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Nierenbeckenentzündung: Was hilft?

Veröffentlicht am:14.11.2022

4 Minuten Lesedauer

Wer von einer Nierenbeckenentzündung betroffen ist, fühlt sich häufig richtig krank. Wärme und Tee können die Symptome lindern – als Therapie reicht das aber nicht aus. Zur Behandlung sind Antibiotika nötig.

Eine Frau sitzt auf einem Sofa und fasst mit den Händen an die rechte Seite des Rückens.

© iStock / Kannika Paison

Was ist eine Nierenbeckenentzündung?

Die akute Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) ist die häufigste bakterielle Infektion der oberen Harnwege. Auslöser sind meist Bakterien, die über die Harnröhre und Harnblase durch den Harnleiter bis ins Nierenbecken gelangt sind. In vielen Fällen ist eine akute Nierenbeckenentzündung die Folge einer vorangegangenen Blaseninfektion.

Das Nierenbecken liegt innerhalb der Niere. Es ist Sammelstelle für den Harn, der die Abfallstoffe aus dem Blut enthält. Das Nierenbecken geht in den Harnleiter über, der den Harn zur Blase leitet. Frauen betrifft sowohl die Nierenbecken- als auch die Blasenentzündung viermal so häufig wie Männer. Das liegt daran, dass die Harnröhre bei Frauen kürzer ist, sodass Bakterien leichter in die oberen Harnwege gelangen können.

Heilt eine akute Pyelonephritis nicht vollständig aus, kann sie in eine chronische Nierenbeckenentzündung übergehen, bei der möglicherweise Nierengewebe unwiderruflich geschädigt wird. Deshalb ist eine schnelle Diagnose und Behandlung im akuten Stadium wichtig.

Symptome bei einer Nierenbeckenentzündung

An diesen Beschwerden können Sie eine Nierenbeckenentzündung erkennen:

  • meist einseitige Rücken- beziehungsweise Flankenschmerzen in der Nierengegend
  • Fieber über 38 Grad
  • Schüttelfrost
  • allgemeine Schwäche und Abgeschlagenheit
  • erschwertes Urinieren
  • eventuell Übelkeit

Wenn parallel eine Blasenentzündung besteht, kommen möglicherweise weitere Symptome hinzu:

  • Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen
  • häufiger Harndrang
  • Schmerzen im Unterbauch

Symptome und Risikofaktoren eines komplizierten Verlaufs

Medizinerinnen und Mediziner unterscheiden die unkomplizierte von der komplizierten Form. Bei der komplizierten Form liegt zusätzlich eine Störung des Harnabflusses vor. Diese kann sich äußern durch wiederholte Schüttelfrostanfälle, die oft ein Zeichen für eine Urosepsis sind. Diese Form der Blutvergiftung liegt vor, wenn Bakterien aus einem bestehenden Infekt der Niere oder Blase in den Blutkreislauf gelangen. Es kann dabei zu einer Eiteransammlung in der Niere, zunehmendem Nierenversagen und möglichem Schockzustand kommen. Eine Urosepsis sollte daher schnellstmöglich im Krankenhaus behandelt werden.

Wenn beispielsweise eine Schwangerschaft besteht oder die Harnwege blockiert sind, ist das Risiko für einen komplizierten Verlauf größer. Eine Prostatavergrößerung, Nierensteine und neurologische Erkrankungen (zum Beispiel Multiple Sklerose) können eine Harnabflussstörung verursachen, die unter Umständen nur operativ behoben werden kann. Ein höheres Risiko für Komplikationen haben außerdem ältere Menschen und Menschen mit einer Immunschwäche, wie zum Beispiel nach einer Chemotherapie.

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Was ist der Unterschied zwischen einer Nierenentzündung und einer Nierenbeckenentzündung?

Nierenentzündung (Nephritis) ist ein Oberbegriff für verschiedene entzündliche Erkrankungen der Niere,, je nachdem, welches Gewebe der Niere erkrankt ist. Neben Bakterien können auch andere Ursachen für eine Nephritis vorliegen. Im Gegensatz zur Nierenbeckenentzündung sind die Beschwerden bei einer Nierenentzündung häufig gering oder gar nicht vorhande.. Denn gesunde Bereiche der Niere können lange Zeit die Funktion aufrechterhalten.

Erst wenn beide Nieren nicht mehr richtig arbeiten, kann das zu bleibenden Nierenschäden führen. Meist finden sich bei einer Routineuntersuchung auffällige Urinbefunde, etwa durch Nachweis von Eiweiß oder Blut im Urin. Diagnostiziert wird eine Nierenentzündung durch Laboruntersuchungen, zum Teil auch durch bildgebende Verfahren und Entnahme einer Gewebeprobe.

Wie entsteht eine Nierenbeckenentzündung?

Bei einer Nierenbeckenentzündung gelangen krankheitserregende Keime über die Harnröhre in die Harnblase und von dort über den Harnleiter in das Innere der Niere, das Nierenbecken. Häufigste Erreger sind mit über 70 Prozent die Bakterien Escherichia coli (E. coli), aber auch andere wie Klebsiellen oder Proteus mirabilis können zu einer Pyelonephritis führen.

Einige Faktoren fördern die Verschleppung von Bakterien in die Harnwege. Dazu zählen:

  • Harnstau, zum Beispiel aufgrund einer Schwangerschaft, bei der die Gebärmutter auf die Harnleiter drückt und das Abfließen des Harns erschwert
  • Verengung oder Verlegung von Harnleiter oder -röhre, etwa bei angeborenen Engstellen im Nierenbeckengang, durch Vergrößerung der Prostata, durch geschwollene Lymphknoten oder durch Nieren- oder Harnsteine
  • häufiger Geschlechtsverkehr
Mann hat eine Nierenbeckenentzündung und lässt sich von einer Apothekerin beraten.

© iStock / Portra

Eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) wird in der Regel mit Antibiotika behandelt.

Wie wird eine Nierenbeckenentzündung behandelt?

Um eine Nierenbeckenentzündung zu behandeln, werden in der Regel Antibiotika eingesetzt. Viel trinken und die Nieren warm halten, kann die Behandlung unterstützen, es reicht als Therapie aber nicht aus. Schmerzen in der Nierengegend sind ernst zu nehmen und sollten immer ärztlich abgeklärt werden, entweder von der Hausärztin oder vom Hausarzt oder vom Urologen oder von der Urologin. Für die Diagnose führt der Behandelnde eine körperliche Untersuchung durch und nimmt eine Urinuntersuchung mit anschließender Harnkultur vor, um den Erreger zu bestimmen. Da eine akute Nierenbeckenentzündung schnell therapiert werden muss, setzt die Ärztin oder der Arzt ein sogenanntes Breitband-Antibiotikum ein, noch bevor das auslösende Bakterium identifiziert ist. Steht das Ergebnis der Urinuntersuchung fest und ist der auslösende Erreger bekannt, kann die Behandlung gegebenenfalls auf ein anderes Antibiotikum umgestellt werden.

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Kann man einer Nierenbeckenentzündung vorbeugen?

Eine Reihe von Maßnahmen kann verhindern, dass Krankheitserreger in den Harnleiter und zur Niere gelangen: Bei der Genitalhygiene sollten Frauen auf Sprays und Scheidenspülungen verzichten, die die Vaginalflora aus dem Gleichgewicht bringen können. Ebenso wichtig ist die Hygiene beim Toilettengang: Reinigung sollte vom Genitalbereich Richtung Analbereich erfolgen, nicht umgekehrt. Das hilft, einer Nierenbeckenentzündung vorzubeugen.

Falls eine Blasenentzündung vorliegt, sollte diese frühzeitig behandelt werden. Regelmäßiges und vollständiges Entleeren der Blase – vor allem direkt nach dem Sex – kann helfen, einer Infektion vorzubeugen. Auch in diesem Fall werden Bakterien mit dem Urinstrahl nach draußen befördert.

Auch Verhütungsmethoden, die die Vaginalschleimhaut beeinträchtigen, wie das Diaphragma oder chemische Verhütungsmittel, sollten Frauen meiden, die häufig von Blasenentzündungen betroffen sind.

Durch eine ausreichende Trinkmenge werden die Nieren regelrecht gespült und Darmkeime haben es schwerer, in den Harntrakt zu gelangen.

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