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Gesundheitsmagazin

Psychologie

Wenn die Psyche erkrankt: psychische Gesundheit betrifft uns alle

Veröffentlicht am:11.03.2022

4 Minuten Lesedauer

Nach dem Selbstmord ihres Mannes Robert hat Teresa Enke eine Stiftung für psychische Gesundheit ins Leben gerufen, um Betroffenen zu helfen. Wie es sich anfühlt, psychisch erkrankt zu sein, schildern drei deutsche Influencer in ihren Tagebüchern.

Ein sportlicher Mann arbeitet durch Entspannungsübungen an seiner psychischen Gesundheit.

© Stocksy / Javier Díez

Teresa Enkes Engagement für psychische Gesundheit

Wenn mich jemand vor zwölf Jahren gefragt hätte, wie sich das anfühlt, hätte ich gesagt: wie in einem schwarzen Tunnel! Nach mehreren Jahren der Depressionen hat sich mein Ehemann Robert Enke im November 2009 das Leben genommen. Er war Torwart der Bundesligamannschaft von Hannover 96 und der deutschen Nationalmannschaft. Mein Name ist Teresa Enke, Vorstandsvorsitzende der Robert Enke Stiftung.

Teresa Enke vor einem grauen Hintergrund. Sie setzt sich für psychische Gesundheit ein und gründete die Enke-Stiftung.

© M. Cherundolo

Nach dem Selbstmord ihres Mannes gründete Teresa Enke die Enke-Stiftung und setzt sich seither für psychische Gesundheit ein.

Der Tod meines Mannes hat bei vielen Menschen tiefe Betroffenheit und großes Mitgefühl ausgelöst. Die Krankheit Depression rückte dadurch erstmals in das Blickfeld der breiten Öffentlichkeit. Dennoch sind Depressionen auch zwölf Jahre später immer noch ein gesellschaftliches Tabu. Ich habe mich im Jahr 2010 zusammen mit der Deutschen Fußball Liga, dem Deutschen Fußball-Bund und Roberts letztem Verein Hannover 96 dazu entschlossen, die nach ihm benannte Stiftung zu gründen. Wir unterstützen Betroffene und vermitteln sie gezielt an professionelle Stellen wie Ärzte und Psychiater. So bieten wir etwa eine Beratungshotline an und sind regelmäßig mit Infoständen vor Bundesligaspielen vor Ort. Außerdem nutzen wir soziale Netzwerke, um über das komplexe Krankheitsbild der Depression aufzuklären, mit Vorurteilen aufzuräumen und Betroffenen zu zeigen, dass sie nicht allein sind. Wir kämpfen weiter gegen die Krankheit, die Robert, einen liebevollen Vater, Mann und Freund, dazu brachte, sich selbst zu töten. Wissenschaftler nennen Depressionen zurecht „die Geißel des 21. Jahrhunderts“. Deshalb bleibt es noch immer der erste und vielleicht wichtigste Schritt, dass wir ohne Verzagtheit und falsche Scham über die Krankheit reden können. Wir müssen es schaffen, mit Depressionen genauso offen und natürlich umzugehen wie mit anderen Krankheiten oder Verletzungen, etwa einem gebrochenen Bein. Denn sobald man darüber spricht, wird es leichter.

Weiter unten auf dieser Seite finden Sie Tagebucheinträge von Nadine Breaty, Moritz Neumeier oder Lars Tönsfeuerborn, die ich Ihnen sehr empfehlen möchte. Die drei Influencer leiden an unterschiedlichen psychischen Erkrankungen und berichten aus ihrem Alltag. Mithilfe von Menschen, die ihre Erkrankung mutig mit der Öffentlichkeit teilen, kann eine Entstigmatisierung psychischer Krankheiten stattfinden.

#WieFühltSichDasAn: Prominente Betroffene berichten aus ihrem Alltag

Die Influencer Nadine Breaty, Lars Tönsfeuerborn und Moritz Neumeier schildern in ihren Tagebüchern, wie es sich für sie anfühlt, an einer psychischen Erkrankung zu leiden. Ihre Tagebücher zeigen, wie facettenreich die Psyche erkranken kann. Aber auch, wie es möglich ist, eine Erkrankung frühzeitig zu erkennen und möglicherweise abzuwenden oder zumindest abzumildern.

„Die seelische Gesundheit an erste Stelle zu setzen, ist unumgänglich!“

Lars Tönsfeuerborn hatte vor einigen Jahren einen schweren Burnout.

© Lukas Sowada

Der erfolgreiche Podcaster und Agenturinhaber Lars Tönsfeuerborn erlangte durch verschiedene Fernsehauftritte („Prince Charming“-Gewinner 2019) weitreichende Bekanntheit. Was viele nicht wissen: Im Jahr 2012 erlitt Lars eine schwere depressive Episode mit Burnout.

In seinem Tagebuch teilt er seine Gedanken und erzählt, wie er im Alltag mit Herausforderungen umgeht. Die fachliche Einordnung gibt Prof. Dr. Ulrich Voderholzer. Er ist ärztlicher Direktor und Chefarzt der Schön Klinik Roseneck, einer Fachklinik für psychische und psychosomatische Erkrankungen.

Lesen Sie das Tagebuch von Lars Tönsfeuerborn

„To-do-Listen helfen mir, Kontrolle über mein Leben zurückzugewinnen.“

Nadine Breaty leidet an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung, einer psychischen Erkrankung - hier zu sehen sitzend auf einer Blumenwiese.

© Nadine Breaty

Content-Creatorin Nadine Breaty leidet an einer Borderline-Störung. Die 23-jährige Rostockerin lässt sich aber nicht unterkriegen, im Gegenteil: Nadine hat sich trotz der Erkrankung und der sozialen Ausgrenzung, die sie vor allem als Teenager wegen ihrer Erbkrankheit Piebaldismus erfahren hat, zur erfolgreichsten TikTokerin Deutschlands emporgearbeitet.

In ihrem Tagebuch beschreibt sie, wie sie sich fühlt und was ihr im Alltag hilft. Ihr Tagebuch hat Dr. Moritz de Greck eingeordnet. Er ist Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Leiter des Bereichs Psychosomatik in der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Frankfurt am Main.

Lesen Sie das Tagebuch von Nadine Breaty

„Ich habe gelernt, Erschöpfung zu akzeptieren und Hilfe anzunehmen.“

Portrait von Moritz Neumeier, der an einer psychischen Erkrankung, genauer, an einer Anpassungsstörung mit depressiven Episoden leidet.

© Moritz Neumeier

Moritz Neumeier ist ein vielseitiger und erfolgreicher Stand-up-Comedian, der regelmäßig in verschiedenen Fernsehsendungen und Satireshows zu Gast ist. Er leidet an einer Anpassungsstörung mit depressiven Episoden. In der Therapie hat er gelernt, wie er mit seiner Krankheit besser umgehen kann.

Was ihm hilft, beschreibt er in seinem Tagebuch. Die Experteneinschätzung erfolgt von Prof. Ulrich Hegerl, dem Vorsitzenden der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

Lesen Sie das Tagebuch von Moritz Neumeier

Zu den Tagebüchern der Influencer

Menschen sind zum Glück alle verschieden und finden alle verschiedene Wege, mit ihrem Leben, den Höhepunkten, den Tiefpunkten, den Widrigkeiten und den Schicksalsschlägen umzugehen. Fast jeder von uns kommt im Laufe seines Lebens in eine Situation, in der psychische Symptome so belastend sind, dass sie Gesundheit und Alltag einschränken. Bei den Tagebuchautoren wissen wir als Öffentlichkeit nicht, welche konkreten Umstände in der Vergangenheit herrschten, wie und warum die jeweilige Diagnose gestellt wurde. Auch unsere Fachexperten, die die Tagebücher kommentieren, wissen nicht mehr über den konkreten Menschen als wir Leser. Sie kommentieren anhand des Eindrucks, den sie durch die Tagebücher bekommen haben. Einiges wird dem Leser daher unklar bleiben. Dennoch kann man einen wertvollen Einblick in die Bewältigung dieser Erkrankung eines individuellen Menschen bekommen. Über die Tagebücher können Leser einen kleinen Ausschnitt der Gedanken-, Gefühls- und Lebenswelt in der jetzigen Phase der Autoren sehen – das macht es möglich mitzufühlen und mitzulernen.

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