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Warum beginnt die Pubertät immer früher?

Veröffentlicht am:02.05.2025

5 Minuten Lesedauer

Es ist eine spannende Zeit für Kinder und Eltern: Die Pubertät hält so einige Überraschungen bereit. Sie verändert den Körper und die Psyche. Doch was gibt den Startschuss für die Pubertät und warum geschieht das immer früher?

Eine Frau zeigt einem Mädchen verschiedene Menstruationsartikel im Einkaufsladen.

© iStock / mixetto

Die Pubertät startet im Gehirn

Die komplexen Veränderungen während der Pubertät nehmen ihren Anfang im Kopf, genauer gesagt im Zwischenhirn. Dort befinden sich der Hypothalamus und eine entscheidende Hormondrüse, die Hypophyse, auch als Hirnanhangdrüse bezeichnet. Beide arbeiten eng zusammen, wenn es um die Pubertät geht. Diese setzt ein, wenn der Hypothalamus regelmäßig das Gonadotropin freisetzende Hormon ausschüttet. Die Hirnanhangdrüse reagiert darauf, indem sie das luteinisierende Hormon (LH) und das follikelstimulierende Hormon (FSH) freisetzt. Nun ist es soweit: Die Hormone regen die körpereigene Produktion der Sexualhormone an – dadurch entwickelt sich unter anderem die Brust bei Mädchen und bei Jungen beginnt das Hodenwachstum. Was letztendlich die Pubertät auslöst, ist noch nicht geklärt. Bei Mädchen beginnt die Pubertät schon um das neunte Lebensjahr, bei Jungen erst um das elfte Lebensjahr.

Es hat sich etwas verändert – wann setzte die Pubertät früher ein?

Eltern berichten häufiger davon, dass sie den Eindruck haben, dass ihre Kinder früher als sie damals in die Pubertät kommen. Doch treten die ersten Anzeichen der Pubertät bei Jungen und Mädchen tatsächlich früher auf? Mit dieser Frage haben sich verschiedene Untersuchungen beschäftigt. Scheinbar handelt es sich nicht um ein neues Phänomen, dass die Pubertät immer weiter nach vorne rückt. Das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BiÖG) beobachtete bereits zwischen den Jahren 1980 und 2005 einen solchen Trend. Als wichtiges Merkmal der Sexualreife gilt bei Mädchen die Regelblutung und bei Jungen der Samenerguss. Eine Befragung unter Jungen und Mädchen zeigt: Im Jahr 1980 waren nur acht Prozent der Mädchen elf Jahre oder jünger, als sie ihre erste Periode bekamen, im Jahr 2005 traf das bereits auf 18 Prozent der Befragten zu. Der Anteil an Jungen, die laut Befragungen ihren ersten Samenerguss noch vor dem zwölften Geburtstag hatten, lag 1980 bei sieben Prozent, 25 Jahre später waren es sechzehn Prozent. Eine dänische bevölkerungsbasierte Kohortenstudie, deren Datenbasis sich aus Selbstangaben der Mädchen, der Mütter der Mädchen und Jungen, die zwischen 2000 und 2003 geboren wurden, zusammensetzt, liefert aktuellere Zahlen. Mädchen hatten demnach im Durchschnitt mit 13 Jahren ihre erste Regelblutung und damit 3,6 Monate früher als ihre Mütter. Die Jungen bekamen ihren ersten Samenerguss mit durchschnittlich 13,4 Jahren – im Vergleich mit einer Untersuchung aus dem Jahr 2005 ist das mehr als ein Jahr früher. Auch wenn die Studie mit 14.759 Kindern recht groß angelegt ist, gibt es Einschränkungen. Schließlich beruht die Untersuchung auf Befragungen und setzt voraus, dass sich Teilnehmende genau an ihre erste Periode und an ihren ersten Samenerguss erinnern.

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Welche Hypothesen werden für das frühere Einsetzen der Pubertät diskutiert?

Es gibt verschiedene Erklärungsversuche, die Bezug darauf nehmen, warum die Pubertät nun früher einsetzt als noch vor einigen Jahrzehnten.

  • Übergewicht: Übergewicht kann zu einem früheren Einsetzen von Brustwachstum und Eintritt der Monatsblutung führen. Auch bei Jungen gibt es Hinweise darauf, dass Übergewicht im Kindesalter zu einem früheren Einsetzen von Pubertätszeichen führen kann.
  • Umweltgifte: Chemikalien wie beispielsweise Phtalate, Parabene und Phenole aus Körperpflegemitteln könnten den Östrogenhaushalt von Heranwachsenden beeinflussen und so eine verfrühte Pubertät begünstigen. Die Studienlage ist aber bisher aufgrund von Mängeln, bedingt durch zu kleine Teilnehmerzahlen oder unzureichende Vergleichbarkeit der Teilnehmenden, nicht ausreichend, um daraus klare Handlungsempfehlungen abzuleiten.
  • Stress: Eine gute Gesundheit schafft die optimalen Bedingungen, damit der Körper ungestört heranreifen kann. Körperlicher und psychischer Stress hingegen wird als Faktor diskutiert, der zu einem früheren Einsetzen der Pubertät führen kann.

Pubertas praecox und Pubertas tarda, wenn die Pubertät zu früh oder zu spät kommt

Auch wenn der zeitliche Eintritt in die Pubertät recht individuell ist, gibt es eine vorzeitige und eine verspätete Pubertätsentwicklung. Bei Mädchen und Jungen, die zu früh in die Pubertät kommen, zeigen sich die ersten Pubertätszeichen vor Beginn des achten (Mädchen) beziehungsweise vor dem neunten (Jungen) Geburtstag – Mediziner und Medizinerinnen bezeichnen das als „Pubertas praecox“. Bei der „Pubertas tarda“, der verzögerten Pubertät, sind bei Heranwachsenden, die das 14. Lebensjahr überschritten haben, unter anderem noch keine Pubertätsanzeichen ersichtlich. Liegt eine medizinisch relevante Abweichung vom üblichen Pubertätsbeginn vor, ist eine Diagnose wichtig, um der körperlichen und geistigen Gesundheit des Kindes Sorge tragen zu können. Ärzte und Ärztinnen führen unterschiedliche Untersuchungen durch, um Hinweise auf die Ursache zu finden und besprechen mit Eltern, wie eine Behandlung aussehen kann.

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Ein Mann sitzt neben einem Jungen. Beide lehnen sich an ein Sofa an.

© iStock / Sneksy

Die Pubertät beginnt bei einigen Kindern deutlich früher und damit auch die körperlichen sowie psychischen Veränderungen.

3 Tipps für Eltern mit frühpubertierenden Kindern

Nicht nur der Nachwuchs, auch Eltern können sich bei einer früh einsetzenden Pubertät überrumpelt fühlen. Was jetzt hilft, sind eine gute Informationsbasis und viel Verständnis.

  • Ruhe bewahren: Bei einer früh beginnenden Pubertät gibt es aus medizinischer Sicht keinen Handlungsbedarf. Nur bei einer vorzeitigen Pubertät, bei der sich die Pubertätsanzeichen bei Mädchen vor dem vollendeten achten Lebensjahr und bei Jungen vor dem vollendeten neunten Lebensjahr zeigen, kann eine Behandlung nötig sein.
  • Gespräche anbieten: Kinder werden heute bereits in der Grundschule über die körperliche Entwicklung aufgeklärt, trotzdem bleiben manchmal Fragen offen. Eltern können ihren Kindern Gesprächsbereitschaft signalisieren und Themen rund um die Periode oder den Samenerguss ansprechen.
  • Unterstützung holen: Es ist völlig normal, dass Kinder in der Pubertät womöglich provokanter erscheinen oder sich zurückziehen. Führt das Verhalten jedoch zu familiären Konflikten oder ergibt sich durch die Pubertät ein Leidensdruck, ist es sinnvoll, sich Unterstützung zu holen. Eltern können sich mit ihren Kindern an den Kinderarzt oder die Kinderärztin wenden. Auch Beratungsstellen in unterschiedlicher Trägerschaft bieten Hilfe an.

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