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AOK Hessen Resilienztraining: Mentale Stärke und Gelassenheit helfen bei Stress und Krisen
Veröffentlicht am:12.06.2025
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Was bedeutet Resilienz? Wieso gehen manche gelassener mit Stress um als andere? Ist Resilienz erlernbar? Ein Resilienztraining liefert Antworten und hilft Teilnehmern, mentale Stärke zu entwickeln. Trainer Klaus Ziegler gibt Einblicke ins Programm.

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Herr Ziegler, welchen Einfluss hat der moderne Lebensstil auf unseren Stresspegel?
Viele Menschen verbringen ihren Berufsalltag heute sitzend. Körperliche Arbeit nimmt ab, und auch in der Freizeit kommen wir immer weniger ins Schwitzen. Dabei ist gerade regelmäßige Bewegung ein guter Ausgleich, um Stress abzubauen sowie Körper und Psyche fit zu halten. Zum Mangel an Bewegung kommt hinzu, dass unsere heutige Zeit sehr schnelllebig ist. Sie fordert von uns eine hohe Anpassungsfähigkeit, um flexibel auf neue Anforderungen zu reagieren. Auf Dauer kann dieses Tempo ganz schön an unseren Ressourcen zehren.
Gibt es eigentlich typischen Stress, der uns alle betrifft?
Was wir als Stressbelastung empfinden, ist ganz individuell und hängt davon ab, wie wir eine Situation erleben. Viele Menschen klagen heute beispielsweise über Zeitdruck, Überlastung, ständige Erreichbarkeit und Komplexität der Anforderungen. Auch Unterforderung, unsichere Arbeitsverhältnisse, Arbeitslosigkeit oder der Wechsel in die Rente können Stress auslösen. Wie wir auf diese Faktoren reagieren, ist von Person zu Person verschieden. Neben viel Bewegung und ausgewogener Ernährung hilft eine ordentliche Portion Resilienz, um gesund zu bleiben und individuell mit Stress umzugehen.
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Resilienz ist ein gutes Stichwort. Was ist Resilienz überhaupt?
Ursprünglich kommt der Begriff aus der Physik und bezeichnet die Fähigkeit eines Werkstoffes, sich verformen zu lassen und dennoch immer wieder in die ursprüngliche Form zurückzufinden. Das ist vergleichbar mit einer Sprungfeder oder einem Gummiband, das sich dehnen lässt und nach der Anspannung wieder in seine Form zurückgeht. Resilienz bezeichnet sowohl die Elastizität als auch die Spannkraft, die ein Gegenstand hat. Übertragen auf uns Menschen, spielt die psychische Widerstandsfähigkeit eine große Rolle. Das ist die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen, ohne einen gesundheitlichen Schaden zu erleiden, sondern gestärkt daraus hervorzugehen. Resiliente Menschen sind also anpassungsfähiger, flexibler und bleiben dabei in ihren Grundfesten stabil.
Resilienz wird manchmal als vermeintliche Superkraft dargestellt. Welche Missverständnisse gibt es noch beim Thema?
In der Öffentlichkeit herrschen einige Vorurteile gegenüber Resilienz. Zum Beispiel, dass resiliente Menschen keinen Stress erleben – dabei erleben sie ihn genauso, können ihn aber effektiver bewältigen. Manche behaupten auch, resiliente Menschen brauchten keine Unterstützung von anderen. Tatsächlich sind aber der Aufbau und die Pflege sozialer Beziehungen wichtige Aspekte der Resilienz. Hartnäckig hält sich auch das Vorurteil, dass Resilienz nur in Krisenzeiten wichtig ist. Dabei ist Resilienz vielmehr eine alltägliche Fähigkeit, die hilft, auch kleine Herausforderungen besser zu meistern. Resilienz entwickelt sich auch nicht automatisch durch schwierige Erfahrungen. Diese können zwar zur Entwicklung von Resilienz beitragen, doch nur, wenn sie richtig verarbeitet und reflektiert werden.
Warum gelingt es manchen Menschen besser als anderen, mit Stress und Rückschlägen umzugehen?
Resiliente Menschen haben sich im Laufe ihres Lebens günstige Lebenseinstellungen und Verhaltensweisen angeeignet. Dadurch können sie flexibel auf die Belastungen des Alltags reagieren. Solche Menschen zeigen eine höhere emotionale Stabilität, verbunden mit einer verbesserten psychischen und physischen Gesundheit. Mit den Faktoren, die für die Fähigkeit der Resilienz nötig sind, beschäftigt sich das Resilienztraining. Denn Resilienz ist keine angeborene Eigenschaft, sondern eine Fähigkeit, die wir entwickeln und stärken können.
Resilienz stärken, das lässt sich also trainieren? Wie ist ein solches Training aufgebaut, Herr Ziegler?
Unser LOOVANZ-Trainingsprogramm arbeitet mit den „sieben Säulen“ der Resilienz: Lösungsorientierung, Optimismus, Opferrollen – also das Verlassen von Opferrollen –, Verantwortungsübernahme, Akzeptanz – besonders in Krisen –, Netzwerkorientierung – das soziale Netz, das eine Person umgibt – sowie Zukunftsplanung beziehungsweise Zielorientierung. Aus den Anfangsbuchstaben der sieben Säulen ergibt sich das Wort LOOVANZ. Wer eine hohe Ausprägung in diesen sieben Faktoren hat und flexibel damit umgehen kann, ist sehr resilient und hat eine hohe Widerstandskraft gegen kritische Situationen und Krisen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen im Training gezielt, sich in den einzelnen Bereichen zu verbessern und die eigene Resilienz zu steigern.
An wen richtet sich das Resilienztraining?
Am Resilienztraining können alle Erwachsenen mit nicht behandlungsbedürftigen Stressbelastungen teilnehmen. Einzige Voraussetzungen sind Interesse und Motivation, sich etwas Gutes zu tun und Neues zu lernen. Das Wochenendseminar ist dabei besonders an Personen gerichtet, die an Präventionskursen, die unter der Woche stattfinden, aus beruflichen oder privaten Gründen nicht teilnehmen können.
Was erwartet die Teilnehmenden bei dem Zweitagesprogramm?
Der Kurs ist sehr abwechslungsreich und findet in kleinen Gruppen von bis zu 14 Teilnehmern statt. Das ermöglicht eine intensive Arbeit für den Einzelnen. Die Teilnehmenden erhalten grundsätzliche Informationen zum Thema Stress und Resilienz und machen dazu viele Übungen in Einzelarbeit, in Lernpartnerschaften und im Gruppenaustausch. Das Programm ist ein stetiger Wechsel zwischen Theorie und praktischer Anwendung.
Wie ist das Training aufgebaut und was sind zentrale Lerninhalte?
Im Training setzen sich die Teilnehmenden aktiv mit allen sogenannten „Schutzfaktoren“ auseinander, die die persönliche Resilienz beeinflussen. Dazu zählen unter anderem Optimismus, Zielorientierung, Rollenverhalten und Netzwerke. Nach dem Kurs sind sie mit diesem Wissen und den praktischen Übungen gut gerüstet, um ihre persönlichen Themen im Alltag zielgerichtet anzugehen und ihre Fähigkeiten im Umgang mit Krisen zu verbessern. Sie haben zudem Ansatzpunkte erkannt, wie sie ihre persönliche Widerstandsfähigkeit weiter stärken können. Die positiven Auswirkungen des Resilienztrainings auf die Gesundheit – wie auf das Herz-Kreislauf-System – wurden übrigens in zahlreichen Studien belegt. Wer nach dem Kurs am Thema dranbleibt, kommt mit den Anforderungen und Herausforderungen in seinem Alltag besser zurecht, ist zufriedener und gesünder. Die Kursunterlagen und weitergehende Informationen stehen den Teilnehmern nach dem Training übrigens noch ein Jahr lang online zur Verfügung.

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Können Sie ein paar Alltagsübungen für mehr Widerstandskraft empfehlen? Für diejenigen, die (noch) nicht an einem Resilienztraining teilnehmen?
Nehmen Sie sich täglich fünf Minuten Zeit, um bewusst und tief zu atmen. Die Übung hilft, Stress abzubauen und Gedanken zu beruhigen. Stehen Sie vor einer Herausforderung, üben Sie einmal den Perspektivwechsel und fragen Sie sich, welche Möglichkeiten Ihnen diese Situation auch eröffnet. Diese Übung fördert die Lösungsorientierung hilft dabei, Probleme nicht nur negativ wahrzunehmen. Ganz wichtig: Behandeln Sie sich in schwierigen Momenten oder Krisensituationen mit der gleichen Empathie, die sie auch einem guten Freund entgegenbringen würden. Sprechen Sie sich innerlich oder gerne auch einmal laut ermutigende Worte zu. Das stärkt die emotionale Widerstandskraft. Kontaktieren Sie einmal pro Woche einen guten Freund oder einen Familienangehörigen, der Ihnen nahesteht. So ein regelmäßiger Austausch stärkt Ihre sozialen Bindungen und damit Ihr Unterstützungsnetzwerk für schwierige Zeiten. Schreiben Sie auf, welche Werte in Ihrem Leben von Bedeutung sind. Wer sich damit beschäftigt, verringert das Gefühl der Ohnmacht – nicht nur in Krisenzeiten.
Wo liegen mögliche Herausforderungen bei der Umsetzung von Übungen und damit der Entwicklung von Resilienz?
Vor allem Selbstzweifel und das fehlende Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Herausforderungen zu meistern, stehen vielen Menschen auf dem Weg zu mehr Widerstandskraft im Weg. Viele erwarten auch, sofort Ergebnisse zu sehen, und sind schnell entmutigt, wenn sich Erfolge nicht gleich einstellen. Zudem kann langanhaltender Stress dafür sorgen, dass die Widerstandsfähigkeit erschöpft und keine Kraft mehr übrig ist, um Resilienz zu entwickeln. Das ist ein Prozess, der Zeit, Übung und auch Selbstreflexion braucht. Der Austausch mit anderen im eigenen sozialen Umfeld – oder im Rahmen eines Resilienztrainings – stärkt dabei das Gefühl, damit nicht allein zu sein.
Resilienz stärken, Stress abbauen, Balance finden mit Know-how und praktischen Übungen
Resilienz fängt im Kopf an – mit mentaler Stärke. Sie hilft dir, durch den stürmischen Alltag kommen, Krisen zu begegnen und dich von Niederlagen nicht entmutigen zu lassen. Das klingt nach einem guten Plan fürs Leben, aber auf den ersten Blick vielleicht auch ein bisschen schwierig. Vor allem, wenn du darin nicht geübt bist. Du möchtest deshalb mehr über Resilienz lernen und wissen, welche Rolle sie in deinem Leben spielen kann? Das bietet dir das Resilienztraining der AOK Hessen. Darin leiten dich Experten Schritt für Schritt auf dem Weg zu mehr Resilienz an. Unterwegs lernst du Strategien zur Stressreduzierung kennen und deine schon vorhandenen Ressourcen zu stärken. Das Training gibt es als Kompaktwochenende mit Hotelübernachtung oder als Onlineseminar, an dem du bequem von zu Hause aus teilnehmen kannst.
Resilient zu sein, ist mehr als eine reine Kopfsache. Denn wie dein Körper auf Stress und Herausforderungen reagiert, das beeinflusst auch deine Gedanken – und umgekehrt. Wie du lernst, auch auf der Körperebene besser mit Stress umzugehen, den Körper zu entspannen oder oder am Wochenende neue Energie aufzutanken, dabei unterstützen dich die Entspannungskurse der AOK „Stress im Griff“, „Progressive Muskelentspannung“ und „Am Wochenende Energie tanken“.
Mit Stress im Alltag anders umgehen und sich dafür in mehr Ruhe üben: Das lässt sich in jedem Alter und zu allen Zeiten lernen – garantiert. Probier es aus und gib unserem Kursangebot „Lebe Balance“ eine Chance. Es hilft dir mit kleinen Achtsamkeitsübungen für jede Gelegenheit, die dich stresst, die Herausforderungen des Alltags besser zu meistern.
Keine Frage: Es gibt Lebensphasen, die sind eine ganz besondere Challenge. Junge Mütter, die nach der Geburt das Gleichgewicht zwischen Beruf, Familie und Freizeit noch finden müssen, können davon ein Lied singen. Wie du deine persönlichen Stressauslöser kennenlernst und damit besser umgehen kannst, dafür bietet dir der Präventionskurs „Stressbewältigung bei jungen Müttern“ praktische Lösungen für jede Gelegenheit.
Eine gute Gesundheit und Balance – auch in Krisenzeiten – wünscht deine AOK Hessen.