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Kinder

Alles über Windpocken: Ansteckung, Behandlung und Impfung

Veröffentlicht am:11.10.2022

6 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 18.06.2025

Windpocken sind hochansteckend, aber verlaufen bei Kindern meist harmlos. Schwere Folgen können sie bei Neugeborenen oder Erwachsenen mit geschwächtem Immunsystem haben. Warum eine Impfung gegen Varizellen so wichtig ist.

Ein kleines blondes Mädchen mit gelbem T-Shirt und roter Hose hat viele Windpocken-Bläschen auf Bauch und Brust, die Mutter (nur im Anschnitt zu sehen) hält das Kind fest.

© iStock / ArtMarie

Windpocken: hochansteckend und weit verbreitet

Windpocken (Varizellen) gehören zu den häufigsten Kinderkrankheiten. Sie sind sehr ansteckend und weltweit verbreitet. Auslöser ist das Varizella-Zoster-Virus. Windpocken treten vor allem im Kleinkind- bis zum Grundschulalter auf, aber auch Erwachsene können daran erkranken. Windpocken sind zwar unangenehm, aber der Verlauf der Virusinfektion ist bei gesunden Menschen meistens harmlos.

In Deutschland besteht eine Meldepflicht, das heißt, Windpocken müssen gemäß Infektionsschutzgesetz dem zuständigen Gesundheitsamt gemeldet werden. Kinder und Erwachsene, bei denen Varizellen festgestellt wurden oder der Verdacht darauf besteht, müssen in dieser Zeit zuhause bleiben und dürfen Gemeinschaftseinrichtungen wie Kita oder Schule nicht besuchen.

In Deutschland tritt die Virusinfektion inzwischen seltener auf, weil die meisten Kinder gegen Varizellen geimpft werden. Ihre Eltern haben Windpocken meist noch selbst als Kind durchlebt.

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Typische Symptome der Windpocken

Die Erkrankung beginnt zunächst mit einem leichten Krankheitsgefühl, gelegentlich auch mit Fieber. Kinder wirken weinerlich und schlapp. Weitere typische Symptome sind:

  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Appetitlosigkeit
  • stark juckender Hautausschlag der Windpocken mit roten Flecken
  • Knötchen und flüssigkeitsgefüllte Bläschen
  • bakterielle Hautinfektionen, nachdem die Bläschen aufgekratzt wurden
  • als Spätfolge kann sich eine Gürtelrose entwickeln

Nach ein paar Tagen platzen die Bläschen auf und trocknen aus. Es entsteht Schorf, der schnell abfällt. Das Besondere bei Windpocken ist: Auf der Haut befindet sich Ausschlag in allen Entwicklungsstadien gleichzeitig – Flecken, Knötchen, Bläschen und Schorf. Dieses auffällige Krankheitsbild bezeichnet man als Sternenhimmelmuster.

Wie werden Windpocken (Varizellen) übertragen?

Windpocken werden durch Varizella-Zoster-Viren übertragen, die zu den Herpesviren gehören. Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch durch eine Tröpfcheninfektion oder direkten Kontakt. Kleinste Speicheltröpfchen, die durch Ausatmen, Sprechen oder Husten in der Luft schweben, genügen. Zudem ist die Flüssigkeit in den Bläschen ansteckend. Wenn die Bläschen aufgekratzt werden, gelangen Viren auf die Hände und von dort auf die Schleimhäute von Mund oder Nase. Über eine sogenannte Schmierinfektion können sich Kinder, aber auch Erwachsene anstecken. Fast jeder Kontakt mit einem erkrankten Menschen führt zur Ansteckung – sofern man nicht bereits Windpocken hatte oder dagegen geimpft ist. Wenn alle Bläschen verkrustet sind, endet die Ansteckungsgefahr.

Wissen, was schützt

Was viele nicht wissen: Wer noch keine Windpocken hatte und auch nicht dagegen geimpft ist, kann sich bei Menschen anstecken, die an Gürtelrose erkrankt sind. Durch direkten Kontakt mit der Flüssigkeit in Gürtelrose-Bläschen können Sie sich mit dem Varizella-Zoster-Viren infizieren und zunächst an Windpocken erkranken.

Windpocken: Kontakt mit anderen vermeiden

Vielleicht haben Sie es selbst schon einmal beobachtet: Kinder mit Verdacht auf Varizellen werden beim Kinderarzt direkt ins Behandlungszimmer „durchgewunken“, um Kontakt mit anderen zu vermeiden. Ihrer hohen Ansteckungsgefahr verdanken Windpocken auch ihren Namen: Sie verbreiten sich buchstäblich so schnell wie der Wind. Meist reicht ein kurzer gemeinsamer Aufenthalt in einem Raum mit einer infizierten Person zur Übertragung der Viren.

Wie lange ist mein Kind ansteckend?

Die Ansteckungsgefahr beginnt in der Regel ein bis zwei Tage vor Ausbruch des Ausschlages und hält fünf bis sieben Tage nach seinem Beginn an. Von der Ansteckung bis zum Krankheitsausbruch vergehen meist 14 bis 16 Tage. In Ausnahmefällen treten Krankheitssymptome der Windpocken frühestens schon nach acht Tagen und spätestens erst nach 28 Tagen auf.

Varizellen: Ein reines Kinderproblem?

Weil Windpocken vor allem Kinder betreffen, rechnet man sie zu den Kinderkrankheiten. Aber auch Erwachsene können an Windpocken erkranken. Bei ihnen ist der Verlauf oft schwerer als bei Kindern. Das heißt, die Erkrankung kann länger dauern und das Risiko für Komplikationen ist bei Erwachsenen höher, besonders bei Menschen mit geschwächten Abwehrkräften, beispielsweise durch AIDS oder eine Krebserkrankung. Das Virus kann bei schwerem Verlauf auch eine Lungenentzündung auslösen oder in seltenen Fällen das zentrale Nervensystem befallen. Als Folge kann sich eine Gehirn- oder Hirnhautentzündung entwickeln.

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Windpocken: Vorsicht in der Schwangerschaft und bei Säuglingen

Schwangere Frauen, die weder geimpft noch immun sind und Kontakt mit einer an Windpocken erkrankten Person hatten, sollten sofort Ihre Ärztin oder Ihren Arzt aufsuchen. Innerhalb von vier Tagen nach dem Kontakt besteht die Möglichkeit, sich mit speziell gegen das Virus gerichteten Antikörpern behandeln zu lassen. Bekommt eine Schwangere in den ersten sechs Schwangerschaftsmonaten Windpocken, können die Viren beim ungeborenen Kind schwere Fehlbildungen verursachen. Für Neugeborene sind Windpocken lebensbedrohlich. Vor allem eine Erkrankung der Mutter in der Zeit um den Geburtstermin ist äußerst gefährlich für das Baby. Erkrankte sollten den Kontakt zu Babys absolut meiden. Besteht dennoch der Verdacht, dass sich ein Neugeborenes mit Windpocken angesteckt hat, sollten Sie unverzüglich Ihren Kinderarzt, Ihre Kinderärztin oder eine Klinik kontaktieren.

Behandlung von Windpocken

Bei milden Verläufen werden nur die Beschwerden behandelt, das heißt bei Fieber oder Gliederschmerzen kann Paracetamol verordnet werden. Um den Juckreiz zu lindern und die Bläschen auszutrocknen, kommen Puder, Gele oder Lotionen zum Einsatz. Oft fällt es Kindern schwer, sich nicht zu kratzen. Wenn die Bläschen aufgekratzt werden, erhöht sich jedoch das Ansteckungsrisiko und es kann zu Entzündungen und Narben kommen.

Sinnvoll ist deshalb, dass Eltern ihrem Kind die Fingernägel kurz schneiden. Bei Kleinkindern können Sie es mit Baumwoll-Fäustlingen versuchen. Lockere, weite Kleidung ohne Synthetikfasern mindert zusätzliche Hautreizungen. Vermeiden Sie außerdem ein Aufweichen der Haut: also keine Bäder und tupfen Sie nach dem Waschen die Haut Ihres Kindes lediglich vorsichtig trocken.

Eine Mutter cremt die Bläschen ihrer an Windpocken erkrankten Tochter ein.

© iStock / Mixmike

Puder, Gele oder Lotionen helfen, den Juckreiz von Windpocken zu lindern und die Bläschen auszutrocknen.

Windpocken: Eine Impfung wird empfohlen

Weil Windpocken meist harmlos verlaufen, gibt es Eltern, die mit ihren Kindern „Windpockenpartys“ besuchen, damit diese sich infizieren und immun werden. Das ist strafbar und auch grob fahrlässig. Eltern setzen ihre Kinder bewusst den äußerst unangenehmen Symptomen aus und riskieren auch Komplikationen. Sie sind bei Windpocken zwar sehr selten, aber das sollten Sie als verantwortungsbewusste Eltern keinesfalls riskieren.

Deshalb – und zum Schutz der Allgemeinheit – empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit 2004 die Windpocken-Impfung für Kinder in zwei Dosen: die erste zwischen 11 und 14, die zweite zwischen 15 und 23 Monaten. Seitdem ist die Zahl der Erkrankungen in Deutschland stark zurückgegangen. Waren es vor 2004 noch 750.000 bekannte Fälle jährlich, so liegen sie seit 2014 bei gut 20.000.

Eine Schutzimpfung gegen Windpocken verringert auch das Risiko einer späteren Gürtelrose oder führt zu leichteren Verläufen – ein weiterer guter Grund dafür, dass Eltern ihr Kind impfen lassen sollten.

Windpocken und Gürtelrose

Sind die Windpocken überstanden, „schlummern“ die Viren weiter im Körper. Sie können viele Jahre später und noch nach Jahrzehnten wieder aktiv werden und einen Hautausschlag mit Bläschen auslösen: die sogenannte Gürtelrose. Ihr wissenschaftlicher Name ist Herpes zoster. Sie wird vom gleichen Erreger ausgelöst wie Windpocken: Varizella-Zoster-Viren. Prinzipiell kann also jeder Mensch, der einmal Windpocken hatte, auch an Gürtelrose erkranken. Sie beginnt meist mit einem Brennen im Schulter-, Hals- oder Rumpfbereich. Danach bilden sich halbseitig Bläschen, deren streifenförmige Anordnung manchmal an einen Gürtel erinnert.

Eine Gürtelrose kann sehr schmerzhaft sein, sie heilt aber meist nach ein bis zwei Wochen ab. Bei immerhin 10 bis 20 Prozent der Patienten und Patientinnen kommt es zu einer Post-zoster-Neuralgie, die durch dumpfen, brennenden Dauerschmerz teilweise auch mit zusätzlich einschießenden elektrisierenden Schmerzattacken charakterisiert ist. Eine frühe Behandlung des Herpes zoster ist zur Vermeidung dieser Komplikation angeraten.

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Gürtelrosen treten am häufigsten bei älteren Menschen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem auf. Die STIKO empfiehlt allen Personen ab einem Alter von 60 Jahren und Personen ab 50 Jahren, deren Immunsystem geschwächt ist, die Impfung mit einem Totimpfstoff.

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