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Ist Chlorwasser ungesund?

Veröffentlicht am:07.11.2025

4 Minuten Lesedauer

Vielleicht haben Sie beim Wort „Schwimmbad“ auch gleich den Chlorgeruch in der Nase – und fragen sich, warum da eigentlich so viel Chlor im Wasser ist. Hier gibt’s die Antwort – und Tipps, wie Sie unangenehme Folgen vermeiden.

Junge im Teenager-Alter steht in einem Swimmingpool, kneift die Augen zusammen und führt die Hände zum Gesicht.

© iStock / Evgeniya Sheydt

Warum ist Chlor im Wasser?

Im Wasser finden bestimmte Bakterien, Viren und Pilze, die beim Menschen Krankheiten verursachen können, gute Lebensbedingungen. Beim Trinken oder Baden nehmen wir die Keime dann auf. In früheren Zeiten verbreiteten sich so verheerende Seuchen wie Cholera oder Typhus mit dem Trinkwasser – eine vielfache Todsursache. Das Wasser mit Chlor zu versetzen hat im 20. Jahrhundert geholfen, diese Infektionskrankheiten einzudämmen – und so erheblich zu einer Verbesserung der Lebensqualität beigetragen.

Heute wird unser Wasser in Kläranlagen aufwendig aufbereitet. Typhus- oder Cholera-Epidemien sind nicht mehr zu erwarten. Im Schwimmbecken bleibt das Wasser allerdings über einen langen Zeitraum und wird von vielen Menschen genutzt – daher können dort Durchfallkeime oder Auslöser von Ohrentzündungen lauern. Aus diesem Grund gelten im Schwimmbad strenge Hygienevorschriften, zu denen auch die Desinfektion des Badewassers gehört.

Dafür werden chemische Verbindungen eingesetzt, die Chlor abspalten. Fachleute sprechen von „Chlorung“ des Wassers. Wichtig ist bei der Chlorung, auf die korrekte Aufbewahrung der Chemikalien und die richtig Dosierung zu achten, damit die Maßnahme effektiv ist, schädliche Auswirkungen aber so weit wie möglich vermieden werden.

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Wie ungesund ist Chlor im Trinkwasser?

Auch Trinkwasser kann gechlort werden, um es zu desinfizieren. Sie kennen vielleicht den Chlorgeschmack, den Leitungswasser insbesondere in südlichen Ländern hat. In Deutschland wird Trinkwasser nicht routinemäßig mit Chlor desinfiziert. Nur in bestimmten Situationen, wenn vermehrt Krankheitserreger im Trinkwasser drohen, wird Chlor zugesetzt – etwa nach einem Hochwasser oder wenn das Trinkwasser aus Oberflächenwässern gewonnen wird.

Trotzdem kann Chlor im Trinkwasser enthalten sein. Unter normalen Umständen ist in Deutschland der Gehalt an Chlor allerdings so gering, dass man es nicht schmeckt. Und auch wenn Trinkwasser mal einen leichten Chlorgeschmack hat (etwa in einer der genannten Situationen), sind keine gesundheitlichen Folgen zu befürchten. Sie können Leitungswasser in Deutschland bedenkenlos verwenden und müssen es weder abkochen noch anders vorbehandeln. Wenn Sie den Geschmack nicht mögen, können Sie das Leitungswasser mit Zitrone, Gurke oder frischer Minze aromatisieren oder alternativ zu Mineralwasser greifen.

Chlor – der Duft des Schwimmbads

Die meisten von uns haben schon beim Gedanken ans Schwimmbad den typischen Chlorgeruch in der Nase. Dabei entsteht der Chlorgeruch erst, wenn das Chlor im Wasser mit anderen Substanzen reagiert – und für die sind vor allem wir selbst verantwortlich.

Schweiß, Urin, Hautschuppen plus Chlor – so entstehen sogenannte Trihalogenmethane (THM). THM sind flüchtig, das heißt, sie entweichen leicht aus dem Wasser und wir atmen sie schließlich mit der Luft ein. THM können in hohen Dosen Krebs auslösen. Allerdings sind die in Schwimmbädern entstehenden Konzentrationen sehr viel niedriger als die dafür notwendigen Mengen. Schwimmbadwasser darf maximal 0,02 Milligramm THM pro Liter enthalten.

Neben THM können Chloramine entstehen. Besonders Trichloramin reizt Nase, Rachen, Bronchien und ist auch für die brennenden Augen nach dem Schwimmen verantwortlich. Trichloramin ist ebenfalls flüchtig und sorgt für den typischen Schwimmbadgeruch.

Schwimmbad und Asthma

Weil Chlorverbindungen im Schwimmbad die Atemwege reizen, gab es lange Befürchtungen, dass Schwimmen die Entstehung von Asthma fördern oder die Krankheit verschlimmern könnte. Abschließend geklärt ist die Frage noch nicht, aber Langzeitstudien deuten darauf hin, dass Aufenthalte in Badeanstalten das Risiko nicht vergößern. Im Gegenteil: Kinder, die in den ersten Lebensjahren häufig im Schwimmbad waren, erkrankten danach nicht häufiger an Asthma, sondern eher seltener.

Gesundheitliche Bewertung von Trichoramin in der Hallenbadluft
Junge im Grundschulalter taucht mit Schwimmbrille in einem Swimmingpool und lächelt.

© iStock / Imgorthand

Eine Schwimmbrille schützt die Augen vor einer Reizung durch Chlorwasser.

Wie schützt man sich vor Chlor im Schwimmbad?

Auch wenn Chlor im Schwimmbad nicht schädlich ist, können der penetrante Geruch und die gereizten Augen unangenehm sein. Mit diesen Tipps reduzieren Sie das Problem:

  • Duschen Sie sich ab, bevor Sie ins Becken steigen. Je weniger Keime ins Schwimmwasser gelangen, desto weniger Chlor wird benötigt. Und: Je weniger Harnstoff aus Haut und Schweiß im Wasser landet, umso weniger Chloramine entstehen – also umso weniger Chlorgeruch und gerötete Augen.
  • Urinieren Sie nicht ins Schwimmbecken und sagen Sie auch Ihren Kindern, dass sie auf die Toilette gehen sollen. Denn auch Urin bildet zusammen mit dem Chlorwasser Chloramine.
  • Brennende Augen vermeidet man am besten, indem man die Augen unter Wasser schließt – oder eine Schwimmbrille trägt.
  • Nach dem Schwimmen besonders gründlich duschen, um das Chlorwasser von der Haut zu spülen.
  • Wenn der penetrante Chlorgeruch Sie stört, bevorzugen Sie das Freibad. Hier verfliegen die flüchtigen Chlorverbindungen viel schneller als in der Halle.

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