Achtsamkeit

Mehr Sicherheit im Netz: Wie lässt sich digitaler Gewalt vorbeugen?

Veröffentlicht am:26.11.2025

19 Minuten Lesedauer

Digitale Gewalt kann jeden und jede treffen. Einen hundertprozentigen Schutz dagegen gibt es nicht, aber es gibt Möglichkeiten, ihr vorzubeugen. Hier finden Sie 10 Tipps zum Schutz vor digitaler Gewalt.

Ein junger Mann sitzt auf dem Fußboden vor einem Sofa. In der rechten Hand hält er ein Smartphone, mit der linken fährt er sich durch die Haare. Er schaut ernst auf das Display.

© iStock / Kateryna Onyshchuk

Gewalt ist Alltag im realen wie im digitalen Raum

Belästigung, Drohungen, Hass und Gewalt können uns sowohl im realen Leben als auch in der digitalen Welt begegnen. Digitale Gewalt kann sich beispielsweise in Beleidigungen per E-Mail, Cybermobbing, Hate Speech in sozialen Netzwerken oder unaufgefordert gesendeten Nacktfotos über Messenger-Dienste äußern. Es gibt viele Formen digitaler Gewalt: Alles, was andere verletzt, erniedrigt oder diskriminiert, ist eine Form von Gewalt.

Wie in der analogen Umgebung lässt sich auch im digitalen Raum Gewalt nie vollständig eindämmen. Bestimmten Formen digitaler Gewalt kann jedoch vorgebeugt oder entgegengewirkt werden, um besonders heftige Angriffe zu vermeiden.

Wenn eine Ihnen bekannte Person, mit der Sie bereits digital vernetzt sind, aus einem unvorhersehbaren Grund gewalttätig wird, lässt sich das nicht verhindern. Bei vorbeugenden Maßnahmen gegen digitale Gewalt geht es daher vor allem darum, Fremden keine Gelegenheit zur Gewalt zu bieten, indem Sie sich vor Attacken von außerhalb Ihres Bekanntenkreises schützen. Das setzt Kenntnisse über die Möglichkeiten und Risiken digitaler Medien sowie einen bewussten Umgang mit der Veröffentlichung und Weitergabe persönlicher Daten voraus.

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Technikkompetenz und Datenschutz für mehr Sicherheit im Netz

Egal, ob Sie technikbegeistert sind, sich sehr gut mit Daten- und Persönlichkeitsschutz auskennen oder sich eher unbekümmert im Internet und in sozialen Netzwerken bewegen – eines stimmt immer: Wer von digitaler Gewalt betroffen ist, hat diese nicht provoziert, nichts falsch gemacht und ist nicht schuld. Schuld an Gewalt ist immer der Täter oder die Täterin, nie das Opfer.

Genauso richtig ist es, dass Sie Ihr persönliches Risiko, Opfer von digitaler Gewalt zu werden, selbst verringern können. Zunächst ist es wichtig, die eigene Technikkompetenz zu stärken. Wer sich in technischen Fragen, sei es bei Tablets oder Smartphones, auf andere verlässt – beispielsweise bei der Einrichtung bestimmter Funktionen –, gibt die Kontrolle aus der Hand und ist somit angreifbar. Machen Sie sich mit den technischen Details der digitalen Geräte vertraut, die Sie verwenden. Hier können zum Beispiel Tutorials auf Videoplattformen helfen, die es zu den meisten Geräten gibt.

Schärfen Sie Ihr Bewusstsein für Datensicherheit und -schutz im Netz

Genauso wichtig ist Ihr Umgang mit sensiblen Daten. Hier lautet die Frage: Wie viel von sich selbst möchten Sie im Internet preisgeben – egal, ob in einer Dating-App oder über Social Media? Daten, die Sie online stellen, bergen immer ein gewisses Risiko. Vor allem bei persönlichen Details wie Adressen und Telefonnummern ist Vorsicht geboten. Bevor Sie Posts oder anderen Content erstellen und mit Bildern oder Videos anreichern, sollten Sie noch einmal genau darüber nachdenken, ob Sie etwas wirklich veröffentlichen, weiterleiten oder kommentieren möchten.

An dieser Stelle finden Sie externen Inhalt von Instagram. Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass beim Anzeigen des Inhalts Daten an Instagram übermittelt werden. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Datenschutz und Privatsphäre zu wahren, ist mühsam – lohnt sich aber

Es ist umständlich, sichere Passwörter anzulegen und sich Login-Daten zu merken, statt sie zu speichern. Aber so können die eigenen Daten vor Unbefugten geschützt werden. Dazu gehören nicht nur Menschen, die diese Daten nutzen könnten, um Gewalt auszuüben. Auch soziale Netzwerke und Unternehmen zählen dazu. Sie erfassen und analysieren Daten, um beispielsweise personalisierte Werbung zu schalten. Die Aussage „Ich habe nichts zu verbergen“ stimmt nur, wenn die eigenen Daten nicht ausgenutzt oder gegen einen verwendet werden. Insofern haben wir vielleicht alle etwas zu verbergen.

Familiencoach Matthias Jung erklärt, wie Eltern Medienkompetenz fördern und Jugendliche vor Handysucht, digitaler Gewalt und Verlust der Privatsphäre schützen.

10 Tipps zum Schutz vor digitaler Gewalt

  1. Social-Media-Konten von „öffentlich“ auf „privat“ umstellen: Entscheiden Sie selbst, wer Ihre Posts und Fotos sehen und kommentieren darf. Wenn Außenstehende nichts Persönliches einsehen können, sind Sie besser geschützt.
  2. Lange und individuelle Passwörter verwenden: So lassen sich E-Mail- und Social-Media-Konten schwerer hacken. Ein Passwortmanager hilft dabei, den Überblick zu behalten. Das ist ein Programm, das Benutzernamen und verschiedene Passwörter verwaltet. Über Verschlüsselung und ein komplexes Masterpasswort sichern Passwort-Manager Ihre Passwörter – ähnlich wie ein Notizbuch in einer verschlossenen Schublade.
  3. Passwörter nicht in Apps und Browsern speichern: Um den Zugriff auf Online-Konten zu vereinfachen, lassen sich Passwörter in Browsern speichern und beim Einloggen automatisch einfügen. So entfällt das lästige manuelle Einloggen. Das bedeutet jedoch auch, dass jede Person, die Zugriff auf das entsperrte Smartphone oder den Computer hat, ohne Login-Daten auf die Accounts zugreifen kann. Ein Passwortmanager ist definitiv sicherer.
  4. Ausloggen nicht vergessen: Sie sollten sich nach jedem Besuch in einem sozialen Netzwerk ausloggen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass andere Ihren Account unberechtigt durchforsten oder Posts unter Ihrem Namen veröffentlichen.
  5. Zwei-Faktor-Authentifizierung nutzen: Wenn Online-Dienstleister eine Zwei-Faktor-Authentifizierung anbieten, sollten Sie diese nutzen. Dabei melden Sie sich nicht nur mit einem Passwort an, sondern auch mit einem zusätzlichen Sicherheitscode, der beispielsweise per SMS zugesandt wird. Dadurch findet eine doppelte Überprüfung der Nutzeridentität statt – ein effektives Tool für den Datenschutz.
  6. Alle verwendeten Geräte schützen: Sie sollten nicht nur auf PCs, Laptops oder Tablets, sondern auch auf Ihrem Smartphone Apps zum Schutz vor Viren und Schadsoftware installieren und das Gerät mit einem guten Passwort vor Missbrauch schützen. Übrigens können sich Fremde über Bluetooth Zugang zu Ihrem Gerät verschaffen. Wenn Sie die Bluetooth-Funktion nicht benötigen, sollten Sie sie immer deaktivieren.
  7. Unbekannte Anhänge und Links sind tabu: Seien Sie besonders vorsichtig bei Nachrichten und E-Mails von unbekannten Absendern. Anhänge dürfen nicht geöffnet und unbekannte Links nicht angeklickt werden.
  8. Hater und Mobber blockieren: Wenn jemand aus Ihrem sozialen Netzwerk Sie beleidigt oder gegen Sie hetzt, sollten Sie diese Person aussperren. Im Kundenservicebereich der jeweiligen sozialen Netzwerke erfahren Sie, wie Sie Kontakte blockieren oder aus der Freundesliste entfernen können.
  9. Persönliche Daten löschen lassen: Die Eingabe des eigenen Namens in eine Suchmaschine fördert mitunter Erstaunliches zutage. Wenn Sie nicht möchten, dass Ihre Daten weiterhin öffentlich sind, kontaktieren Sie die Seitenbetreiber und bitten Sie diese, die Daten zu entfernen. Unter welchen Voraussetzungen ein Recht auf Löschung besteht, erfahren Sie auf der Informationsseite der Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit.
  10. Trotz vorbeugender Maßnahmen vorsichtig bleiben: Denken Sie immer daran, dass Vorsorge und Vorsicht zwar unerlässlich und hilfreich sind, aber keinen hundertprozentigen Schutz bieten.

Der Medienratgeber für Familien

Eine junge Frau sitzt an einem Tisch im Wohnzimmer. Vor ihr auf dem Tisch steht ein aufgeklappter Laptop. In den Händen hält sie ein Smartphone und liest etwas auf dessen Display.

© iStock / nortonrsx

Die Zwei-Faktor-Authentifizierung, bei der ein Passwort beispielsweise mit einem per SMS zugesandten Code kombiniert wird, bietet einen sicheren Schutz für Online-Accounts.

So schützen Sie andere und verhindern, selbst digitale Gewalt auszuüben

So wie Sie selbst – und völlig zu Recht – darüber entscheiden dürfen, welche Informationen Sie online preisgeben möchten, ist auch die Privatsphäre anderer Menschen zu respektieren. Überlegen Sie deshalb gut, wie Sie mit den Daten anderer umgehen. Ein Bild ist schnell geteilt, ein Post oder Kommentar mit persönlichen Informationen schnell abgesetzt.

Hier gibt es keinen Ermessensspielraum: Ungefragt Bilder, Videos oder Informationen von anderen zu teilen, ist ein absolutes No-Go – gleich welchen Inhalts. Es muss immer geklärt sein, dass der oder die Betroffene damit einverstanden ist. Das gilt auch für ganz alltägliche Dinge, wie beispielsweise gemeinsame Ausflugsfotos. Ob sich jemand auf einem Foto ungünstig getroffen findet oder überhaupt keine Bilder von sich veröffentlicht haben möchte, ist seine beziehungsweise ihre persönliche Entscheidung.

Darüber hinaus sollte man niemanden bloßstellen, beleidigen, herabwürdigen oder ausgrenzen. Das ist zwar selbstverständlich, kann aber auch unbeabsichtigt oder in der Hitze eines digitalen Wortgefechts geschehen. Deshalb sollte man jeden Beitrag vor dem Absenden gegenlesen und sich fragen: Könnte das jemanden verletzen?

Fachlich geprüft
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