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Herz & Kreislauf

Endokarditis: lebensbedrohliche Entzündung der Herzinnenhaut

Veröffentlicht am:06.06.2025

5 Minuten Lesedauer

Bakterien im Blutkreislauf können im Herzen eine Endokarditis auslösen.Vorerkrankte und Menschen mit künstlicher Herzklappe sind besonders gefährdet. Mehr über Ursachen, Prophylaxe, Symptome und Behandlung.

Eine Krankenschwester überprüft konzentriert den Tropf eines Patienten. Sie trägt einen Mundschutz und Schutzkleidung, während sie ihre klinische Arbeit verrichtet.

© iStock / gorodenkoff

Was ist eine Endokarditis und wie entsteht sie?

Das Innere des Herzens ist von einer Haut überzogen, die als Herzinnenhaut oder Endokard bezeichnet wird. Entzündet sich diese Haut, spricht man von einer Herzinnenhautentzündung oder Endokarditis. Überwiegend ist die Haut im Bereich der Herzklappen betroffen. Die Endokarditis ist selten. In den Industrieländern erkranken jährlich rund drei bis zehn von 100.000 Menschen an einer infektiösen Endokarditis. Männer sind doppelt so oft betroffen wie Frauen.

Man unterscheidet zwischen akuter und subakuter Endokarditis. Bei der akuten Form verschlechtert sich das Befinden der Erkrankten rasch. Die subakute Form verläuft schleichend. Deshalb bleibt eine subakukte Endokarditis oft lange unerkannt. Eine rechtzeitige Behandlung ist jedoch wichtig, um schwere gesundheitliche Folgeschäden zu vermeiden. Eine spät erkannte oder unbehandelte Endokarditis ist lebensbedrohlich.

Häufigste Ursache: Bakterien

Eine Endokarditis geht meist auf eine Infektion mit Bakterien zurück (infektiöse Endokarditis). Für eine infektiöse Endokarditis sind in mehr als 80 Prozent der Fälle Bakterien aus der Gruppe der Staphylokokken, Streptokokken und Enterokokken verantwortlich. Die Gefahr einer infektiösen Endokarditis besteht, wenn größere Mengen an Bakterien ins Blut gelangen. Am häufigsten geschieht das in der Mundhöhle, etwa bei Zahnwurzelbehandlungen, beim Ziehen von Zähnen oder über infizierte Hautstellen. Über den Blutkreislauf erreichen die Erreger das Herz. Hier können sie die Herzklappen durch eine Entzündung schädigen und zu einer akuten Herzinsuffizienz führen. Aber auch Gefäßverschlüsse durch Embolien oder Immunkomplexe (Verbindungen von Antikörpern und ihren Antigenen) sind möglich.

Weitere Ursachen – thrombotische Endokarditis

Viel seltener ist eine Endokarditis die Folge anderer Erkrankungen (nicht infektiöse oder thrombotische Endokarditis). Zu einer thrombotischen Endokarditis kommt es, wenn sich bestimmte Blutplättchen (Thrombozyten) und Bluteiweiße an vorgeschädigten Herzklappen ablagern. Diese Vorschädigung kann die Folge anderer schwerer Erkrankungen wie Autoimmunkrankheiten, Krebs oder Tuberkulose sein.

Risikofaktoren für eine infektiöse Endokarditis

Eine infektiöse Endokarditis entsteht, wenn Bakterien ins Blut eingeschwemmt und nicht durch immunkompetente Zellen abgewehrt werden können. Eine vorgeschädigte Herzklappe stellt einen idealen Absiedlungsort dar, an dem sich die Bakterien an veränderten Oberflächen vermehren können. Dies führt zu thrombotischen Ablagerungen auf den Klappen, was die Klappen in ihrer Funktion stört. Auch an künstlichen Herzklappen und anderen Implantaten können sich Bakterien leichter absetzen und in der Folge Entzündungen des Endokards auslösen.

Deshalb sind konkrete Risikofaktoren unter anderem:

  • künstliche Herzklappe
  • Herzschrittmacher
  • überstandene Endokarditis
  • angeborene oder erworbene Herzfehler
  • vorangegangene Herzoperation
  • HIV/AIDS
  • langfristige Dialysebehandlung
  • Diabetes mellitus
  • schlechte Mund- und Zahnhygiene
  • Drogenkonsum über Spritzen

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Prophylaxe: Wie beugt man einer Endokarditis vor?

Das Risiko für Endokarditis lässt sich deutlich verringern. Dazu sind einfache, aber wirksame Hygienemaßnahmen sinnvoll:

  • gute Mund- und Zahnhygiene
  • regelmäßige zahnärztliche Kontrollen und Behandlung von Zahn- oder Zahnfleischerkrankungen
  • sorgfältige Desinfektion von Wunden und Verletzungen
  • Verzicht auf Piercings und Tattoos
  • konsequente Durchführung einer Therapie mit Antibiotika bei ärztlicher Verordnung

Diese Ratschläge sollten insbesondere Personen befolgen, auf die einer oder mehrere der Risikofaktoren für eine infektiöse Endokarditis zutreffen.

Wer braucht eine Endokarditisprophylaxe?

Auch wenn eine größere Vorsicht für alle Menschen mit einem erhöhten Endokarditisrisiko geboten ist: Eine spezielle Prophylaxe in Form einer vorbeugenden Therapie mit Antibiotika ist nur für Hochrisikopatienten und -patientinnen sinnvoll. Das sind:

  • Menschen mit künstlichen Herzklappen und solche, die an den Klappen chirurgisch behandelt worden sind
  • Menschen, die schon einmal eine Endokarditis durchgemacht haben
  • Menschen mit schweren angeborenen Herzfehlern
  • Menschen, die am Herzen operiert worden sind
Ältere Patientin mit offenem Mund sitzt auf einem Zahnarztstuhl, während ein Zahnarzt mit Mundschutz und zahnärztlichem Werkzeug ihre Zähne untersucht.

© iStock / Mariia Vitkovska

Für Hochrisikopatientinnen und -patienten kann vor zahnärztlichen Eingriffen eine Endokarditisprophylaxe mit Antibiotika notwendig sein, um das Risiko einer bakteriellen Infektion des Blutsystems zu minimieren.

Bei welchen Eingriffen ist eine Endokarditisprophylaxe für Hochrisikopatienten sinnvoll?

Zahnmedizinische Eingriffe wie professionelle Zahnreinigung, Zahnziehen, Wurzelbehandlung oder das Einsetzen von Implantaten bedeuten für Hochrisikopatienten und -patientinnen eine potenzielle Gefahr, dass Bakterien ins Blutsystem eingespült werden. Sie sollten vor solchen Eingriffen eine mögliche Endokarditisprophylaxe in Form einer medikamentösen Behandlung mit Antibiotika mit Ihrem Zahnarzt oder Ihrer Zahnärztin besprechen. Das gleiche gilt für operative Behandlungen von Infektionen der Haut.

Die vorbeugende Antibiotikagabe bei anderen Eingriffen, etwa einer Darmspiegelung, wird nicht mehr empfohlen, da die gesundheitlichen Risiken den Nutzen überwiegen.

Woran erkennt man eine Endokarditis?

Die Beschwerden bei einer Endokarditis ähneln anderen Infektionskrankheiten. Es gibt zunächst keine eindeutigen Hinweise darauf, dass das Herz beteiligt ist. Deshalb ist es vor allem zu Beginn schwierig, eine Endokarditis zu erkennen.

Mögliche Anfangssymptome bei akuter Endokarditis:

  • plötzliches hohes Fieber
  • Tachykardie (Herzrasen)
  • verminderte körperliche Belastbarkeit
  • Schüttelfrost
  • Kopf- und Gliederschmerzen

Mögliche Symptome bei fortgeschrittener akuter Endokarditis:

  • Herzgeräusche
  • Kurzatmigkeit
  • Nackensteifigkeit
  • Schmerzen in der Brust
  • Herzrasen
  • Lähmungen oder Krampfanfälle durch Blutgerinnsel im Gehirn
  • Empfindungs- und Sehstörungen
  • Hautveränderungen: bläulich-rötliche Knötchen an Fingern oder Zehen, kleine rötliche Stellen an Händen und Füßen oder rote Punkte am Körper

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Diagnose und Behandlung einer Endokarditis

Bei Verdacht auf Endokarditis führen Ärzte und Ärztinnen meist folgende Untersuchungen durch:

Eine bakterielle Endokarditis muss im Krankenhaus mit Antibiotika behandelt werden. Wenn Pilze der Auslöser sind, kommen sogenannte Antimykotika zum Einsatz. Meist werden diese Medikamente über mehrere Wochen direkt in eine Vene über eine Infusion verabreicht. Nach dem Abklingen der akuten Infektion sind Nachuntersuchungen wichtig, um mögliche Folgeschäden zu erkennen.

Wenn die Herzklappen nicht mehr funktionstüchtig sind, reicht eine Therapie mit Medikamenten nicht aus. Dann muss operiert werden, was bei rund der Hälfte der Betroffenen der Fall ist. Ein Chirurg oder eine Chirurgin ersetzt die betroffene Herzklappe durch eine künstliche Klappe.

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