Psychologie
Binge-Watching: Tipps für einen bewussten Serienkonsum
Veröffentlicht am:02.09.2025
3 Minuten Lesedauer
Lange Streaming-Abende sind für viele die perfekte Entspannung. Doch die Grenze zur Belastung ist fließend. Welche Folgen exzessives Binge-Watching haben kann – und wie man eine gesunde Balance findet.

© iStock / AleksandarNakic
Was ist Binge-Watching?
Nur noch eine Folge, dann ist Schluss. Wer kennt diesen Gedanken beim Seriengucken nicht? Trotzdem schaut man oft weiter, anstatt abzuschalten. Denn die ständige Verfügbarkeit von Serien durch Streaming-Anbieter verführt schnell dazu, gleich mehrere Folgen hintereinander zu gucken. Dieses Phänomen ist inzwischen so verbreitet, dass es einen Begriff dafür gibt: Binge-Watching. Gemeint ist vor allem das exzessive Serienschauen, der Begriff passt jedoch auch auf einen Film- oder YouTube-Video-Marathon. Besonders beliebt ist Binge-Watching in der Altersgruppe der 18- bis 39-Jährigen, wobei das Geschlecht keine Rolle spielt. Das Problem dabei: Wer regelmäßig ins abendliche oder sogar nächtliche Binge-Watching verfällt, bringt seinen Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander – mit möglichen Folgen für die Schlafgesundheit. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Menschen nach exzessivem Serienkonsum unter Schlaflosigkeit leiden können und ihre Schlafqualität abnimmt. Besonders kritisch ist der sogenannte „Pre-Sleep Arousal“ – eine erhöhte geistige Aktivierung durch Binge-Watching kurz vor der Nachtruhe, die das Einschlafen stören kann. Gleichzeitig führt stundenlanges Binge-Watching oft dazu, dass man sich weniger bewegt, auch die gesunde Ernährung kann leiden. Viele greifen beim Binge-Watching lieber zu Chips und anderen Snacks, als etwas Gesundes zu kochen.
Welche Auswirkungen hat Binge-Watching?
Als bewusste Auszeit geplant, kann ein Serienmarathon durchaus positive Auswirkungen haben. Binge-Watching kann entspannen, die Zufriedenheit steigern und liefert Gesprächsstoff für den Austausch, beispielsweise mit Freunden und Freundinnen. Kritisch wird es hingegen, wenn Binge-Watchingzur Realitätsflucht oder zum Aufschieben wichtiger Aufgaben (Prokrastination) führt. Dann vernachlässigen Betroffene oft ihre Pflichten, weil die nächste Folge wichtiger ist, oder es fällt ihnen zunehmend schwer, unangenehme Emotionen wie Traurigkeit oder Angst ohne Binge-Watching zu regulieren beziehungsweise zu bewältigen.
Passende Artikel zum Thema
Kann Binge-Watching süchtig machen?
Im schlimmsten Fall kann Binge-Watching sogar zu einer Sucht führen, wie Studien belegen. Typische Anzeichen sind neben dem hohen Konsum der Verlust von Selbstkontrolle und der Drang, durch exzessiven Serienkonsum seine Gefühle zu unterdrücken. Hinzu können Entzugserscheinungen wie Angst, Nervosität, Wut und Konzentrationsschwierigkeiten kommen. Neben der Suchtgefahr erkennen manche Forschende auch einen Zusammenhang zwischen Binge-Watching und psychischen Belastungen wie Depression, Angstzuständen und Einsamkeit. Diese müssen allerdings weiter wissenschaftlich untersucht werden.
Passende Angebote der AOK
Kurse zur Suchtprävention und -behandlung
Die AOK unterstützt ihre Versicherten bei Süchten mit verschiedenen Kurs-Angeboten.

© iStock / Zeljkosantrac
Tipps für bewussten Serienkonsum
Exzessives Binge-Watching ist nicht nur ein Zeitfresser, sondern kann auch soziale Kontakte und das Arbeitsleben belasten. Wenn Sie bei sich Anzeichen einer Sucht feststellen, ist es ratsam, ein therapeutisches Hilfsangebot in Anspruch zu nehmen. Möchten Sie dagegen nur Ihren Serienkonsum reduzieren, helfen diese Tipps:
- Stellen Sie die Autoplay-Funktion aus. Autoplay spielt automatisch die nächste Episode oder ein neues Video ab – das verleitet zum Binge-Watching. In der Regel lässt sich die Funktion in den Einstellungen deaktivieren.
- Setzen Sie vorher sich ein Zeitlimit oder eine Anzahl an Folgen, die sie gucken möchten – und halten Sie sich daran. Zur Unterstützung können Sie sich einen Wecker oder den Timer am Fernseher oder Tablet stellen. Der Timer kann sogar dafür sorgen, dass sich das Gerät nach der abgelaufenen Zeit ausschaltet.
- Entfernen Sie Video- und Streaming-Apps von Ihren Geräten. Sie verführen dazu, eine Serie auf dem Fernseher, Handy oder Tablet nebenher laufen zu lassen.
- Nicht bis zu Ende schauen! Sie merken, dass Ihnen die Serie gar nicht gefällt? Dann schalten Sie ab. Man muss keine Episode oder gar eine ganze Staffel zu Ende gucken.
- Festen Tag einrichten: Suchen Sie sich einen Wochentag aus, an dem Sie Ihre Lieblingsserie oder die neue Kochshow gucken: beispielsweise Samstagabend.
- Lassen Sie alte Hobbys aufleben oder suchen Sie sich neue. Wer regelmäßig Sport treibt, seine sozialen Kontakte pflegt und an Aktivitäten teilnimmt, hat weniger Zeit für Binge-Watching.
Die Inhalte unseres Magazins werden von Fachexpertinnen und Fachexperten überprüft und sind auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft.