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Liebe & Sexualität

Was ist Syphilis? Alles über Symptome und Behandlung

Veröffentlicht am:22.12.2023

6 Minuten Lesedauer

Syphilis ist eine weltweit verbreitete Erkrankung, die seit Ende der 90er-Jahre in den westlichen Industrienationen wieder an Häufigkeit zunimmt. Bei einer frühen Diagnose der sexuell übertragbaren Krankheit sind die Heilungschancen in der Regel gut.

Ein junges Pärchen küsst sich auf einem Musikfestival.

© iStock / urbazon

Was ist Syphilis und wie wird sie übertragen?

Das Bakterium Treponema pallidum löst die sexuell übertragbare Infektionskrankheit Syphilis aus. Nur im Menschen kann der Erreger leben und sich vermehren. Die durchschnittliche Zeitspanne zwischen Ansteckung und Krankheitsbeginn (Inkubationszeit) beträgt 14 bis 24 Tage. Die Krankheit wird vor allem beim Geschlechtsverkehr übertragen. Dafür muss ein direkter Kontakt mit der infizierten Schleimhaut der angesteckten Person erfolgen. Die Wahrscheinlichkeit, sich bei einer erkrankten Person über ungeschützten Geschlechtsverkehr anzustecken, liegt bei 30 Prozent.

Auch eine werdende Mutter kann eine Syphiliserkrankung an ihr ungeborenes Kind weitergeben. Eine Übertragung des Erregers über kontaminierte Gegenstände wie Nadeln ist möglich, aber äußerst selten. Ebenfalls sehr selten wird die Krankheit über Bluttransfusionen übertragen.

Syphilis ruft eine Vielzahl von Symptomen hervor und verläuft zyklisch – das heißt, symptomatische und beschwerdefreie Phasen wechseln sich ab. Doch auch wenn die Infektion asymptomatisch verläuft, endet sie im seltenen Extremfall tödlich, da sie Haut, Schleimhaut, Lymphknoten, Augen, Leber, Milz und Nieren, Knochen und Gelenke sowie das Herz und das Nervensystem betreffen. Infolge der Infektion kann es dann zu einem Organversagen oder zu Lebertumoren kommen.

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Syphilis: Symptome und Stadien im Überblick

Nur etwa jede zweite Infektion mit dem Syphilis-Auslöser, dem Bakterium Treponema pallidum, führt auch zu Symptomen, die sich je nach Stadium der Erkrankung unterscheiden. Zu den häufigsten Anzeichen zählen unter anderem:

  • Fieber
  • Abgeschlagenheit
  • Muskelschwäche
  • Lymphknotenschwellungen
  • rotfleckige Ausschläge, typischerweise an Handinnenflächen und Fußsohlen

Die akuten Infektionen, sowohl jene mit Symptomen als auch solche ohne, können chronisch werden. Das heißt, die Infektion entwickelt sich schleichend und durchläuft dabei mehrere Stadien. Es wird zwischen der infektiösen Frühsyphilis (Stadium I + II) und der nicht infektiösen Spätsyphilis (Stadium III) unterschieden. Bei unbehandelter und nicht spontan ausgeheilter Frühsyphilis können nach einer Phase ohne klinische Symptome, die mehreren Jahren dauern kann, erstmals Symptome entstehen oder wieder auftreten.

Frühsyphilis (Stadium I und II)

In den ersten beiden Stadien spricht man von Frühsyphilis. In dieser Phase können mit Syphilis infizierte Personen andere Menschen anstecken. Die ersten Symptome treten meist zwei bis drei Wochen nach Ansteckung auf. Die Inkubationszeit kann aber auch bis zu 90 Tage andauern. Zunächst bildet sich an der Stelle, über die der Erreger eingedrungen ist, ein dunkelrotes Knötchen mit verhärtetem Rand. Daraus entsteht relativ schnell ein Geschwür, das einen gelblichen Belag hat. Es wird auch harter Schanker genannt. Das Geschwür verursacht meist keine Schmerzen, doch wird es verletzt, sondert es ein klares Sekret ab. Dieses ist höchst infektiös, da sich darin zahlreiche Bakterien befinden. Bei betroffenen Männern befindet sich ein solches Geschwür meist an der Vorhaut; genauer am Vorhautbändchen. Bei Frauen sind Schamlippen, Klitoris und Scheidenvorhof am häufigsten betroffenen. In seltenen Fällen dringt der Erreger bis in die Gebärmutter ein. Auch After und Mund sind mögliche Stellen, an denen bei Männern und Frauen infolge entsprechender Sexpraktiken ein Geschwür entstehen kann. Meist heilt es nach zwei bis sechs Wochen von allein wieder ab. Doch Vorsicht: Obwohl die Symptome oft ohne Behandlung wieder verschwinden, ist man nach wie vor an Syphilis erkrankt und weiterhin ansteckend.

Die Schwellung der umliegenden Lymphknoten kann noch mehrere Monate fortbestehen. Auch sind schmerzhafte Knochenhaut- oder Gelenkschwellungen, Blutarmut, Durchfälle, Schwellungen der Milz und Gelbsucht möglich.

In diesem Stadium ist die Syphilis durch eine Antibiotikatherapie heilbar. Ohne Behandlung beginnt das sekundäre Stadium etwa zehn Wochen nach der Ansteckung. Inzwischen haben sich die Bakterien über das Blut- und Lymphsystem im Organismus vermehrt und verursachen im Laufe der Monate ein ausgeprägtes Beschwerdebild. Dazu können Symptome gehören wie:

  • Fieber
  • Abgeschlagenheit
  • Muskelbeschwerden
  • Appetitlosigkeit
  • Lymphknotenschwellungen
  • fleckige, rotebraune Ausschläge, typischerweise an Handinnenflächen und Fußsohlen

Auch diese Symptome können nach einigen Wochen abklingen und dann in unregelmäßigen Abständen wieder auftreten. Nach etwa zwei Jahren tritt die Erkrankung meist in eine Ruhephase, die sogenannte Latenzphase, ein, in der die Infektion nur anhand entsprechender Antikörper im Blut nachweisbar ist. In dieser Phase kann die Syphilis teils bis zum Lebensende der Betroffenen verharren, ohne Spätfolgen auszulösen. Es kann jedoch auch zu einer Zufallsbehandlung und -heilung kommen – nämlich dann, wenn Betroffene aus anderen Gründen ein Antibiotikum einnehmen, das auch bei Syphilis wirkt.

Spätsyphilis (Stadium III)

Noch Jahre nach der Infektion kann die Krankheit in die dritte (tertiäre) Phase übergehen. Betroffene leiden dann häufig unter gummiartigen Knoten, die sowohl unter der Haut, am Gaumen, an den Knochen sowie auch an inneren Organen auftreten können. Die knotenartigen Geschwüre bilden sich vereinzelt oder verstreut und verbreiten sich im benachbarten Gewebe. Diese sogenannten Gummen sorgen zudem für bleibende Schäden, indem sie das umliegende Gewebe zerstören. Treten sie beispielsweise am Knochen auf, kann das zu starken Schmerzen führen.

Entwickeln sich in der dritten Phase auch Entzündungen des Nervensystems, der Hirnhäute und Blutgefäße, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer Neurosyphilis. Doch auch andere Regionen können bei einer Spätsyphilis betroffen sein: Durch den Befall des Rückenmarkes kann es zur sogenannten Tabes dorsalis kommen. Patientinnen und Patienten klagen dann über intensiv-stechende, blitzartig einschießende Schmerzen in Rücken und Beine. Auch Gangstörungen, Reflexverlust und Missempfindungen sind mögliche Beschwerden. Sind die Hirnhäute und Blutgefäße betroffen, wird das Krankheitsbild als syphilitische Meningitis beschrieben. Betroffene haben dann ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle und leiden unter anderem an Kopfschmerzen, Schwindel oder Hör- und Sehverlust.

Im Folgenden kann sich auch eine chronisch fortschreitende Gehirnentzündung entwickeln. Dabei kommt es zu neurologischen und psychiatrischen Beeinträchtigungen (wie Lähmungen) und unbehandelt nach vier bis fünf Jahren zum Tod.

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Syphilis: Wer ist davon betroffen?

Mehr als 90 Prozent der Infizierten sind Männer, die meisten davon sind zwischen 30 und 39 Jahre alt. Der Großteil der betroffenen Männer hatte Geschlechtsverkehr mit anderen Männern. Im Jahr 2019 wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) die höchste Anzahl von Syphilis-Infektionen seit Einführung des Infektionsschutzgesetzes gemeldet. Gründe für den Anstieg sind Veränderungen im Sexualverhalten bei homosexuellen Männern. Hier einige Beispiele:

  • Verzicht auf Kondome beim Geschlechtsverkehr
  • der Einsatz der PrEP (Präexpositionsprophylaxe) zur Vorbeugung einer HIV-Infektion, die vor und nach dem Sex eingesetzt werden kann, weshalb häufiger auf Kondome verzichtet wird. PrEP schützt jedoch nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten wie Syphilis.
  • die Zunahme der Sexualkontakte durch Online-Partnersuche

Bei Frauen ist es die Altersgruppe von 25 bis 29 Jahren, die am häufigsten von der Krankheit betroffen ist. Hier infizieren sich die Betroffenen hauptsächlich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr mit erkrankten Männern.

Welche Therapie gibt es bei Syphilis?

Wenn Syphilis rechtzeitig, also in den Frühstadien, erkannt wird, ist die Geschlechtskrankheit durch den Einsatz von Antibiotika gut heilbar. In den meisten Fällen wird dabei Penicillin verwendet, auch bei Schwangeren und während der Stillzeit. Hat die Patientin oder der Patient eine Penicillin-Unverträglichkeit, greift die Ärztin oder der Arzt auf ein anderes Antibiotikum wie Doxycyclin oder Erythromycin zurück.

Wenn Sie von Syphilis betroffen sind, sollten Sie all ihre Sexualpartner und -partnerinnen informieren, damit diese sich ebenfalls untersuchen lassen können. Im Falle einer primären Syphilis gilt das für alle Sexualpartner und -partnerinnen der letzten drei Monate, bei einer sekundären Syphilis für alle Sexualpartner und -partnerinnen des letzten Jahres.

Ein junges Paar liegt im Bett, die Frau spricht zu dem Mann und hält ihm ein Kondom hin.

© iStock / vadimguzhva

Kondome schützen vor Syphilis und zahlreichen anderen sexuell übertragbaren Krankheiten.

Wie kann ich mich vor einer Syphilis-Infektion schützen?

Eine Impfung gegen den Syphiliserreger gibt es nicht. Die sicherste Vorsorge, um eine Ansteckung mit Syphilis zu vermeiden, ist die Benutzung eines Kondoms. Egal, welcher Geschlechtsverkehr (vaginal, oral, anal) ausgeübt wird, am besten schützen Kondome, Femidome und sogenannte Oral Dams (Lecktücher). Besonders für Menschen, die ihre Geschlechtspartnerinnen oder -partner häufig wechseln, sind Kondome wichtig. Sie grenzen die Wahrscheinlichkeit einer Infektion deutlich ein, schließen sie aber nicht komplett aus. Denn: Auch beim Küssen kann es durch syphilitische Geschwüre im Mundraum zu einer Ansteckung kommen. Vermeiden Sie auch, Hautveränderungen, Geschwüre und nässende Hautstellen anzufassen. Kommen Sie doch in Hautkontakt, muss die Stelle umgehend gewaschen und desinfiziert werden.

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