Achtsamkeit
Elektrosmog: Schaden elektromagnetische Felder der Gesundheit?
Veröffentlicht am:05.09.2025
6 Minuten Lesedauer
Übelkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und sogar Krebserkrankungen werden häufig mit Elektrosmog in Verbindung gebracht. Die Ursache für die Beschwerden sollen elektromagnetische Felder sein. Doch lässt sich das wissenschaftlich belegen?

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Was ist Elektrosmog?
Als Elektrosmog werden umgangssprachlich elektromagnetische Felder (EMF) bezeichnet, die künstlich erzeugt sind und schädlich für die Gesundheit sein sollen. Bei vielen Menschen löst der Begriff Elektrosmog Unbehagen aus. Er ist jedoch irreführend. Denn mit Smog werden Schadstoffe in der Luft bezeichnet, die in hoher Konzentration die Gesundheit gefährden. Smog ist im Gegensatz zu Elektrosmog zu sehen und zu riechen.
Elektrosmog entsteht dort, wo elektrische Geräte oder Leitungen mit dem Stromnetz verbunden sind. Rund um Steckdosen, aber auch rund um Hochspannungsleitungen und Sendemasten. Jeden Tag sind wir zuhause, am Arbeitsplatz oder in der Natur von elektromagnetischen Feldern oder Strahlung umgeben: beim Telefonieren mit dem Smartphone, beim Arbeiten am Computer mit einer WLAN-Verbindung, bei der Zubereitung von Speisen in der Mikrowelle, beim Kochen auf dem Induktionsherd, beim kabellosen Laden oder durch Strom- und Sendemasten in der Nähe. Auch rund ums Babyphone bilden sich elektromagnetische Felder, wenn es aus der Steckdose mit Strom versorgt wird.
Diese Felder werden künstlich erzeugt. In der Umwelt kommen sie auch natürlich vor. Quellen sind Blitze, Feuer oder die UV-Strahlung der Sonne.
Elektromagnetische Felder gehören zur sogenannten nichtionisierenden Strahlung. Das heißt, ihre Photonen haben weniger Energie als radioaktive Strahlung, Röntgenstrahlung und optische Strahlung. Die Energie reicht auch nicht aus, um Atome oder Moleküle in einen elektrisch geladenen Zustand zu versetzen und zu verändern.
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Elektromagnetische Felder: Wie werden sie eingeteilt?
Aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften werden elektromagnetische Felder in verschiedene Bereiche eingeteilt:
- anhand der Frequenz (1 Hertz hat eine Schwingung pro Sekunde), also der Geschwindigkeit, in der sie sich verändern
- oder anhand der Wellenläge (Angabe in Metern).
Hohe Frequenzen haben kleine Wellenlängen von einigen Millimetern, niedrige Frequenzen große Wellenlängen von bis zu einigen hundert Kilometern. Außerdem unterscheiden Fachleute zwischen
- statischen elektrischen und magnetischen Feldern
- niederfrequenten elektrischen und magnetischen Feldern
- hochfrequenten elektrischen Feldern.
Hochfrequente Felder (100 Kilohertz bis 300 Gigahertz) haben Radar, Mobilfunk, Mikro- und Radiowellen. Alle gängigen Elektrogeräte sowie Stromleitungen mit Wechselstrom eine niederfrequente elektromagnetische Strahlung (bis zu 100 Kilohertz). Bei statischen Feldern liegt die Frequenz immer bei null. Sie entstehen bei der sogenannten Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung, sind aber auch in der obersten Schicht der Erdatmosphäre enthalten.

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Elektrosmog: Sind elektromagnetische Felder krebserregend?
Bisher gibt es keine verlässlichen Labor- und Tierstudien, die belegen, dass elektromagnetische Felder ein Risiko für die Gesundheit sind und das Krebsrisiko erhöhen. Ihre Energie ist zu gering, um das Erbgut zu schädigen oder gar Krebs auszulösen.
Es wird allerdings diskutiert, ob es möglicherweise indirekte Effekte gibt, die das Risiko für eine Krebserkrankung erhöhen könnten. Im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) die Krebsrisiken folgendermaßen eingestuft:
- Niederfrequente Magnetfelder sind möglicherweise oder vielleicht krebserregend.
- Hochfrequente elektromagnetische Felder sind möglicherweise oder vielleicht krebserregend. Das betrifft den Mobilfunk, das Telefonieren mit Handys und Smartphones.
Für die Entscheidung wurden epidemiologische Studien genutzt. Das heißt: Die Forscher und Forscherinnen beobachteten große Bevölkerungsgruppen und achteten auf mögliche Risiken. Über einen längeren Zeitraum wurde dann die Krebsrate bestimmt. Es gab den Verdacht, dass Kinder, die in der Nähe von Stromleitungen wohnten und niederfrequenten Magnetfeldern ausgesetzt waren, häufiger an Leukämie erkrankten. In späteren Studien konnte das weder belegt noch völlig widerlegt werden.
Einige Studien an Menschen, die schon früh mobile Telefone nutzten, deuten an, dass es Anzeichen dafür gibt, dass bei ihnen häufiger Tumore im Gehirn auftreten. Die Experten und Erxpertinnen der IARC waren sich über die Aussagekraft der Daten jedoch nicht einig. Deshalb stuften sie hochfrequente Felder als vielleicht krebserregend ein.
Schutz vor Elektrosmog: Was Sie selbst tun können
Elektroinstallationen, Haushaltsgeräte, Strommasten oder Ladesäulen von E-Autos erzeugen elektromagnetische Felder. Mit diesen Tipps können Sie die Belastung reduzieren.
- Halten Sie Abstand.
- Benutzen Sie beim Telefonieren mit dem Handy ein sogenanntes Headset, also Kopfhörer und Mikrofon.
- Rufen Sie Daten im Internet bei gutem Empfang oder guter Leistung im WLAN ab. Das gilt auch fürs Surfen im Internet.
- Achten Sie beim Kauf eines Handys auf die SAR-Werte.
- Lassen Sie elektrisch betriebene Geräte wie Fernseher und Stereoanlagen nicht im Standby-Modus, sondern schalten Sie diese völlig ab.
- Stellen Sie einen netzbetriebenen Radiowecker nicht direkt neben das Kopfteil des Bettes.
- Halten Sie mindestens eine Armlänge Abstand zu einem Haushaltsgerät, wenn Sie einen Herzschrittmacher tragen. Es könnte zu einer Funktionsstörung kommen.
- Nutzen Sie kein Babyphone, das ständig sendet und achten Sie auf einen ausreichenden Abstand zwischen dem Bett des Kindes und dem Babyphone.
Elektromagnetische Felder: Gibt es weitere gesundheitliche Bedenken?
Wenn das Handy beim Telefonieren ans Ohr gehalten wird, kann die Energie aus den elektromagnetischen Feldern in den Kopf eindringen. Ist das Smartphone in der Hosen- oder Hemdtasche, wird sie an das entsprechende Körperteil abgegeben. Nimmt der Körper einen Teil der Energie auf, kann sich das Körpergewebe erwärmen. Mögliche Folgen der „Handy-Strahlung“ untersucht das Bundesamt für Strahlenschutz.
In einigen Veröffentlichungen wird von Hinweisen berichtet, dass sich elektromagnetische Felder negativ auf die Fruchtbarkeit – vor allem von Männern – auswirken können. Die Ursache soll die Nutzung von Mobilfunktelefonen sein. Die Studienlage ist widersprüchlich. Einige Arbeiten sehen einen schädlichen Einfluss von elektromagnetischen Feldern auf die Fruchtbarkeit, andere sehen diesen Effekt nicht.
Sicher ist, dass niederfrequente elektrische und magnetische Felder im Körper elelektrische Felder und Ströme erzeugen können. Dass sie sich unter normalen Bedingungen etwa schädlich auf das Gehirn oder die Herztätigkeit auswirken können, gilt als unwahrscheinlich.
Starke statische Magnetfelder werden zum Beispiel in der Medizin genutzt, wie bei einem MRT. Dass sie zu anhaltenden gesundheitlichen Veränderungen führen, ist bisher nicht bekannt. Weitere Forschungen zur Wechselwirkung zwischen EMF-Belastung und menschlicher Gesundheit sind aber notwendig.
Für Handys gelten Grenzwerte
Der Gesetzgeber hat einen Grenzwert für Handys festgelegt. Damit sollen Verbraucherinnen und Verbraucher geschützt werden. Gemessen wird die spezifische Absorptionsrate (SAR-Wert). Der Wert gibt an, wie viel Strahlung in den Körper gelangt – bezogen auf ein Kilogramm Körpergewicht. In der Europäischen Union (EU) darf dieser Wert nicht höher als zwei Watt pro Kilogramm sein. Wer erfahren möchte, wie hoch der SAR-Wert des eigenen Handys ist, kann beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) nachschauen. Seit 2022 werden die SAR-Werte bei den Herstellern von Mobiltelefonen erhoben, die auf dem deutschen Markt angeboten werden.
Strahlenschutz in Deutschland
Aufgabe des Strahlenschutzes ist, für eine solch geringe Stärke der elektromagnetischen Felder zu sorgen, dass keine Gesundheitsschäden auftreten. Der Um- und Ausbau der Stromnetze, neue Entwicklungen beim Mobilfunk und der modernen Kommunikationsmittel werfen neue Fragen zur Belastung durch elektromagnetische Felder auf. Ihre Auswirkungen sollen so früh wie möglich untersucht und die Information und Aufklärung der Bevölkerung gewährleistet werden. Deshalb wurde in der brandenburgischen Stadt Cottbus das Kompetenzzentrum Elektromagnetische Felder (KEMF) gegründet. Es ist Teil des Bundesamtes für Strahlenschutz.
Passende Angebote der AOK
AOK-Clarimedis: medizinische Informationen am Telefon
An 365 Tagen im Jahr stehen AOK-Versicherten Fachärztinnen und Fachärzte sowie medizinische Expertinnen und Experten aus den verschiedensten Fachrichtungen bei Clarimedis, dem medizinischen Info-Telefon der AOK, zur Verfügung.
Bewertung der Risiken in Europa
Der Wissenschaftliche Ausschuss für Gesundheit, Umwelt- und neu auftretende Risiken (SCHEER) wurde im Jahr 2021 von der Europäischen Kommission beauftragt, die Risiken von elektromagnetischen Feldern neu zu bewerten. In seiner Stellungnahme weist der Ausschuss darauf hin, dass die empfohlenen Grenzwerte in Europa nicht überschritten werden. Für die Bevölkerung bestehe weder eine mäßige noch starke Evidenz für nachteilige Wirkungen. Ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Alzheimer, Demenz oder der Amyotrophen Lateralsklerosen, einer seltenen Erkrankung des zentralen Nervensystems, und der Belastung im Beruf wird als schwach eingestuft. Weitere Studien werden empfohlen.
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