Zähne
Weisheitszähne: Wann müssen sie gezogen werden?
Veröffentlicht am:15.02.2022
4 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 20.05.2025
Weisheitszähne können unangenehm werden: In einem kleinen Kiefer haben sie oft wenig Platz. Wenn die zusätzlichen Backenzähne Beschwerden oder sogar Schmerzen machen, ist eine Weisheitszahn-OP ratsam. Was dabei zu beachten ist, lesen Sie hier.

© iStock / Andrii Bicher
Wozu sind die Weisheitszähne da?
Die Weisheitszähne sind ein Relikt. Die Kiefer unserer Vorfahren waren früher viel breiter und kräftiger. Sie boten genügend Platz. Die hintersten Backenzähne dienten dazu, die Nahrung zu zerkleinern und zu zermahlen. Für harte und ungekochte Kost war das durchaus nützlich. Im Laufe der Evolution wurden der menschliche Schädel und der Kiefer kleiner. Die Zähne allerdings behielten ihre Größe.
Das menschliche Gebiss besteht aus 32 Zähnen – einschließlich der Weisheitszähne. 16 Zähne in der oberen, 16 in der unteren Zahnreihe, 8 auf jeder Seite. Die sogenannten „Achter“ liegen ganz hinten im Mund. Diese vier Zähne brechen – wenn überhaupt – erst spät durch. Voll entwickelt sind sie in der Regel zwischen dem 18. und 24. Lebensjahr. Doch bei rund 80 Prozent aller jungen Erwachsenen kommt mindestens ein Weisheitszahn nie aus dem Kiefer heraus. Ärger machen Weisheitszähne oft nur, wenn ihnen der nötige Platz fehlt und sie nicht in die Zahnreihe passen.
Übrigens heißen die Zähne „Weisheitszähne“, weil sie typischerweise erst im Erwachsenenalter durchbrechen – also in einem Lebensabschnitt, in dem der Mensch als reifer und „weiser“ gilt.
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Zu welchen Problemen können Weisheitszähne führen?
Wenn die Weisheitszähne nicht oder nur teilweise durchbrechen, verursachen sie meist keine Probleme. Selbst ein teilweiser Durchbruch kann Schwellungen oder Entzündungen am Zahnfleisch verursachen. Durch die Enge können benachbarte Zähne Schaden nehmen, auch Karies hat leichteres Spiel, weil die Backenzähne für die Zahnbürste schlechter erreichbar sind.
Häufig verschieben Weisheitszähne die vorhandenen Zähne, sie wachsen quer und verursachen Zahnfleischentzündungen. Schlucken, Sprechen und Kauen können dann schmerzhaft sein. Wenn der Kiefer groß genug ist, brechen die Weisheitszähne jedoch problemlos durch.
Wie fühlen sich die Schmerzen von Weisheitszähnen an? Die Frage liegt nahe, aber normalerweise machen sich Weisheitszähne nicht in erster Linie durch Schmerzen bemerkbar, sondern durch andere Symptome:
- Rötungen im hinteren Kieferbereich und Entzündungen des Zahnfleisches sind oft erste Anzeichen, dass die hinteren Zähne an die Oberfläche streben.
- Viele Betroffene spüren ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes Spannungs- oder Druckgefühl im Bereich der Backenzähne.
- Bei sensiblen Patientinnen und Patienten können diese Beschwerden bis zu den Ohren ausstrahlen, manche bekommen sogar Nackenschmerzen.
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Weisheitszähne entfernen: ja oder nein?
Früher war es üblich, auch beschwerdefreie Weisheitszähne zu ziehen. Fachleute empfehlen eine sogenannte Extraktion der Weisheitszähne nicht mehr unbedingt. Wenn nicht zu erwarten ist, dass die Weisheitszähne andere Zähne beeinträchtigen, können sie bleiben.
Sie eignen sich eventuell zu einem späteren Zeitpunkt als Ersatz verlorener oder stark geschädigter Backenzähne. Nach der Entfernung eines stark kariösen Zahns kann ein Weisheitszahn dessen Position einnehmen.
Abwägen einer Weisheitszahn-OP
Lassen Sie sich in jedem Fall von Ihrem Zahnarzt, Ihrer Zahnärztin oder in einer kieferchirurgischen Praxis beraten, ob eine Weisheitszahn-Operation sinnvoll ist.
Klären Sie vor einer Entfernung, ob die Weisheitszähne später Schmerzen bereiten könnten. Vielleicht sind sie nicht die Ursache für aktuelle Beschwerden. Wichtig ist, ob Schäden am Kiefer oder an den Nachbarzähnen aufgetreten oder zu erwarten sind und ob die Weisheitszähne die Entwicklung des Gebisses beeinträchtigen.
Lassen Sie sich dabei gezielt über die Risiken aufklären und wenn Sie Ängste vor der Weisheitszahn-OP haben, sprechen Sie dies an.
Wie werden Weisheitszähne gezogen?
Um Weisheitszähne zu entfernen, genügt in der Regel ein ambulanter Eingriff bei einem Zahnarzt, einer Zahnärztin oder in einer Praxis für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Diese ambulante Weisheitszahn-OP erfolgt unter örtlicher Betäubung. Je nach Lage zieht der Zahnarzt oder die Zahnärztin die Weisheitszähne in einem Stück oder in mehreren Stücken oder hebelt sie aus dem Kieferknochen heraus.
Nach dem Ziehen können Schwellungen, Schmerzen und Blutungen auftreten. Meist klingen sie nach einigen Tagen ab. Kühlung hilft gegen die Schwellung, Medikamente mildern den Wundschmerz.

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Zu welchen Komplikationen kann es kommen?
Eine Weisheitszahn-OP ist unangenehm und kann – wie jede andere Operation – Nebenwirkungen haben. Häufig sind der Mundbereich und die Wange nach dem Eingriff geschwollen, der Mund lässt sich nicht vollständig öffnen. Viele Patientinnen und Patienten haben Schmerzen im Anschluss an die OP, die aber nach einigen Tagen wieder abklingen. Schmerzen, die über längere Zeit anhalten, können auf eine Wundinfektion hinweisen, die Ihr Arzt oder Ihre Ärztin gut behandeln kann.
Damit die Wunde abheilen kann und sich nicht entzündet, sollten Sie beim Essen nach einer Weisheitszahn-OP darauf achten, den Mundraum zu schonen. Es empfiehlt sich, an den ersten Tagen nach der Behandlung weiche und nur mild gewürzte Speisen wie Breie, Suppen oder weich gekochte Kartoffeln oder Nudeln zu sich zu nehmen.
Die Angst vor einem verletzen Nerv
Eine mögliche schwerwiegende, aber seltene Komplikation ist die Verletzung eines Nervs bei der Entfernung eines Weisheitszahns. Im rechten und linken Unterkieferknochen verläuft in einem Kanal jeweils ein Nerv, der für das Gefühl an Unterlippe, Zähnen und Zahnfleisch verantwortlich ist. Die Weisheitszähne liegen zum Teil sehr nahe am knöchernen Kanal des Unterkiefernervs. Wird dieser Nerv verletzt, kann es zu Taubheitsgefühl oder Störungen der Wahrnehmung wie Kribbeln oder Überempfindlichkeit führen. Auf einem Röntgenbild lassen sich der Verlauf des Nervs und die Lage des Zahns beziehungsweise der Zahnwurzel zueinander darstellen. Wenn ein erhöhtes Risiko besteht, den Nerv bei der Zahnentfernung zu verletzen, prüfen der Arzt oder die Ärztin sorgfältig, ob die Entfernung der Weisheitszähne tatsächlich notwendig ist. Dabei beziehen sie das Risiko eines Nervenschadens mit ein.