Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Verdauungssystem

Noroviren – wie kann ich eine Ansteckung vermeiden?

Veröffentlicht am:31.01.2023

5 Minuten Lesedauer

Schwerer Brechdurchfall ist die typische Folge einer Magen-Darm-Infektion durch das Norovirus. Wie schützen Sie sich am besten vor einer Ansteckung, wenn es im Umfeld zu Erkrankungen durch Noroviren kommt?

Mit dem Norovirus stecken sich vor allem Kinder unter 5 Jahren und ältere Menschen an.

© iStock / Halfpoint

Was sind Noroviren und welche Symptome lösen sie aus?

Noroviren sind hochansteckend und kommen auf der ganzen Welt vor. Sie verbreiten sich hauptsächlich im Winterhalbjahr, es kann aber das ganze Jahr über zu Ansteckungen kommen. Das Norovirus gehört zu den RNA-Viren – seit der Corona-Pandemie können wir wohl alle mit diesem Begriff etwas anfangen. Wie SARS-CoV-2, der Auslöser von Covid-19, können sich Noroviren genetisch verändern und Varianten bilden. Seinen Namen verdankt das Norovirus der Stadt Norwalk im US-amerikanischen Bundestaat Ohio. Dort kam es 1968 in einer Schule zu einem gut dokumentierten Ausbruch. Deshalb wurde der Erreger zunächst als „Norwalk-like-Virus“ bezeichnet. Seit 2002 ist „Norovirus“ die offizielle Bezeichnung.

Noroviren rufen schwerwiegende Magen-Darm-Beschwerden hervor, meist mit starkem Durchfall und heftigem schwallartigen Erbrechen. Manche Betroffene leiden aber nur unter einem der beiden Symptome. Weitere Begleiterscheinungen können Mattheit, Übelkeit und Bauchschmerzen sowie Kopf- oder Gelenkschmerzen sein. Auch eine erhöhte Körpertemperatur ist möglich, wobei es nur selten zu hohem Fieber kommt. In der Regel klingen die Beschwerden nach spätestens zwei Tagen ab.

Häufige Ursache von Magen-Darm-Erkrankungen in Deutschland

Magen-Darm-Infektionen können zwar auch durch Bakterien hervorgerufen werden, in Deutschland gehen sie aber sehr oft auf Noroviren zurück. Bei den nicht bakteriell bedingten Magen-Darm-Erkrankungen schätzen Experten, dass bei Kindern für rund 30 Prozent der Fälle und bei Erwachsenen für bis zu 50 Prozent das Norovirus verantwortlich ist. Zur eindeutigen Klärung ist eine Stuhlprobenuntersuchung nötig, weil sich die Symptome bei bakteriellen und viralen Magen-Darm-Problemen sehr ähneln.

Statistische Erhebungen zeigen, dass sich vor allem Kinder unter 5 Jahren und ältere Menschen über 70 mit dem Norovirus anstecken. Aus diesem Grund kommt es oft in Kindergärten und Altenheimen zu gehäuften Norovirus-Ansteckungen.

Passende Artikel zum Thema

Norovirus: Inkubationszeit und eigene Ansteckungsfähigkeit

Die Inkubationszeit ist die Zeitspanne zwischen der Ansteckung mit einem Erreger bis zum ersten Anzeichen der Erkrankung. Beim Norovirus beträgt sie 6 bis 50 Stunden. Die höchste Ansteckungsgefahr geht von Patienten aus, die sich auf dem symptomatischen Höhepunkt der Erkrankung befinden – also während sie unter akutem Brechdurchfall leiden. Aber Betroffene sind noch mindestens zwei Tage nach dem Abklingen der Symptome hochansteckend. Deshalb darf man frühestens nach 48 Stunden nach Abklingen der Symptome wieder zur Arbeit oder in die Schule gehen. Die meisten Erkrankten nehmen relativ bald nach der Genesung ihr Alltagsleben wieder auf. Doch auch wenn man sich wieder gesund fühlt und nichts mehr von der Norovirus-Infektion spürt, bleiben sorgfältige Hygienemaßnahmen erforderlich. Denn Studien belegen, dass Noroviren noch ein bis zwei Wochen über den Stuhl ausgeschieden werden. In seltenen Fällen sogar noch über mehrere Wochen nach der Erkrankung. Im Interesse der Mitmenschen sollten Betroffene also noch eine ganze Weile verstärkt auf die Sauberkeit sanitärer Anlagen und der Hände achten.

Wie funktioniert beim Norovirus die Ansteckung?

Wenn ein Mensch mit dem Norovirus infiziert ist, gelangen die Viren über den Stuhl und das Erbrochene in die Umwelt. Die Ansteckungsgefahr ist äußerst hoch: Schon 10 bis 100 Viruspartikel können ausreichen, um eine andere Person zu infizieren – und in 1 Gramm Stuhl eines Infizierten befinden sich bis zu 10 Millionen Viruspartikel. Die Norovirus-Übertragung erfolgt über unterschiedliche Wege:

  • Von Mensch zu Mensch

    Die häufigste Übertragungsart ist die Schmierinfektion: Erreger gelangen in kleinen Spuren über Stuhlreste oder Erbrochenes an die Haut des Infizierten. Eine Berührung reicht dann schon aus, denn von der eigenen Hand gelangen Noroviren schnell in den Mund. Auch über die Luft kann man sich anstecken. Während des Erbrechens bilden sich winzige Tröpfchen, die das Virus enthalten und durch die Luft schweben: sogenannte Aerosole. Sie sind ebenfalls hochinfektiös.

  • Über verunreinigte Oberflächen

    Für die Schmierinfektion brauchen Noroviren nicht einmal direkten Mensch-zu-Mensch-Kontakt. Sie haften an Türgriffen, Handläufen, Armaturen oder anderen Gegenständen, die Infizierte berührt haben. Wiederum genügt der Handkontakt eines Gesunden mit einer derart kontaminierten Fläche. Diese Kombination aus direkten und indirekten Infektionswegen erklärt die rasche Ausbreitung der Noroviren in Gemeinschaftseinrichtungen wie Krankenhäusern oder Schulen – oder auch auf Kreuzfahrtschiffen. Und wie lange überlebt das Norovirus auf Oberflächen? Noroviren gelten als äußerst umweltresistent. Das heißt, sie können auf trockenen Oberflächen mehrere Tage infektiös bleiben.

  • Über Nahrungsmittel

    Seltener ist eine Übertragung über die Nahrungsaufnahme. Vor allem rohe Lebensmittel wie Obst und Salate sowie Meeresfrüchte oder verunreinigtes Wasser können Noroviren enthalten. Auch in Tiefkühlbeeren wurden die Viren schon nachgewiesen. Kälte macht ihnen nichts aus: Versuche mit minus 18 Grad Celsius über 14 Tage haben die Viruszahl nicht wesentlich reduziert.

Ein paar männliche Hände werden mit reichlich Seife über dem Waschbecken gewaschen.

© iStock / scyther5

Gründliches Händewaschen: der beste Schutz gegen das Norovirus.

Wie schütze ich mich vor einer Norovirus-Infektion?

Eben weil sie so hochansteckend sind, ist es schwer, sich wirkungsvoll vor Noroviren zu schützen. Eine einmalige Erkrankung macht uns nicht immun und auch eine Impfung gibt es nicht. Die wichtigste allgemeine Vorsichtsmaßnahme ist: gründliches und häufiges Händewaschen. Wir kommen ständig mit Oberflächen und Gegenständen in Kontakt, wodurch alle möglichen Erreger auf die Handflächen gelangen. Durch regelmäßiges Händewaschen lässt sich das Infektionsrisiko senken. Auf Rohkost zu verzichten ist im Sinne einer ausgewogenen Ernährung kein sinnvoller Rat. Meeresfrüchte sollten aber nur gut durcherhitzt verzehrt werden.

Hygienefachleute halten es generell nicht für notwendig, dass wir für unsere Hände spezielle Desinfektionsmittel verwenden. Wenn wir direkt mit Erkrankten zu tun haben, ist es aber hilfreich. Lässt sich ein Kontakt mit Infizierten nicht vermeiden, sollten wir zudem alle Hygienemaßnahmen verschärfen: Sanitäre Anlagen und alle Flächen und Gegenstände in der Nähe des Erkrankten sollten Sie mehrmals täglich mit Einmaltüchern reinigen. Einmalhandschuhe und Masken bieten einen zusätzlichen Schutz. Und dass Sie Hygieneartikel oder Handtücher nicht mit einem Erkrankten teilen dürfen, versteht sich von selbst.

Passende Artikel zum Thema

Brechdurchfall und Norovirus-Verdacht: Was tun?

Das Norovirus selbst kann mit Medikamenten nicht bekämpft werden. Nur die Beschwerden durch den Durchfall und das Erbrechen lassen sich lindern. Wegen des enormen Flüssigkeitsverlustes ist es wichtig, sehr viel zu trinken. Eine ärztliche Behandlung ist nicht zwingend nötig, aber vor allem bei Kindern unter fünf Jahren und Senioren ist Vorsicht geboten, denn sie sind besonders empfindlich für Flüssigkeitsverlust.

Außerdem sollten Kindergarten- und Schulkinder sowie Bewohner oder Mitarbeiter von Gemeinschaftseinrichtungen die Ursache für einen Brechdurchfall in jedem Fall ärztlich klären lassen. Bestätigte Fälle müssen dann dem Gesundheitsamt und der jeweiligen Einrichtung gemeldet werden. Um Ihre Mitmenschen zu schützen, sollte schon der Verdacht auf Noroviren reichen, damit Sie auch nach dem Abklingen der Beschwerden mindestens für zwei Tage auf den Besuch von Altenheimen oder Ähnlichem verzichten und verstärkt auf die Hand- und Sanitärhygiene achten.

Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?