Pflegeformen

Geschichte der Pflege: Wie sie sich entwickelt und verändert hat

Veröffentlicht am:10.12.2025

5 Minuten Lesedauer

Menschen, die alt, krank oder verletzt sind, brauchen Pflege. Das übernehmen oft Angehörige oder ausgebildete Pflegekräfte. Seit wann gibt es die professionelle Pflege und wie hat sie sich entwickelt?

Eine Gesundheits- und Krankenpflegerin bereitet eine Infusion für einen älteren Patienten vor, der im Bett liegt.

© iStock / Drazen Zigic

Die Pflege im Wandel der Zeit

Im Laufe der Geschichte hat sich die Pflege verändert und an die gesellschaftlichen Herausforderungen und Bedürfnisse angepasst. Von der gemeinschaftlichen, religiösen und familiären Fürsorge entwickelte sie sich hin zu einem eigenständigen Beruf. Fortschritte in Wissenschaft, Technologie und Forschung spielten dabei eine wichtige Rolle. Mittlerweile gibt es verschiedene Pflegeformen und es gelten Pflegestandards, um die Qualität in der stationären Langzeitpflege zu sichern.

Die Ursprünge der Pflege reichen über zwei Millionen Jahre zurück bis in die prähistorische Zeit. Damals zogen Jäger und Sammler in kleinen Gruppen umher. Diese Gemeinschaften versorgten kranke und verletzte Menschen. Archäologische Funde und anthropologische Studien deuten darauf hin, dass es offenbar damals schon ein Verständnis von Fürsorge und Mitgefühl gab. In der Antike wurden Tempel zu wichtigen Orten der Pflege. Später übernahmen Menschen in Klöstern und Hospitälern diese Aufgabe. Erst im 19. und 20. Jahrhundert ist ein professioneller Beruf daraus geworden. Ein kleiner Streifzug durch die Geschichte: von der Antike bis zur modernen Krankenpflege.

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Antike: Wer versorgte kranke Menschen?

Im antiken Ägypten spielten Tempel und Götter eine zentrale Rolle. Priester wurden oft als Heiler angesehen. In Griechenland begründete Hippokrates eine wissenschaftliche Herangehensweise an die Medizin. In seinen Schriften schrieb er über Symptome und Verlauf von Erkrankungen. Er war der Meinung, dass die Gesundheit davon abhing, ob sich die vier Körpersäfte in Einklang befanden: die Gallensäfte, die er als schwarze Galle und gelbe Galle bezeichnete, sowie Schleim und Blut. In Rom entstanden erste Lazarette, um Soldaten medizinisch zu versorgen. Ihre Gesundheit war wichtig für die Kampfkraft der römischen Legionen.

Mittelalter: Pflegen ist christliche Fürsorge

Im Mittelalter wurden Klöster und religiöse Einrichtungen zu Orten der Pflege. Mönche und Nonnen kümmerten sich um kranke, alte und pflegebedürftige Menschen. Außerdem entstanden zahlreiche Hospitäler. Betreiber waren religiöse Gemeinschaften. Pflege war ein Akt christlicher Nächstenliebe. Bekannt sind die Orden der Barmherzigen Brüder und der Johanniter. Die Hospitäler im Mittelalter waren der Grundstein für das moderne Krankenhauswesen.

Frühe Neuzeit: Städtische Einrichtungen übernehmen die Pflege

In der frühen Neuzeit und Renaissance gab es einen wissenschaftlichen Aufschwung. In der Anatomie, Chirurgie und Physiologie wurden große Fortschritte gemacht. Das Verständnis vom menschlichen Körper und von Krankheiten änderte sich. Das wirkte sich auch auf die Krankenpflege aus. In städtischen Zentren entstanden neue Hospitäler. Sie übernahmen die Pflege und nicht mehr die Klöster. Diese städtischen Einrichtungen wurden von lokalen Behörden oder privaten Stiftungen betrieben. Viele spezialisierten sich auf bestimmte Erkrankungen und Gruppen von Patienten und Patientinnen.

Geschichte verstehen und bewahren

Im Krankenhausmuseum in Bielefeld wird die Geschichte des Krankenauswesens erzählt. Ausgestellt sind Objekte aus Medizin und Pflege. Das Museum wurde 2010 eröffnet und verfügt über eine Sammlung von über 3.700 Objekten. Ausgestellt sind etwa 600 Exponate: ein altes Krankenzimmer, Hilfsmittel für Injektionen, zur Blutentnahme oder für mikrobiologische Untersuchungen sowie zur Diagnostik und Therapie. Zudem gibt es wechselnde Ausstellungen.

Weitere Infos: Krankenhausmuseum Bielefeld

Wer begründete die moderne Krankenpflege?

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden kranke Menschen in wohlhabenden Familien zuhause versorgt. Die allgemeine Bevölkerung lebte dagegen in ärmlichen Verhältnissen und schlechten Wohnungen. Erste Heilanstalten entstanden damals zur Krankenpflege.

Die Krankenschwester Florence Nightingale wird oft als Begründerin der modernen Krankenpflege bezeichnet. Sie legte Wert auf eine saubere und geordnete Umgebung. Während des Krimkrieges (1853 bis 1856) führte sie Hygienepraktiken bei der Versorgung verwundeter Soldaten ein. Durch ihre Arbeit ging die Sterblichkeitsrate in den Militärlazaretten deutlich zurück.

Außerdem legte Florence Nightingale den Grundstein für die professionelle Pflege. 1859 gründete sie die Nightingale School of Nursing am St. Thomas‘ Hospital in London. Für die Ausbildung gab es Standards und ein systematisches, wissenschaftlich fundiertes Curriculum. Die Absolventinnen der Nightingale School trugen ihr Wissen in die ganze Welt sowie in Pflegeschulen und -organisationen. Viele Länder übernahmen die Methoden und Prinzipien von Florence Nightingale. Sie schrieb zudem zahlreiche Bücher über die Pflege, die zu Standardwerken wurden und die Pflegepraxis nachhaltig beeinflussten.

Eine weibliche Pflegefachperson besucht eine ältere Frau zu Hause und zeigt ihr etwas auf dem Tablet.

© iStock / LSOphoto

Immer mehr pflegebedürftige Menschen werden heute von Pflegefachpersonen zuhause versorgt. Moderne Hilfsmittel unterstützen dabei.

Die erste Berufsorganisation in Deutschland

Agnes Karll war in Deutschland eine wichtige Pionierin der Pflege. 1887 begann sie mit 19 Jahren eine Krankenpflegeausbildung in Hannover. Ab 1891 wohnte sie in Berlin und begann dort ihre berufspolitische Arbeit. Zwölf Jahre später gründete sie die „Berufsorganisation der Krankenpflegerinnen Deutschlands“, den Vorläufer des heutigen Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe – DBfK Bundesverband e.V.

Ziele von Agnes Karll waren:

  • bessere Rahmenbedingungen für den Pflegeberuf schaffen
  • beruflich Pflegende sozial abzusichern

Damals gab es für Menschen, die pflegerisch tätig waren, keine geregelte Ausbildung, keine festen Arbeitszeiten, keine Tariflöhne und keine Renten. Einige Forderungen von Agnes Karll wurden erst Jahrzehnte später umgesetzt:

  • 1965 wurde mit dem Krankenpflegegesetz eine dreijährige Ausbildung mit staatlicher Prüfung eigeführt.
  • Die „Diplomierung“ der „wissenschaftlichen Krankenpflege“ ermöglicht das Pflegeberufegesetz von 2020. Seitdem gibt es ein Pflegestudium.

Welchen Einfluss hatten die Weltkriege?

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg mussten verwundete Soldaten sowie Zivilisten und Zivilistinnen versorgt werden. Im Ersten Weltkrieg übernahmen das Krankenpflegerinnen und -pfleger, die von katholischen und evangelischen Orden, vom Roten Kreuz, aus evangelischen Hilfsorganisationen und von jüdischen Krankenpflegevereinen kamen. Als 1933 die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, wurden die Berufsverbände für Krankenschwestern neu geordnet, jüdischen Krankenschwestern wurde die Arbeit verboten. Krankenpflege war patriotischer Dienst für den NS-Staat. Der große Bedarf an Pflegekräften führte zu einer Professionalisierung des Pflegeberufs.

Die Rolle der Pflegekräfte im Nationalsozialismus

Der Nationalsozialismus ist ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Pflege. Im Mittelpunkt stand nicht mehr die Heilung und Genesung von kranken und gebrechlichen Menschen, sondern die Gesundheit und der Fortbestand des „Volkskörpers“. In der Ausbildung wurde die nationalsozialistische Ideologie, einschließlich der sogenannten Rassenlehre, vermittelt. Pflegekräfte beteiligten sich aktiv daran, dass Menschen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung zwangssterilisiert oder ermordet wurden. Sie waren auch an sadistischen Experimenten mit Kindern und Erwachsenen in den Konzentrations- und Gefangenenlagern beteiligt.

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