte Wickeltasche ist zudem praktisch, wenn Sie mit dem Baby viel unterwegs sind. Eine weiche Wickelunterlage ermöglicht Ihnen das hygienische Wickeln praktisch immer und überall.

Trotz Hygiene und regelmäßigem Windelnwechseln kann es schon mal zu einem wunden Babypopo kommen. Lesen Sie, was hilft.

Ergonomisch wickeln: So geht´s

Beim Wickeln erleben Sie mit Ihrem Baby intensive Momente, die es besonders genießt. Es hat Ihre volle Aufmerksamkeit und freut sich über jede Streicheleinheit und die körperliche Zuwendung. Um Ihr Baby optimal wickeln zu können, muss es fest und sicher gehalten und der Po ein wenig angehoben werden. Das funktioniert am besten, wenn Sie den linken Oberschenkel Ihres Babys mit der rechten Hand umschließen und im Hüftgelenk beugen. Das rechte Bein liegt dabei auf Ihrem Unterarm. Umgekehrt funktionierter das ganze bei Linkshändern. Dabei sollte man darauf achten, die Wirbelsäule und den Nacken des Babys nicht zu sehr zu krümmen.

Eine andere Methode ist, das Baby auf Hüfthöhe anzufassen und es vorsichtig auf die Seite zu drehen. So erreichen Sie alle Stellen problemlos und das Baby liegt dabei bequem. Die frische Windel nach dem Säubern neben das Baby legen. Das Baby wieder umdrehen und auf die Windel legen. Leiden Babys häufig unter Koliken und sind besonders empfindlich, ist diese Methode empfehlenswert, da der Bauch entspannt auf der Seite liegt und nicht gekrümmt werden muss.

So ist Ihr Baby für die kalte Jahreszeit gewappnet.

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