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Gesundheitsmagazin

Immunsystem

Wie gefährlich ist Diphtherie wirklich – und wie wirkt die Impfung?

Veröffentlicht am:03.08.2023

5 Minuten Lesedauer

Vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Diphtherie eine der gefürchtetsten Krankheiten. Seit der Verbreitung der Impfung treten in Deutschland nur noch selten Fälle auf – die aber können immer noch gefährlich werden. Was bedeutet das?

Junges Mädchen liegt mit Diphtherie im Krankenhaus und muss mit Sauerstoff versorgt werden.

© iStock / monkeybusinessimages

Was ist Diphtherie?

Diphtherie ist eine hochansteckende, potenziell lebensbedrohliche Infektionskrankheit, die durch das Toxin bestimmter Corynebakterien verursacht wird und in verschiedenen Formen auftreten kann. Am weitesten verbreitet ist die Rachendiphtherie, deren Erreger schwere Entzündungen im Rachen- und Kehlkopfbereich verursacht. Bei diesen Entzündungen bilden sich grau-weißliche, membranähnliche Beläge. Die Entzündung kann zu einer Verengung der Atemwege, zu Atemnot und Erstickungsanfällen führen. Aus diesem Grund wurde Diphtherie früher auch „Würgeengel der Kinder“ genannt. Weitere Formen sind die Kehlkopfdiphterie und die Hautdiphtherie. Das Diphtherietoxin (oder nur „Toxin“) kann auch im übrigen Körper schwere Schäden verursachen, zum Beispiel eine Herzmuskelentzündung oder eine Nervenentzündung.

Dank der mittlerweile weit verbreiteten Impfung und der verbesserten hygienischen Verhältnisse tritt Diphtherie heutzutage in Deutschland und anderen Industrieländern nur noch selten auf. In einigen Ländern Afrikas, Asiens, Osteuropas und des Südpazifiks hingegen kommt es immer wieder zu Ausbrüchen. Auch die vereinzelten Erkrankungsfälle hierzulande sind nicht zu unterschätzen, denn: Diphtherie kann tödlich verlaufen.

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Welche Symptome treten bei Diphtherie auf?

Bei Rachendiphtherie können neben dem Rachen auch die Mandeln sowie die Nase betroffen sein, wobei die befallenen Stellen ineinander übergehen können. In der Regel beginnt eine Infektion zunächst mit Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und erhöhter Temperaturen bis zu 39 Grad Celsius. Im weiteren Verlauf kann es zu folgenden Symptomen kommen:

  • Heiserkeit
  • pfeifende oder zischende Atemgeräusche („Stridor“)
  • Lähmung des Gaumensegels
  • Schwellung der vorderen Halslymphknoten

Nach etwa zwei bis drei Tagen bildet sich im Rachenbereich meist ein für Diphtherie typischer grauweißlicher bis brauner Belag. Dieser entsteht durch abgestorbenes Gewebe, da das Gift gesundes Gewebe in den Atemwegen zerstört. Der Belag kann sich über Mandeln und Gaumenzäpfchen bis hin zum Kehlkopf ausbreiten und einen faulig-süßlichen Atemgeruch verursachen.

Kehlkopfdiphtherie

Vor allem bei Kindern ist oft der Kehlkopf von Diphtherie betroffen – entweder direkt oder in Folge einer ausgeweiteten Rachendiphtherie.

Folgende Symptome können bei Kehlkopfdiphtherie auftreten:

  • Heiserkeit bis hin zum Stimmverlust
  • bellender Husten („Krupp-Husten“)
  • Atemnot mit pfeifendem Einatmen
  • bläulich-rote Verfärbung der Haut („Zyanose“) oder Blässe
  • Unruhe und Ängstlichkeit
Ein Arzt untersucht den Rachen eines Kindes mit Verdacht auf Diphterie.

© iStock / aquaArts studio

Bei der Rachendiphterie ist im Rachen ein grau-weißlich bis brauner Belag zu sehen.

Haut- oder Wunddiphtherie

Hinter einer Haut- oder Wunddiphtherie stecken häufig Infektionen kleinerer Verletzungen der Haut, beispielsweise durch Insektenstiche. Besonders oft sind dabei die Beine betroffen. Auch andere Bakterien können zusätzlich beteiligt sein.

Folgende Symptome können bei einer Haut- oder Wunddiphtherie auftreten:

  • Schwellungen
  • Rötungen
  • Wunden
  • schmierige Beläge auf Haut und Schleimhaut

Ursachen von Diphtherie und Ansteckung

Infektionen der Atemwege mit dem klassischen Diphtherieerreger Corynebacterium diphtheriae sind nur von Mensch zu Mensch übertragbar. Die Ansteckung erfolgt meist durch Tröpfcheninfektion, also etwa durch Niesen, Husten, Küssen oder direkten Hautkontakt. Aber auch indirekte Übertragungen können vorkommen, beispielsweise durch Berühren eines Gegenstandes, der mit Diphtheriebakterien kontaminiert ist.

Die Inkubationszeit beträgt normalerweise zwei bis fünf Tage, in seltenen Fällen bis zu zehn Tage. Die Ansteckungsgefahr ist vor allem dort erhöht, wo Menschen auf engem Raum zusammenleben oder schlechte hygienische Verhältnisse herrschen.

Haut- und Wunddiphtherie wird in vielen Fällen durch den Erreger Corynebacterium ulcerans verursacht. Hier kommen die auslösenden Bakterien natürlicherweise nur bei Tieren vor – daher kann die Krankheit auch von Tieren auf den Menschen übertragen werden.

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Impfung gegen Diphtherie zur Vorbeugung

Eine Impfung gegen Diphtherie ist der wirksamste Schutz vor dieser Erkrankung. Bevor die Impfung ab 1960 flächendeckend eingesetzt wurde, gab es in Deutschland immer wieder größere Diphtherieepidemien, die viele Todesopfer forderten – vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. So traten 1943 circa 245.000 Fälle auf. Durch die Schutzimpfung sanken die Zahlen in Deutschland rapide – in der ehemaligen DDR noch schneller als in der Bundesrepublik. Sie lagen ab 1984 nur noch im ein- bis zweistelligen Bereich pro Jahr. In den letzten Jahren kam es wieder vermehrt zu Hautdiphtheriefällen, vor allem bei Erwachsenen ab 65 Jahren.

Die Diphtherie-Impfung richtet sich nicht gegen die Bakterien, sondern gegen das Gift des Erregers Corynebacterium diphtheriae. Das bedeutet, dass die Erreger trotzdem in den Körper gelangen, sich hier verbreiten und sogar Symptome auslösen können, wie etwa Fieber oder Schwächegefühle. Im Allgemeinen sind die Verläufe dann jedoch mild. Da eine Diphtherie-Erkrankung ohne Impfung zu schweren Komplikationen führen kann, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Grundimmunisierung von Säuglingen sowie eine Auffrischung im Alter von 5 bis 6 und von 9 bis 17 Jahren. Bei Erwachsenen sollte die Impfung alle zehn Jahre aufgefrischt werden.

Mittlerweile haben vor allem Kinder in Deutschland einen guten Impfschutz, allerdings kümmert sich nur rund die Hälfte der Erwachsenen um die erforderlichen Auffrischungen.

Diphtherie: Komplikationen und Behandlung

Diphtherie kann tödlich verlaufen. Ohne Behandlung stirbt bis zur Hälfte der Betroffenen – und auch mit Behandlung überlebt etwa jeder Zehnte die Erkrankung nicht. Eine ausgeprägte Entzündung kann zum Erstickungstod führen. Bei bis zu 25 Prozent der Erkrankten kommt es zu diversen Komplikationen, unter anderem zu einer Herzmuskelentzündung, die zu einem plötzlichen Herztod führen kann. Außerdem kann das Gift Nieren und Nerven schädigen sowie Lähmungen verursachen. Diese Lähmungen können sowohl die Nerven im Kopf als auch die Kopf-, Gesichts-, Rumpf- und Atemmuskulatur betreffen.

Um diese Folgen zu vermeiden, wird bereits bei einem Verdacht auf Rachendiphtherie eine Therapie eingeleitet und den Patienten und Patientinnen frühzeitig ein Gegengift verabreicht. Dadurch wird das Gift neutralisiert, bevor es die Organe erreicht. Parallel dazu erfolgt eine Behandlung mit Antibiotika, um die Bakterien zu bekämpfen. Obwohl die Betroffenen normalerweise zwei Tage nach Beginn der Antibiotikaeinnahme nicht mehr ansteckend sind, wird diese in der Regel zwei Wochen lang fortgesetzt. So kann sichergestellt werden, dass die Bakterien vollständig aus dem Körper verschwunden sind.

Behandlung bei Hautdiphtherie

Haut- und Wunddiphtherie ist weniger lebensbedrohlich.

Bei einer Hautdiphtherie ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sich das Gift auf den ganzen Körper ausbreitet. Aus diesem Grund wird hier nur im Notfall ein Gegengift verabreicht.

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