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Rauchvergiftung: Ursachen, Behandlung und Folgen
Veröffentlicht am:29.09.2025
6 Minuten Lesedauer
Bei einem Brand entwickelt sich Rauch und ein Gemisch von giftigen Gasen. Durch das Einatmen kann es zu einer Rauchvergiftung kommen. Erfahren Sie, welche Symptome typisch sind und was Sie unbedingt beachten sollten.

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Wie es zu einer Rauchvergiftung kommen kann
Brennt es in einem Haus oder in einer Wohnung, besteht die Gefahr, sich schwer zu verletzen. Dann zählt jede Minute. Meistens geht die größte Gefahr jedoch nicht von den Flammen aus, sondern von giftigen Gasen. Sie entstehen, wenn organische Stoffe verbrennen, zum Beispiel Textilien, Vorhänge, Möbel, Papier, Treibstoffe oder Kunststoffe, Metalle und Lösungsmittel.
Auch durch Öl-, Gas- und Kohleöfen oder einen Holzkohlegrill können gefährliche Gase freigesetzt werden. Vor allem, wenn sie in Innenräumen benutzt werden, zum Beispiel in einer Garage oder in der Wohnung. Werden die Gase eingeatmet, kann es zu einer Rauchvergiftung (Rauchgasintoxikation) kommen. Eine Rauchvergiftung kann lebensbedrohlich sein. Manchmal reichen schon wenige Atemzüge, um eine tödliche Menge zu inhalieren.
Im Jahr 2023 starben in Deutschland 283 Menschen durch Rauch, Feuer und Flammen. Viele Todesfälle sind nicht auf Verbrennungen zurückzuführen, sondern auf den giftigen Rauch, der eingeatmet wurde.
Welche giftigen Gase und Chemikalien Rauch enthalten kann
Bei jedem Feuer entwickelt sich Rauch mit giftigen Gasen und Chemikalien. Wie er sich zusammensetzt, ist bei jedem Feuer unterschiedlich und hängt davon ab, welche Materialien verbrennen und wie hoch der Sauerstoffgehalt ist. Sauerstoff selbst ist nicht brennbar, aber das Gas fördert die Verbrennung.
Wenn kohlenstoffhaltige Materialien wie Holz, Papier, Kohle, Erd- und Flüssiggas oder Kunststoffe verbrennen und der Sauerstoffgehalt niedrig ist, kann sich das giftige Gas Kohlenmonoxid (CO) bilden und zu einer Kohlenmonoxidvergiftung führen. Kohlenstoffmonoxid verhindert, dass das Blut Sauerstoff transportiert. Das Gewebe wird dann nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
Weitere giftige Verbindungen, die Rauch enthalten kann, sind:
- Ammoniak
- Blausäure (Zyanid)
- Aldehyde
- Schwefeldioxid
- Stickstoffdioxid
Werden diese Bestandteile eingeatmet, kommt es häufig zu Inhalationsverletzungen. Das heißt, die Atmung ist beeinträchtigt, weil die Atemwege (einschließlich Nasengänge, hinterer Rachenwand, Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien) oder die Lungenbläschen (Alevolen) geschädigt sind. Ursache können Verbrennungen, Vergiftungen und Verätzungen sein. Durch heißen Rauch kann es auch zu Verbrennungen (thermischen Verletzungen) im Mund und Rachen kommen. Weil sich der Rauch schnell abkühlt, kommt es in der Regel zu keinen weiteren Verbrennungen. Giftige Chemikalien wie Ammoniak oder Schwefeldioxid können zu Verätzungen der Atemwege oder Alevolen führen. Haben chemische Giftstoffe eine geringe Wasserlöslichkeit, können sie die Lungenbläschen erreichen, ohne die Atemwege zu verletzen.
Ist das Gewebe der Atemwege geschädigt, wird mehr Schleim produziert, Ödeme, Schleimhautgeschwüre und Blutungen können auftreten. Der Luftstrom wird so behindert und es kann zu akuter schwerer Atemnot und Ersticken kommen.
Warum es zu Bränden kommt
Die meisten Brände in Deutschland (30 Prozent) wurden zwischen 2015 und 2024 durch Elektrizität verursacht, zum Beispiel durch defekte Elektrogeräte. Danach folgte menschliches Versagen (22 Prozent): der vergessene Topf auf dem Herd, die brennende Kerze oder Zigarette. Auch Unfälle, kriminelle Handlungen oder Naturkatastrophen können einen Brand auslösen und zu Rauchentwicklung führen. Nachts ist die Gefahr besonders groß. Während die Menschen schlafen, atmen sie zunächst unbemerkt den Rauch sowie giftige Gase ein und können bewusstlos werden. Rauchmelder weisen frühzeitig auf einen Brand und auf Rauch hin. Sie können Leben retten.
Gut zu wissen
Rauch steigt nach oben auf. Bei einem Wohnungsbrand in einem Mehrfamilienhaus kann er sich durch das Treppenhaus im gesamten Gebäude verteilen. Das heißt, auch Menschen, die nicht in der Nähe des Feuers sind, können durch die giftigen Gase gefährdet sein und sollten aus der verrauchten Zone gebracht werden. Das übernehmen meistens Einsatzkräfte der Feuerwehr. Wer Erste Hilfe leistet, sollte dieses außerhalb des Gefahrenbereichs tun, um sich vor dem giftigen Rauch zu schützen. Außerdem wird beim Brandnotruf mit verletzten Personen der Rettungsdienst mit alarmiert.
Anzeichen und Symptome einer Rauchvergiftung
Ein typisches Anzeichen einer Rauchvergiftung ist Atemnot, meistens in Verbindung mit einem starken Hustenreiz. Auch Kopfschmerzen, Schwindel, leichte Atemnot und eine Erhöhung der Herzfrequenz sind möglich. Im schlimmsten Fall führt eine Rauchvergiftung zum Tod. Bei Menschen, die dem Rauchgas zu lange ausgesetzt waren und eine Kohlenmonoxidvergiftung haben, können auch Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall, Kreislaufversagen, Verwirrtheit und Bewusstlosigkeit auftreten. Eine Kohlenmonoxidvergiftung ist eine spezifische Form der Rauchvergiftung.
Warum ist eine Kohlenmonoxidvergiftung so gefährlich?
Kohlenmonoxid ist sehr giftig (toxisch) und Kinder sowie Schwangere gelten als besonders gefährdet. Kinder atmen schneller und nehmen pro Kilogramm Körpergewicht mehr Kohlenmonoxid in kürzerer Zeit auf als Erwachsene. Das Gas ist farb-, geruch- und geschmacklos und kann die Sauerstoffversorgung des Körpers langfristig beeinträchtigen. Es bindet sich viel stärker an das Hämoglobin, den roten Farbstoff im Blut, als Sauerstoff. Die Folge: Sauerstoff wird verdrängt, der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt, die Zellen werden geschädigt. Kohlenmonoxidvergiftungen gehören zu den häufigsten Vergiftungen in Deutschland und zu den Vergiftungen, die am häufigsten zum Tode führen.
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Wie wird eine Rauchvergiftung behandelt?
Zunächst ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass Betroffene nicht mehr dem Rauch ausgesetzt sind. Wer Kontakt mit Rauchgasen hatte und Symptome zeigt, muss in einem Krankenhaus untersucht werden. Durch eine Blutgasanalyse kann die Konzentration von Methämoglobin und Co-Hb bestimmt werden. Schädigungen der Lunge können zu Beginn in der Röntgenaufnahme gesehen werden oder im Verlauf durch einen Lungenfunktionstest objetktiviert werden. Mithilfe einer Bronchoskopie, einer Lungenspiegelung, lassen sich im Krankenhaus Verbrennungen der Luftröhre akut abschätzen.
Bei einer Rauchvergiftung wird 100-prozentiger Sauerstoff verabreicht.
Haben Patienten und Patientinnen Brandverletzungen im Gesicht und Mundraum oder viel Ruß in den oberen Atemwegen, wird möglichst früh intubiert, also ein Beatmungschlauch in die Luftröhre eingeführt. Wenn der Atemweg zugeschwollen ist, kann die Intubation unmöglich sein.
Besteht der Verdacht auf eine Zyanidvergiftung, weil der Patient bewusstlos ist oder einen Krampfanfall hatte, dann sollten bei Bränden in geschlossenen Räumen mit Kunststoff spezielle Medikamente gegeben werden. Beim Rettungsdienst gibt es für diese Fälle Gegenmittel wie zum Beispiel Hydroxycobalamin.

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Bei Verdacht auf eine Kohlenmonoxidvergiftung sollten Betroffene unbedingt ärztlich untersucht werden. Bei leichteren Symptomen reicht in der Regel die Behandlung mit viel Sauerstoff. Bei Bewusslosigkeit oder schwerer Azidose kann in speziellen Zentren eine hyperbare Sauerstofftherapie (Druckkammer) durchgeführt werden. Patientinnen und Patienten erhalten 100-prozentigen Sauerstoff bei erhöhtem Umgebungsdruck in einer Druckkammer, die einen Tauchvorgang simuliert.
Im Verlauf kann es insbesondere bei beatmeten Betroffenen zu Lungenentzündungen kommen, eine prophylaktische Einnahme von Antibiotika wird jedoch nicht empfohlen.
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Kohlenmonoxidvergiftung: Welche Folgen sie haben kann
Eine schwere Kohlenmonoxidvergiftung kann zu bleibenden Schäden führen. Welche Nachwirkungen können nach einer Rauchvergiftung auftreten? Dazu gehören:
- Schäden am Herzmuskel (Myokard)
- Herzrhythmusstörungen
- Durchblutungsstörungen des Gehirns
- Flüssigkeitsansammlung im Gehirn (Hirnödem) sowie in der Lunge (Lungenödem)
- Persönlichkeitsveränderungen
- Bewegungsstörungen
Neurologische Folgen wie Einschränkungen der geistigen Leistungsfähigkeit, Veränderungen der Persönlichkeit oder Bewegungsstörungen bleiben unter Umständen dauerhaft bestehen, sie können bei manchen Patienten und Patientinnen erst verzögert nach einer vermeintlichen Genesung diagnostiziert werden.
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