Krebs
Mythen-Check: Was ist HPV, wie wird es übertragen und wen gefährdet es?
Veröffentlicht am:21.11.2025
4 Minuten Lesedauer
HPV – eine Abkürzung, die am häufigsten im Zusammenhang mit Gebärmutterhalskrebs fällt. Das Humane Papillomvirus betrifft jedoch nicht nur Mädchen und Frauen. Solche Mythen zu HPV halten sich leider hartnäckig. Zeit, Fakten von Fehlinformationen zu trennen.

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Was ist der HPV-Virus und was kann er im Körper bewirken?
Das Humane Papillomvirus, kurz HPV, ist ein unbehülltes Virus mit ringförmiger DNA-Struktur – mehr als 200 verschiedene Typen des Virus sind inzwischen bekannt. Manche bleiben harmlos oder verursachen lediglich Warzen, andere gelten als sogenannte Hochrisiko-Typen, weil sie infizierte Zellen verändern und dadurch zur Entstehung von Krebs beitragen können. Das Virus dringt über kleinste Verletzungen in Haut oder Schleimhaut ein und befällt dort Epithelzellen. Das Virus bleibt lange unauffällig im Körper, ohne Beschwerden zu verursachen. Bei dieser sogenannten persistierenden Infektion mit Hochrisikotypen kann es jedoch dazu kommen, dass sich die Körperzellen verändern und Krebs entsteht. Aber eine Infektion mit dem HPV-Virus führt nicht zwangsläufig zu Krebs, häufig heilt sie folgenlos aus.
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Mythos 1: HPV ist selten
Weltweit gesehen gehört HPV zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen und ist damit keineswegs selten. Die überwiegende Anzahl sexuell aktiver Menschen kommt im Laufe ihres Lebens mindestens einmal mit dem Virus in Berührung – oft schon beim ersten Sexualkontakt. In den meisten Fällen schafft es das Immunsystem, die Infektion zu bekämpfen, in zehn Prozent der Fälle persistiert sie jedoch, das heißt, das Virus bleibt im Organismus. HPV-Infektionen sind weltweit verbreitet. Schätzungen zufolge sind etwa sieben Prozent der Krebstumore in den Industrieländern infektionsbedingt, rund die Hälfte davon stehen mit HPV-Infektionen in Zusammenhang.
Mythos 2: HPV betrifft nur Frauen
HPV ist kein „Frauenvirus“. Jungen und Männer können sich ebenso mit dem Humanen Papillomvirus infizieren. Studien zeigen, dass in Europa rund jeder fünfte Mann ab 15 Jahren einen Hochrisiko-Typ in sich trägt, der Krebs auslösen kann. Anders als oft vermutet, bleibt das Infektionsrisiko auch im höheren Alter bestehen und damit auch die Möglichkeit, das Virus unbemerkt weiterzugeben. HPV kann bei Jungen und Männern Tumoren im Mund- und Rachenraum, am Penis oder im Analbereich verursachen. Bei ihnen gelten ähnliche Risikofaktoren für eine HPV-Infektion wie bei Frauen:
- früher erster Geschlechtsverkehr
- mehrere Sexualpartner und Sexualpartnerinnen
- Immunschwäche
- erbliche Faktoren
- Infektionen mit weiteren sexuell übertragbaren Keimen
- Rauchen
- UV-Strahlung
- bei Frauen: hormonelle Verhütungsmittel, viele Geburten
Die HPV-Impfung für Jungen ist also genauso sinnvoll wie für Mädchen.

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Mythos 3: Wenn ich ein Kondom benutze, bin ich vor HPV geschützt
Das Humane Papillomvirus ist nicht nur ein Virus, das sich beim Sex überträgt – es ist vor allem ein Kontaktvirus. Es befindet sich nicht in Blut, Sperma oder Scheidenflüssigkeit, sondern gelangt über direkten Haut- oder Schleimhautkontakt von einem infizierten Menschen zum nächsten. Die häufigsten Übertragungswege sind Vaginal- und Analverkehr, Oralsex kann HPV zudem in die Mund- und Rachenschleimhaut bringen. Schon der erste sexuelle Kontakt kann ausreichen, um sich anzustecken. Das Virus nutzt kleinste Verletzungen der Haut oder Schleimhaut, um in die Zellen einzudringen und eine Infektion auszulösen. Besonders gefährdet sind junge Menschen bis etwa 25 Jahre, weil sie ihre Sexualpartner und Sexualpartnerinnen in dieser Lebensphase öfter wechseln. Doch nicht nur beim Sex wird HPV übertragen: Enger Körperkontakt, intensives Küssen oder Petting können ebenfalls ausreichen, um das Virus weiterzugeben. In sehr seltenen Fällen ist auch eine Schmierinfektion möglich. Kondome bieten leider keinen vollständigen Schutz: HPV kann überall in der Anal- und Genitalregion vorkommen, sodass selbst bei korrekt verwendetem Kondom eine Übertragung denkbar ist. Die Verhütungsmittel schützen aber vor vielen anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, wie HIV, und sollten genutzt werden.
Mythos 4: Die HPV-Impfung ist nicht sicher und hat viele Nebenwirkungen
Die HPV-Impfung zählt zu den am besten erforschten Impfungen überhaupt. Weltweit wurden bereits über 800 Millionen Dosen verabreicht, begleitet von mehr als 15 Jahren praktischer Erfahrung. Kurzfristige Nebenwirkungen wie Rötung, Schwellung oder Schmerzen an der Einstichstelle, gelegentlich Kopfschmerzen, Übelkeit oder Kreislaufreaktionen sind normal – die Schmerzen an der Einstichstelle und die Kreislaufprobleme treten bei anderen Impfungen, zum Beispiel bei der kombinierten Auffrischimpfung für Tetanus, Diphtherie, Pertussis und Polio, ähnlich auf. Umfangreiche Studien konnten keinen Zusammenhang mit schweren Erkrankungen, etwa Autoimmunerkrankungen, oder Todesfällen feststellen. Internationale Behörden, darunter die Weltgesundheitsorganisation, bestätigen die Sicherheit der HPV-Impfstoffe.
Die AOK zahlt die Impfung für Kinder und Jugendliche
Für Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 17 Jahren übernimmt die AOK die Kosten komplett – somit können junge Menschen die Chance auf einen wirksamen Schutz vor HPV-bedingten Krebserkrankungen kostenfrei nutzen.
Mythos 5: Die Impfung nützt nichts mehr, wenn man schon sexuell aktiv ist
Am wirkungsvollsten schützt die HPV-Impfung tatsächlich, wenn noch keine Infektion stattgefunden hat und das ist vor dem ersten sexuellen Kontakt. Schließlich soll die Impfung vor dem Virus schützen, mit dem man sich noch nicht angesteckt hat – daher bilden 9- bis 14-Jährige die Zielgruppe der HPV-Impfung. Trotzdem macht die Impfung auch für Jugendliche nach dem ersten Sexualkontrakt Sinn, weil sie unter Umständen gegen weitere HPV-Typen einen Schutz aufbaut. Die Impfung erfolgt bei unter 15-Jährigen in zwei Dosen, ab 15 Jahren in drei Dosen. Eltern und Interessierte können sich dafür an eine Praxis für Allgemeinmedizin, Kinder- und Jugendheilkunde, Urologie oder Gynäkologie wenden.
Passende Angebote der AOK
Schutzimpfungen im Überblick
Impfungen gehören zu den wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen in der Medizin, um Kinder und Erwachsene vor schweren und lebensgefährlichen Krankheiten zu schützen. Die AOK übernimmt deshalb die Kosten für viele Schutzimpfungen.
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