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Was die Zeitumstellung für die Gesundheit bedeutet

Veröffentlicht am:22.03.2021

7 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 08.03.2023

Jedes Jahr stellen wir die Uhr im Frühjahr eine Stunde vor und im Herbst wieder zurück. Wie sinnvoll diese Maßnahme ist, ist schon lange umstritten. Welche gesundheitlichen Konsequenzen die Zeitumstellung haben kann und was hilft, sie besser zu verkraften.

Frau stellt ihre Armbanduhr um, denn es ist Zeitumstellung.

© iStock / Zmaj88

Wann wird 2023 die Uhr umgestellt?

Es ist wieder so weit: Am letzten Sonntag im März, am 26. März 2023, endet die Winterzeit (Mitteleuropäische Zeit/MEZ). Die Uhr wird auf Sommerzeit (Mitteleuropäische Sommerzeit/MESZ) umgestellt, indem sie in der Nacht von Samstag auf Sonntag eine Stunde vorgestellt wird. Und zwar um 2 Uhr auf 3 Uhr. Die Nacht ist demnach eine Stunde kürzer. Das bedeutet: Morgens ist es länger dunkel und abends länger hell.

Im Herbst findet die Umstellung auf die Winterzeit statt, genauer am 29. Oktober 2023. Ebenfalls in der Nacht von Samstag auf Sonntag wird die Uhr um 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt. Die Nacht ist dadurch eine Stunde länger. Morgens ist es also früher hell und abends früher dunkel.

Seit wann gibt es die Zeitumstellung?

Mit der Einführung der Zeitumstellung verfolgte die EU ein konkretes Ziel: Energie sparen. Seit dem Jahr 1980 drehen wir deswegen zweimal im Jahr an den Uhren, um die Zeitspanne mit Tageslicht zu verlängern. Doch laut dem Umweltbundesamt wird dadurch nicht weniger Energie verbraucht. Da es abends in der Sommerzeit länger hell bleibt, schalten wir zwar später das Licht an, dafür wird aber im Frühjahr und Herbst morgens mehr geheizt. Das hebt sich gegenseitig auf.

Weil die Maßnahme in ihrem ursprünglichen Sinn versagt hat und viele Menschen die Zeitumstellung ablehnen, wurde 2018 eine nicht repräsentative Online-Umfrage unter Bürgern der EU durchgeführt. Tatsächlich stimmten 80 Prozent der 4,6 Millionen Teilnehmer für die Abschaffung der Zeitumstellung. Im Jahr 2019 wurde diese schließlich von der EU-Kommission beschlossen. Doch noch wird diskutiert, auf welche Zeit umgestellt werden soll: ganzjährige Sommer- oder Winterzeit? Die Umstellung auf die Sommerzeit hat den Vorteil, dass es im Sommer abends länger hell ist und Berufstätige das Tageslicht noch nutzen können, viele Schlafmediziner und Schlafmedizinerinnen raten allerdings zur ganzjährigen Winterzeit.

Warum belastet die Zeitumstellung den Körper?

Doch zunächst: Welche Konsequenzen kann das Umstellen der Uhren für die Gesundheit haben? Am Institut für Medizinische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München sind Chronobiologen und Chronobiologinnen dieser Frage in einer Studie nachgegangen. Die Annahme, dass der Mensch eine innere Uhr hat, nach der er sich richtet, wurde von den Forschern und Forscherinnen bestätigt. Er orientiert sich also am Tageslicht und nicht daran, wo der Zeiger auf der Armbanduhr steht – und passt danach seinen Schlaf-Wach-Rhythmus an. Bei Dunkelheit wird Melatonin ausgeschüttet, ein Hormon, das müde macht. Wenn das Licht am Morgen zunimmt, wird die Ausschüttung gehemmt. Stattdessen produziert der Körper wachmachendes Cortisol.

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Das bedeutet für die Zeitumstellung: Die innere Uhr des Menschen gerät aus dem Gleichgewicht, wenn die Uhr zurück- oder vorgestellt wird. Eine verlorene oder hinzugewonnene Stunde kann den Körper nachhaltig durcheinanderbringen. Diese Störung des gewohnten Lebensrhythmus ruft bei vielen Menschen gesundheitliche Probleme hervor. Das ist weniger bei der Winterzeitumstellung, sondern hauptsächlich bei der Umstellung auf die Sommerzeit der Fall. Denn im Frühjahr beginnt die Morgendämmerung langsam immer früher. Schon vor der Zeitumstellung gibt es Tageslicht am Morgen. Wird die Zeit nun umgestellt, stehen viele Menschen auf einmal wieder im Dunklen auf. Wenn der Körper sich noch im Nachtmodus befindet, kann das zur Folge haben, dass das Herz-Kreislauf-System und der Stoffwechsel nicht in Schwung kommen.

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Welche gesundheitlichen Probleme können durch die Zeitumstellung auftreten?

Nach einer Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2020 gaben von rund 1.000 befragten Personen 29 Prozent an, nach dem Umstellen der Uhrzeit unter gesundheitlichen Problemen zu leiden. Der „Mini-Jetlag“ kann sich über folgende Symptome äußern:

  • Müdigkeit, Schlappheit
  • Einschlafprobleme, Schlafstörungen
  • Konzentrationsprobleme
  • Gereiztheit
  • depressive Verstimmungen

Kinder und Babys können ihre innere Uhr deutlich schlechter anpassen als Erwachsene. Sie sind sehr auf ihren gewohnten Rhythmus angewiesen. Jede zweite Familie mit Kindern unter zwölf Jahren gab in der Forsa-Umfrage an, die Auswirkungen auf den Schlaf der Kinder zu spüren. Die Kinder schlafen schlechter ein und sind dementsprechend tagsüber gereizter und schlechter gelaunt. Es ist individuell, wie lange Kinder für die Umstellung brauchen. Sogenannte „Eulen“, also Menschen, die nachtaktiv sind und spät schlafen gehen, sind von der Zeitumstellung besonders betroffen. Weil sie nicht früher ins Bett gehen, bekommen sie sogar so lange weniger Schlaf, bis wieder auf die Winterzeit umgestellt wird.

Es gibt einige Studien, die sich mit den Auswirkungen der Zeitumstellung im Frühjahr beschäftigt haben, etwa diese:

  • An der Singapore Management University fanden Forscherende heraus, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach der Zeitumstellung unkonzentrierter sind. Sie neigen öfter dazu, im Internet zu surfen, anstatt sich der eigentlichen Arbeit zu widmen.
  • Eine Studie der Universität von Colorado zeigt: Die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle steigt nach der Zeitumstellung um sechs Prozent an.
  • Auch die Behandlungsfehler durch Ärztinnen und Ärzte nehmen zu. Das belegt eine Studie vom „Center for Sleep Medicine“ der Mayo Clinic in Rochester. In den ersten sieben Tagen nach der Zeitumstellung nahmen die Behandlungsfehler um 18 Prozent zu.
  • In den ersten sieben Tagen nach der Zeitumstellung könnte sich außerdem das Herzinfarktrisiko</strong bei Menschen erhöhen, die am Herzen vorbelastet sind. Zu dieser Annahme kommen Forschende des „Department of Public Health Sciences“ am Karolinska Institut in Stockholm in ihrer Studie. Sie begründen den Effekt mit dem kurzfristigen Schlafmangel.
Schneeglöckchen blüht im Frühling auf Wiese.

© iStock / Spitzt-Foto

Zweimal im Jahr wird an der Uhr gedreht: Im Frühling und im Herbst wird die Zeit umgestellt.

Wäre die ganzjährige Sommer- oder Winterzeit gesünder?

Dass die Zeitumstellung für die Gesundheit nicht optimal ist, ist also hinreichend bekannt. Die Abschaffung ist zwar in Sicht, aber noch hat man sich in Deutschland nicht geeinigt, auf welche Zeit langfristig umgestellt wird. Während die Regierung sich bisher für die ganzjährige Sommerzeit ausspricht, plädieren Ärzte und Ärztinnen, vor allem Schlafmediziner und Schlafmedizinerinnen, für eine ganzjährige Winterzeit. Ihre Argumentation: Bei einer permanenten Sommerzeit wäre es im Winter abends zu hell und morgens zu dunkel. Je weiter im Norden von Deutschland, desto später würde die Sonne aufgehen. Die Folge: Die Menschen werden später müde, müssen aber morgens trotzdem früh aufstehen. Es würde ein konkreter Schlafmangel entstehen.

Die Folgen eines langfristigen Schlafdefizits können radikal sein. Studien zeigen, dass Immunabwehr und Stressresistenz erheblich leiden können. Das Risiko für Bluthochdruck, Herz-Rhythmus-Störungen und Herzschwäche erhöht sich. Wer zu wenig schläft, ernährt sich außerdem schlechter und bewegt sich weniger. Aus gesundheitlicher Perspektive wäre die Entscheidung demnach eindeutig.  

Vor allem für Kinder und Jugendliche könnten die Konsequenzen einer langfristigen Sommerzeit besonders negativ sein. Deswegen warnte der Lehrerverband explizit vor der Umstellung auf die dauerhafte Sommerzeit. Man befürchtet nicht nur Schlafprobleme, Leistungseinbußen, Konzentrationsstörungen und Depressionen bei Schülern und Schülerinnen, auch die Unfallrisiken könnten steigen, wenn Kinder ihren Schulweg zwei Monate im Dunklen antreten.

Zeitumstellung: Immer am letzten Sonntag im März und Oktober

Im Frühling und im Herbst wird die Zeit umgestellt.

Immer am letzten Sonntag im März endet die Winterzeit und die Sommerzeit beginnt. Die Uhren werden in der Nacht von Samstag auf Sonntag eine Stunde vorgestellt wird. Und zwar um 2 Uhr auf 3 Uhr. Die Nacht ist also eine Stunde kürzer: Morgens ist es länger dunkel und abends länger hell.

Im Herbst findet die Umstellung von der Sommerzeit auf die Winterzeit am letzten Sonntag im Oktober statt. In Nacht von Samstag auf Sonntag wird die Uhr um 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt. Die Nacht ist dadurch eine Stunde länger. Morgens ist es also früher hell und abends früher dunkel.

Was Sie tun können, um fit in die Sommerzeit zu starten

Solange die Zeitumstellung noch besteht, können Sie Ihren Körper dabei unterstützen, die Änderung der Uhrzeit gut zu verkraften. Vor allem bei der Umstellung im Frühjahr, ist es empfehlenswert, den Schlafrhythmus schrittweise anzupassen. Denn dann trifft Sie das Umstellen der Uhrzeit weniger plötzlich und hart.

  • Gehen Sie deshalb etwa vier Tage vor der Zeitumstellung jeden Tag etwa eine Viertelstunde früher zu Bett und stehen Sie auch früher auf. Wenn möglich, bleiben Sie am Tag nach der Umstellung der Uhren morgens etwas länger im Bett, um Ihrem Körper so etwas Ruhe zu gönnen. Unterstützen Sie Ihren Schlaf in den Tagen vor und nach der Zeitumstellung zusätzlich, indem Sie sich tagsüber an der frischen Luft bewegen, am Abend nicht zu schwer essen und Ihrem Körper besonders viel Zeit zur Erholung schenken.
  • Haben Sie Kinder? Dann sollten Sie noch etwas früher mit der Umstellung beginnen. Schicken Sie Ihre Kinder sechs Tage vor der Zeitumstellung im Frühjahr jeden Tag etwa zehn Minuten früher ins Bett und passen Sie auch die Essenszeiten und den restlichen Tagesrhythmus an. Im Herbst gilt: Lassen Sie die Kinder täglich zehn Minuten länger aufbleiben, und morgens länger schlafen. Dunkeln Sie außerdem das Kinderzimmer abends gut ab und lassen Sie morgens möglichst viel Licht herein.

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