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Familien-Rituale geben Halt und stärken Beziehungen

Veröffentlicht am:24.03.2023

5 Minuten Lesedauer

Vom abendlichen Tischgebet bis zur alljährlich gebastelten Geburtstagskrone gibt es in jeder Familie andere Rituale – und das ist richtig. Sie fördern den Zusammenhalt innerhalb einer Familie und erleichtern den Alltag. Wie können sie aussehen?

Mutter und Sohn bereiten als Familienritual das Frühstück vor.

© iStock / evgenyatamanenko

Warum sind Rituale in der Familie wichtig?

Kinder brauchen Rituale – diesem Mantra begegnen Eltern und Erziehende immer wieder. Auch aus den Ergebnissen der aktuellen AOK-Familienstudie lässt sich ableiten, dass Familienrituale zu den wichtigen Schutzfaktoren gehören – für Kinder, aber auch für die Familie als Einheit. Was steckt dahinter?

Per Definition sind Rituale beobachtbare Handlungen, die Menschen in bestimmten Situationen immer wieder ausführen, etwa ein Händedruck zur Begrüßung. Im Familienalltag geht es vor allem um Rituale, die mit bestimmten Zeitpunkten und Abläufen verbunden sind, zum Beispiel Essens- und Schlafenszeiten. Sie sind aus verschiedenen Gründen bereichernd für das Familienleben:

  • Sie stärken die emotionale Verbundenheit und das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Besonderheiten können auch innerhalb einer Familie selbst geschaffen werden – etwa ein selbst erdachtes Schlaflied oder Omas Rezept für die Sonntagswaffeln.
  • Familienrituale sind verlässliche Ankerpunkte im Alltag, die vor allem kleineren Kindern Halt und Orientierung geben: Wann ist es Zeit zum Essen, zum Schlafen oder zum Spielen? Sie weisen auch darauf hin, was als nächstes kommt beziehungsweise leiten neue Handlungen ein, etwa das Händewaschen vor dem Essen.
  • Familienrituale entlasten Eltern dabei, Abläufe zu gestalten: Wenn es etwa Familienregeln mit klaren Zeitpunkten für Süßigkeiten oder Mediennutzung gibt, müssen sie diese nicht jeden Tag neu diskutieren.

Familienrituale für jeden Tag

Besonders hilfreich sind Rituale, die Sie in Ihren Abläufen unterstützen und dem Tagesverlauf einen Rahmen geben. Dabei ist es wichtig, die Bedürfnisse aller Beteiligten und auch das Alter der Kinder im Blick zu haben. Während für jüngere Kinder ein Abschiedskuss vor der Kita oder Schule wichtig sein kann, findet ein Teenager das vermutlich eher peinlich. Rituale dürfen sich also auch verändern. Bestimmte Rituale aber können lange bestehen bleiben, und idealerweise nehmen alle Familienmitglieder daran teil, etwa an einem gemeinsamen Abendessen.

Viele Familienrituale entstehen unbewusst, weil Eltern sich so verhalten, wie sie es von ihren Eltern gelernt haben oder weil sich bestimmte Regeln aus dem praktischen Alltag ergeben. Zum Beispiel deckt immer die gleiche Person den Tisch. Sie können Familienrituale aber auch bewusst einführen und vor allem ältere Kinder gezielt einbeziehen: „Möchtest du ab jetzt sonntags die Spiegeleier machen?“

Guten Morgen: Rituale für kleine Kinder zum Aufstehen

Morgens herrscht in vielen Familien Hektik und Zeitdruck: Hauptsache, alle kommen irgendwie angezogen, mit geputzten Zähnen und einem gesunden Frühstück vor die Tür. Mit einem entspannten Aufwachritual erleichtern Sie Kindern den Start in den Tag. Vielleicht hilft es Ihrem Kind, wenn Sie die Zimmertür öffnen, die Jalousien ein Stückchen hochziehen, ihm sanft übers Haar streichen und Sie es dann in Ruhe von Ihren morgendlichen Geräuschen wach werden lassen. Vielleicht ist Ihr Kind morgens auch sehr nähebedürftig – dann kuscheln Sie noch eine kleine Runde im Bett, wecken die einzelnen Körperteile mit einem Lied oder einem Fingerspiel, strampeln mit den Füßen in der Luft oder erzählen sich gegenseitig, worauf Sie sich heute freuen. Wichtig ist, dass es Ihr persönliches Eltern-Kind-Ritual ist.

Familienregeln in der Autonomiephase

Unvermeidliche Aufgaben wie Anziehen oder Zähneputzen können gerade bei kleinen Kindern in der Autonomiephase eine Herausforderung sein.

Auch hier helfen Rituale, bei denen Sie die Richtung vorgeben und die Reihenfolge klar ist – aber mit Spiel, Spaß und Entscheidungsfreiräumen für das Kind. Dabei helfen Fragen wie „Welches Kuscheltier soll dir heute die Zähne putzen?“ oder „Welches Fell (= Pullover) möchtest du heute überziehen, kleines Einhorn – das grüne oder das rote?“

Gemeinsames Abendessen mit Tops und Flops

Der Klassiker unter den täglichen Ritualen ist das gemeinsame Essen. Je nach Tagesablauf der Familienmitglieder ist es oft unmöglich, alle Mahlzeiten zusammen einzunehmen. Versuchen Sie jedoch, zumindest eine Mahlzeit – zum Beispiel das Frühstück oder das Abendessen – regelmäßig als Familie zu gestalten. Dabei ist es nicht wichtig, dass alle das Gleiche essen. Hauptsache, Sie sitzen zusammen und alle haben die Gelegenheit, sich zu unterhalten.

Hier können Sie auch weitere Gesprächsrituale anschließen, zum Beispiel eine „Top und Flop“-Runde. Dabei erzählt jedes Familienmitglied, was es am Tag Schönes erlebt hat, worüber es sich gefreut hat und auch, was es nicht gut fand. Das hilft im Alltag dabei, in Kontakt zu bleiben und sich über Erlebnisse auszutauschen, die sonst vielleicht nie erwähnt würden. Auch bei gemeinsamen Urlauben ist das ein hilfreiches Ritual: Wie fanden alle den Tagesausflug? Haben sich alle wohlgefühlt oder brauchen Sie eine Veränderung im Ablauf?

Gute Nacht-Geschichte als Familienritual.

© iStock / dikushin

Gute Nacht-Geschichten eignen sich hervorragend als abendliches Ritual. Sie stärken die Bindung und sorgen dafür, dass die Kinder ruhig einschlafen können.

Rituale rund ums „Bettprogramm“

Sätze wie „Ich bin aber noch gar nicht müde!“ kennen vermutlich alle Eltern. Auch auf dem Weg ins Bett sind Rituale hilfreich, damit jüngere Kinder körperlich und psychisch langsam zur Ruhe kommen und tatsächlich müde werden. Vielleicht spielen Sie noch ein Karten- oder Brettspiel oder räumen mithilfe der aktuellen Lieblingshelden das Zimmer auf, bevor Sie Aufgaben wie Zähneputzen, Waschen und Umziehen strukturiert angehen. Auch Vorlesen, ausgedachte Gute-Nacht-Geschichten und Schlaflieder sind Abendrituale, welche die Bindung stärken und sich gut an kleine und ältere Kinder anpassen lassen. Schalten Sie Handys, den Fernseher und alle anderen Bildschirme zu dieser Zeit am besten aus und gestalten Sie – je nach Alter der Kinder – ein ruhiges Abendritual. Bei älteren Kindern kann es beispielsweise sinnvoll sein, eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen die Mediennutzung zu beenden.

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Familienrituale im Wochen- und Jahresverlauf

Nicht jedes Familienritual findet täglich statt. Vielleicht gibt es in Ihrer Familie jeden Freitag selbstgebackene Pizza oder sonntags Pfannkuchen? Gehen Sie einmal im Monat im Tierpark Ziegen streicheln oder um den nächstgelegenen See spazieren? Solche Rituale eignen sich auch gut, um regelmäßig Familienmitglieder einzubinden, die nicht täglich dabei sind – zum Beispiel Großeltern, Cousins und Cousinen oder „Bonuskinder“ in Patchworkfamilien.

Auch religiöse Anlässe – ob Weihnachten oder Fastenbrechen an Ostern beziehungsweise nach dem Ramadan – sind gut geeignet, um religiöse Kultur und individuelle Familientraditionen zu verknüpfen. Diese Bräuche stärken Gefühle von Identität, Zugehörigkeit und Sicherheit. Dazu verbinden sie in vielen Kulturkreisen die Generationen miteinander. Gleichzeitig entstehen in dem festlichen Rahmen ganz individuelle Familienrituale, denn bestimmte Abläufe und traditionelle Gerichte sehen in jeder Familie ein wenig anders aus. Doch auch hier gilt: Familienrituale dürfen verändert werden. Warum sollte der halbwüchsige Sohn zu Weihnachten nicht mal das Dessert zubereiten dürfen? Seien Sie also offen für Neues, wenn die Kinder größer werden und sich die Verhältnisse in der Familie verändern.

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