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Liebe & Sexualität

Chlamydien beim Mann – unbekannt und unterschätzt

Veröffentlicht am:19.08.2022

4 Minuten Lesedauer

Sie sind kaum bekannt, aber Chlamydien gehören zu den häufigsten Erregern sexuell übertragbarer Infektionskrankheiten. Weil eine Infektion manchmal keine Symptome zeigt, kann sich das Bakterium unbemerkt weiterverbreiten und zu Unfruchtbarkeit führen.

Ein Mann mit Chlamydien sitzt auf dem Bett und faltet die Hände vor dem Gesicht, während hinter ihm eine Frau schläft.

© iStock / laflor

Was sind Chlamydien?

Zu den Chlamydien zählen unterschiedliche Bakterien, die zur Bakterienfamilie der Chlamydiaceae gehören. Ein Bakterium aus dieser Familie ist Chlamydia trachomatis. Dieser Erreger verursacht eine sexuell übertragbare Krankheit, die Chlamydien-Infektionen. In Industriestaaten wie Deutschland ist Chlamydia trachomatis der häufigste bakterielle Erreger von Geschlechtskrankheiten.

Weil Chlamydien-Infektionen zwar sehr häufig, aber nicht meldepflichtig sind, weiß man nicht genau, wie viele Menschen sich jährlich in Deutschland anstecken. Sicher ist, dass sie am häufigsten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auftreten. Das liegt daran, dass Menschen in diesem Alter in der Regel sexuell aktiver sind als ältere Menschen – und das häufiger mit wechselnden Partnern und Partnerinnen.

Demgegenüber steht, dass nur ein Fünftel der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 35 Jahren den Krankheitserreger überhaupt kennt. Das hat eine aktuelle Studie zu Gesundheit und Sexualität in Deutschland aufgezeigt. Da Chlamydien-Infektionen also viel weniger bekannt sind als andere sexuell übertragbare Krankheiten wie zum Beispiel HIV, ist die Aufklärung über Chlamydien gerade für junge Menschen besonders wichtig. Und wenn Chlamydien bekannt sind, dann eher unter Frauen. Geschlechtskrankheiten sollten unter Männern aber ein genauso wichtiges Thema sein.

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Woran erkennt man Chlamydien?

Die Besonderheit einer Chlamydien-Infektion ist, dass sie oft keine oder nur sehr leichte Symptome auslöst: 50 Prozent der infizierten Männer und 80 Prozent der Frauen zeigen überhaupt keine Symptome. Viele Menschen merken deshalb nicht, dass sie sich angesteckt haben. Wenn sie dann Sex haben, geben sie ungewollt die Erreger weiter – und beim Partner oder bei der Partnerin kommt es womöglich zu Entzündungen und damit zu Symptomen.

Welche Körperteile des Mannes sind betroffen?

Folgende Organe können sich entzünden:

  • Harnröhre
  • Prostata
  • Nebenhoden
  • je nach Sexualpraktik auch der Rachen oder Enddarm; auch eine Übertragung auf die Augen ist möglich

Mögliche Symptome der Entzündungen sind:

  • Druckgefühl, Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen und beim Geschlechtsverkehr
  • eitriger Ausfluss am Penis
  • schmerzhafte Schwellung der Nebenhoden

Meistens treten solche Symptome ein bis drei Wochen nach einer Ansteckung auf. Wenn die Beschwerden ohne Behandlung von selbst abgeklungen sind, bedeutet das nicht, dass keine Erreger mehr im Körper sind. Man kann immer noch ansteckend sein. Deswegen gilt: Auch wenn sich der Zustand von selbst gebessert hat, sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden.

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Welche Unterschiede gibt es zu Infektionen bei Frauen

Außer den Beschwerden beim Wasserlassen können bei Frauen Unterleibsschmerzen, vaginale Blutungen beim Geschlechtsverkehr oder Zwischenblutungen auftreten. Bei Schwangeren kann eine Chlamydien-Infektion zu Früh- oder Fehlgeburten führen. Ist die Mutter infiziert, kann sich zudem das Neugeborene bei der Geburt anstecken.

Ein wichtiger Aspekt beim Thema Frauen und Chlamydien ist Unfruchtbarkeit. Chlamydien-Infektionen können zu einer Unfruchtbarkeit bei Frauen führen. Mittlerweile gibt es aber auch Hinweise darauf, dass Männer nach einer Ansteckung ebenfalls unfruchtbar werden können. Diese neue Erkenntnis ist für Männer ein zusätzlicher Grund, alles zu tun, um eine Ansteckung zu vermeiden.

Chlamydien: Infektionswege, Vorsorge und Behandlung

Wie infiziert „Mann“ sich mit Chlamydien?

Eine Chlamydien-Übertragung erfolgt nahezu ausschließlich über Sexualkontakt, wenn nicht infizierte Schleimhaut mit infizierter in Berührung kommt: an Penis, Scheide, Enddarm oder im Mundraum. Deshalb sind die Hauptübertragungswege von Chlamydien ungeschützter Vaginal-, Anal- oder Oralsex. Außerdem ist eine Schmierinfektion möglich, falls Sexutensilien gemeinsam benutzt werden oder wenn man sich mit der Hand, die eben noch eine infizierte Schleimhaut berührt hat, zum Beispiel ins Auge fasst. Übrigens: Wer sich einmal mit Chlamydien angesteckt hat, ist danach keinesfalls gegen weitere Infektionen immun. Mehrfachinfektionen kommen vor.

Ein Mann hält ein Kondom in die Kamera, das vor Chlamydien schützen kann.

© iStock / PaulBiryukov

Kondome können das Risiko, sich mit Chlamydien zu infizieren, stark senken.

Wie schützt „Mann“ sich am besten?

Einen vollständigen Schutz vor einer Chlamydien-Infektion gibt es nicht. Doch, wie bei vielen anderen sexuell übertragbaren Krankheiten auch: Kondome können das Risiko einer Chlamydien-Infektion stark senken. Es gibt außerdem ein Mittel, das beim Oralsex schützt: den sogenannten Dental Dam, eine dünne kondomähnliche Folie, die auf Vagina oder Anus gelegt werden kann. Der Dental Dam ist nicht so verbreitet wie Kondome, aber zum Beispiel in Apotheken erhältlich. Und schließlich sollte etwaiges Sexspielzeug, bevor es von jemand anderem verwendet wird, gründlich desinfiziert werden.

Gibt es eine Vorsorgeuntersuchung?

In einer dauerhaften Beziehung möchten viele Menschen gerne auf Maßnahmen zum Infektionsschutz verzichten. Es gibt die Möglichkeit, sich auf bestimmte sexuell übertragbare Krankheiten wie unter anderem Chlamydien testen zu lassen. Bei Frauen wird ein Chlamydien-Test als Teil der Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft durchgeführt. Wegen der anerkannt hohen Gefahr einer späteren Unfruchtbarkeit können gesetzlich krankenversicherte Frauen außerdem bis zum abgeschlossenen 25. Lebensjahr einmal jährlich einen Test in Anspruch nehmen.

Ein Chlamydien-Test beim Mann kann genauso sinnvoll sein – die Kosten können derzeit von der gesetzlichen Krankenversicherung aber nur dann übernommen werden, wenn Symptome vorliegen. Zur reinen Vorsorge muss „Mann“ die Kosten selbst tragen: Aber es ist eine Investition, die sich für ihn und seine Mitmenschen lohnt. Ein Urologe oder eine Urologin kann dazu beraten.

Welche Behandlungsmöglichkeit gibt es?

Wie so oft gilt: Je früher mit einer Behandlung begonnen wird, desto besser verläuft die Heilung. Deshalb sollten Sie bei ersten Verdachtsmomenten auf Chlamydien gleich ärztliche Hilfe suchen. Als Erstes wird ein Chlamydien-Test durchgeführt. Ist er positiv, wird ein geeignetes Antibiotikum verschrieben. Chlamydien lassen sich mit Antibiotika sehr gut behandeln. Wichtig ist, auch die Sexualpartner oder Sexualpartnerinnen zu informieren, sodass diese sich ebenfalls untersuchen und behandeln lassen können – unabhängig davon, ob sie selbst Beschwerden haben.

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