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Gesundheitsmagazin

Kinder

Bettnässen: Ursachen, Diagnose und Therapie

Veröffentlicht am:06.03.2023

5 Minuten Lesedauer

Passiert es häufig, kann nächtliches Einnässen Eltern und Kinder sehr belasten. Warum Ihr Kind keine Schuld an seinem Verhalten hat, welche Maßnahmen ihm helfen können und was Ihnen den Alltag erleichtert.

Ein Kind liegt im Bett und schläft.

© iStock / romrodinka

Wann spricht man von Bettnässen?

Ihr Kind macht nachts gelegentlich ins Bett, obwohl es tagsüber schon trocken ist? Das ist ganz normal und kein Grund, sich Sorgen zu machen. Ab einem Alter von ungefähr fünf Jahren entwickelt sich meist eine Routine: Kinder werden nachts wach, wenn sie aufs Klo müssen. Oder sie schlafen durch und gehen morgens zur Toilette.

Von Bettnässen (medizinisch: Enuresis nocturna) sprechen Ärzte, wenn Kinder über fünf Jahren über einen Zeitraum von mindestens drei Monate mindestens einmal pro Monat nachts einnässen und es dafür keine körperliche Ursache gibt. Das ist bei etwa 16 Prozent der Kinder im Alter von fünf Jahren der Fall. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Die gute Nachricht vorweg: Auch wenn es bei diesen Kindern etwas länger dauert, bis sie nicht mehr einnässen, das Problem löst sich meist von selbst. Es sei denn, es liegt eine organische Ursache vor oder das Einnässen geschieht auch tagsüber.

Dennoch kann auch vorübergehendes Einnässen, vor allem wenn es häufig vorkommt, eine Belastung für die Eltern darstellen. Auch die Kinder selbst können darunter leiden. Vor allem dann, wenn sie schon älter sind und sich bereits dafür schämen. Kommt das Bettnässen bei Schulkindern vor, ziehen sich diese eventuell sozial zurück, indem sie nicht bei Freunden übernachten oder nicht an Klassenfahrten teilnehmen.

Welche Ursachen hat Bettnässen?

Die wichtigste Information für Eltern: Kinder tragen, egal in welchem Alter sie sind, keine Schuld daran, wenn sie nachts einnässen. Sie sollten also auf keinen Fall geschimpft werden. Im Gegenteil: Sie sollten Ihrem Kind unbedingt erklären, dass es mit dem nächtlichen Einnässen vorübergehen wird und ihm klarmachen, dass es nicht dafür verantwortlich ist.

Dass Kinder nachts nicht aufs Klo gehen, liegt oft daran, dass sie trotz voller Blase nicht aufwachen. Die Ursache dafür ist meist eine Entwicklungsverzögerung. Um die Blase zu kontrollieren, sind Reifungsprozesse notwendig, die bei bettnässenden Kindern noch nicht abgeschlossen sind (primäre Enuresis). Wann Kinder trocken werden, ist auch eine Frage der Veranlagung.

Wenn ein Kind, das bereits sechs Monate trocken war, plötzlich wieder einnässt, können psychische Ursachen für das Bettnässen verantwortlich sein (sekundäre Enuresis). Psychischer Stress kann zum Beispiel ausgelöst werden durch:

Weitere Risiken, die ein wieder auftretendes Bettnässen begünstigen können, sind:

Ein Junge sitzt auf der Toilette.

© iStock / Basilico Studio Stock

Ermutigen Sie Ihr Kind bei Bettnässen, vor dem Schlafengehen bewusst auf die Toilette zu gehen und die Blase zu entleeren.

Wie wird Bettnässen diagnostiziert?

Zunächst ist es wichtig, auszuschließen, dass es keine organischen Ursachen für das Einnässen Ihres Kindes gibt. Das könnten etwa eine Harnwegsentzündung, Nierenerkrankung, ein beginnender Diabetes mellitus oder in seltenen Fällen Atemaussetzer in der Nacht sein.

Harnwegsinfektionen und Diabetes lassen sich beispielsweise durch einen Urintest diagnostizieren. Ein Ultraschall der Harnwege gibt Hinweis auf eventuell vorliegende organische Ursachen. Neben einer körperlichen Untersuchung wird der Kinderarzt Ihnen und Ihrem Kind Fragen nach der Vorgeschichte und Familiengeschichte und Fragen zur aktuellen Problematik stellen, zum Beispiel:

  • Wie oft entleert das Kind tagsüber die Blase?
  • Treten Einnässen oder „Tröpfeln“ auch tagsüber auf?
  • Gibt es Probleme beim Wasserlassen oder treten Schmerzen auf?
  • Hat das Kind einen schwachen Harnstrahl?
  • Hat das Kind das Gefühl, dass die Blase nach dem Wasserlassen nicht leer ist?

Der Arzt wird eventuell dazu raten, ein Blasentagebuch zu führen. In diesem sollte festgehalten werden, wie oft Ihr Kind pro Tag die Blase entleert, wann und wie viel es trinkt und wie groß die Harnmenge ist.

Tipps für trockene Nächte

Liegt keine organische Ursache vor, spricht man von einer funktionellen Störung. Eine Behandlung ist in vielen Fällen nicht notwendig, da sich das Problem in der Regel von selbst erledigt. Dazu wird Sie der Arzt oder die Ärztin ausführlich über das Beschwerdebild aufklären und individuelle Ratschläge geben.

Es gibt einige Tipps, mit denen die ganze Familie gemeinsam versuchen kann, das Bettnässen in den Griff zu bekommen:

  • Geduld haben: Das Bettnässen nicht als großes und unlösbares Problem zu betrachten, führt bereits zur Entlastung von Kind und Eltern. Lob für Gelungenes ist wichtig.
  • Abends nur noch wenig trinken: Kinder können tagsüber den größten Teil der Flüssigkeitsmenge zu sich nehmen, bis etwa zwei Stunden vor der Schlafenszeit.
  • Vor dem Schlafen auf die Toilette: Eltern können ihr Kind täglich vor dem Zubettgehen darin erinnern, noch einmal die Toilette aufzusuchen.
  • Einen Kalender führen: Gemeinsam können trockene und nasse Nächte aufgeschrieben werden. Schon diese Art der Kalenderführung kann jedem fünften Kind zum Trockenwerden verhelfen.
  • Für das Mitmachen belohnen: Hält sich Ihr Kind an Maßnahmen, wie vor dem Schlafengehen weniger zu trinken oder vor dem Schlafen auf die Toilette zu gehen, sollte es kleine Belohnungen erhalten, um dranzubleiben.

Führen einfache Methoden nicht zum Erfolg, gibt es spezielle Klingelhosen oder -matten mit integriertem Feuchtigkeitsfühler. Bei Austreten der ersten Tropfen klingeln die Geräte. Eine ausführliche Beratung und Anleitung beim Kinderarzt oder bei der Kinderärztin ist notwendig, um zu prüfen, ob diese Methode sinnvoll ist und eine richtige Anwendung sicherzustellen. Es kann sein, dass Ihr Kind trotz Klingel nicht wach wird. Es stellt sich aber auch dann ein Therapieerfolg ein, wenn die Eltern es beim Klingeln wecken. Klingelgeräte müssen aber täglich über einen Zeitraum von mehreren Wochen bis Monaten angewendet werden – daher sind für einen Erfolg Motivation von Kind und Eltern eine Voraussetzung.

Ist dies nicht erfolgreich oder bestehen andere besondere Umstände, ist auch der Einsatz von Medikamenten möglich. Dafür wird in der Regel Desmopressin eingesetzt, ein Wirkstoff, der die Urinmenge mindert. Die Medikamente wirken bei vielen Kindern schnell gegen das Bettnässen, aber nur so lange, bis sie wieder abgesetzt werden. Eine langfristige Einnahme ist nicht empfehlenswert. Für kurze Zeiträume wie eine Klassenfahrt oder das Übernachten bei Freunden können sie aber eine Lösung sein. Auch dieser Behandlungsweg erfordert eine gute ärztliche Beratung und Aufklärung, auch über mögliche Nebenwirkungen.

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Was kann Eltern den Alltag erleichtern?

Je schneller Eltern nach einem „nächtlichen Unfall“ wieder schlafen können, desto weniger belastet sie die Situation. Das kann dabei helfen:

  • Nutzen Sie Gummimatten oder -überzüge für die Kindermatratze.
  • Halten Sie stets frische Bettwäsche parat.
  • Nutzen Sie gegebenenfalls Windeln oder Windelhöschen.

Wichtig ist außerdem, dass Ihr Kind morgens duscht, damit es nicht negativ durch Uringeruch auffällt und Ablehnung von anderen Kindern erfährt.

Sollte es Schwierigkeiten geben, den Uringeruch aus der Bettwäsche und Kleidung zu beseitigen, kann es helfen, dem normalen Waschmittel zusätzlich Hygienespüler, Soda (Natron) oder einige Tropfen Eukalyptusöl beizumengen.

Denken Sie außerdem immer daran: Dass Ihr Kind noch einnässt, hat nichts damit zu tun, dass Sie es nicht zu Sauberkeit erzogen hätten. Es hat biologische Ursachen und ist zudem in keinster Weise ungewöhnlich. Nur gesprochen wird meist nicht über das Thema. Wenn es sich um einen typischen Fall von funktionellem Bettnässen ohne körperliche Ursache handelt, lassen Sie das Problem mit etwas Geduld hinter sich.


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