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Gesundheitsmagazin

Krebs

Zielgerichtete Medikamente gegen Brustkrebs

Veröffentlicht am:26.05.2023

3 Minuten Lesedauer

Personalisierte Therapien können Tumore wirkungsvoll beim Wachsen hindern, weil sie bestimmte Mechanismen hemmen, die das Wachstum und das Überleben der Krebszellen steuern. Auch im Rahmen der Brustkrebs-Behandlung kommen sie zum Einsatz.

Eine Ärztin schaut auf die Aufnahmen eines Mammographie-Sreenings.

© iStock / andresr

Personalisierte Therapie bei Brustkrebs

Zielgerichtete Tumortherapien, sogenannte „targeted therapies“, haben einen wichtigen Anteil daran, dass sich die Prognose bestimmter Gruppen von Menschen mit Brustkrebs verbessert hat. Dabei kommen Medikamente zum Einsatz, die gezielt in bestimmte Vorgänge eingreifen, die für das Tumorwachstum wichtig sind. Diese Art der Behandlung wird auch „personalisierte Therapie“ bezeichnet. Allerdings ist dieser Begriff irreführend. Es geht dabei zunächst weniger um die betroffene Person als vielmehr um die spezifischen biologischen Eigenschaften ihres Tumors. Liegen bestimmte Merkmale des Gewebes vor, ermöglichen diese eine solche Therapie. Häufig werden die zielgerichteten Medikamente mit anderen Behandlungsformen wie etwa Antihormontherapien oder Chemotherapien kombiniert, um die Wirkung der Tumortherapie zu verbessern.

Vorteil: Gewinn an Lebenszeit

Zielgerichtete Therapien sollen Mechanismen hemmen, die die Tumorzellen zum Wachstum und Überleben brauchen. Sie heften sich an bestimmte Moleküle (Rezeptoren) und unterbrechen damit die Informationsweiterleitung innerhalb sowie zwischen den Krebszellen. Allerdings sind Tumorzellen manchmal in der Lage, die Schlösser wieder zu öffnen und zelluläre Umleitungen zu finden. Deshalb kann es langsam zu einer abnehmenden Wirkung der neuen Medikamente kommen. Dennoch können die Betroffenen durch sie wertvolle Lebenszeit gewinnen.

Nachteil: Nebenwirkungen ebenso möglich

Die veränderte Wirkweise neuer Krebsmedikamente verspricht eine speziell auf die kranken Zellen ausgerichtete Therapie. Dennoch haben auch zielgerichtete Krebstherapien Nebenwirkungen, denn die Zielstrukturen der Wirkstoffe können ebenso in gesunden Zellen vorkommen. Zu den Nebenwirkungen gehören in der Folge je nach Medikament zum Beispiel Hautausschlag, Nagelveränderungen, Übelkeit, Kopfschmerzen und Erschöpfung. Aber auch das Herz-Kreislauf-System, Leber oder Lunge können betroffen sein.

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Punktgenau gegen Brustkrebs vorgehen

Um die passende zielgerichtete Behandlung zu finden, muss der Tumor genau analysiert werden. Die Tests werden entweder am Tumorgewebe (Biopsie) oder anhand von Blutproben durchgeführt. Zielgerichtete Therapien sind nur wirksam, wenn der Tumor die entsprechende Besonderheit aufweist. Ob eine solche Therapie infrage kommt, hängt zudem auch von weiteren Aspekten ab. Dazu gehören insbesondere das Krankheitsstadium, Vortherapien, Verträglichkeit, Begleiterkrankungen und die Wünsche der Betroffenen selbst. Erst wenn all diese individuellen Faktoren berücksichtigt wurden, handelt es sich wirklich um eine personalisierte Therapie.

Eine Frau arbeitet an einer Sterilbank im Labor und untersucht Brustkrebszellen.

© iStock / gevende

Durch verschiedene Labortests kann herausgefunden werden, auf welche zielgerichtete Medikamente die Tumorzellen ansprechen könnten.

Zielgerichtete Medikamente zur Behandlung von Brustkrebs

Für diese Tumormerkmale sind Medikamente zur Behandlung von Brustkrebs zugelassen:

  • HER2: Bei etwa 15 Prozent aller von Brustkrebs Betroffenen findet sich eine erhöhte Konzentration des Wachstumsfaktor-Rezeptors HER2 im Tumorgewebe. HER2-Inhibitoren werden häufig mit einer Chemotherapie oder einer antihormonellen Therapie kombiniert. Beispiele: Trastuzumab, Pertuzumab, Lapatinib
  • mTOR: Wenn der mTOR-Signalweg überaktiv ist, verlieren antihormonelle Therapien ihre Wirkung. Wird dieser Signalweg blockiert, reagieren die Tumorzellen wieder auf die Antihormontherapie. Beispiel: Everolimus
  • BRCA: Die BRCA-Gene sind Tumorschutzgene, die an der ständigen Reparatur der Erbsubstanz mitwirken. Sind diese krankhaft verändert, kann es sich um erblich bedingten Brustkrebs handeln, aber es kommt auch zu Neumutationen ohne familiäre Belastung. Sogenannte PARP-Hemmer bewirken, dass Tumorzellen ihre Erbsubstanz nach einer platinhaltigen Chemotherapie nicht mehr selbst reparieren können und absterben. Beispiel: Olaparib, Talazoparib
  • CDK4/6: CDK4/6-Hemmer verhindern die unkontrollierte Teilung von Tumorzellen. Sie werden meist mit einer antihormonellen Therapie kombiniert. Beispiele: Palbociclib, Ribociclib, Abemaciclib
  • PD-1/PD-L1: PD-1/PD-L1-Hemmer aktivieren das körpereigene Immunsystem, um Krebszellen zu bekämpfen. Sie werden auch als Checkpoint-Hemmer bezeichnet. Zusammen mit einer Chemotherapie bilden sie ein schlagkräftiges Duo. Beispiele: Atezolizumab, Pembrolizumab
  • PIK3CA: Mutationen im PIK3CA-Gen kommen bei etwa 40 Prozent der Frauen mit hormonempfindlichem metastasierten Brustkrebs vor. Wenn das Gen blockiert wird, geht das Tumorwachstum zurück. Kombiniert wird der PIK3CA-Hemmer mit einem antihormonellen Mittel. Beispiel: Alpelisib
  • VEGF: VEGF ist ein Eiweiß, das der Tumor benutzt, um neue Blutgefäße zu bilden. Diese benötigt er, um sich mit Nährstoffen zu versorgen. Antikörper können dies verhindern. Der Tumor wird dadurch „ausgehungert“. Beispiel: Bevacizumab

Unterstützung finden

Die AOK ist im Falle einer Brustkrebserkrankung an Ihrer Seite.

  • AOK-Curaplan Behandlung bei Brustkrebs: Das strukturierte Behandlungsprogramm begleitet Sie zu jedem Zeitpunkt Ihrer Erkrankung – von der Diagnose bis zur Nachsorge. 
  • AOK-Familiencoach Krebs: Das Selbsthilfe-Onlineprogramm unterstützt Sie und Ihre Familie dabei, die Belastungen der Krebserkrankung zu bewältigen.

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