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Haut & Allergie

Allergie oder Pseudoallergie: Auslöser und Unterschiede

Veröffentlicht am:07.05.2025

5 Minuten Lesedauer

Die Haut juckt, das Herz rast und das Gesicht schwillt nach dem Essen an. Viele Menschen denken sofort an eine Allergie. Dahinter kann auch eine Pseudoallergie stecken. Doch was unterscheidet sie von einer Allergie? Erfahren Sie mehr.

Eine junge Frau sitzt in einem Restaurant und schnupft in ein Taschentuch. Die Schüsseln mit den Speisen sind nur verschwommen zu erkennen.

© iStock / Pheellngs Medla

Was ist eine Pseudoallergie?

Ein Glas Rotwein oder ein Stückchen Käse führt bei manchen Menschen zu Kopfschmerzen, Blähungen, Schwellungen im Gesicht oder Atemnot. Die Ursache für diese Beschwerden kann eine pseudoallergische Reaktion sein. Sie tritt häufig im Zusammenhang mit dem Verzehr von bestimmten Nahrungsmitteln oder der Einnahme von Medikamenten auf. Anders als bei einer klassischen Allergie kann der Körper schon beim ersten Kontakt überempflindlich reagieren. In diesem Fall wird von einer Überempfindlichkeitsreaktion gesprochen. Die Symptome ähneln oder entsprechen jenen, die innerhalb von wenigen Sekunden oder Minuten bei einer allergischen Sofortreaktion (Allergie Typ I) auftreten. Dazu zählen eine Nasenschleimhautentzündung (Rhinitis), eine Schwellung der Schleimhaut (Angioödem), Nesselsucht (Urtikaria), Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall und Krämpfe sowie Asthma bronchiale. Seltener sind Kreislaufstörungen wie bei einem anaphylaktischen Schock.

Allergie und Pseudoallergie: Was unterscheidet sie?

Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen einer Pseudoallergie und einer „echten“ Allergie: Eine Allergie wird durch Allergene (Antigene) ausgelöst und das Immunsystem hat nach einem ersten Kontakt Antikörper gegen diesen harmlosen Stoff (Allergen) gebildet. Das können Blütenpollen, Tierhaare, Pilzsporen oder bestimmte Stoffe in Nahrungsmitteln oder Kosmetika sein. Bei der Pseudoallergie handelt es sich nicht um eine Reaktion des Immunsystems. Es ist auch keine immunologische Sensibilisierung (Sesibilisierungsphase) vorausgegangen, daher sind auch keine spezifischen Antikörper vom Typ IgE (Immunglobulin E) daran beteiligt. Sie können deshalb im Blut auch nicht nachgewiesen werden. Auch der klassische Hauttest, mit dem eine Allergie nachgewiesen wird, ist bei einer Pseudoallergie negativ.

Die Pseudoallergie ist eine nicht-allergische Reaktion und keine immunologische Erkrankung. Der Begriff Pseudoallergie ist jedoch ein wenig irreführend. Denn er lässt vermuten, dass sich Betroffene die Beschwerden nur einbilden. Das ist jedoch nicht der Fall. Fachleute bezeichnen die Pseudoallergie häufig auch als Intoleranzreaktion. Manchmal wird auch der Begriff „Idiosynkrasie" verwendet.

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Was kann eine Pseudoallergie auslösen?

Klassische Auslöser können Zusatzstoffe in Lebensmitteln sein, die sie länger haltbar machen oder andere Eigenschaften beeinflussen sollen, zum Beispiel die Farbe, das Aroma oder die Konsistenz. Das können Farb- und Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker, Stabilisatoren, Emulgatoren oder Geliermittel sein. Sie werden auch als Additiva bezeichnet und sind in vielen Fertigprodukten enthalten. Dazu zählen Bezoate, Parabene, Sulfite, Azofarbstoffe, Salicylate oder Propinate. Mit sogenannten E-Nummern müssen sie in der Zutatenliste von Lebensmitteln gekennzeichnet werden. Ursache einer pseudoallergischen Reaktion können auch natürliche Inhaltsstoffe in Nahrungsmitteln sein. Dann spricht man auch von einer Nahrungsmittelunverträglichkeit: Der Körper reagiert auf die Inhaltsstoffe mit Beschwerden, weil er das Lebensmittel beziehungsweise die Bestandteile nicht verdauen kann.

Glutamat: harmlos oder schädlich?

Glutamat ist in Tütensuppen, Chips, Brühwürfeln, Tiefkühlpizza, Salat- und Fertigsaucen sowie in vielen asiatischen Gerichten enthalten. In Asien steht es sogar als Würzmittel auf dem Tisch. Die Lebensmittelindustrie verwendet Mononatriumglutamat als Geschmacksverstärker. Seit vielen Jahren gibt es Zweifel an der Unbedenklichkeit. Einige Kritiker glauben sogar, dass Glutamat Hirnhautentzündungen, Alzheimer und Parkinson fördert. Wissenschaftlich belegt ist das nicht. Weitere Studien sind notwendig. Fakt ist jedoch, dass der Geschmackverstärker bei manchen Menschen zu Unverträglichkeiten führt, auch bekannt als „China-Restaurant-Syndrom“. Generell wird davon abgeraten, größere Mengen Glutamat zu sich zu nehmen. Insbesondere Kinder und Jugendliche sollten darauf verzichten.

Auch in einigen Arzneimitteln sind Additiva enthalten, die nach der Einnahme unerwünschte Reaktionen auslösen können. Additiva sind Hilfs- oder Zusatzstoffe, die Arzneimitteln zugesetzt werden, um deren Beschaffenheit zu beeinflussen (zum Beispiel Stabilisiatoren, Emulgatoren), den Geschmack zu verbessern (zum Beispiel Aromastoffe) oder die Haltbarkeit zu verbessern (Konservierungsstoffe). Pseudoallergien, die durch Zusatzstoffe ausgelöst werden, sind allerdings eher selten und die Bedeutung wird oft überschätzt. Bisher ist auch noch nicht geklärt, welche Mechanismen dazu beitragen, dass Pseudoallergien infolge von Additiva enstehen. In vielen Fällen ist auch die Ursache der Pseudoallergie noch nicht geklärt.

Wie wird eine Pseudoallergie diagnostiziert?

Die Diagnostik ist oft eine Detektivarbeit und schwierig. Denn anhand der Symtome kann der Arzt oder die Ärztin eine Pseudoallergie in der Regel nicht von einer Allergie unterscheiden. Deshalb sollten alle möglichen Ursachen, die infrage kommen können, in Betracht gezogen beziehungsweise ausgeschlossen werden. Dieser Prozess wird so lange durchgeführt, bis die genaue Ursache gefunden ist. Das wird als Differenzialdiagnostik bezeichnet. Hilfreich ist, wenn Betroffene ein Tagebuch führen und genau aufschreiben, was sie gegessen haben und welche Beschwerden danach aufgetreten sind.

Manchmal kommt auch eine orale Einnahme (Provokation) des auslösenden Stoffes infrage – allerdings sollte das nur unter ärztlicher Anleitung beziehungsweise Aufsicht erfolgen. Ein Beispiel: Besteht der Verdacht auf eine Histaminunverträglichkeit, kann dieser über eine Exposition mit Histamindihydrochlorid erhärtet werden.

Histamin-Intoleranz: eine Pseudoallergie

Die Histamin-Intoleranz gehört zu den Pseudoallergien. Histamin ist ein Botenstoff, der wichtige Funktionen im Körper übernimmt und ein sogenanntes biogenes Amin. Die Substanz entsteht, wenn Eiweiß in der Nahrung abgebaut wird. Histamin wird einerseits in großen Mengen von den Gewebsmastzellen im Körper gebildet und gespeichert. Andererseits ist es in vielen Nahrungsmitteln enthalten: in Hering, Kaviar, Sauerkraut, Hartkäse, Rotwein, Trauben oder Tomaten. Wird eine bestimmte Menge im Körper überschritten, kann es zu Beschwerden kommen.

Intoleranzen: weitere Krankheitsbilder

Besonders empfindliche Menschen vertragen bestimmte Lebensmittel und Arzneimittel nicht. Zu den nicht allergisch bedingten Unverträglichkeiten gehören die Laktoseintoleranz (Milckzuckerunverträglichkeit), Fruchtzuckerintoleranz (Fruchtzuckerunverträglichkeit) und das ASS-Intoleranz-Syndrom (Salicylat-Intoleranz, Schmerzmittel-Unverträglichkeit), das häufig gemeinsam mit Allergien auftritt, aber nicht durch eine Immunreaktion verursacht wird.

Eine Ernährungsberaterin steht in einer Küche und hält einen Apfel in der Hand. Sie berät ein älteres Paar, das nur von hinten und verschwommen zu sehen ist. Auf der Küchenzeile stehen eine Schüssel mit Bananen und verschiedene Plastikdosen mit Lebensmitteln.

© iStock / Giselleflissak

In einer individuellen Ernährungsberatung können Betroffene mit einer Pseudoallergie erfahren, worauf Sie beim Einkaufen und Kochen achten sollten.

Was können Sie selbst tun?

Liegt eine Pseudoallergie auf Nahrungsmittel vor, ist es wichtig, die Ernährung individuell umzustellen, um langfristig ein beschwerdefreies Leben führen zu können. Eine Ernährungsberatung kann in diesem Fall hilfreich sein. Denn nur bei einer angeborenen Fructoseintoleranz müssen Sie auf Fruchtzucker, Haushaltzucker und Sorbit komplett verzichten. Ansonsten kann eine angepasste Ernährung, die reich an Proteinen und gesunden Fetten ist, die Aufnahme von Fructose im Dünndarm verbessern. Auch bei einer Laktoseintoleranz geht es nicht darum, Milchprodukte komplett zu meiden, sondern maßvoll zu verzehren. Hilfreich ist dennoch, auf die auslösende Lactose in Milchprodukten zu verzichten. Denn eine pseudoallergische Reaktion hängt oft von der Menge des Auslösers ab, die konsumiert wird.

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