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Haut & Allergie

Pestizide in der Luft: Das sind die Gefahren für die Gesundheit

Veröffentlicht am:22.08.2025

4 Minuten Lesedauer

Durch den Abdrift gelangen Pestizide aus Sprühfahrzeugen oft auch in die nähere Umgebung, auf andere Anbauflächen oder sogar in weiter entfernte Wohnsiedlungen. Wie gefährlich ist das für Umwelt, Tiere und Menschen? Und wie kann man sich schützen?

Eine junge braunhaarige Frau sitzt im Schneidersitz auf einem Feld. Sie hält sich mit schmerzvollem Blick die Hand an die Stirn.

© iStock / Nevena1987

Was sind Pestizide und der Abdrift von Pflanzenschutzmitteln?

Die Bezeichnung „Pestizide“ ist ein Oberbegriff für verschiedene Stoffe und Substanzkombinationen. Innerhalb der Europäischen Union werden Pestizide in zwei Kategorien eingeteilt. Zum einen gibt es Biozidprodukte – sie beugen der Besiedlung mit unerwünschten Organismen vor oder bekämpfen diese. Mit dem Aufbringen soll die Gesundheit von Menschen und Tieren oder Material geschützt werden. Beispiele für Biozidprodukte sind Insektenspray oder Desinfektionsmittel.

Die andere Kategorie der Pestizide wird zwar Pflanzenschutzmittel genannt, die Bezeichnung aber häufig als verharmlosend kritisiert.Bewirtende wenden diese Pestizide direkt an der Pflanze oder an den Ernteerzeugnissen wie Getreide, Obst oder Gemüse an. Die Pestizide bewahren das Gut vor Schädlingen sowie Pflanzenkrankheiten und sichern so die Ernte. In Verbindung mit dieser Kategorie von Pestiziden sprechen Experten und Expertinnen von Abdrift. Dieser liegt immer dann vor, wenn die Partikel nicht nur auf den zu schützenden Pflanzen landen, sondern auch in der näheren Umgebung. Das können benachbarte Gärten, andere Anbauflächen, Gewässer, Feldwege oder Wohnsiedlungen sein. Manchmal „wandern“ die Substanzen aus den Pestiziden über einige Kilometer – das ergab eine Untersuchung des Umweltinstituts München. Dabei handelt es sich streng genommen nicht mehr um einen Abdrift, sondern um einen Ferntransport.

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Meist bringt der Wind das Pestizid weit vom Weg ab

Es gibt viele Faktoren, die den Abdrift und Ferntransport von Pestizidbestandteilen begünstigen – einige davon sind beeinflussbar, andere kaum. Eine große Rolle spielt der Wind. Bringen Bewirtende die Pestizide mit einem Sprühnebel auf, kann der Wind die feinen Partikel wegschleusen. So ähnlich passiert das auch beim thermischen Abdrift. Hier steigen bei Wärme leicht flüchtige Komponenten der Pestizide auf. Die Substanzen sammeln sich in einer Art Wirkstoff-Nebel und können mit dem Wind selbst größere Distanzen überwinden. Kühlt sich die Luft ab, fallen die Stoffe zurück auf die Erde. Zudem heften sich die Bestandteile der Pestizide in einigen Fällen an Staubpartikel – auch hier hilft der Wind bei der Verbreitung. Regnet es stark, versickern die Pestizide womöglich ins Grundwasser oder gelangen in andere Gewässer. Doch nicht immer ist es höhere Gewalt. Zu den beeinflussbaren Faktoren gehören die Fahrgeschwindigkeit beim Ausbringen der Pestizide und die Höhe der Spritzdüsen. Eine fehlerhafte Technik und ein versehentliches Überspritzen erhöhen die Wahrscheinlichkeit für einen Abdrift.

Zu welchen Symptomen können Pestizide im Körper führen?

Menschen nehmen Pestizide über die Haut oder die Atemwege auf. Das betrifft vor allem jene mit Gärten oder Häusern, die an besprühten Feldern grenzen. Außerdem kommen Personen womöglich beim Spaziergang in der Natur mit den Pestiziden in Berührung. Wenn eine zu große Menge der Pestizide in den Körper gelangt, kann es theoretisch zu einer Pestizidvergiftung kommen, mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Atembeschwerden und Übelkeit. Das Bundesinstitut für Risikobewertung weist darauf hin, dass die Pestizide strenge Zulassungsverfahren bestehen müssen – dabei werden auch ein Verschleppen durch den Wind oder ein Verflüchtigen berücksichtigt. Laut dem Bundesinstitut sind gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Abdriften von Pflanzenschutzmitteln für den Menschen unwahrscheinlich.

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Diese Folgen hat der Abdrift für die Umwelt

Pestizide verbleiben nicht selten über längere Zeit in Böden und Gewässern – dort können sie die Umwelt negativ beeinflussen. Da viele Präparate breit aufgestellt sind, beseitigen sie nicht nur unerwünschte Organismen, sondern schaden oft auch anderen Arten. So erhärtete sich durch viele Untersuchungen der Verdacht, dass der Bestand bestimmter Vogelarten wie der Feldlerche oder der Goldammer durch Pestizide abnimmt. Das betrifft auch die Population an Blütenbestäubern, etwa Bienen oder Schmetterlingen. Ohne sie und Wirbeltiere auf dem Acker büßen die Pflanzen an Fruchtbarkeit ein.

Nahaufnahme einer Biene, die eine Erdbeerblüte bestäubt.

© iStock / matteodestefano

Pestizide in der Umwelt können sich auch auf die Biodiversität auswirken und Blütenbestäuber wie Bienen oder Schmetterlinge schädigen.

An diese Vorschriften müssen sich Landwirte und Landwirtinnen halten

Ein Abdriften ist beim Aufbringen von Pestiziden beinahe unvermeidbar, so das Bundesinstitut für Risikobewertung. Wichtig ist aber, dass die Menge auf ein Minimum begrenzt wird. Dazu ist Fachwissen gefragt. Landwirte und Landwirtinnen müssen beim Umgang mit den Pestiziden deshalb einen Sachkundenachweis erbringen. Bei der Ausfuhr darf die Fahrgeschwindigkeit der Sprühfahrzeuge höchstens acht Stundenkilometer betragen. Die Außentemperatur darf nicht über 25 Grad ansteigen und der Wind maximal fünf Meter pro Sekunde wehen. Zudem gibt es einen Mindestabstand zu Wohnsiedlungen, Gärten und Freizeitflächen. Dieser beträgt bei nach unten gerichteten Düsen zwei Meter und bei seitlichen Sprüh- und Spritzanwendungen fünf Meter. Allerdings zeigt sich immer wieder, dass sich Abdrift, trotz bestehender Sicherheitsvorkehrungen und Regeln für die Praxis, nicht grundsätzlich vermeiden lässt.

Was kann man gegen verschleppte Pestizide tun?

Bis heute ist nicht eindeutig wissenschaftlich belegt, dass mit Lebensmitteln aufgenommene Pestizide problematisch sind. Sie sind aber ein Problem für die Artenvielfalt in der Natur und für Menschen, die bei der Verarbeitung damit in Berührung kommen – das gilt für Landwirte und Landwirtinnen sowie für Menschen in nahegelegenen Wohngebieten. Mit dem Kauf von Bio-Lebensmitteln unterstützen Sie eine pestizidarme Landwirtschaft.

Tipps für weniger Berührungen mit Pestiziden

  • Suchen Sie bei Bedarf das Gespräch mit dem Landwirt oder der Landwirtin, etwa wenn Ihnen der Sicherheitsabstand der Sprühfahrzeuge besonders gering erscheint. Hier können Sie sich über die verwendeten Mittel informieren und gemeinsame Lösungen finden, wie die Absprache von Sprühzeiten.
  • Wenden Sie sich bei weiteren Unsicherheiten an die Pflanzenschutzdienste: Haben Sie das Gespräch gesucht, aber keine Lösung gefunden? Die Pflanzenschutzdienste kontrollieren in jedem Bundesland die Regeln für das Aufbringen von Pestiziden.
Fachlich geprüft
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