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Gesundheitsmagazin

Herz & Kreislauf

Fingerhut ist giftig – aber enthält einen Wirkstoff für Herzmittel

Veröffentlicht am:12.06.2023

2 Minuten Lesedauer

In kräftiges Rot, Lila oder Gelb gekleidet zieht er alle Blicke auf sich: der Fingerhut. Schön ist er zweifellos, doch mit Vorsicht zu genießen, denn die Pflanze ist hochgiftig.

Blühender pinkfarbener Fingerhut mit glockenförmigen Blüten.

© iStock / SBphotos

Fingerhut auf dem Weg zur Heilpflanze

In der Volksmedizin ist der Fingerhut – seine lateinische Bezeichnung ist Digitalis – als Heilmittel bereits seit dem Mittelalter bekannt. Natürlich war es in erster Linie die giftige Wirkung, die unseren Vorfahren auffiel. Dennoch wurde auch die heilkundliche Verwendung erprobt und das so gewonnene Wissen weitergegeben. Im 18. Jahrhundert fand ein englischer Arzt heraus, welche Wirkstoffe der Digitalis bei der Behandlung eines Herzleidens von Nutzen sind.

Auf einem Holztisch sind verschiedene Blüten und Kräuter für die Zubereitung einer Pflanzenmedizin zu sehen.

© iStock / marilyna

Altes Medizinwissen: Schon im Mittelalter wurde der Rote Fingerhut als Heilmittel eingesetzt.

Herzschwäche: Fingerhut kann helfen

Digitalis-Medikamente, die also Wirkstoffe aus dem Fingerhut enthalten, werden auch häufig als „Herzglykoside“ bezeichnet, weil sie auf das Herz wirken. Herzglykoside steigern die Kontraktionskraft des Herzens und senken gleichzeitig seine Frequenz. Die Kontraktionskraft ist die Stärke, mit der sich das Herz zusammenzieht und Blut in Bewegung versetzt. So bekommt das Herz mehr Zeit, um kräftig genug zu schlagen. Die Medikamente kommen vor allem bei Herzinsuffizienz zum Einsatz. Bei dieser Krankheit ist die Pumpleistung des Herzens deutlich vermindert, sodass bereits alltägliche Anforderungen wie das Treppensteigen für die Betroffenen zur Belastung werden können.

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Heil- oder Giftstoff? Die Debatte um den Fingerhut

Glykoside aus der Digitalis-Pflanze werden auch heute noch verwendet. Allerdings stehen die Medikamente wegen ihrer geringen „therapeutischen Breite“ immer wieder in der Kritik, denn: Ausschlaggebend für den Erfolg des Medikaments ist die Dosierung, die perfekt sein muss. Zu wenig und die gewünschte Wirkung bleibt aus, zu viel und eine Vergiftung kann die Folge sein. Deswegen werden heute zunehmend sichere Ersatzstoffe eingesetzt. Digitalis-Medikamente kommen jedoch weiterhin zum Einsatz, wenn andere Präparate keine Wirkung zeigen.

Nebenwirkungen bei Überdosierung

Wichtig ist, dass Sie die Fertigmedikamente niemals auf andere Weise einnehmen sollten als von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin empfohlen. Fingerhut bleibt eine Giftpflanze und die Nebenwirkungen können mit Übelkeit, Schwindel und Erbrechen sowie Herzrhythmusstörungen teilweise stark ausfallen.

Den Stellenwert, den die „Herzglykoside“ vor rund 20 Jahren noch hatten, haben sie heute nicht mehr. Die wissenschaftliche Untersuchung der Digitalis-Wirkstoffe geht jedoch weiter.

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