Geburt
PDA – wirksame Linderung von Schmerzen bei der Geburt
Veröffentlicht am:15.07.2025
7 Minuten Lesedauer
Je näher der Geburtstermin rückt, desto größer wird oft die Sorge vor den Wehenschmerzen. Eine PDA kann Frauen die Geburt erheblich erleichtern. Doch spricht auch etwas dagegen? Die Vor- und Nachteile der PDA im Überblick.

© iStock / FatCamera
Was ist eine PDA?
Die Vorfreude auf das kommende Kind ist bei Müttern und Vätern riesengroß. In diese Vorfreude mischen sich aber oft Aufregung und vielleicht sogar Angst. Wie lange wird die Geburt dauern? Wie stark werden die Schmerzen sein? Wird alles ohne Komplikationen verlaufen? Doch selbst wenn die Angst vor Geburtsschmerzen viele Schwangere belastet: Auf Medikamente während der Geburt oder gar eine „Spritze in den Rücken“ möchten viele werdende Mütter lieber verzichten.
Andere wiederum beruhigt es zu wissen, dass es Möglichkeiten zur Linderung von Geburtsschmerzen gibt. Die wichtigste Möglichkeit ist die PDA. Die Abkürzung PDA steht für Periduralanästhesie. Dabei handelt es sich um eine örtliche Betäubung, die es Frauen ermöglicht, während der Geburt weniger Schmerzen zu empfinden und gleichzeitig diesen einzigartigen Moment in ihrem Leben bei vollem Bewusstsein zu erleben. Die PDA ist eine sehr effektive Form der medikamentösen Schmerzlinderung während der Geburt und wird entsprechend häufig eingesetzt. Die meisten Entbindungskliniken bieten werdenden Müttern eine PDA an. Sie ist nicht nur bei natürlichen Geburten möglich, sondern auch bei einem Kaiserschnitt.
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So wirkt eine PDA
Der Epiduralraum (oder auch Periduralraum – daher der Name Periduralanästhesie) ist ein schmaler Spaltraum, der sich im Wirbelkanal zwischen der harten Rückenmarkshaut und den knöchernen Strukturen sowie Bändern der Wirbelsäule befindet. Er reicht vom Schädel bis zum unteren Ende der Wirbelsäule. Im Epiduralraum verlaufen Fettgewebe, Bindegewebe, Blutgefäße und die Nervenwurzeln, die vom Rückenmark abgehen. Diese Nerven sind für die Weiterleitung von Schmerz- und anderen Sinnesreizen zuständig. Das Funktionsprinzip einer PDA ist, die Schmerzweiterleitung an das Gehirn zu unterbinden. Bei einer PDA im Rahmen der Geburtshilfe wird ein Betäubungsmittel in den Epiduralraum in Höhe der Lendenwirbelsäule gespritzt. Dadurch gehen aus dem darunter liegenden Körperbereich weniger Schmerzsignale aus.
Die PDA eignet sich deshalb gut für die Geburt, weil sie die Wahrnehmung nicht beeinträchtigt. Die Mutter kann die Geburt ihres Kindes trotz effektiver Schmerzlinderung bei vollem Bewusstsein erleben. Aber auch bei Operationen an Brustkorb, Bauch, Unterleib, Becken oder Beinen kommt die PDA zum Einsatz. Um den Oberkörper schmerzfrei zu machen, muss für die PDA allerdings ein höher gelegener Abschnitt der Wirbelsäule gewählt werden als bei der Geburtshilfe.
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Wie eine PDA abläuft
In der Regel legt der Anästhesist oder die Anästhesistin die PDA bei der werdenden Mutter an, während sie sitzt. Die vorgesehene Einstichstelle wird zunächst örtlich betäubt. Dadurch spürt die Frau nichts, wenn die PDA gelegt wird. Nach der lokalen Betäubung führt der Arzt oder die Ärztin einen sehr dünnen biegsamen Kunststoffschlauch (den sogenannten Katheter) durch eine feine Hohlnadel in den Periduralraum ein. Der Schlauch wird am Rücken mit einem Pflaster fixiert, damit er nicht verrutscht. Eine an den Katheter angeschlossene kleine Pumpe gibt während der Wehen und der Geburt ständig geringe Mengen des Medikaments ab und erhöht die Dosis dabei schrittweise. Unter Umständen kann die Frau die Pumpe selbst bedienen, um die Dosierung exakt an ihre Schmerzen anzupassen.
Wann ist der beste Zeitpunkt für eine PDA?
Grundsätzlich ist eine PDA zu jedem Zeitpunkt einer vaginalen Geburt möglich. Früher wurde empfohlen, eine gewisse Weitung des Muttermundes abzuwarten. Aus medizinischer Sicht spricht jedoch nichts gegen eine Anlage der PDA zu einem Zeitpunkt, an dem die Geburt noch nicht sehr weit fortgeschritten und der Muttermund noch weitgehend geschlossen ist. Wenn die Schwangere es frühzeitig wünscht, dann kann eine PDA frühzeitig gelegt werden, um ihre Wehenschmerzen zu lindern. Der frühe Zeitpunkt der PDA hat keinen Einfluss auf den Geburtsverlauf. Andererseits sollte eine PDA nicht zu spät gelegt werden, da ihre Wirkung erst nach etwa 10 bis 20 Minuten einsetzt. Hinzu kommt: Das Einführen des Katheters erfordert ein gewisses Maß an Ruhe. Das erschwert eine PDA zu einem späten Zeitpunkt des Geburtsvorgangs.
Verändert die PDA den Geburtsverlauf und das Geburtsempfinden der Mutter?
Der Anästhesist oder die Anästhesistin dosieren die PDA möglichst so, dass die Muskelkraft im Beckenbereich erhalten bleibt. So kann die werdende Mutter aktiv bei der Geburt mitwirken. Meist kann sie auch aufstehen und umhergehen. Dennoch kann eine PDA den Geburtsverlauf beeinflussen:
- Durch die PDA spüren viele Frauen nicht, wann sie anfangen müssen zu pressen. Das können ihnen aber Hebammen, Geburtshelfer sowie Ärzte oder Ärztinnen anzeigen.
- Durchschnittlich dauern Geburten mit PDA etwas länger. Das könnte daran liegen, dass sich einige Babys langsamer in die richtige Position drehen.
- Zudem kommt es bei Geburten mit PDA etwas häufiger vor, dass diese durch eine Saugglocke oder eine Geburtszange unterstützt werden müssen. Vorher ist meist ein Dammschnitt nötig.
- Wichtig: Das Risiko für einen ungeplanten Kaiserschnitt wird durch eine PDA nicht erhöht.
Was ist der Unterschied zwischen PDA und Spinalanästhesie (SpA)?
Anders als bei der PDA, bei der ein Katheter verwendet wird, wird das Schmerzmittel bei der Spinalanästhesie direkt mit einer Spritze injiziert. Und zwar in einen Spaltraum der Wirbelsäule, der näher am Rückenmark liegt. Im Gegensatz zu einer niedrig dosierten PDA wird mit einer Spinalanästhesie die gesamte untere Körperhälfte vollständig betäubt. Eine Spinalanästhesie wirkt schneller als eine PDA, lässt sich aber, da kein Katheter vorhanden ist, nicht nachdosieren.
Aufgrund ihrer schnelleren Wirkung ist die Spinalanästhesie das Standardverfahren bei Notkaiserschnitten. Dank der im Vergleich zur PDA einfacheren Durchführung wird sie aber auch bei geplanten Kaiserschnitten bevorzugt eingesetzt. Hier ist keine Mitwirkung der Mutter erforderlich und man kann sich somit die Mühe des Katheterlegens sparen.
Wenn bei einer vaginalen Geburt mit PDA unerwartet ein Kaiserschnitt nötig wird, kann das Schmerzmittel über die bereits liegende PDA höher dosiert werden, um die untere Körperhälfte vollständig zu betäuben. Zudem besteht die Möglichkeit, eine Spinal- und eine Periduralanästhesie zu kombinieren, um von den jeweiligen Vorteilen zu profitieren. Die schmerzlindernde Wirkung tritt dann schneller ein als bei einer alleinigen PDA. Über den PDA-Katheter lassen sich bei Bedarf problemlos Schmerzmittel nachdosieren.
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Mögliche Nebenwirkungen einer PDA
Bei einer PDA können verschiedene Betäubungsmittel mit unterschiedlichen Nebenwirkungen zum Einsatz kommen. Anästhesisten und Anästhesistinnen klären vor der PDA darüber auf. Das ist auch deshalb wichtig, weil manche Frauen allergisch auf bestimmte Betäubungsmittel reagieren.
Prinzipiell gilt: Spätfolgen nach einer PDA sind äußerst selten. So leiden Frauen, die eine PDA hatten, beispielsweise nicht häufiger unter Rückenschmerzen als Frauen, die ohne PDA entbunden haben. Auch bleibende Schäden durch Verletzungen der Wirbelsäule oder Entzündungen als Folge des Katheters sind eine absolute Ausnahme. Und das Wichtigste: Die Gesundheit des Babys ist durch die PDA nicht gefährdet.

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Beschwerden nach einer PDA sind meist nur vorübergehend
Die Nebenwirkungen, von denen häufiger berichtet wird, sind hingegen nur von kurzer Dauer. Bei einer hohen Dosierung kommt es vor, dass die Beine taub und kraftlos werden, so dass betroffene Frauen kurzfristig gar nicht aufstehen können oder unsicher laufen.
Dies sind weitere unerwünschte und kurzzeitige Wirkungen:
- Ungefähr 18 von 100 Frauen haben Probleme beim Wasserlassen.
- Ungefähr 13 von 100 Frauen erleben bei der Geburt einen Blutdruckabfall. Das kann zu Schwindel oder Übelkeit führen.
- Ungefähr 15 von 100 Frauen bekommen Fieber.
- Ungefähr 3 von 100 Frauen verspüren Juckreiz.
- Ungefähr 1 von 100 Frauen leidet einige Tage lang unter starken Kopfschmerzen. Das kann passieren, wenn beim Legen des Katheters die innere Schutzhülle des Rückenmarks verletzt wird.
Pros und Kontras abwägen – und sich gut beraten lassen
Auch wenn Sie sich theoretisch noch im Kreißsaal für eine PDA entscheiden können – es ist besser, sich schon frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen. Lassen Sie sich am besten von Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin oder von Ihrer Hebamme eingehend beraten.
Eine PDA ist ein etabliertes und sicheres Verfahren. Die meisten Frauen haben keinerlei Probleme während und nach einer PDA. Und wie stark eine PDA das persönliche Geburtserlebnis beeinträchtigt (oder womöglich dank der geringeren Schmerzen auch positiv fördert), ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Die Entscheidung für oder gegen eine PDA ist eine sehr persönliche Entscheidung. Sie allein bestimmen, wie viel Schmerz Sie ertragen wollen, obwohl es Möglichkeiten zur Schmerzlinderung gibt.
Neue Forschung: PDA senkt das Risiko von Komplikationen
Ein Forschungsteam aus Schottland hat im Jahr 2024 untersucht, welchen Einfluss eine PDA auf das Risiko schwerer Komplikationen für die Mutter hat. Dazu zogen die Forschenden medizinische Daten von 567.216 Frauen heran, die zwischen 2007 und 2019 in einem öffentlichen Krankenhaus in Schottland vaginal oder per ungeplantem Kaiserschnitt entbunden hatten. In die Analyse flossen alle Komplikationen bis zu 42 Tage nach der Geburt ein, darunter nachgeburtliche Blutungen, Krampfanfälle (Eklampsie) oder die Notwendigkeit zur Entfernung der Gebärmutter.
Bei Frauen, die während der Geburt eine PDA bekamen, traten schwere Komplikationen seltener auf. Das Risiko für solche schweren Komplikationen – wie zum Beispiel Herzinfarkt oder lebensbedrohliche Erkrankungen – war bei Frauen mit PDA um 35 Prozent niedriger als bei Frauen ohne PDA. Besonders Frauen, die schon vorher ein erhöhtes Risiko hatten oder ihr Baby zu früh bekommen haben, profitierten davon: Hier sank das Risiko sogar um etwa die Hälfte. Die Studie zeigt also, dass eine PDA besonders für Frauen mit bestimmten Risikofaktoren sehr hilfreich sein kann. Wenn keine individuellen Gründe gegen eine PDA sprechen, ist diese allen Frauen und insbesondere Frauen mit bekannten Risikofaktoren zu empfehlen.