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Hörverlust: Wie schädlich sind Kopfhörer für unsere Ohren?

Veröffentlicht am:07.08.2025

4 Minuten Lesedauer

Viele Menschen hören unterwegs spannende Podcasts oder ihre Lieblingsmusik über Kopfhörer, oftmals mit Noise-Cancelling. Welcher Lärmpegel schädlich ist und wie Sie Ihre Ohren schützen.

Eine Frau mit türkisfarbenen Kopfhörern steht auf einer Brücke, hinter ihr fährt ein Zug entlang.

© iStock / Oleh_Slobodeniuk

So schädigen laute Geräusche das Gehör

Das Hören basiert auf komplexen Mechanismen. Vereinfacht gesagt, empfängt das Ohr Schallwellen aus der Luft und wandelt es in elektrische Signale um. Der Hörnerv im Innenohr übermittelt die Signale in mehreren Schritten zum Gehirn – dadurch hören wir. Jeden Tag nehmen wir unzählige Geräusche wahr: Im Straßenverkehr, beim Fernsehen, beim Betrieb von Haushaltsgeräten oder während Gesprächen. Der Geräuschpegel liegt dabei in der Regel in einem sicheren Bereich – Ihr Gehör wird nicht geschädigt. Wirken über längere Zeit laute Geräusche auf Ihre Ohren ein, kann das Folgen haben, etwa einen lärmbedingten Hörverlust. Er entsteht, wenn sensible Strukturen im Innenohr Schaden nehmen. Oftmals schädigt der Lärm die Haarzellen im Ohr. Anders als bei Vögeln und Amphibien bilden sich menschliche Haarzellen nicht nach – wenn sie absterben, sind sie endgültig verloren. Laute Geräusche ermüden die Sinneszellen im Ohr manchmal vorübergehend. Nach einem Konzertbesuch können Sie wie durch Watte hören oder Ohrgeräusche entwickeln. Erholen sich die Sinneszellen, bessert sich das Hören wieder. Vor allem bei länger andauernden Lärmquellen gibt es dafür aber keine Garantie.

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Können Kopfhörer zu Hörverlust führen?

Es gibt viele Lärmquellen im Freizeitbereich. Dazu zählen neben Diskotheken und Kinos auch Kopfhörer, etwa in Verbindung mit Musikplayern oder dem Smartphone. Laut Weltgesundheitsorganisation setzt sich beinahe die Hälfte der 12- bis 35-jährigen einem unsicheren Lärmpegel aus, und zwar durch persönliche Audiogeräte. Das gilt für Länder mit mittleren und hohen Einkommen. Tatsächlich sind Hörverluste bei Jugendlichen zwischen den Jahren 1994 und 2006 deutlich angestiegen – im ähnlichen Zeitraum nahm der Musikgenuss über Kopfhörer um 75 Prozent zu. Der Hörverlust könnte sich in der Gesellschaft künftig noch verschärfen, nicht nur bei jungen Menschen. Kopfhörer führen aber nicht automatisch zu einem Hörschaden – es kommt unter anderem auf die Lautstärke an.

Sind Kopfhörer dauerhaft schädlich für die Ohren?

Beim Hören mit Kopfhörern entscheiden drei Faktoren über einen sicheren Lärmpegel: Lautstärke, Nutzungsdauer und Häufigkeit. Diese Faktoren beeinflussen sich gegenseitig und bestimmen die sogenannte Schallenergiemenge. Dabei gibt es eine sichere Dosis. Diese können Sie mit leisen Geräuschen über längere Zeit oder durch kurz andauernde, größere Lärmquellen erreichen. Doch wie viel ist zu viel für die Ohren? Experten und Expertinnen nutzen für die Einschätzung Werte aus dem beruflichen Umfeld. Demnach gilt eine Geräuschquelle mit 85 Dezibel über acht Stunden als größtmögliches Belastungsniveau. Wird es lauter, sollten Sie Ihren Ohren zuliebe früher abschalten. Bei Audiogeräten stellen Nutzende in der Regel eine Lautstärke zwischen 75 und 105 Dezibel ein. Bei 75 Dezibel könnten Sie etwas mehr als acht Stunden sicher hören, bei 100 Dezibel hingegen nur 15 Minuten. Doch mit was sind diese Lautstärken vergleichbar? 85 dB entspricht ungefähr der Lautstärke eines Rasenmähers, eines Presslufthammers oder eines starken Verkehrsaufkommens. 75 Dezibel entspricht etwa dem Geräuschpegel eines vorbeifahrenden Autos oder der Geräuschkulisse in einem (vollen) Großraumbüro. 100 Dezibel ist vergleichbar mit dem Geräusch eines nah vorbeifahrenden Lastwagens.

Eine Frau in einer gelben Bluse mit In-Ear-Kopfhörern steht auf der Straße, hält ein Mobiltelefon in ihren Händen und lächelt.

© iStock / FreshSplash

Der Musikgenuss mit Kopfhörern schädigt nicht automatisch das Gehör. Die Lautstärke sollte aber höchstens 60 Prozent des maximalen Volumens betragen.

Ist Noise Cancelling gefährlich?

Kopfhörer mit Noise Cancelling, also Geräuschunterdrückung, machen das Hören in lauten Umgebungen angenehmer. Sie hören die Musik, das Hörspiel oder den Podcast klarer und nehmen weniger störende Hintergrundgeräusche wahr. Der Vorteil: Sie können die Lautstärke herunterregulieren – das kommt Ihrem Gehör zugute. Doch es gibt auch kritische Stimmen. Demnach führen Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung womöglich zu einer verringerten auditiven Verarbeitungsfähigkeit. Dabei handelt es sich nicht um ein Problem mit den Ohren, sondern mit dem Gehirn. Da das Gehirn nur noch mit einer Geräuschquelle konfrontiert wird und nicht mehr mit vielen verschiedenen, könnte es durch eine exzessive Kopfhörer-Nutzung träge werden. Vielleicht verursacht aber vielmehr laute Musik die Schwierigkeiten mit der Hörverarbeitung und nicht die Geräuschunterdrückung. Noch ist alles reine Theorie. Eine schädliche Wirkung von Noise Cancelling ist derzeit nicht belegt. Erst mit aussagekräftigen Studien können Experten und Expertinnen Empfehlungen herausgeben.

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Kopfhörer: 5 Tipps, um Hörverlust zu vermeiden

Wer regelmäßig Kopfhörer nutzt, setzt sich unter Umständen in Abhängigkeit von Lautstärke, Nutzungsdauer und Häufigkeit einem höheren Risiko für Gehörschäden aus. Wenn Sie Ihr Gehör schützen möchten, müssen Sie nicht zwangsweise auf Kopfhörer verzichten, hinterfragen Sie aber Ihre Hörgewohnheiten.

  1. Wählen Sie die richtigen Kopfhörer: Es gibt viele Meinungen darüber, welche Kopfhörer am wenigsten schädlich sind. Die Weltgesundheitsorganisation rät etwa zu geräuschunterdrückenden Modellen. Damit müssen Sie die Lautstärke nicht hochdrehen, um Hintergrundgeräusche zu überdecken. Die richtigen Kopfhörer sitzen bequem auf oder im Ohr (In-Ear-Kopfhörer) und drücken nicht. Viel wichtiger als das Modell sind aber die individuellen Einstellungen.
  2. Stellen Sie die Kopfhörer nicht zu laut: Suchen Sie sich eine ruhige Umgebung und stellen Sie die Lautstärke auf ein angenehmes Niveau ein. Die Lautstärke sollte 60 Prozent des maximalen Volumens nicht überschreiten. Viele Smartphones weisen mit einem roten Balken in den Audioeinstellungen auf eine zu hohe Geräuschbelastung hin.
  3. Begrenzen Sie die Nutzungszeit: Mit regelmäßigen Hörpausen kommt Ihr Gehör zur Ruhe – am besten setzen Sie sich ein tägliches Limit von einer Stunde.
  4. Achten Sie auf Warnzeichen: Beobachten Sie bei sich Ohrgeräusche oder haben Sie Schwierigkeiten, hohe Töne zu hören? Dies und Probleme beim Verstehen von Gesprächen deuten auf Hörbeeinträchtigungen hin. Vereinbaren Sie in dem Fall einen Termin in einer Praxis für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde.
  5. Klären Sie andere Menschen auf: Informieren Sie Personen in Ihrer Umgebung über die Risiken einer exzessiven Nutzung von Kopfhörern. Seien Sie für Kinder ein gutes Vorbild.
Fachlich geprüft
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