Ernährungsformen
Nahrungsmittelallergie oder -intoleranz – was ist der Unterschied?
Veröffentlicht am:30.05.2023
6 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 11.12.2025
Zwei Begriffe geraten oft durcheinander: Allergien und Intoleranzen bei Nahrungsmitteln. Sie führen beide zu gesundheitlichen Beschwerden, jedoch auf unterschiedliche Weise. Anhand typischer Symptome lässt sich das Krankheitsbild meist gut eingrenzen.

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Worin liegt der Unterschied zwischen Allergie und Intoleranz?
Leiden Patienten und Patientinnen an einer Allergie oder an einer Intoleranz gegen bestimmte Lebensmittel, laufen im Körper verschiedene Mechanismen ab. Das erklärt auch die unterschiedlichen Beschwerden – je nach Art der biologischen Reaktion. Bei einer Nahrungsmittelallergie wird das Immunsystem als körpereigene Abwehr aktiviert. Normalerweise sorgt es dafür, Krankheitserreger aus dem Organismus zu entfernen. Im Falle der Allergie richtet es sich jedoch gegen harmlose Moleküle, etwa Bestandteile von Lebensmitteln. Bei dieser Immunreaktion vom Soforttyp bildet das Immunsystem spezielle Eiweiße, Immunglobulin E (IgE) genannt.
Durch Aktivierung von Mastzellen kommt es dann zur Ausschüttung von verschiedenen Botenstoffen. Insbesondere Histamin ist dabei von großer Bedeutung. Die Symptome reichen von leichtem Juckreiz, Brennen oder Schwellungen im Mund-Rachen-Bereich bis hin zum lebensbedrohlichen Kreislaufversagen beim anaphylaktischen Schock. Bei Kreislauf- oder Atemstörungen gilt es immer, den Notarzt zu rufen.
Was steckt hinter einer Intoleranz?
Bei einer nicht allergischen Nahrungsmittelunverträglichkeit, auch Nahrungsintoleranz genannt, ist das Immunsystem entweder gar nicht oder nur indirekt an der Reaktion des Körpers beteiligt. Liegt eine Intoleranz vor, so kann der Mensch bestimmte Bestandteile der Nahrung wie Laktose oder Fruktose nicht oder nur unvollständig verarbeiten. Die zur Verarbeitung der Lebensmittel notwendigen Enzyme liegen in nicht ausreichender Menge vor oder fehlen sogar ganz.
Menschen mit einer Nahrungsmittelunverträglichkeit zeigen dann oft Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall. Aber auch Hautausschläge, Schwindel, Kopfschmerzen oder allgemeine Abgeschlagenheit können Anzeichen für eine Intoleranz sein.
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Welche Lebensmittel können Allergien auslösen?
Sowohl bei einer Nahrungsmittelallergie als auch bei einer Intoleranz ist die Liste an Auslösern lang. Was noch hinzukommt: Bestimmte Lebensmittel können sowohl mit Allergien als auch mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten in Verbindung stehen. Schlussendlich muss ein Arzt oder eine Ärztin das individuelle Allergieprofil diagnostizieren. Es gibt aber Lebensmittel, die besonders häufig Allergien auslösen:
- Hühnereier und andere Vogeleier
- Erdnüsse und Schalenfrüchte (unter anderem Mandeln, Haselnüsse, Walnüsse, Cashewkerne, Pekannüsse, Paranüsse, Pistazien, Macadamianüsse)
- Fisch, Krustentiere und Weichtiere (unter anderem Muscheln, Kraken, Austern, Tintenfisch, Schnecken)
- Weizen, Schwefeldioxid und Sulfite als Konservierungsmittel
- Lupinen
- Kuhmilch
- Sellerie
- Senf
- Sesamsamen
- Sojabohnen
Gut zu wissen: Bei Kindern müssen Lebensmittelallergien nicht zwangsweise ein Leben lang bestehen. Lebensmittel, die vorerst vom Speiseplan gestrichen werden mussten, können in manchen Fällen später im Leben wieder auf diesen zurückfinden – natürlich immer in Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin.
Was passiert bei einer Laktoseintoleranz
Treten nach dem Verzehr von Milchprodukten zeitnah Blähungen oder Verdauungsbeschwerden auf, könnte das an einer Unverträglichkeit von Laktose liegen. Bei der Laktoseintoleranz herrscht ein Mangel an einem Enzym namens Laktase oder das Enzym fehlt ganz. Ohne Laktase kann die Laktose (Milchzucker), die in Milch und milchhaltigen Produkten, wie molkehaltigen Fruchtsaftgetränken, enthalten ist, nicht gespalten werden und gelangt in den Dickdarm. Hier kommt es zu einer Zersetzung durch Bakterien. Bei dieser Vergärung entstehen Gase und es strömt mehr Flüssigkeit in den Dickdarm. Das führt bei Menschen mit Laktoseintoleranz zu Blähungen und Durchfall.
Wie äußert sich eine Histamin-Intoleranz?
Lebensmittel wie Rotwein, Champagner, Sauerkraut, Fisch, Wurst und lang gereifter Käse enthalten den Stoff Histamin, den manche Menschen nicht vertragen. Es wird angenommen, dass ihnen ein Enzym fehlt, das für den Abbau des Histamins verantwortlich ist. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von einer Histamin-Intoleranz. Menschen mit einer Histamin-Intoleranz reagieren zum Beispiel mit Quaddeln auf der Haut, Juckreiz, Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall auf den Stoff. Bei einigen kommt es zu Fließschnupfen und Asthma. Auch der Kreislauf kann auf das Histamin reagieren – mit schnellem Puls, Blutdruckschwankungen bis hin zu Herzrhythmusstörungen.

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Was ist eine Glutenintoleranz?
Bei einer Glutenintoleranz, medizinisch Zöliakie, löst das Klebereiweiß Gluten eine chronische Entzündungsreaktion im Dünndarm aus. Zwar ähnelt die Glutenunverträglichkeit einer Nahrungsmittelallergie, doch aufgrund der Vorgänge im Körper gilt sie als Autoimmunerkrankung. Nehmen Betroffene glutenhaltige Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel oder Grünkern zu sich, treten bei ihnen unter anderem Blähungen, Übelkeit, Bauchschmerzen oder chronische Durchfälle auf. Verzichten Menschen mit Glutenintoleranz dagegen auf die entzündungsauslösenden Lebensmittel, können sie meist beschwerdefrei leben.
Wann spricht man von Fruktoseintoleranz?
Der Fruchtzucker in Obst, Beeren und Haushaltszucker kann bei manchen Menschen zu Verdauungsproblemen wie Blähungen, Bauchkrämpfen oder Völlegefühl führen. Die Ursache ist oft, dass die Fruktose nicht ausreichend aus dem Darm ins Blut transportiert wird. In solchen Fällen sprechen Fachleute von einer Fruktosemalabsorption. Häufig wird sie allerdings mit einer angeborenen Fruktoseintoleranz verwechselt. Dabei kann der Körper aufgrund eines Enzymdefekts die Fruktose nicht abbauen. Wer an Fruktoseintoleranz leidet, muss meist ein Leben lang eine fruktosefreie Diät einhalten.
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Wann sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden?
Wer sich nach dem Genuss bestimmter Lebensmittel unwohl fühlt und Beschwerden hat, sollte dies immer medizinisch abklären lassen. Grundsätzlich kann nur ein Arzt oder eine Ärztin die Diagnose einer Nahrungsmittelallergie oder einer nicht allergischen Nahrungsmittelunverträglichkeit stellen. Eine wichtige Grundlage ist das Patientengespräch: Sind aus der Familie Allergien oder Intoleranzen bekannt? Und wann genau treten Beschwerden auf? Welche Symptome sind charakteristisch?
Nicht alle Fragen lassen sich auf Anhieb beantworten. Deshalb wird Erkrankten meist geraten, ein Patiententagebuch (Ernährungstagebuch) zu führen. Sie vermerken, wann Beschwerden aufgetreten sind – und welche Speisen oder Getränke kurz zuvor konsumiert wurden. Erhärtet sich der Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie – aber nicht auf eine Intoleranz –, folgen Tests auf Antikörper vom Typ Immunglobulin-E (IgE) im Blut. In vielen Fällen sind auch Hauttests möglich. Nahrungsmittelunverträglichkeiten dagegegen sind deutlich schwieriger nachzuweisen – und ein Ernährungstagebuch ist meist sehr hilfreich. Bei Verdacht auf Histamin-Intoleranz kann der Arzt oder die Ärztin beispielsweise eine histaminfreie Diät mit gezielter Wiedereinführung histaminhaltiger Lebensmittel empfehlen. Bei einer Laktoseintoleranz oder Fruktoseintoleranz bringt ein H2-Atemtest (Wasserstoff-Atemtest) Aufklärung. Und eine Glutenintoleranz lässt sich durch einen Labortest oder eine Gewebeprobe aus dem Dünndarm nachweisen.
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