Achtsamkeit

Binaurale Beats: Können Klänge das Gehirn beeinflussen?

Veröffentlicht am:18.12.2025

3 Minuten Lesedauer

Spezielle Frequenzen, die über Kopfhörer auf jedem Ohr unterschiedlich abgespielt werden, sollen Entspannung fördern und die Konzentration steigern. Wie wirksam sind binaurale Beats wirklich? Das sagen wissenschaftliche Studien zu dem Trend.

Eine junge Frau hat Kopfhörer auf und schaut auf dem Sofa liegend auf ihr Handy.

© iStock / SrdjanPav

Was sind binaurale Beats und was bewirken sie?

Klaviermusik empfinden viele als entspannend, das plötzliche Klingeln des Handys dagegen lässt manche aufschrecken. Denn Musik und Töne bewirken etwas im Menschen. Sie warnen, aktivieren oder beruhigen – je nach Rhythmus, Tempo oder Tonhöhe. Seit einiger Zeit sorgt eine spezielle Form auditiver Reize für Aufmerksamkeit: sogenannte binaurale Beats. Dabei hört man leicht unterschiedliche Töne auf jedem Ohr, wodurch eine scheinbare dritte Frequenz entsteht.

Wer über Kopfhörer zwei Töne mit leicht unterschiedlicher Frequenz hört – einen auf dem linken, den anderen auf dem rechten Ohr –, nimmt einen dritten Ton wahr. Denn das Gehirn verarbeitet die Differenz als eine neue, sogenannte Schwebungsfrequenz. Auf diese Weise entsteht der Eindruck eines rhythmischen Tons, obwohl dieser physikalisch gar nicht vorhanden ist. Fachleute bezeichnen das Phänomen als binaurale Beats – eine auditive Illusion. Diese binauralen Beats entstehen, wenn die beiden Ausgangstöne unterhalb von etwa 1.000 Hertz liegen und die Frequenzdifferenz 30 Hertz nicht überschreitet. Liegen die Frequenzunterschiede höher als 30 Hertz, bilden sich in der Regel keine binauralen Beats.

Binaurale Beats sollen, so die Theorie, gezielt bestimmte Gehirnwellen stimulieren und dadurch positive Effekte wie Entspannung oder besseren Schlaf hervorrufen. Doch wie gut ist die Methode untersucht? Und können die speziellen Klangfrequenzen im Gehirn tatsächlich etwas bewirken?

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Binaurale Beats: Was sagen wissenschaftliche Studien?

In einer systematischen Übersicht wurden 14 Studien zur EEG-Synchronisation durch binaurale Beats ausgewertet. Ein EEG, kurz für Elektroenzephalogramm, misst die elektrische Aktivität des Gehirns und macht Veränderungen von Hirnwellen sichtbar. Fünf der Untersuchungen berichteten über eine erfolgreiche Beeinflussung der Gehirnwellen, acht Studien fanden dagegen keine Effekte, bei einer Untersuchung fielen die Ergebnisse uneinheitlich aus. Die Autorinnen und Autoren weisen darauf hin, dass sich die Studienmethoden stark unterscheiden, etwa in der Wahl der Frequenzen, der Messzeitpunkte und der verwendeten Analyseverfahren. Dadurch fällt es nicht nur in dieser Studienübersicht, sondern generell schwer, Resultate direkt miteinander zu vergleichen.

Haben binaurale Beats eine Wirkung?

Hören Sie beispielsweise eine Frequenz von 114 Hertz auf dem rechten Ohr und eine Frequenz von 124 Hertz auf dem linken Ohr, erzeugt das Gehirn einen binauralen Beat von 10 Hertz. In diesem Fall können die Gehirnwellen dazu neigen, sich an die 10 Hertz-Frequenz anzupassen. Sie entspricht den Alphawellen im Gehirn. In einer Übersichtsarbeit kommen die Forschenden zu dem Schluss, dass das Synchronisieren der Hirnwellen positive neurophysiologische und verhaltensbezogene Reaktionen hervorrufen kann – beispielsweise in Bezug auf die Aufmerksamkeit oder Stimmung. Doch für eine wissenschaftliche Aussage, dass binaurale Beats gesichert positive Effekte haben, reicht die aktuelle Datenlage nicht aus.

Eine Frau schaut mit einer Tasse in der Hand entspannt aus dem Fenster.

© iStock / SrdjanPav

Ob binaurale Beats positive Effekte auf das Wohlbefinden haben, ist bisher nicht wissenschaftliche bestätigt. Manchmal reichen auch eine Tasse Tee und ein Moment der Ruhe, um sich entspannter zu fühlen.

Sind binaurale Beats gefährlich?

Ob binaurale Beats wirklich gezielt Schlaf, Konzentration, positive Stimmung oder Entspannung fördern, lässt sich bisher also nicht eindeutig beantworten. Einige Studien zeigen positive Effekte, andere wiederum konnten keinen klaren Nutzen feststellen oder fanden nur geringe Veränderungen. Auch bei der Frage, ob sich bestimmte Gehirnwellen mithilfe der Beats zuverlässig beeinflussen lassen, kommen Untersuchungen zu unterschiedlichen Einschätzungen. Insgesamt ist die Forschung noch zu keinem einheitlichen Ergebnis gekommen. Dafür braucht es weitere, standardisierte Untersuchungen. Gefährlich sind binaurale Beats aber nicht. Wer sie ausprobieren möchte, kann dies sorgenfrei tun. Playlists mit binauralen Beats finden Sie beispielsweise auf YouTube.

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