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Immunsystem

Arzneimittelintoleranz oder Arzneimittelallergie? Das macht den Unterschied

Veröffentlicht am:06.08.2025

4 Minuten Lesedauer

Von Kopfschmerzen bis zu allergischen Reaktionen mit Hautrötungen – was bei einer Arzneimittelunverträglichkeit im Körper passiert, wann Sie ärztlichen Rat einholen sollten und warum Frauen nach Einnahme von Medikamenten öfter Nebenwirkungen haben.

Eine Frau in einem blauen Oberteil sitzt an einem Tisch und hält eine Packungsbeilage in der Hand. Sie sieht sich die Rückseite einer Kapselverpackung an.

© iStock / Rockaa

Was sind Arzneimittelunverträglichkeiten?

Manchmal benötigt der Körper Unterstützung in Form von Arzneimitteln. Mediziner und Medizinerinnen können auf eine große Bandbreite an Medikamenten zurückgreifen. Sie wählen das aus, was zum Krankheitsgeschehen passt und am erfolgversprechendsten ist. Doch auch gut ausgesuchte Präparate führen häufig zu unerwünschten Begleiterscheinungen. In ungefähr 80 Prozent der Fälle handelt es sich um vorhersehbare Körperreaktionen, also um Nebenwirkungen. Viele Menschen reagieren etwa auf Eisentabletten mit Verstopfung oder mit Müdigkeit auf Allergiemedikamente. Daneben gibt es seltene oder sehr seltene Nebenwirkungen, die nur bei wenigen Personen auftreten. Nebenwirkungen entstehen durch die unerwünschten Wirkungen der Arzneimittel. Die bekannten Nebenwirkungen findet man im Beipackzettel der Medikamente.

Menschen reagieren unterschiedlich auf Medikamente

Manche Menschen verstoffwechseln Arzneimittel schwächer, sodass Wirkung und Nebenwirkung viel stärker ausfallen als bei anderen. Diese unerwünschten Wirkungen treten bei den meisten Menschen erst bei Mengen auf, die über der empfohlenen Dosierung liegen. Der Abstand zwischen dem für die Wirkung erforderlichem Blutspiegel des Medikaments zum Blutspiegel, bei dem unerwünschte Wirkungen auftreten, nennt man therapeutisches Fenster. Die meisten Arzneimittelunverträglichkeiten sind bekannte Nebenwirkungen, die sich bei der für die Wirkung notwendigen Dosierung zeigen. Die unerwünschten Begleiterscheinungen sind bei diesem Typ A abhängig von der eingenommenen Dosis. Neben dosisabhängigen unerwünschten Arzneimittelwirkungen gibt es solche, die auch bei geringsten Mengen auftreten. Sie zeigen sich sofort oder erst nach Stunden oder nach Tagen. Diese werden als Typ B bezeichnet.

Das passiert bei Arzneimittelallergien und Pseudoallergien

Ärzte und Ärztinnen ordnen die Unverträglichkeitsreaktionen Typ B einer Arzneimittelallergie oder einer Pseudoallergie, oft Arzneimittelintoleranz genannt, zu. Diese Unterscheidung ist wichtig, denn dabei liegen verschiedene Mechanismen zugrunde. Bei einer Arzneimittelallergie betrachtet das Immunsystem einen Inhaltsstoff im Medikament nach dem ersten Kontakt als fremd und entwickelt eine Sensibilisierung dagegen. Das geschieht etwa mit der Bildung von Antikörpern. Beim nächsten Kontakt erfolgt eine Abwehrreaktion des Immunsystems. Beruht die Arzneimittelallergie auf einem Antikörper-Effekt, tritt die Reaktion in der Regel schnell, also innerhalb der ersten Stunde, auf. Sind weiße Blutkörperchen (T-Zellen) für die Allergie verantwortlich, kann es ein bis vier Tage bis zur Reaktion dauern, manchmal länger. Daneben gibt es Pseudoallergien, die auch als Intoleranz bezeichnet werden. Bei einer Pseudoallergie ist keine vorherige Sensibilisierung notwendig. Sie kann beim ersten Kontakt mit einem Arzneimittel auftreten. Hier führt eine unspezifische Reaktion dazu, dass Mastzellen Histamin ausschütten, und es kommt zu einer Rötung und Nesselsucht.

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Wie äußert sich eine Medikamentenunverträglichkeit?

Die Abgrenzung zwischen einer Medikamentenallergie und anderen Formen der Arzneimittelunverträglichkeit ist manchmal schwer. So spielen Zellen des Immunsystems und von diesen ausgeschüttete Zytokine sowohl bei der Allergie als auch bei der Pseudoallergie eine Rolle.

Allergien gegen Arzneimittel vom Soforttyp äußern sich durch:

  • Nesselsucht
  • Schwellungen von Haut oder Schleimhaut
  • eine laufende Nase
  • eine Bindehautentzündung
  • Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Bauchschmerzen
  • Gegebenenfalls Anschwellung des Nasen-Rachen-Raums

Beim verzögerten Typ erscheinen meist fleckige Hautausschläge, später Nesselsucht, es gibt aber viele weitere Erscheinungsbilder. Eine allergische Reaktion kann zu Atemnot oder zum Blutdruckabfall und Schock führen. Dies ist mitunter lebensbedrohlich, daher ruft man dann die 112 an. Wenn man einmal auf ein Medikament allergisch reagiert hat, sollte man dieses nicht mehr einnehmen – oder nur in Ausnahmefällen mit ärztlichen Vorsichtsmaßnahmen und unter besonderer Überwachung. 

Worauf reagiert der Körper bei einer Medikamentenunverträglichkeit?

Sowohl bei einer Arzneimittelallergie als auch bei anderen Arzneimittelunverträglichkeiten kann der Wirkstoff selbst verantwortlich sein, aber auch ein Hilfsstoff im Medikament. Menschen reagieren manchmal während ärztlicher Untersuchungen auf verabreichte Kontrastmittel. Ebenso denkbar, aber deutlich seltener, sind nicht-allergische Reaktionen auf Trägerstoffe wie Laktose – das stellt für Menschen mit einer Laktoseintoleranz ein Problem dar.

Eine Frau in einem gelben Oberteil informiert sich bei einer Apothekerin über ein Präparat.

© iStock / gorodenkoff

Mediziner und Medizinerinnen sowie Fachpersonal in Apotheken können über Arzneimittelunverträglichkeiten aufklären.

Deshalb haben Frauen häufiger Nebenwirkungen bei Arzneimitteln

Frauen zeigen bei einigen Medikamenten deutlich häufiger Nebenwirkungen als Männer. Das hat mehrere Ursachen. Frauen entwickeln häufiger Arzneimittelallergien als Männer, was womöglich an Unterschieden im Immunsystems liegt. Medikamente können bei Frauen zudem anders wirken und verstoffwechselt werden – außerdem unterscheidet sich das Verteilungsvolumen bei Frauen und Männern. Tabletten verweilen im Magen von Frauen etwa deutlich länger, Wirkstoffe verteilen sich auf andere Weise im Körper. Auch die weiblichen Hormone können eine Rolle spielen, deren Spiegel im Laufe des Zyklus schwanken. Und Frauen sind schon aufgrund des meist niedrigeren Körpergewichts einem höheren Risiko von Überdosierungen ausgesetzt. Trotzdem werden Medikamente in den Zulassungsstudien bei Frauen meist unzureichend untersucht. Das liegt an der sogenannten Gender Health-Gap: Es nehmen erheblich mehr Männer an Studien teil als Frauen. Es bräuchte für viele Medikamente geschlechtsspezifische Dosisempfehlungen und eine ausreichende Zahl von Frauen in entsprechenden wissenschaftlichen Studien.

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Wann sollte ich dem Arzt oder der Ärztin die Auffälligkeiten mitteilen?

Medikamentenunverträglichkeiten beeinträchtigen nicht nur das Wohlbefinden, sie können schwerwiegende Probleme bereiten. Insbesondere Allergien können zu einer Lebensgefahr werden. Entwickeln Sie nach der Medikamenteneinnahme einen Hautausschlag, eine Nesselsucht, eine Schwellung oder Magen-Darm-Beschwerden, suchen Sie schnell ärztliche Hilfe auf. Lassen Sie sich beraten, bevor Sie das betreffende Medikament erneut einnehmen. Das trifft insbesondere auf Antibiotika zu, aber auch auf Medikamente gegen Epilepsie, Gicht und auf Schmerzmittel. Setzen Sie die Medikamente aber nicht ohne ärztliche Abstimmung einfach ab. Beobachten Sie bei sich weitere ungewöhnliche Begleiterscheinungen oder fühlen Sie sich mit den Beschwerden unsicher, wenden Sie sich an eine ärztliche Praxis. Bei Medikamentenallergien muss das Immunsystem erst gegen das Medikament sensibilisiert werden. Dass man dasselbe Medikament bisher vertragen hat, ist daher typisch und kein Argument gegen eine Allergie. Steht eine Allergie oder Unverträglichkeit fest, tragen Sie am besten einen Allergieausweis mit sich und machen bei zukünftigen Medikamentenverordnungen darauf aufmerksam.

Fachlich geprüft
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