Motivation
Warum Sie Ihrer Intuition mehr vertrauen können
Veröffentlicht am:27.07.2020
11 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 28.06.2023
Vielen erscheint Intuition als irrational. Das ist so aber nicht richtig: Sie beruft sich auf eigenes Wissen und den Erfahrungsschatz – und das ganz unbewusst. In den unterschiedlichsten Situationen kann die innere Stimme darum sehr hilfreich sein.
Was bedeutet eigentlich Intuition?
Die innere Stimme, ein Bauchgefühl, eine plötzliche Eingebung, der richtige Riecher, der sechste Sinn – was diese Ausdrücke gemeinsam haben? Sie sind Umschreibungen für Intuition. Doch was meint Intuition eigentlich genau? Es ist nicht klar definiert, was „Intuition“ ist. Sie scheint ein unerklärliches, nicht fassbares Mysterium zu sein. Laut Duden ist Intuition das unmittelbare, nicht diskursive, nicht auf Reflexion beruhende Erkennen, Erfassen eines Sachverhalts oder eines komplizierten Vorgangs. Skeptiker neigen dazu, Intuition als etwas Irrationales betrachten, da sie frei von Wissen und Verstand zu sein scheint. So ist es nicht verwunderlich, dass sich viele Menschen lieber auf harte Fakten und logische Schlussfolgerungen verlassen, als auf ein Gefühl, dessen Ursprung sie nicht kennen.
Intuition basiert auf Wissen und Erfahrungen
Intuition ist jedoch alles andere als „irrational“ und dem Denken nicht entgegengesetzt. Man weiß inzwischen, dass intuitive Urteile und Entscheidungen dadurch entstehen, dass Menschen unbewusst auf Erfahrungen und Wissen aus dem Langzeitgedächtnis zurückgreifen.
Das Gehirn nutzt unterschwellig Sinneseindrücke, die es zu einem großen Wissensschatz anhäuft. Während das logische, systematische Denken seine Grenzen hat, kann das intuitive, automatische Denken mehr Informationen verarbeiten und im Unterbewusstsein speichern. Intuition – vom Lateinischen „intutio“: genau anschauen, erkennen – bedeutet daher, unbewusst bekannte Muster wiederzuerkennen.
Die Vorteile der Intuition
Es gibt gute Gründe dafür, auf die innere Stimme oder eine innere Eingebung zu hören. Sie hilft in Situationen, in denen Spontanität gefragt ist, ist ein Indikator für die Richtigkeit von Entscheidungen und gibt Sicherheit in zwischenmenschlichen Beziehungen. Hier ein paar Beispiele dazu:
1. Intuition hilft bei spontanen Entscheidungen
Was tun Sie, wenn Sie schnell eine Entscheidung treffen müssen? Denken Sie erstmal über alle Handlungsoptionen nach und erstellen dann für jede eine Kosten-Nutzen-Kalkulation? Natürlich nicht. Bleibt keine Zeit für komplexe Gedankenspiele, kann die Intuition ein nützlicher Helfer sein und Ihnen den richtigen Weg weisen.
2. Intuition hat eine Kontrollfunktion
Eine andere Funktion nimmt die Intuition bei wichtigen, lebensverändernden Entscheidungen ein. Ein Jobwechsel, ein Umzug in eine 600 Kilometer entfernte Stadt oder eine Trennung von einem langjährigen Partner oder einer langjährigen Partnerin sind Dinge, die einer eingehenden Reflexion bedürfen. Man muss jedes Für und Wider, alle Vor- und Nachteile abwägen, um zu einem Entschluss zu kommen. Beschleicht einen trotzdem ein ungutes Gefühl, wenn nach langem Überlegen eine Entscheidung gefällt ist, übernimmt die Intuition eine Kontrollfunktion: Sie stößt einen darauf, dass möglicherweise wichtige Aspekte außer Acht gelassen wurden und die Entscheidung nochmal überdacht werden sollte.
3. Intuition gibt mehr Sicherheit in zwischenmenschlichen Beziehungen
In zwischenmenschlichen Beziehungen sind wir besonders auf die Intuition angewiesen: Unentwegt analysieren Menschen unbewusst Mimik, Gestik sowie flüchtige, nur wenige Sekundenbruchteile dauernde Gesichtsausdrücke (sogenannte Mikroexpressionen) und verknüpfen sie mit Erfahrungen, die sie mit ihnen gemacht haben. All dies geht in das Wissensrepertoire ein, das bei jeder zwischenmenschlichen Begegnung und Beziehung aktiviert wird. So kann es vorkommen, dass wir eine Lüge erkennen oder den Kontakt zu einer Person nach zwei Treffen abbrechen, weil wir spüren, dass es „nicht passt“.
Intuition erkennen und mit diesen drei Tipps trainieren
Wer die eigene Intuition nutzt, kann auf vielfältige Weise davon profitieren. Klar ist aber auch, dass es ein gewisses Risiko birgt, der inneren Stimme zu folgen. Denn woher weiß man zum Beispiel, ob es die eigene Intuition ist oder nicht doch Ängste und Selbstzweifel, die einen dazu verleiten, ein attraktives Jobangebot auszuschlagen? Kann man auf das innere Urteil vertrauen, wenn man denkt, dass ein Freund etwas vor einem verbirgt oder trüben schlechte Erfahrungen die eigene Wahrnehmung?
Die Intuition ist fehleranfällig und kann zu vorschnellen Schlüssen führen – aber nur, wenn sie mit anderen psychischen Inhalten vermischt wird. Der erste Schritt ist also, ein Gefühl für die eigene innere Stimme zu entwickeln.
Diese drei Tipps helfen dabei, die Intuition zu stärken:
- Beginnen Sie damit, dass Sie sich bei weniger wichtigen Entscheidungen von Ihrer Intuition leiten lassen: Soll ich mit der Bahn oder mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren? Kaufe ich die gut sitzende Jeans oder finde ich in einem anderen Geschäft eine Hose, die noch besser passt? – Fragen, die Sie ruhigen Gewissens Ihrem Gefühl überlassen können.
- Rufen Sie sich Situationen ins Gedächtnis, in denen Ihr intuitives Urteil Sie zur richtigen Entscheidung geleitet hat – Entscheidungen, die Sie nicht bereut haben, weil sie etwa aus Angst getroffen wurden. Das stärkt das Vertrauen in die eigene Intuition.
- Die Intuition drückt sich oft durch körperliche Zustände aus. Versuchen Sie daher, sich in Achtsamkeit zu üben: Zieht sich Ihr Bauch zusammen, bekommen Sie Kopfschmerzen oder fühlen sich unwohl, kann es ein Zeichen dafür sein, dass Sie Ihre innere Stimme ignorieren.
Mit dem AOK-Gesundheitskurs „Lebe Balance“ können Sie lernen, achtsamer mit sich selbst umzugehen. Das hilft dabei, die eigene Intuition zu erkennen und stärkt die mentale Gesundheit.
Intuition Zusammenfassung
Vorteile:
✔ basiert auf Wissen und eigenen Erfahrungen
✔ hilft in den unterschiedlichsten Situationen
✔ ermöglicht schnelle Entscheidungen und Reaktionen
Nachteile:
➖ ist unbewusst und wirkt daher auf den ersten Blick irrational
➖ hängt von den Erfahrungen ab, daher weniger hilfreich bei unbekannten Situationen
➖ lässt sich leicht mit anderen Gefühlen verwechseln