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Stoffwechsel

Wie das Gewicht der Mutter die Gesundheit des Kindes prägt

Veröffentlicht am:18.08.2025

4 Minuten Lesedauer

Bereits in der Schwangerschaft werden die Weichen für das kindliche Körpergewicht und die Stoffwechselgesundheit gestellt. Entscheidend ist dabei das mütterliche Gewicht. Was fetale Programmierung bedeutet – und worauf Schwangere achten können.

Eine übergewichtige Frau liegt mit einem Baby im Arm in einem Krankenhausbett.

© iStock / mgstudyo

Was bedeutet pränatale Prägung im Zusammenhang mit Übergewicht?

Es gibt verschiedene Faktoren, die darüber bestimmen, wie viel Kinder wiegen. Ausschlaggebend sind etwa die Ernährung und das Bewegungsverhalten. Doch bereits in der Schwangerschaft gibt es prägende Einflüsse. Das Stichwort heißt: „Fetale Programmierung“. Dabei handelt es sich um einen Prozess, der während entscheidender Entwicklungsphasen in der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt abläuft. Durch die fetale Programmierung wird die zukünftige Funktionsweise von Organsystemen festgelegt – je nachdem, unter welchen Bedingungen das Baby heranwächst. Wichtige Taktgeber sind unter anderem die Ernährung der Schwangeren, bestimmte Hormone oder Stress. Doch wie funktioniert die fetale Programmierung? Bereits im Mutterleib passt sich das Ungeborene an die Umgebung an. Durch eine Überversorgung, etwa in Verbindung mit einem nicht behandelten Schwangerschaftsdiabetes, kann es zu einer Fehlprogrammierung kommen. Diese Fehlprogrammierung erhöht das Risiko für chronische Erkrankungen bei Kindern. Sie können später im Leben unter Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes leiden.

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Mütterliches Übergewicht kann Kinder dick machen

Ein erhöhtes Geburtsgewicht kann problematisch sein – vier Kilo oder mehr steigern die Wahrscheinlichkeit für Geburtskomplikationen, wie das „Steckenbleiben“ der Schulter im Becken. Außerdem nehmen künftige Gesundheitsrisiken zu. Neben einem Schwangerschaftsdiabetes hängt vor allem Übergewicht in der Schwangerschaft eng mit einem hohen Geburtsgewicht zusammen. Und das ist nicht selten: Laut der Bundesauswertung Geburtshilfe aus dem Jahr 2017 starteten rund 16 Prozent der Schwangeren mit Adipositas in die Schwangerschaft – ihr Body-Maß-Index (BMI) betrug also mindestens 30. Für die Mutter, aber auch das Kind, kann das Folgen haben: Ungeborene sind mit Nährstoffen überversorgt, was beim Kind Adipositas und entsprechende Folgeerkrankungen wie Diabetes begünstigt. Noch ist der Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit der Schwangeren und Übergewicht sowie Stoffwechselstörungen beim Kind nicht lückenlos geklärt. Studien weisen jedoch auf eine Beziehung zwischen mütterlicher Adipositas und epigenetischen Veränderungen im Nabelschnurblut der Neugeborenen hin.

So verknüpfen Studien mütterliches Übergewicht mit pränataler Entwicklung

Mütterliches Übergewicht fördert Fettleibigkeit bei Kindern – das belegen auch Studien. Dabei unterscheiden Forschende zwischen verschiedenen Ausgangssituationen: Frauen, die mit einer Fettleibigkeit in die Schwangerschaft gehen, und werdende Mütter mit einer deutlichen Gewichtszunahme während der Schwangerschaft. In einer Studie hatten Kinder eine um 264 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit für Fettleibigkeit, wenn ihre Mütter bereits vor der Schwangerschaft deutlich übergewichtig waren – verglichen mit Kindern von Müttern mit einem normalen BMI. Das ergab eine systematische Überprüfung anhand von 79 Studien. Doch auch eine zu hohe Gewichtszunahme während der Schwangerschaft ist ein Risikofaktor – viele Kinder bringen dann bereits bei der Geburt zu viel auf die Waage. Beinahe vierzig Prozent der normal und geringfügig übergewichtigen Frauen nahmen während der Schwangerschaft laut einer Studie zu viel zu. Sie besaßen dadurch eine 20 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit, ein zu schweres Baby auf die Welt zu bringen. Die Auswirkungen des mütterlichen Übergewichts müssen sich aber nicht direkt nach der Geburt zeigen, oft fällt der erhöhte Körperfettanteil bei Kindern erst im Schuleintrittsalter auf.

PEACHES-Studie untersucht entscheidende Zusammenhänge

Bereits seit dem Jahr 2010 läuft das Programming of Enhanced Adiposity Risk in Childhood - Early Screening, kurz PEACHES-Studie. Daran nehmen adipöse Schwangere und ihre Kinder teil. Die Studie untersucht, inwieweit das mütterliche Übergewicht Fettleibigkeit und Stoffwechselerkrankungen beim Nachwuchs fördert. Ein Ergebnis ist, dass Kinder von Müttern mit Adipositas schon in den ersten Lebensmonaten eine überdurchschnittliche Gewichtszunahme zeigten.

Eine von Übergewicht betroffene Schwangere in Sportkleidung steht auf einer Gymnastikmatte und hält einen Gymnastikball in beiden Händen.

© iStock / Maryna Auramchuk

Gymnastikübungen sind in der Schwangerschaft eine leichte Form der Bewegung – körperliche Aktivität hilft bei der Vorbeugung und Behandlung von Übergewicht.

Auch nach der Geburt bleibt Übergewicht ein Thema

Die LIFE-Child-Studie untersuchte unter anderem den Einfluss des mütterlichen Gewichts auf das Adipositasrisiko beim Kind, und zwar nach der Schwangerschaft. Demzufolge waren deutlich mehr Kinder von Frauen mit Übergewicht fettleibig als von Frauen mit Normalgewicht. Dabei spielen unter anderem Ernährungsgewohnheiten eine Rolle. Welche Auswirkungen die fetale Programmierung und das mütterliche Gewicht während des Heranwachsens des Kindes haben, ist kaum vorherzusehen. Allerdings zeigen hier Untersuchungen: Sind Babys bei der Geburt schwergewichtig, neigen sie in der Kindheit und Jugend zu einem höheren BMI. Dazu kommt, dass Übergewicht dann meist auch im Erwachsenalter bestehen bleibt.

Das können Schwangere für ein gesundes Gewicht tun

Mediziner und Medizinerinnen raten von Adipositas betroffenen Frauen zu einer ausgewogenen Ernährung und zur körperlichen Aktivität – Schwimmen, Fahrradfahren und zügige Spaziergänge sind zum Beispiel gut geeignet. Außerdem wichtig: Regelmäßige Vorsorgetermine in der Gynäkologiepraxis. Hier kontrollieren Ärztinnen und Ärzte unter anderem das Gewicht der werdenden Mutter und die Blutzuckerwerte. Des Weiteren können sie, je nach Einzelfall, bei einer starken Adipositas eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung in der 34 bis 36. Schwangerschaftswoche anordnen. Diese dient dazu, eine Wachstumsverzögerung oder ein zu großes Kind zu erkennen. Frauen können in jedem Schwangerschaftsabschnitt positiv auf ihre und die Gesundheit des Ungeborenen einwirken. Besonders wichtig ist auch der Verzicht auf Alkohol und Rauchen.

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