Haut & Allergie
Nahrungsmittelallergie FPIES erkennen und behandeln
Veröffentlicht am:09.05.2025
4 Minuten Lesedauer
FPIES ist eine seltene, sehr ungewöhnliche Allergie. Betroffene reagieren dabei auf Nahrungsmitteleiweiße. Die gute Nachricht: Die Allergiesymptome können mit der Zeit verschwinden. Mit diesen Lebensmitteln müssen Sie bei FPIES vorsichtig sein.

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Was ist FPIES?
Die Abkürzung FPIES steht für Food protein-induced enterocolitis syndrome, zu Deutsch: Nahrungsmittelprotein-induziertes Enterokolitis-Syndrom. Diese Bezeichnung deutet darauf hin, worum es bei der Erkrankung geht: Nahrungsmitteleiweiß verursacht ein Syndrom, bei dem sich die Schleimhäute im Dünn- und Dickdarm entzünden. Daraufhin reagieren Betroffene mit Symptomen wie Erbrechen und Durchfall. FPIES zählt zu den Lebensmittelallergien. Das Besondere: Sie ist nicht IgE-vermittelt. Anders als bei allergischen Erkrankungen wie Heuschnupfen verursachen nicht die Antikörper vom Typ Immunglobulin-E (IgE) die allergischen Reaktionen. Vermutet wird, dass stattdessen Proteine in Lebensmitteln körpereigene Abwehrzellen, die T-Zellen, aktivieren. Diese wiederum mobilisieren entzündungsfördernde Botenstoffe, eine lokale Entzündung im Darm entsteht. In einigen Studien waren die T-Zellen hingegen nicht auffällig – die genauen Mechanismen von FPIES sind somit unklar. Fest steht aber, dass die Allergie vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern auftritt. Erwachsene erkranken in seltenen Fällen ebenfalls. Konkrete Zahlen für Deutschland existieren nicht – hierzulande gibt es kein FPIES-Register. Die Inzidenz scheint aber in den letzten Jahren zu steigen.
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FPIES-Symptome bei Kindern und Erwachsenen
Mediziner und Medizinerinnen unterscheiden zwei Formen: Das akute FPIES und das chronische FPIES. Bei beiden Formen fehlen die typischen Allergiesymptome wie Hautreaktionen. Die Beschwerden begrenzen sich ausschließlich auf den Magen-Darm-Trakt, wobei anhaltendes Erbrechen das Hauptsymptom ist. Kinder mit akutem FPIES erbrechen wiederholt stark – in der Regel ein bis vier Stunden nach dem Verzehr eines auslösenden Lebensmittels. Manche Kinder wirken blass, schlaff und fühlen sich kalt an. Auch Durchfall kann auf FPIES hindeuten. Das chronische FPIES besteht langfristig, ist aber selten. Es kann sich entwickeln, wenn Babys und Kinder immer wieder allergieauslösende Lebensmittel wie Kuh- oder Sojamilch trinken. Anders als bei der akuten Form hält das Erbrechen nicht an, sondern tritt durch den erneuten Allergenkontakt wiederholt auf. Das erschwert Eltern, das Symptom als solches zu erkennen. FPIES äußert sich bei Erwachsenen ähnlich wie bei kleinen Patienten und Patientinnen. Bei ihnen stehen aber heftige Bauchkrämpfe im Vordergrund. FPIES kann bei Babys und Kleinkindern Gedeihstörungen verursachen und so die Entwicklung verzögern. In einigen Fällen dehydriert der Körper durch das schwallartige oder wiederkehrende Erbrechen. Ärztlicher Rat ist bei entsprechenden Symptomen wichtig.
Welche Lebensmittel lösen FPIES-Symptome aus?
Bei FPIES reagiert der Körper, wie bei anderen allergischen Erkrankungen, auf eigentlich harmlose Substanzen. Beinahe jedes Lebensmittel kann bei empfindlichen Personen eine allergische Reaktion auslösen.
Diese Lebensmittel führen am häufigsten zu FPIES-Symptomen:
- Säuglingsersatznahrung
- Kuhmilch
- Hühnerei
- Soja
- Hafer
- Reis
- Meeresfrüchte wie Schalentiere – vor allem bei Erwachsenen
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Ernährungsberatung
Wie kann eine Ernährung ausgewogen gestaltet werden, wodurch trägt sie zur Gewichtsreduzierung bei und was ist bei einer Lebensmittelallergie wichtig? Diese und weitere Fragen beantwortet die Ernährungsberatung der AOK.
Wie wird die Diagnose FPIES gestellt?
Immunglobulin E spielt bei FPIES keine Rolle. Ärzte und Ärztinnen diagnostizieren FPIES somit nicht anhand von allergenspezifischen IgE-Tests, Haut-Prick-Tests oder Pflastertests. Bluttests dienen eher zum Ausschluss anderer Erkrankungen, wie zum Beispiel einer bakteriellen Infektion. Für FPIES sind die Angaben zur Krankengeschichte entscheidend: Welche Beschwerden bestehen – und bessern sie sich innerhalb von Stunden? Gegebenenfalls wird von Ärzten und Ärztinnen ein Provokationstest empfohlen: Dabei essen die Personen kleine Mengen der allergieauslösenden Lebensmittel und beobachten die Reaktion. Für die Diagnose müssen das Hauptsymptom, das Erbrechen, und mindestens drei Nebenkriterien erfüllt sein: Dazu gehören unter anderem ausgeprägte Blässe, Durchfall oder Lethargie.

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Wie wird FPIES behandelt?
Die Behandlung von FPIES bei Babys, Kleinkindern und Erwachsenen richtet sich nach den bestehenden Beschwerden. Mediziner und Medizinerinnen empfehlen dabei Medikamente gegen das Erbrechen, stopfende Arzneien bei Durchfall und krampflösende bei Bauchkrämpfen. Wichtig ist, dass Betroffene genug trinken. Schließlich verliert der Körper durch das Erbrechen und den Durchfall viel Flüssigkeit. Erbricht der oder die Erkrankte anhaltend, wird blass oder schlaff, reicht viel Trinken alleine womöglich nicht aus. Ärzte und Ärztinnen versorgen den Körper dann intravenös mit Flüssigkeit. Am besten kommt es aber erst gar nicht zu den Beschwerden. Und dafür müssen Betroffene die auslösenden Lebensmittel meiden. Die gute Nachricht: Treten die Beschwerden bei Kindern auf, verlieren sie sich im Laufe der Zeit. Mit drei oder vier Lebensjahren reagieren Kinder meist nicht mehr überempfindlich.
Tipps für Eltern: So passen Sie die kindliche Ernährung bei FPIES an
Keine Sorge, auch wenn Ihr Kind auf bestimmte Lebensmittel empfindlich reagiert, kann es sich normal entwickeln. Mit diesen Tipps gestalten Sie die Ernährung verträglich und gesund:
- Führen Sie die Beikost nicht vor dem vierten Lebensmonat ein, denn sonst erhöht sich das Risiko, FPIES zu entwickeln. Reagiert Ihr Kind auf bestimmte Nahrungsmittel, ist es sinnvoll, auch andere wegzulassen. Bei einer Reaktion auf Kuhmilch sollte Soja gemieden werden, bei einer Reaktion auf Reis ist Hafer problematisch. Eine allergologische Praxis gibt Ihnen individuelle Empfehlungen.
- Für Kinder mit FPIES gilt aber genauso wie für Nicht-Betroffene: Die Speisen sollten abwechslungsreich und ausgewogen sein. Nehmen Sie keine Lebensmittel vom Speiseplan, die Ihr Kind gut verträgt.
- FPIES-Symptome werden nur selten durch Muttermilch hervorgerufen. Dabei ist nicht die Muttermilch an sich problematisch, sondern die Stoffe, die die Mutter über ihre Ernährung aufnimmt und über die Muttermilch weitergibt. Sie müssen deswegen nicht abstillen – erkundigen Sie sich bei einem Mediziner oder einer Medizinerin, Ihrer Hebamme oder Stillberaterin, was Sie bei Ihrer Ernährung beachten sollten.