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Wie gefährlich ist Titandioxid?
Veröffentlicht am:24.10.2025
3 Minuten Lesedauer
Viele Jahre galt Titandioxid als harmloser Zusatzstoff in Lebensmitteln und Kosmetik. Doch seit 2022 ist seine Verwendung in Essbarem in der EU verboten – aus gutem Grund.

© iStock / Jose Gonzalez Buenaposada
Was ist Titandioxid?
Wandfarbe, Lacke, Kosmetika, Zahnpasta und Medikamente – der Stoff Titandioxid (Titanium Dioxide) begegnet einem häufig im Alltag. Denn das mineralische Farbpigment verleiht vielen Produkten eine weiße Farbe, aber auch glitzernde oder glänzende Effekte. Zudem schützt es vor UV-Strahlung – als Nanopartikel ist es transparent in Sonnenschutzmittel enthalten. Allein in Europa werden mehr als eine Million Tonnen Titandioxid pro Jahr hergestellt, um den Bedarf der Industrie zu decken. Weltweit sind es mehrere Millionen Tonnen. Rund 90 Prozent davon werden in Farben, Lacken, Papier und Kunststoffen eingesetzt. Doch auch in Medikamenten und Kosmetik findet Titandioxid Verwendung. Bis vor einigen Jahren steckte es als Zusatzstoff E 171 selbst in Lebensmitteln wie Süßwaren, Kaugummis, Backdekor und Salatsoßen sowie Nahrungsergänzungsmitteln. Dann wurde E 171 im August 2022 EU-weit in Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln verboten.
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Welche Folgen hat Titandioxid für den Körper?
Die EU-Verordnung trat 2022 in Kraft, weil nicht ausgeschlossen werden kann, dass Titandioxid eine erbgutschädigende Wirkung hat (Genotoxizität). Denn Fachleute vermuten, dass der Verzehr winzig kleiner Partikel von Titandioxid, sogenannte Nanopartikel, das Erbgut in den Zellen schädigen könnte – darauf deuten Untersuchungen an Tieren und Zellkulturen hin. Ob das auch durch Verzehr von Titandioxid beim Menschen der Fall ist, ist bislang nicht geklärt. Die Aufnahme von Titandioxid im Verdauungstrakt ist zwar gering, aber es könnte sich über die Zeit im Körper anreichern. Aufgrund dieser Unsicherheit hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Titandioxid als nicht sicheren Lebensmittelzusatz eingestuft und in Nahrungsmitteln sowie -ergänzungsmitteln untersagt.
Bei Ratten, die ein Leben lang extrem hohe Mengen Titandioxid eingeatmet hatten, bildeten sich Lungentumore. Ob und wie sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen, wird wissenschaftlich diskutiert. Der aktuelle Stand ist: Der Europäischen Gerichtshof hat am 1. August 2025 eine durch die EU-Kommission beschlossene Kennzeichnungspflicht für bestimmte inhalierbare Titandioxid-Nanopartikel als potenziell krebserregend aufgehoben.
Warum ist Titandioxid in Zahnpasta noch erlaubt?
Obwohl der Stoff in Lebensmitteln verboten ist, bleibt er in anderen Produkten weiterhin im Einsatz – etwa in Zahnpasta, Sonnenmilch, Medikamentenüberzügen oder Kosmetikartikeln. Der Grund: In diesen Bereichen gelten andere gesetzliche Vorgaben. Allerdings könnte es hier zu einer Änderung kommen. Denn der Wissenschaftliche Ausschuss „Verbrauchersicherheit“ bei der EU-Kommission (SCCS) hat Titandioxid in Kosmetikartikeln 2024 neu bewertet. Für oral aufgenommene Kosmetikprodukte kann demnach eine erbgutverändernde Wirkung nicht ausgeschlossen werden, weil die Schleimhäute im Mund anders aufgebaut sind als die restliche Haut. Für die Verwendung in Arzneimitteln hat die europäische Arzneimittelzulassungsbehörde (EMA) 2024 erneut festgestellt, dass ein Verbot nicht angemessen wäre. Denn das erbgutschädigende Risiko sei vernachlässigbar gering, weil nur sehr geringe Mengen Titandioxid über Arzneimittel aufgenommen würden und dieser Stoff zudem in Arzneimitteln nur in besonders hoher Qualität verwendet wird. Zudem gäbe es auch keine sinnvollen Alternativen.

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Sollte ich Titandioxid vermeiden?
Die Verbraucherzentrale rät, Produkte, die verschluckbares Titandioxid enthalten, so selten wie möglich zu verwenden. Der Grund dafür: Es gibt noch keine Definition bis zu welchem Wert, die Aufnahme von Titandioxid unbedenklich ist. Wenn Sie Titandioxid vermeiden möchten, können Sie Folgendes tun:
- In Zahnpasten steckt Titandioxid als Titanium Dioxide, CI 77891 oder „Pigment White“. Es gibt mittlerweile Produkte ohne den Stoff.
- Enthält ihr Medikament Titandioxid, setzen Sie es nicht eigenmächtig ab. Für Titandioxid in Medikamenten ist das Risiko nach Einschätzung der europäischen Zulassungsbehörde vernachlässigbar gering. Wenn Sie Bedenken haben, fragen Sie das medizinische Fachpersonal nach Alternativen.
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