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Vorhautverengung beim Kind: Ist eine Phimose ein Grund zur Sorge?
Veröffentlicht am:13.06.2022
8 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 27.10.2025
Die meisten Jungen kommen mit einer Phimose – einer Vorhautverengung – zur Welt. Das ist ganz normal. In der Regel bildet sich die Phimose bis zum Abschluss der Pubertät von allein zurück. In manchen Fällen ist allerdings eine Behandlung notwendig.

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Phimose beim Kind: Was ist das?
Phimose ist der medizinische Fachbegriff für eine Vorhautverengung. Bei der Vorhaut handelt es sich um die Hautschicht, die über der Eichel des Penis liegt. Lässt sich die Vorhaut bei einem Jungen nicht oder nur unter Schmerzen zurückschieben, sprechen Experten und Expertinnen von einer Vorhautverengung. In den ersten Lebensjahren ist sie völlig harmlos.
Allerdings fürchten Eltern von neugeborenen Jungen oder Jungen im Kleinkindalter oft, dass bei einer Phimose eine Operation notwendig ist. Tatsächlich kommen etwa 96 von 100 Jungen mit einer natürlichen Vorhautverengung oder -verklebung zur Welt. Das heißt, die Vorhaut ist verengt, und zusätzlich meist noch mit der Eichel verklebt. So soll die empfindliche Eichel des Kindes in den ersten Lebensmonaten vor schädlichen Einflüssen geschützt werden, zum Beispiel:
- Reibung
- dem Eindringen von Krankheitserregern
- der Austrocknung der Eichel
In der Regel bildet sich diese natürliche Verklebung zwischen Vorhaut und Eichel bis zum Alter von etwa drei bis vier Jahren von selbst zurück. Bei manchen Jungen dauert es auch bis zum Abschluss der Pubertät. Im Alter von 16 Jahren ist nur noch einer von 100 Jungen von einer Vorhautverengung betroffen. In diesem Fall wird von einer sogenannten primären Phimose gesprochen.
Die sogenannte sekundäre Phimose entwickelt sich als Folge einer anderen Erkrankung, etwa durch vorangegangene Entzündungen, Verletzungen oder bestimmte Hautkrankheiten.
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Phimose beim Kind: Ist eine Behandlung notwendig?
Eine natürliche Phimose bei Kleinkindern muss nicht behandelt werden. Auch wenn die Öffnung der Vorhaut sehr klein ist, verursacht das normalerweise keine Beschwerden. Bildet sich die natürliche Vorhautverengung bis zum Abschluss der Pubertät nicht von selbst zurück und treten Beschwerden oder medizinische Probleme auf, sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht und besprochen werden, ob eine Behandlung notwendig ist. Denn im Erwachsenenalter kann eine Vorhautverengung zu Entzündungen sowie Problemen bei der Erektion und beim Geschlechtsverkehr führen.
Vorhautverengung: Was Eltern keinesfalls bei ihrem Kind tun sollten
Manche Eltern versuchen, die Vorhaut ihres Kindes mit Kraft zurückzuziehen und wollen sie damit weiten. Das kann zum einen sehr schmerzhaft für das Kind sein, zum anderen wird dabei eventuell die Vorhaut verletzt. Es kann es zu kleinen Rissen kommen. Daraus können sich Narben entwickeln und die Vorhaut verengt sich dadurch noch mehr. Womöglich lässt sie sich gar nicht mehr nach vorne über die Eichel zurückschieben. Dadurch kann auch die Blutzufuhr beeinträchtigt werden und es besteht dann die Gefahr, dass betroffenes Gewebe abstirbt. Eltern sollten keinesfalls versuchen, eine Vorhautverengung beim Kind selbst zu beheben.
Bei welchen Symptomen ist eine Behandlung notwendig?
Wenn bei Ihrem Kind durch die Vorhautverengung Beschwerden auftreten, ist eine Behandlung notwendig. Dazu gehören zum Beispiel:
- Beschwerden beim Wasserlassen, wie etwa ballonartige Schwellungen unter der Vorhaut. Selten tritt ein Harnstau auf.
- Entzündungen, da die Eichel durch die zu enge Vorhaut nur schwer gereinigt werden kann. Treten diese häufig auf, bilden sich unter Umständen Narben, die wiederum zu einer sekundären Vorhautverengung führen können.
- Paraphimose: Hier ist die Vorhaut über die Eichel zurückgezogen und lässt sich nicht mehr nach vorne über die Eichel streifen, da sie zu eng ist. In der Folge kommt es zu einer schmerzhaften Schwellung und zu einer Unterversorgung der Eichel mit Blut und Nährstoffen. Eine Paraphimose ist ein medizinischer Notfall. Ohne rechtzeitige Behandlung kann die Eichel im schlimmsten Fall absterben.
- Schmerzen beim Sexualverkehr als Jugendlicher oder Erwachsener.
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Behandlung der Phimose beim Kind: Salbe oder Operation?
In der Regel wird eine Phimose zuerst mit einer kortisonhaltigen Salbe behandelt, weil sie die Vorhaut elastischer macht. Die Salbe wird über einen Zeitraum von vier bis acht Wochen zweimal täglich auf den vorderen Bereich der Vorhaut aufgetragen. Ungefähr ab der dritten Woche können die Eltern oder der Patient selbst versuchen, die Vorhaut vorsichtig zurückzuschieben und zu dehnen. Nach dem Ende der Behandlung ist eine erneute Vorhautverengung möglich, dann kann eine erneute Therapie der Phimose mit Salbe beginnen und durchaus erfolgreich sein.
Bleibt die Phimose trotz konservativer Therapie bestehen oder verursacht sie Beschwerden, raten Ärztinnen und Ärzte in der Regel zu einer Operation. Sie kann ambulant durchgeführt werden. Kinder erhalten dabei normalerweise eine Vollnarkose, bei Jugendlichen und Erwachsenen kann der Eingriff auch unter lokaler Betäubung durchgeführt werden. Es kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz.

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Auf die Hygiene achten
In den ersten Lebensjahren des Kindes ist es nicht notwendig, dass die Vorhaut beim Reinigen des Penis zurückgeschoben wird. Auch bei Jungen, die schon etwas älter sind, sollte die Vorhaut nur so weit zurückgestreift werden, wie dies ohne Probleme möglich ist. Wichtig ist, dass Eltern dem Kind so früh wie möglich die richtige Pflege des Penis erklären. Er sollte jeden Tag mit Wasser gereinigt und die Vorhaut vorsichtig zurückgeschoben werden, um abgestorbene Hautzellen und Talg gut zu entfernen. So wird vermieden, dass Krankheitserreger dort einen idealen Nährboden finden.
Vorhauterhaltende Methoden
Bei der Teilbeschneidung wird nur der zu enge Anteil der Vorhaut entfernt. Der andere Teil bleibt bestehen und bedeckt die Eichel. Er sollte nach dem Eingriff problemlos über die Eichel bewegt werden können. Bei der sogenannten Erweiterungsplastik wird die zu enge Vorhaut nur geweitet. Dazu schneidet der Operierende die verengte Vorhaut an mehreren Stellen der Länge nach ein und schließt die Schnitte mit einer speziellen Nahttechnik. Bei beiden Methoden besteht das Risiko, dass sich die Vorhaut erneut verengt und sie in einer weiteren Operation vollständig entfernt werden muss.
Vollständige Beschneidung
Bei einer vollständigen Beschneidung wird die gesamte Vorhaut entfernt, sodass die Eichel nach dem Eingriff frei liegt. Eine erneute Vorhautverengung kann dadurch nicht auftreten. Manchmal verändert die Operation die Empfindlichkeit der Eichel. Aber nur in sehr seltenen Fällen ist dadurch das Sexualempfinden beeinträchtigt. Die vollständige Beschneidung kommt vor allem zum Einsatz, wenn der Patient unter starken Vernarbungen leidet.
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