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Free Bleeding: Vor- und Nachteile von freiem Menstruieren
Veröffentlicht am:29.10.2025
4 Minuten Lesedauer
Die Free Bleeding-Bewegung begann als feministisches Statement. Heute entscheiden sich Frauen aus vielen Gründen für das freie Menstruieren – von ökologischen und finanziellen Aspekten bis hin zu Selbstbestimmung und politischem Protest.

© iStock / Moyo Studio
Was ist Free Bleeding?
Viele Frauen kennen das stressige Gefühl: Man ist unterwegs und plötzlich überrascht einen die Periode – aber weder Tampon noch Binde oder Menstruationstasse sind in greifbarer Nähe. Was nun? Und muss das wirklich ein Problem sein? Für Anhängerinnen der Free Bleeding-Bewegung – zu deutsch freies Menstruieren – ist es das nicht, ganz im Gegenteil. Bei der freien Menstruation wird ganz bewusst auf jegliche Art von Hygieneprodukten während der Periode verzichtet. Einige Frauen nutzen saugfähige Unterwäsche, die das Blut absorbiert, andere entscheiden sich einfach für dunkle Kleidung, auf der die Blutflecken nicht so sehr auffallen. Andere wiederum wollen genau das: Das Blut sichtbar machen.
Freies Menstruieren: Woher kommt die Idee?
Die Idee des freien Menstruierens ist nicht neu, sie erlebt nur gerade eine Renaissance. Sie entstand in den 1970er Jahren in den Vereinigten Staaten und ging aus einer feministischen Bewegung hervor, die darauf abzielte, Tabus rund um die Menstruation zu brechen und die Umweltauswirkungen von Menstruationsprodukten zu reduzieren.
Motivationen hinter Free Bleeding
Diese Art, mit der Periode umzugehen, erscheint erstmal ungewöhnlich – und wenig praktikabel. Für viele ist es ein Statement, sie wollen Aufmerksamkeit generieren für relevante Themen wie Menstruationsschmerzen, die Besteuerung von Hygieneprodukten oder die anhaltende Stigmatisierung der Periode in vielen Gesellschaften. Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, warum sich Frauen dafür entscheiden. Zu diesen gehören unter anderem:
- Körperliche Selbstbestimmung: Die Periode war – und ist es teilweise immer noch – etwas schambehaftetes. Indem Frauen sich für das freie Menstruieren entscheiden, erobern sie sich ein Stück Autonomie über den eigenen Körper zurück, gegen gesellschaftliche Normen und Erwartungen.
- Sicherheit: Durch das Weglassen von Hygieneprodukten verhindern Frauen den Kontakt zu bestimmten Chemikalien und synthetischen Materialien, die in einigen Produkten zu finden sind. Gleichzeitig verringern sie das Risiko eines toxischen Schock-Syndroms (TSS), eine seltene, aber ernsthafte Infektionserkrankung, die vor allem mit der Verwendung von Tampons in Verbindung gebracht wird.
- Finanzieller Aspekt: Der Verzicht auf Hygieneprodukte führt zu einer Kostenersparnis.
- Selbstwahrnehmung: Durch das freie Menstruieren nehmen Frauen stärker wahr, wie sich ihre Periode im Verlauf verändert. Das kann hilfreich sein, wenn sie versuchen, schwanger zu werden, oder es andere gesundheitliche Gründe gibt, die eine Beobachtung des Menstruationszyklus erfordern.
- Nachhaltigkeit: Wer keine Menstruationsprodukte benutzt, schont die Ressourcen.
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Hygiene und Sicherheit: Was ist zu beachten?
Einige werden sich nun fragen, wie es mit der Praktikabilität aussieht. Freies Menstruieren – ist das nicht unhygienisch? Klar ist, dass diese Art des Umgangs mit der eigenen Periode nicht für jede das Richtige ist. Aber einige Bedenken lassen sich ausräumen. Wichtig zu wissen: Menstruationsblut ist nicht „schmutzig“. Dennoch kann ein Geruch entstehen, wenn der Intimbereich länger einem feuchten Klima ausgesetzt ist. Ein regelmäßiges Wechseln der Unterwäsche kann Abhilfe schaffen. Dies beugt auch Irritationen der Haut vor, insbesondere wenn Frauen eine starke Periode oder besonders empfindliche Haut haben. Viele Frauen empfinden es auch als angenehm, während der Periode eher leichte und lockere Kleidung zu tragen, gerade beim freien Menstruieren. Wichtig: Blut kann – wie andere Körperflüssigkeiten – auch Krankheiten übertragen. Es ist also darauf zu achten, dass Dinge, die mit dem Blut in Berührung kommen, gereinigt werden.
Es gibt noch eine weitere, durchaus besondere Art des Free Bleedings: den Blutfluss selbstständig zu kontrollieren. Denn das Menstruationsblut fließt nicht ständig ab, sondern sammelt sich zunächst in der Gebärmutter, um dann in bestimmten Abständen abzufließen. Mit etwas Übung können Frauen lernen, ihren Menstruationsfluss bewusst auf der Toilette abfließen zu lassen, ohne Hygieneprodukte zu nutzen.

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Tipps für den Start
Wenn Sie das freie Menstruieren gerne einmal selbst ausprobieren möchten, ist es hilfreich, einige Dinge zu beachten und sich ein paar Gedanken zu machen. Am besten starten Sie an einem Wochenende zuhause ohne große Verpflichtungen. Zuerst sollten Sie Ihren Zyklus gut kennen, also wie stark ist Ihre Periode und wie lange dauert sie im Schnitt. Dann können Sie entscheiden, ob Sie die gesamte Periode über freies Menstruieren praktizieren möchten oder vielleicht nur, wenn Ihre Periode schon am Abklingen ist. Achten Sie darauf, Ihre Bettwäsche regelmäßig zu wechseln, Sie können auch ein Handtuch für nachts unterlegen – ein Handtuch ist generell hilfreich, zum Beispiel auch für unterwegs zum Draufsitzen, um Möbel nicht zu verunreinigen. Wissen Sie bereits, dass Sie an einem Tag viel unterwegs sein werden, lohnt es sich, Ersatzkleidung dabei zu haben. Wem das zu umständlich erscheint, aber trotzdem auf reguläre Menstruationsprodukte verzichten möchte, kann auch zu saugfähiger Periodenunterwäsche greifen. Grundsätzlich ist eine gute persönliche Hygiene wichtig, denn das Blut kann Bakterienwachstum fördern.
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