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Gesundheitsmagazin

Immunsystem

Scharlach – wie gefährlich ist die Kinderkrankheit?

Veröffentlicht am:20.06.2022

4 Minuten Lesedauer

Scharlach ist eine Infektionskrankheit, die überwiegend Kinder, aber auch Erwachsene trifft. Bleibt sie unentdeckt, kann sie Komplikationen nach sich ziehen. Doch woran lässt sich Scharlach erkennen? Die Antwort liegt meist auf der Zunge.

Kind mit Scharlach wird untersucht.

© iStock / Halfpoint

Was ist Scharlach?

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wütete Scharlach jährlich und kostete unzähligen Menschen – überwiegend Kindern – das Leben. Aber spätestens mit der Entdeckung des Penicillins 1928 durch den schottischen Bakteriologen Alexander Fleming hat die Infektionskrankheit ihren Schrecken verloren. Sie ist aber weiterhin weltweit verbreitet und greift besonders in den kalten Monaten um sich. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 5 von 1.000 Kindern. Sechs- bis Zwölfjährige sind besonders gefährdet, weshalb Scharlach als Kinderkrankheit gilt – aber auch Erwachsene können sich infizieren.

Scharlach wird von Bakterien, den sogenannten Streptococcus (S.) pyogenes, häufig auch A-Streptokokken genannt, ausgelöst – genauer gesagt von den giftigen Stoffwechselprodukten (Toxine) der Bakterien. Wer einmal eine Erkrankung überstanden hat, ist anschließend immun gegen das auslösende Toxin. Da unterschiedliche A-Streptokokken aber unterschiedliche Toxine bilden, ist es möglich, mehrfach an Scharlach zu erkranken.

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Scharlach: Übertragung

Scharlach ist hochansteckend und kann selbst von Menschen weitergegeben werden, die nur Träger der Erreger sind, ohne selbst erkrankt zu sein. Die Ansteckungsgefahr lässt sich mit Antibiotika reduzieren. Bereits 24 Stunden nach der ersten Einnahme sind Betroffene nicht mehr infektiös. Ohne Therapie besteht die Gefahr allerdings bis zu drei Wochen nach Ausbruch der ersten Symptome.

Übertragen wird die Krankheit meistens über Tröpfcheninfektion, da die Erreger sich im Rachenraum ansiedeln. Das heißt, sie gelangen beim Sprechen, Niesen oder Husten über winzige Speicheltröpfchen an die Luft, wo sie eine andere Person beispielsweise einatmet.

In seltenen Fällen kann sich Scharlach auch über Schmierinfektion übertragen, also über gemeinsam benutzte Gegenstände, an denen der Erreger haftet, wie Stifte oder Spielzeug.

Scharlach: Symptome

Die Inkubationszeit bei Scharlach, also die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch, beträgt ein bis drei Tage. Das typischste Symptom ist die sogenannte Himbeerzunge: Zuerst bildet sich ein weißer Belag. Nach einigen Tagen färbt sie sich in ein tiefes Rot, bekannt als Scharlachrot. Darüber hinaus können zu Beginn auch folgenden Symptome in unterschiedlicher Ausprägung auftreten:

  • Halsschmerzen
  • Fieber und Schüttelfrost
  • Schluckschmerzen
  • Erbrechen und Bauchschmerzen
  • entzündete Mandeln
  • geschwollene Lymphknoten

Meist ab dem zweiten Tag entwickelt sich ein nicht oder kaum juckender Ausschlag auf der Haut, der sich auf den ganzen Körper ausbreiten kann. Nach etwa einer Woche verschwindet er wieder. Anschließend schuppt sich die Haut zwischen der zweiten und vierten Woche, insbesondere an den Handflächen und den Fußsohlen.

Arzt untersucht Kind mit Scharlach auf Himbeerzunge.

© iStock / didesign021

Eine tiefrote Zunge ist das typischste Symptom bei Scharlach – die sogenannte Himbeerzunge.

Warum sollte Scharlach behandelt werden?

Scharlach kann auch ohne Therapie wieder abklingen, trotzdem sollte die Infektion mit Antibiotika behandelt werden. Einerseits verkürzt es die Ansteckungszeit und die Beschwerden, andererseits verringert es das Restrisiko möglicher Komplikationen. So können sich beispielsweise das Mittelohr oder die Mandeln eitrig entzünden. Deutlich seltener, aber dafür gefährlicher ist das rheumatische Fieber, bei dem es zu Entzündungen der Gelenke und Organe kommen kann.

Infizieren die Erreger Wunden, führt das zum sogenannten Wundscharlach. Wenn es dann zum Einritt der Bakterien in die Blutbahn kommt, kann eine Sepsis ausgelöst werden. Dies ist ein seltener Krankheitsverlauf, der aber lebensbedrohlich werden kann.

In der Regel verschreiben Ärztinnen und Ärzte Penicillin-Tabletten gegen Scharlach, falls Betroffene aber unverträglich oder allergisch reagieren, gibt es mittlerweile auch weitere wirksame Antibiotika. Nebenwirkungen, die auftreten können, sind unter anderem Übelkeit, Durchfall und Hautausschlag. Wie bei Antibiotika üblich, ist es wichtig, sich an die Vorgaben der Ärztin oder des Arztes zu halten und die Einnahme nicht frühzeitig abzubrechen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass nicht alle Scharlach-Erreger abgetötet werden und schwere Krankheitsverläufe entstehen.

Scharlach vorbeugen

Allgemeine Maßnahmen zur Vorbeugung von Erkältungskrankheiten helfen.

Dazu gehört, sich die Hände regelmäßig und gründlich mit Wasser und Seife zu waschen sowie Kontakt mit ansteckenden Erkrankten zu vermeiden. Eine Schutzimpfung gegen Scharlach existiert nicht.

Was sollte man bei einer Scharlach-Infektion beachten?

Wie andere hochansteckende Krankheiten ist auch Scharlach im Infektionsschutzgesetz erfasst, das heißt: Schon bei dem Verdacht auf eine Infektion dürfen Kinder nicht in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergarten oder Schule gehen. Das Gleiche gilt für Erwachsene, die in Gemeinschaftseinrichtungen arbeiten, wie etwa Lehreinnen und Lehrer oder Erzieherinnen und Erzieher.

Beachten Sie diese Tipps, um den Verlauf erträglicher zu gestalten:

  • Körperliche Schonung in den ersten Tagen.
  • Schluckbeschwerden können sehr unangenehm werden, weiche Nahrung wie Brei oder Suppe sollten deshalb auf dem Speiseplan stehen.
  • Besonders bei Fieber ist es wichtig, viel zu trinken – am besten Wasser oder Kräutertees.

Das ärztliche Fachpersonal oder das Gesundheitsamt entscheidet, wann Betroffene wieder unter Menschen dürfen. In der Regel ist das bereits 48 Stunden nach Beginn der Antibiotika-Behandlung der Fall. Ein ärztliches Attest ist nicht erforderlich.

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