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FSJ - Zeit zum Ausprobieren

Veröffentlicht am:12.05.2023

3 Minuten Lesedauer

Kinder trainieren, Werte wie Fairness vermitteln, Veranstaltungen organisieren – das lernen junge Erwachsene in Bremen und Bremerhaven durch ein Freiwilliges Soziales Jahr im Sport. So wie Merle Althausen.

Portrait von Merle Althausen in einer Turnhalle

© Kerstin Rolfes

Kinder und Jugendliche für Sport begeistern

Wilde Verfolgungsszenen in einer Verdener Turnhalle: Auf der Flucht vor zwei Piratinnen springen Grundschulkinder unter lautem Gekreische von Inselmatte zu Inselmatte. Wer getickt wird oder danebentritt, wird selbst zum Piraten. „Tick-Spiele gehen immer, da kann man sich alle möglichen Geschichten ausdenken“, sagt Merle Althausen, die am Spielfeldrand darauf achtet, dass die Kinder sich an die Regeln halten. Die 19-Jährige absolviert beim SV Werder Bremen ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Um Kinder und Jugendliche für Sport zu begeistern, organisiert Werder gemeinsam mit Kitas, Schulen, sozialen Trägern und anderen Vereinen in Bremen und im niedersächsischen Umland regelmäßige Bewegungsangebote und Sportveranstaltungen. Für dieses sogenannte „Spielraum“-Konzept leitet Merle Althausen in verschiedenen Stadtteilen und Gemeinden Ballschulen und Fußball-AGs. „Ich konnte mir nicht vorstellen, direkt nach der Schule mit einer Ausbildung oder einem Studium zu beginnen“, erzählt die junge Frau. „Ich wollte mich erst einmal orientieren und schauen, was ich eigentlich vom Leben will.“

Regeln und Werte vermitteln

Gleich zu Beginn ihres FSJ nahm Merle Althausen an einem fünfzehntägigen Übungsleiterlehrgang teil. Hinzu kommen 15 Seminartage pro Jahr zu Themen wie Konfliktmanagement und Persönlichkeitsentwicklung, die von der Bremer Sportjugend (BSJ) durchgeführt werden. Ein weiteres Thema sei auch der Kinderschutz, sagt Beke Herbst, die als pädagogische Fachkraft bei der BSJ für die Betreuung der Freiwilligen zuständig ist. Ziel sei es zu verhindern, dass sich die Kinder unwohl oder gemobbt fühlen. „Deshalb soll man auch nicht einzelne Kinder die Mannschaften wählen lassen, sondern zum Beispiel abzählen oder losen.“

Merle Althausen spielt seit ihrem fünften Lebensjahr Fußball im Verein. Sie kann sich gut daran erinnern, wie sie sich gefühlt hat, wenn die Jungs aus ihrer Mannschaft einfach nicht abspielen wollten an sie, das einzige Mädchen. In ihren Kursen achtet sie nun darauf, dass so etwas nicht passiert. „Die Kinder lernen hier, als Team zusammenzuhalten, fair miteinander umzugehen, die Regeln zu akzeptieren und pünktlich zu sein. Und sie lernen auch zu verlieren, also zu scheitern.“

Verantwortung übernehmen

Mit einem anderen FSJ-ler zusammen betreut sie jede Woche rund 280 Kinder. „Viele haben Probleme mit der Koordination, mit dem Laufen, Schießen und Werfen“, hat die Ballsportlerin beobachtet. Doch durch das regelmäßige Üben haben sie ihr zufolge schnell Erfolgserlebnisse, und auch die Gruppe tue vielen gut. „Es ist schön zu sehen, wie die Kinder Fortschritte machen, aus sich herauskommen und wie dankbar und anhänglich sie oft sind.“ Manche sprängen ihr zur Begrüßung in die Arme, und ein Mädchen habe ihr kürzlich ein Freundschaftsarmband geschenkt. Und was hat Merle Althausen bislang durch das FSJ gelernt? Verantwortung zu übernehmen, sagt sie als Erstes. Und weiter: Sich in die Kinder hineinzuversetzen, laut genug und klar verständlich zu reden, sich durchzusetzen und sich die Namen von 280 Mädchen und Jungen zu merken – auch das habe sie geschafft.

Aus Sicht von Beke Herbst von der Bremer Sportjugend bietet das FSJ viel Raum für Selbsterfahrung und berufliche Orientierung: „Ich kann herausfinden, was mir wichtig ist und Spaß macht und was für ein Typ ich bin – ob mir zum Beispiel die Betreuung von Menschen in der Gruppe liegt oder eher die Büroarbeit.“ Darüber hinaus bekommen die Freiwilligen laut Beke Herbst einen ersten Einblick in die „Erwachsenenwelt“: „Einem Rhythmus zu folgen, der nichts mehr mit Schule zu tun hat, fremdbestimmt zu sein – das ist für viele die größte Herausforderung.“ Im Vergleich zur Ausbildung werden sie dabei jedoch intensiver pädagogisch begleitet, und bis auf den Test im Übungsleiterlehrgang müssen sie keine Prüfungen ablegen. Auch für Merle Althausen war die durchgetaktete Arbeitswoche am Anfang eine Herausforderung: „Schule und Arbeitsleben, das ist ein Riesenunterschied, den man leicht unterschätzt“, betont die FSJ-lerin. „Aber man wächst in diese Aufgaben hinein, wenn man sich darauf einlässt.“

FSJ im Sport

Wer sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Sport entscheidet, kommt in Sportvereinen und -verbänden zum Einsatz und kümmert sich dort vor allem um Angebote für Kinder und Jugendliche. Im Land Bremen betreut und berät die Bremer Sportjugend die Freiwilligen und führt für sie Seminare und Fortbildungen durch. Das FSJ ist für junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 27 Jahren gedacht, die nicht mehr schulpflichtig sind. Sie bekommen ein monatliches Taschengeld in Höhe von 300 Euro und können sich das FSJ als Wartesemester oder berufspraktisches Jahr anrechnen lassen, falls sie danach noch studieren möchten.

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