Krebs
Warum eine HPV-Impfung auch für Jungen wichtig und wertvoll ist
Veröffentlicht am:25.11.2025
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Die HPV-Impfung kann bei Mädchen Gebärmutterhalskrebs vorbeugen. Doch auch bei Männern kann das humane Papillomvirus verschiedene Krebsarten begünstigen. Trotzdem ist das Bewusstsein für die Impfung bei Jungen gering. Zeit, dass sich das ändert!

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Keine „Mädchensache“: HP-Viren können Peniskrebs oder Analkrebs auslösen
Humane Papillomviren (HPV) sind eine Gruppe weit verbreiteter Krankheitserreger. HP-Viren werden vor allem durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Die Hauptübertragungswege sind vaginaler, oraler und analer Geschlechtsverkehr. Eine Schmierinfektion ist auch möglich, jedoch selten. Kondome können das Risiko einer HPV-Infektion zwar reduzieren, aber nicht sicher verhindern, weil sie nur die Schleimhaut- und Hautbereiche schützen, die sie abdecken.
Eine HPV-Infektion ist die weltweit am häufigsten sexuell übertragbare Virusinfektion. Die meisten sexuell aktiven Männer und Frauen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mindestens einmal mit HP-Viren im Genitalbereich. In der Regel sorgt das Immunsystem dafür, dass eine Infektion mit HP-Viren ohne Beschwerden und weitere Probleme abheilt. Dies ist jedoch nicht immer der Fall. So können HP-Viren neben Feigwarzen (Kondylomen) auch Krebs auslösen.
Diese Krebsarten stehen mit HP-Viren in Verbindung
Der Zusammenhang von HPV und Krebs ist in Bezug auf Gebärmutterhalskrebs mittlerweile den meisten Menschen bekannt. HP-Viren können jedoch nicht nur gynäkologische Tumoren auslösen, sondern stellen auch einen erheblichen Risikofaktor für Krebserkrankungen im Hals-Rachen-Bereich sowie im Anal- und auch männlichen Genitalbereich dar. Deswegen sind die Themen HPV-Infektionen und HPV-Impfung keine reine „Frauenangelegenheit“.
Die Krebsarten, die von HP-Viren ausgelöst oder begünstigt werden sind:
- Gebärmutterhalskrebs
- Krebs im Genitalbereich von Männern und Frauen: vor allem Vaginalkrebs und Peniskrebs
- Krebs im Mund-Rachen-Raum (Oropharynx): Mundhöhlenkrebs und Rachenkrebs
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Wie stark sind Männer von HPV-bedingtem Krebs betroffen?
Aktuellen Schätzungen von 2025 zufolge erkranken in Deutschland jährlich fast 2.900 Männer an Krebs, der mit einer HPV-Infektion in Verbindung steht. Gemessen an der Gesamtzahl von rund 270.000 jährlichen Krebserkrankungen bei Männern mag diese Zahl gering erscheinen. Dennoch handelt es sich um 2.900 schwerwiegende und möglicherweise lebensbedrohliche Erkrankungen pro Jahr, die durch die wirksame HPV-Impfung weitgehend vermieden werden könnten. Das ist ein Unterschied zu Krebsarten, die nicht mit Infektionen zusammenhängen. Für diese kann es nur Empfehlungen zu vorbeugendem Verhalten oder Vorsorgeuntersuchungen geben.
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Wichtige Fragen und Antworten zur HPV-Impfung
Mediziner und Medizinerinnen raten zur HPV-Impfung im Kindesalter ab neun Jahren. Die AOK übernimmt dafür die Kosten.
Der beste Schutz vor HP-Viren ist die Impfung – von Mädchen UND Jungen
Für Frauen und Männer gilt gleichermaßen: Verhaltensänderungen wie Safer Sex können das Risiko einer HPV-Infektion lediglich senken. Am wirksamsten ist eine Impfung, um HPV-Infektionen und damit verbundene Krebserkrankungen vorzubeugen. Am effektivsten ist die Impfung vor der ersten sexuellen Aktivität, also bevor Jugendliche oder junge Erwachsene erstmals mit einem HPV-Virus in Kontakt geraten können. Mit zunehmendem Alter sinkt die Wirksamkeit der HPV-Erstimpfung. Daher gilt: Ab einem Alter von neun Jahren und je früher, desto besser!
Dementsprechend gibt es in Deutschland eine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Hierfür sind zwei Impfdosen notwendig. Wurde dieser Termin verpasst, sollte die Impfung bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden, dann sind jedoch drei Dosen erforderlich. Der Schutz durch die HPV-Impfung fällt bei älteren Jugendlichen, die bereits sexuell aktiv sind, geringer aus als bei einer frühzeitigen Impfung. Dennoch sollten ungeimpfte Jugendliche die Impfung bis zu ihrem 18. Geburtstag nachholen. Von 9 bis14 Jahren ist die Impfung eine Pflichtleistung der gesetzlichen Krankenversicherung. Aber auch verpasste Impfungen, die vor dem 18. Geburtstag nachgeholt werden, bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen.
Die HPV-Impfung wird für Jungen und Mädchen empfohlen. Doch während mehr als die Hälfte der Mädchen in Deutschland gegen HPV geimpft ist, sind es bei den Jungen nur rund ein Drittel. Hier haben die Jungen (und ihre Eltern) also noch Nachholbedarf.
Die HPV-Impfung von Jungen ist Selbst- und Partnerinnenschutz
Wenn Jungen gegen HPV geimpft sind, verringern sie ihr eigenes Krebsrisiko. Das ist bei HPV-bedingtem Krebs allerdings viel geringer als das von Frauen: Gebärmutterhalskrebs und vor allem dessen Vorstufen sind weitaus häufiger als Penis- und Analkrebs oder Krebs im Mund- und Rachenraum. Oft sind bei den Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs Eingriffe erforderlich, die spätere Schwangerschaften gefährden können.
Deshalb ist beim Thema HPV-Impfung für Jungen ein weiterer Aspekt wichtig: Geimpfte Jungen senken auch das Risiko ihrer späteren (Sexual-)Partner oder Partnerinnen. Denn auch wenn Männer ein geringeres Risiko für durch HP-Viren verursachte Krebserkrankungen haben: Männer spielen bei der Übertragung von HP-Viren eine tragende Rolle.
Es gibt unterschiedliche Gründe, warum eine Frau als Mädchen nicht gegen HPV geimpft worden ist. Ein geimpfter Mann kann in diesem Fall dafür sorgen, dass sich seine Partnerin nicht durch ihn mit HPV infiziert und einem erhöhten Krebsrisiko ausgesetzt ist.

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Ist die HPV-Impfung auch für erwachsene Männer und Frauen sinnvoll?
Eine HPV-Impfung für Erwachsene ist in der Regel nicht notwendig und wird auch nicht empfohlen.
Die Kostenübernahme für die HPV-Impfung entsprechend der STIKO-Empfehlung ist daher nur im Alter von 9 bis 14 Jahren eine Pflichtleistung der gesetzlichen Krankenkassen ist. Wenn Ihr Arzt oder Ihre Ärztin Ihnen zu einer Erwachsenenimpfung rät, klären Sie am besten vorab, wie hoch die zu tragenden Kosten sind.
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