Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Organe

Was ist Tuberkulose?

Veröffentlicht am:24.11.2023

5 Minuten Lesedauer

Die Infektionskrankheit Tuberkulose kommt weltweit häufig vor, ist in Deutschland aber selten. Sie ist mit Medikamenten heilbar, kann unbehandelt jedoch schwere Verläufe haben. Die wichtigsten Informationen zur Tuberkulose sind hier zusammengestellt.

Eine junge mit Tuberkulose infizierte Frau fasst sich vor Schmerzen an die Brust.

© iStock / MTStock Studio

Merkmale der Tuberkulose

Tuberkulose (abgekürzt TB oder Tbc) ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien aus der Gattung der Mycobakterien ausgelöst wird. Die Erreger befallen meist die Lunge. Seltener sind Lymphknoten, Rippenfell, Nieren und Harnröhre, Knochen, Hirnhaut oder andere Organe betroffen. In der Regel bekämpft die Immunabwehr die Erreger erfolgreich, weshalb nicht jeder Mensch erkrankt, der mit den Bakterien in Kontakt kommt: Nur bei etwa fünf bis zehn Prozent der jugendlichen und erwachsenen Infizierten mit intaktem Immunsystem bricht die Krankheit aus. Säuglinge, Kleinkinder und Menschen mit geschwächtem Immunsystem haben mit 20 bis 40 Prozent ein deutlich höheres Erkrankungsrisiko.

Tuberkulose beginnt oft schleichend. Die Beschwerden unterscheiden sich von Mensch zu Mensch und halten über Wochen an. Bleibt eine Tuberkulose unbehandelt, verschlechtert sich der Zustand und im schlimmsten Fall sterben Erkrankte.

Typische Tuberkulose-Symptome sind:

  • anhaltender Husten mit oder ohne Auswurf, selten blutig
  • Müdigkeit
  • Schwächegefühl
  • Gewichtsabnahme (daher der alte Name „Schwindsucht“)
  • leichtes Fieber
  • Nachtschweiß
  • Brustschmerzen
  • Atemnot

Häufige Todesursache im globalen Süden

Weltweit ist Tuberkulose neben Malaria und AIDS die häufigste Infektionskrankheit und die dreizehnthäufigste Todesursache. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass jedes Jahr etwa 10 Millionen Menschen an Tuberkulose erkranken und etwa 1,5 Millionen Menschen daran sterben. Unter allen Krankheiten, die von Bakterien hervorgerufen werden, endet sie am häufigsten tödlich – obwohl Tuberkulose heilbar ist. Dass trotzdem Menschen sterben, liegt unter anderem an einer in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern unzureichenden Gesundheitsversorgung.

Tuberkulose – auch in Deutschland ein Thema

Viele Europäer und Europäerinnen empfinden Tuberkulose als eine Krankheit aus der Vergangenheit. Man hat davon gehört, aber ist sie noch relevant? Tatsächlich ist Tuberkulose hierzulande dank guter Versorgung und Hygiene selten geworden. Nur rund zweieinhalb Prozent aller globalen Neuerkrankungen fallen in Europa an. In Deutschland erkranken rund 4.000 Menschen pro Jahr. In Relation zur Bevölkerungsgröße ist das glücklicherweise ein geringer Wert, weswegen die Ständige Impfkommission (STIKO) eine generelle Tuberkulose-Impfung schon seit 1998 nicht mehr empfiehlt.

Passende Artikel zum Thema

Wie steckt man sich mit Tuberkulose an?

Eine Infektion erfolgt von Mensch zu Mensch. Nur Menschen mit einer offenen Tuberkulose geben die Bakterien an ihre Umgebung ab, vor allem beim Husten. Über feinste Tröpfchen können die Erreger von anderen Menschen eingeatmet werden. Ob man sich tatsächlich infiziert, hängt auch davon ab, wie intensiv und lange der Kontakt zu Erkrankten war. Tuberkulose ist nicht so ansteckend wie zum Beispiel Windpocken und eine Infektion kann auch ganz ausbleiben. Wenn eine Lungentuberkulose wirksam behandelt wird, sind Erkrankte in der Regel innerhalb von zwei bis drei Wochen nach Beginn der Behandlung nicht mehr ansteckend, weil sich die Bakterien nicht mehr vermehren können. Eine Tuberkulose, die andere Organe befallen hat (zum Beispiel die Lymphknoten oder Knochen) ist in der Regel nicht infektiös.

Tuberkulose-Erreger können lange im Körper bleiben

Die Zeit zwischen einer Ansteckung mit dem Tuberkulose-Erreger und einer messbaren Reaktion des Immunsystems auf das Bakterium – das muss kein Krankheitsausbruch sein – beträgt in der Regel sechs bis acht Wochen. Die Bakterien können aber auch über sehr lange Zeit inaktiv im Körper bleiben und dann noch nach Jahren oder Jahrzehnten reaktiviert werden und eine Erkrankung auslösen, wenn das Immunsystem beispielsweise durch eine andere Krankheit oder durch Medikamente geschwächt ist. Unter den fünf bis zehn Prozent der mit dem Tuberkulosebakterium infizierten Menschen, die tatsächlich auch an Tuberkulose erkranken, kommt es bei etwa der Hälfte innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Infektion zum Ausbruch – beim Rest später.

Wer ist besonders gefährdet?

Kleine Kinder und immungeschwächte Menschen wurden als Risikogruppen schon genannt. Vor allem HIV-Infizierte erkranken oft zusätzlich an Tuberkulose: Von den circa 1,6 Millionen Menschen, die laut WHO 2021 an Tuberkulose starben, waren 187.000 HIV-positiv. Deshalb sollte nach der Diagnose einer Tuberkulose immer auch ein HIV-Test erfolgen.

Weitere Risikogruppen sind:

  • Menschen, die Medikamente einnehmen, die die Immunabwehr schwächen (etwa nach Organspenden oder bei rheumatischen Erkrankungen)
  • Menschen mit chronischen Krankheiten wie Diabetes mellitus
  • alkohol- oder drogenabhängige Menschen
  • von Lebensumständen wie Armut oder Obdachlosigkeit Betroffene (geht oft mit Mangelernährung oder schlechten hygienischen Bedingungen einher)
Ein Mediziner hält eine Röntgenaufnahme einer menschlichen Lunge in der Hand.

© iStock / anyaberkut

Mediziner und Medizinerinnen können Tuberkulose unter anderem anhand von Röntgenaufnahmen diagnostizieren.

Wie wird Tuberkulose festgestellt und wie behandelt?

Tuberkulose-Diagnose

Bei Verdacht auf Tuberkulose werden im Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin ein möglicher Kontakt zu Tuberkulose-Erkrankten, Vorerkrankungen, regelmäßig eingenommene Medikamente sowie der Lebensstil abgeklärt. Nach der körperlichen Untersuchung kommen dann noch weitere diagnostische Verfahren zum Einsatz – sowohl zu Beginn als auch während der Behandlung, um deren Erfolg zu kontrollieren.

Je nachdem, welche Organe betroffen sind, können die Erreger im Lungensekret, Magensaft, Urin, Hirnwasser oder in anderen Flüssigkeits- und Gewebeproben nachgewiesen werden.

  • Mikroskopischer Erregernachweis: Tuberkulosebakterien lassen sich in einer Bakterienkultur vermehren und analysieren. Sind die Bakterien direkt unter dem Mikroskop sichtbar, sind die Erkrankten hochansteckend. Auch das Erbgut der Bakterien ist bestimmbar. Damit Ärztinnen und Ärzte wirksame Medikamente auswählen können, ist es wichtig, auch die Empfindlichkeit oder Resistenz der Bakterien gegenüber Antibiotika zu bestimmen.
  • Bildgebende Verfahren: Mithilfe einer Röntgenaufnahme der Lunge können Ärztinnen und Ärzte erkennen, ob eine möglicherweise infektiöse Lungentuberkulose besteht und wie erfolgreich die Behandlung verläuft. Genauer lassen sich Veränderungen an der Lunge mit einer Computertomographie, also einem schichtweisen Röntgen, beurteilen.
  • Tuberkulin-Hauttest: Um eine latente Tuberkuloseinfektion zu erkennen, werden kleine Mengen bestimmter Eiweißstoffe der Bakterien in die Haut gespritzt. Anschließend beobachtet man die Hautreaktion. Ein Tuberkulin-Test kann eine Infektion ab etwa 6 bis 8 Wochen nach Kontakt nachweisen.
  • Interferon-Gamma-Test (TBIFN-Test): Er hat die gleiche Funktion wie der Tuberkulin-Test, wird aber an einer Blutprobe durchgeführt und ist zuverlässiger als der Hauttest.

Um eine mögliche HIV-Infektion gleich mitbehandeln zu können, ist es sinnvoll, bei an Tuberkulose Erkrankten auch einen HIV-Test durchzuführen.

Tuberkulose-Behandlung

Der Arzt oder die Ärztin ist verpflichtet, eine Tuberkulose oder den Tod an einer Tuberkulose dem Gesundheitsamt zu melden. Dieses untersucht dann Kontaktpersonen, um gegebenenfalls Übertragungsketten zu unterbrechen.

Die Behandlung dauert in der Regel ein halbes Jahr und erfolgt medikamentös mit Antibiotika – gegen Bakterien wirksame Medikamente, die die Ursache der Krankheit direkt bekämpfen. Bei der Standardtherapie werden zunächst zwei Monate lang vier Antibiotika eingenommen (Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid und Ethambutol), anschließend vier weitere Monate nur noch Isoniazid und Rifampicin. Die Medikamente müssen täglich und auf nüchternen Magen eingenommen werden, möglichst 30 Minuten vor dem Frühstück. In den meisten Fällen werden so die Bakterien abgetötet und Betroffene genesen vollständig.

Passende Artikel zum Thema

Mögliches Problem: Antibiotika-Resistenz

Eine zu kurze oder unvollständige Einnahme der Medikamente kann dazu führen, dass die Erreger resistent werden, das heißt unempfindlich gegen die Antibiotika. Fachleute nennen das multiresistente Tuberkulose. In Deutschland ist sie selten und wird nur 80 bis 100 Mal pro Jahr diagnostiziert. Eine multiresistente Tuberkulose ist schwerer zu behandeln und länger ansteckend. Die Behandlungszeit beträgt mindestens 18 Monate und sollte nur in Tuberkulose-Behandlungszentren erfolgen.

Die AOK-Onlinehilfe bei der Suche nach einer passenden Praxis oder einem geeigneten Krankenhaus

Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?