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Alkohol bis zum Abwinken: Wie gefährlich ist Binge Drinking?
Veröffentlicht am:09.02.2023
3 Minuten Lesedauer
Im Alkoholrausch verlieren viele Menschen die Kontrolle und werden etwa aggressiv. Am nächsten Tag können sie sich daran oft nicht mehr erinnern. Das gilt nicht für den Organismus: Selbst wer nur ab und an zu viel trinkt, riskiert bleibende Schäden.

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Inhalte im Überblick
Was ist Binge Drinking?
Feiern und trinken, bis der Arzt kommt: Rauschtrinken ist eine riskante Form des Alkoholkonsums. Rauschtrinker sind nicht diejenigen, die sich abends nach Feierabend ein Glas Wein gönnen, sondern die, die deutlich mehr konsumieren, um den Effekt des Alkohols auch wirklich zu spüren. Der Begriff Rauschtrinken wird häufig auch synonym mit dem englischen Begriff Binge-Drinking („to binge on something“ = sich mit etwas vollstopfen) verwendet. Das ist jedoch etwas unscharf, da sich in den USA Binge-Drinking auf ein Zeitfenster von zwei Stunden bezieht, in dem Mädchen mindestens vier und Jungen mindestens fünf Standard-Alkoholeinheiten trinken, um sich zu berauschen.
Eine allgemeingültige Definition von Rauschtrinken gibt es nicht, aber Anhaltspunkte: In der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA 2014/2015-EHIS) sprechen die Forscher und Forscherinnen von Rauschtrinken, wenn eine Person mindestens einmal im Monat sechs alkoholische Getränke oder mehr bei einer Gelegenheit trinkt.
Doch so viel braucht es oft gar nicht: Einen Rausch erleben die meisten Menschen bereits nach vier oder fünf Bier. Durch den Alkohol verändert sich das Bewusstsein. Und spätestens ab 0,8 Promille ist eine Person, die nicht an Alkohol gewöhnt ist, dann völlig betrunken.
Jugendliche oder Erwachsene: Wer praktiziert Rauschtrinken?
Beim Thema Rauschtrinken und Komasaufen denken die meisten Menschen zunächst an Jugendliche, die sich auf Hauspartys oder in Diskotheken literweise Alkohol reinkippen – zum Flatrate-Preis. Doch Rauschtrinken ist auch unter Erwachsenen verbreitet. Laut der GEDA-Studie berauschen sich mehr als 42 Prozent der Männer und knapp 25 Prozent der Frauen mindestens einmal im Monat mit Alkohol. Am weitesten verbreitet ist Rauschtrinken unter den 18- bis 29-Jährigen. In unteren Bildungsgruppen kommt exzessiver Alkoholkonsum häufiger vor als in oberen.
Auch Kinder im Jugendalter kommen bereits in Kontakt mit Alkohol. Im Jahr 2019 wurden rund 14.500 Kinder und Jugendliche von 10 bis unter 18 Jahren wegen Rauschtrinken in einem Krankenhaus behandelt. 22 Prozent von ihnen waren sogar unter 15 Jahre alt. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor.
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Warum ist Rauschtrinken so gefährlich?
Die Wirkung großer Mengen an Alkohol tritt sehr schnell ein. Ethanol ist Gift für den Körper und schädigt die Gehirnzellen. Das Bewusstsein verändert sich, wichtige Warnsignale und Reflexe fallen aus. Im Rausch gehen Menschen eher Risiken ein, können Körper und Geist nicht mehr gut kontrollieren. Große Mengen Alkohol können Atmung, Puls und die Hirnfunktion so sehr verändern, dass die Person bewusstlos wird. Im schlimmsten Fall kann eine Alkoholvergiftung tödlich enden – so kann selbst ein einziger Vollrausch einer zu viel sein.
Auch wenn es meistens nicht so tragisch verläuft, richtet regelmäßiges Rauschtrinken starke Schäden an. Denn mit jedem Besäufnis sterben Gehirnzellen ab. Tatsächlich lässt sich nachweisen, dass häufiges Rauschtrinken zu einer Schrumpfung von Hirngewebe führt. Das kann sich besonders in der Pubertät schädigend auswirken. In dieser Phase wird das Gehirn grundlegend umgebaut und reagiert empfindlicher auf Alkohol. Wer sich häufig betrinkt, wird Schwierigkeiten bei der Konzentration und dem Gedächtnis bemerken. Auch Leberschäden können als Folge von regelmäßigem Rauschtrinken auftreten.

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Rauschtrinken: Wie sollen Eltern reagieren?
Rauschtrinken ist gefährlich – für Erwachsene, aber insbesondere auch für Kinder und Jugendliche. Je früher Kinder mit dem Konsum von Alkohol beginnen, desto höher ist das Risiko, dass sie später ein problematisches Trinkverhalten entwickeln. Jeglicher Alkoholkonsum bei Jugendlichen unter 16 Jahren gilt als bedenklich, bei Kindern unter 14 Jahren als sehr gefährlich. Daher sollten Eltern folgende Hinweise beachten:
- Besprechen Sie mit Ihren Kindern sachlich und nicht dramatisierend, welche Folgen Alkoholkonsum haben kann – kurzfristig und langfristig.
- Treffen Sie mit Kindern unter 16 Jahren eine klare Abmachung, dass Partys alkoholfrei sind.
- Wenn Ihr Kind oft und viel trinkt oder im Freundeskreis Ihres Kindes häufig Alkohol getrunken wird, sprechen Sie mit ihm über mögliche Motive des Alkoholkonsums.
- Wenn Ihr Kind angetrunken nach Hause kommt, diskutieren Sie dies in Ruhe. Falls das Kind stark alkoholisiert ist, verschieben Sie das Gespräch auf den nächsten Morgen.
- Eltern, die das Gefühl haben, ihr Kind nicht mehr zu erreichen, sollten sich Hilfe holen, zum Beispiel auf der Website der Bundeszentrale für gesundheitlichen Aufklärung zu diesem Thema: www.kenn-dein-limit.de.
Rauschtrinken sollten Jugendliche und Erwachsene nicht auf die leichte Schulter nehmen. Insbesondere Eltern, die bemerken, dass ihre Kinder Alkohol trinken, sollten auch ihren eigenen Alkoholkonsum hinterfragen – und selbst ein gutes Vorbild abgeben.