Verdauungssystem
Was hilft gegen Verstopfung?
Veröffentlicht am:05.05.2021
8 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 04.06.2025
In Deutschland leiden rund 15 Prozent der Bevölkerung gelegentlich oder dauerhaft an Verstopfung – fachsprachlich Obstipation. Nicht immer ist ein Abführmittel nötig. Wie Sie Ihren Darm durch einfache Hausmittel anregen und Verstopfungen vorbeugen.

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Inhalte im Überblick
- Wann zum Arzt mit einer Verstopfung?
- Ursachen und Symptome einer chronischen Verstopfung
- Was kann man selbst gegen Verstopfung tun?
- Warum sind Ballaststoffe bei Verstopfung so wichtig?
- Was kann man gegen Verstopfung tun, wenn Hausmittel nicht wirken?
- Vorbeugen: Was kann ich tun, um eine Verstopfung zu vermeiden?
Wann zum Arzt mit einer Verstopfung?
Generell gilt: Mit steigendem Alter nimmt die Neigung zur Verstopfung zu. Warum das so ist, lässt sich nur zum Teil erklären. Mögliche Ursachen können unerwünschte Arzneimittelwirkungen, Stoffwechselstörungen oder Erkrankungen des darmeigenen Nerven- und Muskelsystems sein. Zum Beispiel können Opioide, die zur Linderung starker Schmerzen eingesetzt werden, oder Wirkstoffe gegen Depressionen dazu führen, dass der Darm ins Stocken gerät. Betroffene, die unter dauerhafter Verstopfung leiden, sollten nicht lange zögern und ihren Arzt oder ihre Ärztin aufsuchen. Gemeinsam können sie das weitere Vorgehen besprechen.
Manchmal stecken ernsthafte Erkrankungen hinter einer chronischen Obstipation. Wenn die Verstopfung von Bauchschmerzen, starken Blähungen oder Blut im Stuhl begleitet wird, ist der Besuch in der Praxis unumgänglich.
Ursachen und Symptome einer chronischen Verstopfung
Eine Verstopfung tritt gelegentlich auf, wenn sich Ess-, Trink- und Schlafgewohnheiten verändern – zum Beispiel auf Reisen. Ungewohnte Hitze oder fehlende Bewegung nach einer mehrstündigen Anreise lassen den Darm oft schwerfälliger arbeiten. Meist löst sich das Problem nach zwei, drei Tagen von selbst. Auch wenn man wie an Feiertagen mehr isst und sich weniger bewegt als sonst, kann es zu vorübergehendem Stau im Darm kommen. Verstopfungen dieser Art sind zwar lästig, aber in der Regel harmlos.
Von einer chronischen Verstopfung spricht man erst, wenn mindestens drei Monate lang regelmäßig mindestens zwei der folgenden Symptome auftreten:
- Starkes Pressen beim Stuhlgang
- Klumpiger, harter Stuhl
- Gefühl der unvollständigen Entleerung
- Gefühl, dass die ;Stuhlpassage blockiert ist
- Manuelle Unterstützung ist notwendig, um das Entleeren zu erleichtern
- Weniger als drei Entleerungen pro Woche
Was kann man selbst gegen Verstopfung tun?
Es ist noch lange kein Zeichen von Verstopfung, wenn man den Darm nicht jeden Tag entleert. Sowohl dreimal täglich als auch dreimal in der Woche gelten als normale Rhythmen. Wer jedoch immer wieder unter Verstopfung leidet, kann zunächst einfache Maßnahmen ausprobieren, um die Verdauung wieder in Schwung zu bringen. Die folgenden Tipps haben sich besonders bewährt:
- Frühstücken Sie in Ruhe
- Planen Sie ausreichend Zeit für den Toilettengang ein
- Vermeiden Sie Stress
- Bewegen Sie sich täglich mindestens eine halbe Stunde
- Trinken Sie jeden Tag anderthalb bis zwei Liter Wasser oder ungesüßte Kräuter- und Früchtetees
- Verzehren Sie ballaststoffreiche Kost
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Warum sind Ballaststoffe bei Verstopfung so wichtig?
Ballaststoffe sind weitgehend unverdauliche, faserartige Nahrungsbestandteile, die vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen. Im Darm nehmen sie relativ große Mengen Wasser auf. Dadurch machen sie den Stuhl weicher und erhöhen sein Volumen, was wiederum die Darmbewegungen anregt. Ballaststoffe fördern somit nicht nur die Verdauung, sie machen auch lange satt.
Als besonders gute Quellen für Ballaststoffe gelten Vollkornbrot, Getreideflocken, Vollkornnudeln und Naturreis sowie Gemüse, Obst – vor allem auch in getrockneter Form –, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen. Ein paar dieser Lebensmittel sollten daher bei keiner Mahlzeit fehlen. Experten und Expertinnen empfehlen, jeden Tag mindestens 30 Gramm Ballaststoffe zu essen.
Flohsamenschalen bei Obstipation
Zeigen die genannten Maßnahmen auch nach vier Wochen keine Wirkung, können Sie zusätzlich spezielle Ballaststoffpräparate ausprobieren, zum Beispiel Weizenkleie oder Flohsamenschalen. Beide sind inzwischen in fast jedem Supermarkt und in Drogerien erhältlich. Die oft empfohlene Weizenkleie enthält überwiegend wasserunlösliche Ballaststoffe, die bei manchen Menschen zu vermehrter Gasbildung und Blähungen führen können. Als besser verträglich gelten Flohsamenschalen, die große Mengen löslicher Ballaststoffe liefern. Die regelmäßige Einnahme derartiger Präparate sollte allerdings mit einem Arzt oder einer Ärztin besprochen werden. Bei manchen Erkrankungen wie einer Verengung des Magens oder Darms sind Flohsamenschalen nicht empfehlenswert.
Ballaststoffmenge langsam erhöhen
Wer bisher nur wenige der Pflanzenfasern verzehrt hat, erhöht ihre Zufuhr am besten schrittweise. Das macht sie besser bekömmlich und mögliche Nebenwirkungen, wie Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall, werden vermieden. Damit Ballaststoffe ihre positiven Effekte voll entfalten können, ist es wichtig, ausreichend zu trinken. Die nötige Menge von anderthalb bis zwei Litern Flüssigkeit sollten Sie möglichst über den Tag verteilt aufnehmen. Am besten decken Sie Ihren Flüssigkeitsbedarf mit Wasser sowie ungesüßten Kräuter- und Früchtetees.
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Was kann man gegen Verstopfung tun, wenn Hausmittel nicht wirken?
Erforderlich wird ein Besuch in der Arztpraxis spätestens dann, wenn keines der genannten Hausmittel die gewünschte Linderung verschafft. Die meisten Abführmittel, Laxantien genannt, gibt es rezeptfrei in der Apotheke. Doch Vorsicht: Die unreflektierte Einnahme von Abführmitteln kann die Zusammensetzung der Blutsalze verändern, wodurch sich die Darmtätigkeit weiter verlangsamen kann. In der Folge werden dann oft noch mehr Abführmittel eingenommen und es entwickelt sich ein Teufelskreis. Daher ist es ratsam, mit der Ärztin oder dem Arzt die richtige Anwendung zu besprechen.
Werden Abführmittel gelegentlich und nicht täglich zur Behandlung einer Verstopfung eingesetzt und treten dabei keine Beschwerden auf, spricht nichts gegen eine Anwendung – auch nicht bei Schwangeren. Aufgrund hormoneller und körperlicher Veränderungen haben Schwangere häufig mit Verstopfung zu kämpfen. Welche Laxantien während der Schwangerschaft geeignet sind, klären Sie am besten mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt.
Die gängigsten Abführmittel sind:
- Macrogol
- Natriumpicosulfat
- Bisacodyl
Woher kommen Verdauungsprobleme in der Schwangerschaft?
Verstopfungen oder Blähungen werden in der Schwangerschaft durch zwei Faktoren begünstigt:
- Hormonelle Veränderungen: Das Geschlechtshormon Progesteron, das in der Schwangerschaft vermehrt produziert wird, entspannt die Darmmuskulatur. Das wiederum verlangsamt die Darmbewegungen und die Stuhlentleerungen erfolgen in größeren Zeitabständen.
- Veränderungen der Gebärmutter: Die Gebärmutter wird im Laufe der Schwangerschaft immer größer und drückt auf den Darm. Die Folge: Der Stuhl bleibt länger im Darm, sodass mehr Zeit bleibt, um ihm Wasser zu entziehen. Der Stuhl wird dadurch fester.
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Wie entfalten Abführmittel ihre Wirkung?
Macrogol, auch bekannt als Polyethylenglycol (PEG), ist eine Art synthetischer Ballaststoff, den die Bakterien des Darms nicht verwerten können. Somit kommt es bei seiner Einnahme gegen Verstopfung zu keiner unerwünschten Gasbildung, die Blähungen hervorrufen könnte. Die weiße, kristalline Substanz, die zusammen mit Flüssigkeit eingenommen wird, kann große Mengen Wasser binden. Dadurch wird der Stuhl weicher und das Stuhlvolumen größer, sodass die Bewegungen des Darms zunehmen. Der Wirkstoff selbst wird unverdaut wieder ausgeschieden.
Natriumpicosulfat und Bisacodyl werden erst im Darm von den dort vorhandenen Enzymen und Bakterien umgewandelt. Der abführende Wirkstoff, der dabei entsteht, wird BHPM genannt. BHPM führt dazu, dass dem Stuhl weniger Wasser entzogen wird und mehr Flüssigkeit aus der Umgebung in den Darm gelangt, wodurch der Stuhl ebenfalls weicher und voluminöser wird. Es kommt zu einer verstärkten Bewegung der Darmmuskulatur, sodass der Stuhl leichter Richtung After transportiert wird.
Welche weiteren abführenden Mittel gibt es?
Alternativ können auch Zucker, etwa Lactose und Lactulose, oder Zuckeralkohole, zum Beispiel Sorbitol und Lactitol, gegen die Obstipation zum Einsatz kommen. Sie führen jedoch häufiger als Macrogol, Natriumpicosulfat und Bisacodyl zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Blähungen. Wenn auch die genannten Präparate keine Linderung verschaffen, kommen verschreibungspflichtige Medikamente ins Spiel.

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Vorbeugen: Was kann ich tun, um eine Verstopfung zu vermeiden?
Um die Verdauung in Schwung zu halten und es erst gar nicht zu einer Verstopfung kommen zu lassen, helfen ein paar einfache Regeln:
- Nehmen Sie sich Zeit fürs Essen und für regelmäßige Mahlzeiten.
- Vermeiden Sie Fast Food und hochverarbeite Lebensmittel. Kochen Sie nach Möglichkeit selbst. Vielleicht können Sie auch Selbstgekochtes mit zur Arbeit nehmen, indem Sie vorkochen.
- Sorgen Sie für ausreichend Ballaststoffe in der Nahrung durch Vollkornprodukte, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst.
- Trinken Sie regelmäßig und über den Tag verteilt anderthalb bis zwei Liter Wasser oder Tee.
- Bewegen Sie sich regelmäßig an der frischen Luft, mindestens eine halbe Stunde täglich.