Psychologie

Phubbing: Wenn das Smartphone wichtiger ist als soziale Beziehungen

Veröffentlicht am:10.11.2025

9 Minuten Lesedauer

Ständig aufs Handy starren, obwohl ein lieber Mensch neben einem sitzt? Die Angewohnheit, das Smartphone der persönlichen Interaktion vorzuziehen, kann Beziehungen schädigen. Wo beginnt Phubbing und was hilft zurück ins gute Miteinander?

Auf einem Balkon zum Garten sitzen sich eine junge Frau und ein junger Mann an einem Tisch gegenüber. Die Frau liest lächelnd auf ihrem Smartphone. Der Mann hebt gestikulierend beide Hände.

© iStock / AleksandarGeorgiev

Ist es schon Phubbing oder nur häufiges Nutzen des Smartphones?

Die ganze Welt in der Hand. So kann es einem zumindest vorkommen, wenn man mit dem Smartphone surft, Social-Media-Reels durchforstet oder seine Messenger-Dienste checkt. In diesem Mikrokosmos kann man sich schon einmal verlieren und ständig locken neue Inhalte. Manche Menschen schaffen es nicht, das Smartphone für ein paar Momente aus der Hand zu legen. In der U-Bahn oder beim Chillen auf dem Sofa ist das auf Dauer vielleicht keine besonders einfallsreiche Beschäftigung, aber es stört zumindest niemanden.

Etwas anderes ist es, wenn wir nicht allein, sondern mit Bekannten verabredet sind oder einen gemütlichen Abend mit unserem Partner oder unserer Partnerin verbringen. Auch in solchen sozialen Situationen gelingt es manchen von uns nicht, die Aufmerksamkeit vom Smartphone auf die Person zu lenken, die uns persönlich gegenübersitzen. So hochinteressant der Chat oder der Post für uns auch sein mag – der Mensch, der in diesem Moment bei uns ist, kann sich für unsere Begeisterung vermutlich nur wenig erwärmen. Wenn wir den Freund oder die Freundin durch unaufhörliches Hantieren mit dem Smartphone ignorieren, stoßen wir ihn oder sie vor den Kopf. Oder, wie es in diesem Fall auch heißt: Wir phubben unser Gegenüber.

Was ist Phubbing? – die Definition

Wer phubbt, ignoriert andere Menschen zugunsten seines Smartphones. Phubbing wird oft als Beziehungskiller bezeichnet, ist aber nicht auf Liebesbeziehungen beschränkt. Phubbing bezeichnet allgemein ein Verhalten, bei dem die Benutzung von Smartphones Menschen von zwischenmenschlichen Beziehungen ablenkt. Das kann im Rahmen eines Familientreffens, im Freundeskreis oder auch bei beruflichen Meetings passieren. Oft fängt Phubbing mit einem kurzen flüchtigen Blick aufs Display an, bevor man dann ganz aus einem Gespräch oder dem gesamten sozialen Geschehen um sich herum aussteigt.

Phubbing bezieht sich nur auf die respektlose Nutzung des Smartphones im zwischenmenschlichen Kontext, durch die andere Menschen ausgeschlossen werden. Wenn wir unser Gegenüber in unseren Mediengebrauch einbeziehen, weil er oder sie etwas wissen möchte oder weil wir ihm oder ihr etwas zeigen wollen, dann ist der Smartphonegebrauch Teil der sozialen Interaktion – und es handelt sich nicht um Phubbing.

Der Begriff „Phubbing“ selbst ist ein Kunstwort, das sich aus den Wörtern „Phone“ und „Snubbing“ zusammensetzt. Das englische Verb „to snub“ bedeutet so viel wie „brüskieren“ oder „jemanden vor den Kopf stoßen“. Eine australische Marketingagentur hat im Jahr 2012 den Ausdruck „Phubbing” erfunden. Schon damals war das Phänomen des Ignorierens durch Smartphone-Nutzung weit verbreitet, allerdings hatte es zuvor keinen Ausdruck dafür gegeben.

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Phubbing als Beziehungskiller?

Sie sind mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin zum Essen verabredet. Das Essen duftet, die Unterhaltung läuft gut – und dann vibriert ein Handy. Ihr Gegenüber schaut kurz hinunter, lächelt und beginnt zu tippen. Sie sitzen da, die Gabel in der Hand, und fühlen sich plötzlich unsichtbar. So oder so ähnlich laufen viele Phubbing-Erlebnisse in Beziehungen ab.

Smartphones haben die Art und Weise, wie Paare miteinander umgehen, in vielerlei Hinsicht verändert. Das bedeutet allerdings nicht, dass Paare, bei denen ein oder beide Beteiligten häufig ihr Smartphone benutzen, automatisch eine schlechte Beziehungsqualität haben. Einen solchen direkten Zusammenhang gibt es nicht.

Vieles hängt vom persönlichen Empfinden ab. Wenn dem Partner oder der Partnerin durch die Smartphone-Nutzung weniger Aufmerksamkeit zuteilwird, kann die Person, die sich ausgeschlossen und unwichtig fühlt, Frustration empfinden. Frustration und Konflikte gehen in intimen Beziehungen oft Hand in Hand. Die Gefühle der Vernachlässigung, des Desinteresses und der Zurückweisung belasten Beziehungen. Das Smartphone ist lediglich das Instrument, mit dem diese Gefühle erzeugt werden.

Allerdings steht das Smartphone uns überall und jederzeit zur Verfügung, wodurch Phubbing zu einem häufigen Phänomen wird. Auch früher haben Beziehungspartner und -partnerinnen manchmal lieber die Sportschau oder die Lieblingsserie geschaut, statt sich dem oder der Anderen zu widmen. Aber sie haben damals den Fernseher nicht mit ins Restaurant genommen. Das macht einen Unterschied: Das Smartphone ist immer dabei.

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An einem Tisch in einem Café sitzt eine Gruppe junger Erwachsener: zwei Männer und zwei Frauen. Eine der Frauen lacht, die anderen drei blicken sie an und lächeln.

© iStock / jacoblund

Wenn bei gemeinsamen Treffen das Smartphone in der Tasche bleibt, ist Phubbing kein Thema.

Phubbing stört Zwischenmenschlichkeit jeglicher Art

Es summt, vibriert und steckt voller Neuigkeiten: Allein die Präsenz eines Smartphones kann die Entwicklung von Beziehungen stören, weil es unsere Aufmerksamkeit vom Gegenüber ablenkt. Das kann nicht nur in intimen Beziehungen zum Problem werden.

  • Phubbing im Freundeskreis: Phubbing senkt die Qualität von Gesprächen und zwischenmenschlichem Austausch auch im Freundeskreis. Eine weitere Gefahr ist: Wenn eine Person ständig mit dem Smartphone hantiert, steigt die Neigung der anderen, es ihr gleichzutun. Wer kennt nicht den Anblick einer Gruppe von Menschen, die statt sich zu unterhalten, über ihre Handy-Displays scrollen?
  • Phubbing am Arbeitsplatz: Vorgesetzte werden es kaum schätzen, wenn Mitarbeitende sich dem eigenen Smartphone widmen, statt ihren Ausführungen zu folgen. Andererseits dürften sich Mitarbeitende von phubbenden Vorgesetzten nur wenig motiviert fühlen. Ein gutes Klima am Arbeitsplatz hängt auch von der Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen ab. Phubbing ist ein Störfaktor.
  • Elterliches Phubbing: Kinder brauchen Aufmerksamkeit. Kinder zugunsten des Smartphones zu ignorieren, kann bei ihnen das Gefühl erzeugen, abgelehnt zu werden. Generell stört die Nutzung von Smartphones im Beisein der Kinder die Interaktion zwischen Eltern und Kindern. Eltern sollten außerdem ihre Vorbildfunktion nicht vergessen und ihren Kindern einen bewussten und achtsamen Umgang mit dem Smartphone vorleben.

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Was tun gegen Phubbing?

Wer phubbt, macht das meist unbewusst. Es ist ein gewohnheitsmäßiges, automatisches Verhalten. Der erste Schritt, um Phubbing bei sich selbst und anderen zu begrenzen, ist daher, sich den persönlichen Smartphone-Gebrauch bewusst zu machen.

Idealerweise sollten Paare, Familien, Freunde und Freundinnen offen über die Grenzen des Handygebrauchs sprechen, damit sich alle Beteiligten respektiert fühlen. Oftmals sind sich Phubbende des Ausmaßes ihres Verhaltens nicht bewusst und wissen daher möglicherweise nicht, dass sie ihre Mitmenschen mit ihrem Phubbing-Verhalten beeinträchtigen oder sogar verletzen.

Es gibt wirksame Strategien, um klare Grenzen für die Nutzung von Smartphones und anderen digitalen Geräten zu setzen und somit Phubbing zu beschränken:

  • Festlegen von Zeiten ohne Smartphone
  • Einrichten von Zonen ohne Smartphone, wie dem Esstisch oder dem Schlafzimmer
  • Deaktivieren von Benachrichtigungen oder Umschalten in den Lautlos-Modus, um Ablenkungen zu vermeiden

Und wenn Sie in einer intimen Situation oder zu einem geselligen Anlass doch einmal Ihr Handy checken müssen, erklären Sie den Grund und widmen Sie sich anschließend wieder Ihrem Gegenüber. Es ist ganz einfach: Wenn Sie Ihr Smartphone weglegen, nehmen Sie Ihre Beziehung wieder auf.

Wer neigt besonders zum Phubbing?

Beim Phubbing spielen Faktoren wie Geschlecht, Alter oder Bildungsniveau nur eine untergeordnete Rolle. Es lässt sich also nicht sagen, dass beispielsweise junge Männer häufiger phubben als ältere Frauen. Letztlich lässt sich nur eine Personengruppe als besonders phubbinggefährdet ausmachen: Menschen mit einem ohnehin problematischen medialen Konsumverhalten. Das ist nicht überraschend. Wer sich ohnehin stundenlang mit seinem Smartphone beschäftigt – egal, ob gefangen in einer Dauerschleife der neuesten TikTok-Reels oder beim endlosen Gaming –, dem fällt es umso schwerer, das Gerät einmal aus der Hand zu legen. Selbst dann, wenn man nicht allein ist und das Smartphone einen sozialen Austausch behindert.

Fachlich geprüft
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