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Gesundheitsmagazin

Kleidung

Wie gut ist Kleidung aus recyceltem Plastik?

Veröffentlicht am:26.02.2021

7 Minuten Lesedauer

Kaum vorstellbar, dass aus Flaschen und Verpackungen recycelte Kleidung wie T-Shirts, Bikinis und Schuhe hergestellt werden können. Ist dieser Trend vielleicht der Schlüssel, um die Weltmeere von Plastik zu befreien? Und ist recycelte Kleidung besser für die Gesundheit?

Eine Frau begutachtet ihr recyceltes Kleidungsstück.

© iStock / RyanJLane

Wie funktioniert Polyesterrecycling für die Mode?

Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) landen jedes Jahr mehr als acht Millionen Tonnen Plastik in den Weltmeeren. Ein Teil davon wandert als Mikroplastik in die Nahrungskette und schadet Mensch und Tier. Viele Initiativen, Start-ups und etablierte Unternehmen haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, Plastikmüll zu recyceln, um daraus unter anderem T-Shirts oder Funktionskleidung zu produzieren. 

Im Prinzip lässt sich Plastikmüll genauso zu Garn verarbeiten wie zum Beispiel Baumwolle. Er muss zuerst gereinigt werden, danach wird er zu Schnipseln zerkleinert. Im nächsten Schritt werden diese Schnipsel eingeschmolzen und schließlich zu feinen Polyesterfasern versponnen. 

Für das Polyesterrecycling wird zwar Chemie benötigt und der Transport der Plastikflaschen verbraucht Energie und verursacht Kohlenstoffdioxidemissionen (CO2), für die Umwelt ist die Wiederverwertung dennoch besser als die Produktion neuer Kunststoffe. Die Eigenschaften des recycelten Polyesters sind genauso gut wie die neuer Materialien. Viele Firmen, die bewusst auf Nachhaltigkeit setzen, verwenden es daher als Ausgangsmaterial. Meistens entstehen daraus Taschen oder Funktionskleidung. 

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Recycelte Mode: Ist sie wirklich nachhaltig?

Die Textilindustrie hat diesen Markt inzwischen für sich entdeckt. Zahlreiche namhafte Hersteller werben damit, Kleidung aus recyceltem Meeresplastik herzustellen. Ressourcen zu schonen, ist grundsätzlich ein guter Ansatz. Allerdings gibt es durchaus kritische Stimmen, zum Beispiel vom Dachverband „Fairwertung“, der mehr Transparenz im Gebrauchtkleidermarkt erreichen will. Er hält es für reines Marketing, wenn große Modeketten mit recycelter Kleidung werben, da es letztlich nur darum gehe, den Verkauf anzukurbeln – was die Müllberge indirekt vergrößere. 

Schließlich landet auch die Kleidung, die recyceltes Plastik enthält, früher oder später in der Regel auf dem Müll. Diese Ware wiederum zu recyceln, ist schwer umsetzbar. Dafür wäre es nötig, die verschiedenen Materialien voneinander zu trennen. Selbst bei sortenreinen Garnen wären die Kosten für das Recycling der Mode in der Regel zu hoch. 

Wenn das Plastik tatsächlich aus dem Meer kommt, muss es aufwendig gereinigt werden und die Kleidungsstücke bestehen selten vollständig aus recyceltem Material. Zudem ist die Frage umstritten, wie stark recyceltes Plastik erneut Mikroplastik freisetzt. Naturschutzverbände weisen daher darauf hin, dass der Kauf von recycelten Produkten zwar positiv ist, aber nur ein erster Schritt in Richtung nachhaltige Mode sein kann. 

Eine Frau begutachtet ihr recyceltes Kleidungsstück.

© iStock / Maridav

Wie gesund ist Kleidung aus recycelten PET-Flaschen?

Kleidung, die aus recyceltem Plastik hergestellt wird, birgt ein gesundheitliches Problem. Denn Kunstfasern geben Mikroplastik ab. Es gelangt unter anderem beim Waschen ins Abwasser und damit mittelfristig in das Trinkwasser und die Nahrungskette. Zudem kann Mikroplastik eingeatmet werden. Welche Folgen das genau für die Gesundheit hat, ist noch nicht klar. Besser ist es daher, Kleidung zu tragen, die keine Kunstfasern enthält.

Nachhaltige Mode – das können Sie tun

Der nachhaltigste Umgang mit dem Kleidungskauf besteht darin, ihn einzuschränken. Wer wenige, dafür aber hochwertige Kleidungsstücke kauft, die lange halten, schont Ressourcen und die Umwelt. Außerdem ist es sinnvoll, so weit wie möglich auf natürliche Materialien zu setzen. 

Wenn die Kleidung dann ausgedient hat, sollte sie in der Altkleidersammlung landen und nicht in der Mülltonne. Dabei helfen Label wie „FairWertung“ oder das bvse-Qualitätssiegel. FairWertung ist ein Zusammenschluss gemeinnütziger Altkleidersammler in Deutschland. Sie stehen nach eigenen Angaben für einen verantwortlichen Umgang mit den gespendeten Textilien. Hinter dem bvse-Siegel verbirgt sich der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung. 

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Diese Siegel helfen beim Überblick über recycelte Mode

Wer recycelte Mode kaufen möchte, kann sich zudem an folgenden Siegeln orientieren:

  • Cradle to Cradle Textilien Platin Level:

    Das Siegel “Cradle to Cradle” (“Von der Wiege zur Wiege“) wird von der gemeinnützigen Organisation Cradle to Cradle Products Innovation Institute vergeben. Es deckt die Rohstoffproduktion und die Herstellung ab. Ziel der Organisation ist es, einen Kreislauf herzustellen, in dem alle Materialien wiederverwertet oder biologisch abgebaut werden und in der Produktion kein Abfall entsteht.

    Dafür würden die eingesetzten Substanzen umfassend auf ihre Umweltverträglichkeit, gesundheitliche Unbedenklichkeit und Wiederverwertbarkeit geprüft. Das „Platin Level“ ist die höchste, fünfte Stufe der Bewertung. Darunter gibt es das „Gold“-, „Silber“-, „Bronze“- und „Basic“-Level.

    Je höher die Bewertungsstufe, desto weniger schädliche Substanzen seien nach Angaben des Instituts im Produkt vorhanden. Das „Platin Level“ ist also immer die beste Wahl.  

  • bluesign® product:

    Auch bei diesem Siegel steht die schadstoffarme Produktion von Textilien im Vordergrund. Inhaber des Siegels ist die bluesign technologies AG, die ihren Sitz in der Schweiz hat. Gegründet wurde sie von Textil- und Chemieexperten. Das Siegel deckt ebenfalls die Rohstoffproduktion und die Herstellung ab.

    Es legt eigenen Angaben zufolge strenge Kriterien an die Verwendung von Chemikalien an und kontrolliert deren Einhaltung. Umweltfreundlichkeit und gesundheitliche Verträglichkeit stünden dem Unternehmen zufolge an erster Stelle. Für die Prüfung der Entwicklung des Siegels sind Wissenschaftler und Nachhaltigkeitsexperten eingesetzt. „bluesign® product“ wird für Kunst- und Naturfasern vergeben. Das Siegel erhalten Produkte, die zu 90 Prozent in zertifizierten Fabriken verarbeitet wurden. 

  • EU Ecolabel – Textilien:

    Das „EU Ecolabel“ ist das offizielle Siegel der Europäischen Union und auch als EU-Blume oder Euro-Blume bekannt. Es wird im Auftrag der Europäischen Kommission von ausgewählten Prüfstellen vergeben. In Deutschland sind das Umweltbundesamt (UBA) und die RAL gGmbH (Tochtergesellschaft des RAL Deutsches Institut für Gütersicherung und Kennzeichnung) für die Vergabe des „EU Ecolabel – Textilien“ verantwortlich.

    Das Siegel deckt den gesamten Produktionsweg, von der Rohstoffproduktion über die Herstellung bis hin zur Nutzungsphase der Kleidung ab. Es stellt sehr hohe Umweltanforderungen. Im Fokus liegen ein möglichst geringer Einsatz von Chemikalien, möglichst niedrige Emissionen und die Vermeidung von Abfall. Das Siegel wird für Natur- und Kunstfasern vergeben. Die Anforderungen müssen unmittelbar erfüllt sein, damit das Label am Produkt angebracht werden darf. 


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