Ernährungsformen
Darauf sollten Sie bei Medikamenten im Ramadan achten
Veröffentlicht am:26.09.2025
4 Minuten Lesedauer
Im Fastenmonat Ramadan halten sich gläubige Muslime und Musliminnen an spezielle Vorschriften zur Ernährung. Auch bestimmte Medikamente sind nicht mit dem Glauben vereinbar. Welche Alternativen und Lösungen es gibt.

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Welche Medikamente sind während des Ramadans erlaubt?
Während des Ramadans sind Essen und Trinken für Muslime und Musliminnen haram, also verboten. Das gleiche gilt für die meisten Arzneimittel. Insbesondere folgende Medikamente unterbrechen den Ramadan:
- Nasenspray, Ohrentropfen, Tabletten, Säfte und andere orale sowie rektale Medikamente
Zwar sind Kranke von den Pflichten des Ramadans entbunden, trotzdem möchten Patienten und Patientinnen oft nicht auf das religiöse Ritual verzichten. Gut zu wissen, dass es einige Ausnahmen gibt.
Erlaubt und damit halal, also nach islamischem Glauben zugelassen, sind:
- Augentropfen, Hautpflaster und Injektionen (außer Nährstoffen) und Vaginaltabletten. Diese gelten nicht als Fastenbruch.
So können Sie Ihre Medikamente auch im Ramadan täglich einnehmen:
- Den Dosierungsintervall auf alle zwölf oder 24 Stunden anpassen: Bei Diabetes ist es beispielsweise möglich, die Einmal-Tagesdosis mit der Mahlzeit nach Sonnenuntergang einzunehmen. Wer Antidiabetika zwei- oder dreimal täglich einnimmt, kann nach Absprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt die halbe Abenddosis vor Sonnenaufgang und die übliche Morgen- bzw. Mittagsdosis nach Sonnenuntergang nehmen.
- Eine alternative Darreichungsform wählen.
Wichtig: Nehmen Sie keine Änderungen auf eigene Faust vor, sondern sprechen Sie diese mit dem Fachpersonal in der Apotheke oder Ihrer behandelnden Arztpraxis ab.
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Welche Medikamente sind nicht nur im Ramadan für Gläubige verboten?
Unabhängig von der Fastenzeit stellen Alkohol in Tabletten und Säften sowie tierische Bestandteile in Medikamenten – beispielsweise Gelatine, die oft aus Schweinen oder Rindern stammt und als Kapselhülle oder Stabilisator dient – eine weitere Herausforderung dar. Für streng gläubige Muslime und Musliminnen sind Alkohol und Produkte vom Schwein haram, also verboten.
Neben Alkohol und Gelatine gibt es für Muslime und Muslimminen noch weitere problematische Stoffe in Medikamenten, unabhängig vom Ramadan. Einige Beispiele:
- Stearinsäure dient häufig als Trennmittel in Tabletten und wird aus Schweinefett hergestellt.
- Heparin, ein gängiges Arzneimittel zur Blutverdünnung, das aus der Darmschleimhaut von Schweinen gewonnen wird.
Enzyme wie Trypsin und Pankreatin, die häufig bei Verdauungs- und Stoffwechselstörungen eingesetzt werden, stammen meist von Schweinen.
Was steckt in meinem Medikament?
Mit der App „whatsin“ können Sie unerwünschte Zusatzstoffe, beispielsweise Gelatine, Lactose oder Gluten, in Medikamenten aufspüren und sich wirkstoffgleiche Arzneien vorschlagen lassen. Auch das Fachpersonal in Ihrer Apotheke kann Sie hierzu beraten und Ihnen mögliche Alternativen nennen. Ist der Wechsel zu einem anderen, nicht wirkstoffgleichen Arzneimittel notwendig, sollten Sie das mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin abklären.
Kann man im Ramadan Tabletten nehmen?
Tierische Inhaltsstoffe in Medikamenten lassen sich im Ramadan sowie generell auf verschiedene Weise ersetzen. Für diejenigen, die vollständig auf tierische Bestandteile verzichten möchten, stehen pflanzliche oder synthetische Alternativen zur Verfügung. Besonders Algen und bestimmte Pflanzenstoffe eignen sich als Basis für Kapseln und Hilfsstoffe, die halal-zertifiziert sind.
Einige pharmazeutische Unternehmen setzen bereits auf Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC), ein pflanzliches Material für Kapselhüllen. Es ist jedoch deutlich teurer als Gelatine. Die Rohstoffe kosten etwa das Vierfache, und auch die Herstellung ist aufwendiger. Trotzdem gewinnt sie an Bedeutung, weil sie sowohl religiösen Anforderungen als auch den Bedürfnissen vegetarischer und veganer Verbraucher und Verbraucherinnen entspricht. Von vielen Gläubigen wird auch Gelatine aus Rindern oder Fischquellen akzeptiert.

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Arzneien für Gläubige: Die Forschung sucht nach neuen Inhaltsstoffen
Die Forschung entwickelt kontinuierlich neue Lösungen, um tierische Inhaltsstoffe in Medikamenten zu ersetzen. Pflanzliche Geliermittel wie Agar-Agar, Carrageen, Pektin und Xanthan-Gummi bieten ähnliche Eigenschaften wie tierische Gelatine und werden bereits in einigen Rezepturen verwendet. Zudem arbeitet die Biotechnologie an innovativen Verfahren, etwa durch Pflanzenzellkulturen und gentechnische Methoden, um pharmazeutische Hilfsstoffe ohne tierische Bestandteile herzustellen. Diese Ansätze machen Medikamente nachhaltiger und für diverse Bevölkerungsgruppen zugänglicher. Ein weiteres vielversprechendes Forschungsfeld ist die Insulinherstellung aus Stammzellen, die langfristig eine Alternative zu tierischen Produkten darstellen könnte.
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Tipps zur Medikation im Ramadan: Wie können sich Muslime und Musliminnen informieren?
Die Verfügbarkeit geeigneter Arzneimittel für Gläubige variiert stark. In einigen Ländern gibt es Hersteller, die sich auf halal-zertifizierte Medikamente spezialisiert haben, doch vielerorts bleibt das Angebot begrenzt. Muslime und Musliminnen müssen oft lange nach passenden Produkten suchen oder Kompromisse eingehen. Zudem fehlen oft klare Kennzeichnungen, sodass Patienten und Patientinnen auf Beratung angewiesen sind. Fragen Sie in der Apotheke oder beim behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin nach Alternativen.
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