
Darmspiegelung: Unkompliziert Leben retten

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Darmspiegelung – allein das Wort treibt manchen Menschen den Schweiß auf die Stirn. Ihnen ist die Behandlung zu intim, sie verbinden sie mit Schmerzen und Scham. Dabei haben sie gar keine genaue Vorstellung von der Prozedur. Die ist nämlich nicht nur unproblematisch, sondern kann auch Leben retten. Hier erfahren sie alles notwendige über den Eingriff.
Inhalte im Überblick
Warum ist eine Darmspiegelung als Krebsvorsorge so wichtig?
Neben Lungen-, Brust- und Prostatakrebs zählt Darmkrebs zu den vier häufigsten Krebsarten in Deutschland. Die Heilungschancen sind abhängig von dem Stadium, in dem der Krebs entdeckt wird. Eine Darmspiegelung kann Krebs schnell aufspüren und ihn sogar verhindern. Bei einem Eingriff können bereits Vorformen der bösartigen Tumore frühzeitig erkannt und entfernt werden. Laut dem Internisten und Gastroenterologen Dr. med. Andreas Schröder kann so bei neun von zehn Patienten Darmkrebs verhindert werden.
Was passiert bei einer Darmspiegelung?
Bei einer Darmspiegelung wird der gesamte Dickdarm durchleuchtet und auf Polypen und krebsverdächtiges Gewebe untersucht. Dazu führt das medizinische Fachpersonal einen flexiblen, etwa 1,5 Meter langen Schlauch mit einem Durchmesser von circa einem Zentimeter durch den After in den Darm. Dieser Schlauch nennt sich Koloskop und ist mit einer Lichtquelle und einer Kamera ausgestattet, mit der das Darminnere betrachtet werden kann.
Für den Fall, dass verdächtige Schleimhautstellen entdeckt werden, wird ein kleines Instrument durch das Koloskop geschoben, mit dem eine Probe entnommen, die anschließend direkt untersucht wird.
Eine Darmspiegelung dauert etwa 15 bis 45 Minuten, in dieser Zeit können die meisten Darmpolypen gefunden werden, besonders wenn sie bereits zu einem Karzinom gewachsen sind. Einen hundertprozentigen Schutz bietet der Eingriff jedoch nicht.

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Ab wann ist eine Darmspiegelung zu empfehlen?
In Deutschland bieten Krankenkassen jedem Mann ab 50 Jahren und jeder Frau ab 55 Jahren zweimal an, im Rahmen der Krebsvorsorge eine Darmspiegelung durchführen zu lassen.
Finden die Ärzte auffällige Polypen, wird eine zweite Spiegelung nach drei bis fünf Jahren empfohlen. Stellen sie hingegen keine Auffälligkeiten fest, wird eine weitere Darmspiegelung erst frühestens nach zehn Jahren erneut zur Kontrolle angeboten. Darmkrebs wächst langsam, weshalb es in der Regel mehrere Jahre dauert, bis aus Darmpolypen Krebs entstehen kann. Ab dem 75. Lebensjahr wird von einer Darmspiegelung zur Früherkennung abgeraten, da das Risiko für Komplikationen zu hoch ist.
So hilft die AOK
Welche Nebenwirkung hat eine Darmspiegelung?
„Mögliche Komplikationen sind zum Beispiel Blutungen oder Perforationen (Darmdurchbrüche)“, erklärt Dr. Schröder. Diese Blutungen werden überwiegend durch das Entfernen der Polypen ausgelöst. In der Regel lassen sie sich aber gut behandeln und in den Griff bekommen. Sie treten bei zwei bis drei von 1.000 Männern beziehungsweise bei ein bis zwei von 1.000 Frauen auf. Noch seltener kommt es zu einer Perforation. Ein solcher Darmdurchbruch kann jedoch mitunter lebensgefährlich sein und muss sofort operiert werden.
Auch Herz-Kreislauf-Probleme können als Nebenwirkung einer Darmspiegelung auftreten, sind aber ebenfalls selten. Häufiger kann es dagegen zu Blähungen oder Schmerzen kommen, die durch die Weitung des Darms entstehen. Diese Symptome sind aber unbedenklich. Mögliche Nebenwirkungen sind ein wichtiger Teil des Aufklärungsgespräches, leider kommt es jedoch immer wieder vor, dass Patienten nicht optimal informiert werden. Im Video klärt Dr. Schröder über den Eingriff auf:
So läuft eine Darmspiegelung ab
Der Arzt klärt über die Risiken auf und bespricht mit dem Patienten den Vorgang einer Darmspiegelung und die Maßnahmen, die getroffen werden müssen.
Vor dem Eingriff muss der Darm entleert werden, damit der Arzt optimale Sicht hat. Dazu trinkt der Patient meistens am Abend vor dem Termin ein Abführmittel mit etwa zwei bis vier Litern Flüssigkeit. Feste Kost darf zwei bis drei Stunden vor dem Abführen und bis zu der Untersuchung nicht aufgenommen werden.
Die Behandlung an sich findet ohne Narkose statt. Es besteht aber die Möglichkeit, ein sedierendes Medikament zu bekommen, sodass man von der Untersuchung kaum etwas mitbekommt. Der Patient liegt auf der Seite, der Arzt bläst Luft in den Darm, um ihn zu weiten und die sogenannte Koloskopie beginnt.
Falls der Arzt auf Auffälligkeiten an der Darmwand stößt, entnimmt er mithilfe von winzigen Zangen Gewebeproben. Darmpolypen werden direkt entfernt.
Nach der Darmspiegelung dürfen Patienten sofort wieder etwas essen. Sind während der Behandlung Polypen entfernt worden, empfiehlt es sich aber, damit zu warten. Der Arzt kann Sie beraten. Haben Sie Beruhigungsmittel zu sich genommen, sollten Sie die nächsten 24 Stunden weder Auto fahren noch Maschinen bedienen.
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