Baby & Kleinkind
Kuhmilchallergie beim Baby: Symptome und richtige Ernährung
Veröffentlicht am:16.05.2025
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Manchmal vertragen Babys keine Kuhmilch und reagieren allergisch darauf. Wie können Eltern eine Kuhmilchallergie bei ihrem Kind erkennen und welche Alternativen gibt es für die Ernährung? Erfahren Sie mehr darüber!

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Kuhmilchallergie beim Baby: Anzeichen erkennen
Das Baby wurde gerade gestillt oder hat Milch aus dem Fläschchen getrunken – schon zeigen sich die ersten Beschwerden. Sie betreffen vor allem die Haut, den Magen-Darm-Trakt und die Atemwege. Bauchkrämpfe, Durchfall, Brechreiz, eine Schwellung um die Lippen können auftreten. In schweren Fällen zeigen sich Nesselsucht, und Juckreiz. Diese Symptome sind mögliche Anzeichen für eine Kuhmilchallergie (Kuhmilcheiweißallergie). Sie tritt bereits im ersten Lebensjahr des Kindes auf, wenn das Kind nicht gestillt oder von Muttermilch auf Milchersatzprodukte umgestellt wird. Für Eltern und Familie kann das eine große Belastung und Herausforderung sein.
Etwa zwei bis zehn Prozent der Säuglinge in den Industrieländern vertragen keine Kuhmilch und reagieren allergisch auf die darin enthaltenen Kasein- und Molkenproteine. Diese Milcheiweiße sind in Milchersatzprodukten, wie sie für die Flaschennahrung oder die Beikost verwendet werden, enthalten, da sie mit Kuhmilch hergestellt werden. Kaseine sind aber auch in Ziegen-, Schaf- oder Stutenmilch enthalten und würden ebenfalls allergische Reaktionen auslösen. In ganz selten Fällen kann das Baby auch Milchproteine beim Stillen aufnehmen, wenn die Mutter viele Lebensmittel mit Kuhmilch verzehrt.
Schon nach wenigen Minuten oder auch erst nach einigen Stunden können beim Säugling allergische Reaktionen auftreten. Im schlimmsten Fall – aber sehr selten – kommt es zu einem lebensbedrohlichen Zustand, einem anaphylaktischen Schock: Das Baby wird lethargisch, hat eine bleiche Hautfarbe und eine deutlich erschwerte Atmung. Bei dieser schweren allergischen Reaktion ist eine sofortige ärztliche Behandlung notwendig.
Nicht nur auf Lebensmittel achten
Bei einer Kuhmilchallergie denken die meisten Menschen an Lebensmittel. Bestandteile der Kuhmilch wie Milchpulver, Magermilchpulver, Milcheiweiß, Kasein, Molkeneiweiß, Lactalbumin, Lactoglobulin können auch in Medikamenten und Körperpflegeprodukten enthalten sein, zum Beispiel in Cremes, Lotionen, Shampoos, Dusch- und Badezusätzen. Säuglinge mit einer Kuhmilchallergie sollten mit solchen Produkten nicht in Kontakt kommen. An bestimmten Inhaltsstoffen sind sie zu erkennen: wie Lac, Lac Powder, Lactise Proteinum, Kasein, Hydrolyzed Milk Protein, Hydrolyzed Casein, Milk Amino Acides.
Kuhmilchallergie: Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Diagnose sollte ein allergologisch spezialisierter Kinderarzt oder eine spezialisierte Kinderärztin stellen. Verschiedene Verfahren bieten sich dafür an. Eine Möglichkeit ist ein Bluttest: Im Blut des Kindes werden spezielle Antikörper (IgE-Antikörper) gegen Kuhmilch bestimmt. In beiden Fällen zeigt der Test aber nur an, ob sich der Körper auf eine besondere Art mit Kuhmilch auseinandergesetzt hat (Sensibilisierung).
Außerdem kann eine sogenannte Eliminations-Provokation mit Kuhmilch durchgeführt werden. Das Kind erhält unter ärztlicher Aufsicht Kuhmilch oder ein Lebensmittel, das Kuhmilch enthält. Zeigt sich anschließend eine eindeutige allergische Reaktion, ist die Diagnose „Kuhmilchallergie“ eindeutig. Ganz wichtig ist: Eltern sollten die Ernährung des Babys erst umstellen, nachdem die eindeutige Diagnose vorliegt.
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Kuhmilchallergie: Behandlung und Ernährung
Der einzige Weg, um das Baby vor einer allergischen Reaktion zu schützen, ist der komplette Verzicht auf Kuhmilch und Kuhmilchprodukte. In Apotheken gibt es spezielle Milchersatzprodukte. Diese sollten verwendet werden und wenn möglich mit Kalzium und Vitamin B2 zugesetzt sein. Stillen ist jedoch weiterhin möglich. Je nach Ausprägung kann es für die Mutter bedeuten, dass sie alle Lebensmittel mit Kuhmilchproteinen von ihrem Speiseplan streichen muss. Dazu gehören Butter, Käse, Joghurt, Hüttenkäse, Quark, Fertiggerichte und Backwaren, die Milch enthalten. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin darüber.
Die gute Nachricht: Wenn sich die Kuhmilchallergie im Säuglings- oder Kleinkindesalter entwickelt, ist die Prognose gut: Bei mehr als drei Viertel der Kinder ist die Allergie bis zum Alter von drei Jahren verschwunden und bei 90 Prozent im Alter von sechs Jahren.
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Das Baby stillen trotz Kuhmilchallergie
In den ersten Lebensmonaten ist Muttermilch die beste Ernährung für das Kind. Sie trägt außerdem dazu bei, einer Allergie vorzubeugen. Gerade Babys, die allergiegefährdet sind, weil Eltern oder Geschwister bereits eine allergische Erkrankung haben, sollten in den ersten vier bis sechs Monaten ausschließlich gestillt werden.
Sind Milchprodukte von anderen Tieren eine Alternative?
Ob Stuten-, Ziegen- oder Schafsmilch eine Alternative bei der Ernährung sein können, sollten Eltern mit dem behandelnden Kinderarzt oder der Kinderärztin sowie einer allergologisch geschulten Ernährungsfachkraft besprechen. Denn das Eiweiß in Stuten-, Ziegen- oder Schafsmilch ähnelt dem in der Kuhmilch. Im Allgemeinen sind sie deshalb nicht als Ersatz geeignet. Besser scheint hingegen Kamelmilch zu sein. Sie wird allerdings selten angeboten und ist mit 10 bis 12 Euro pro Liter auch sehr teuer.

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Welche Komplikationen können auftreten?
Kinder mit einer Kuhmilchallergie haben ein höheres Risiko, dass sich bei ihnen eine Gedeih-Störung entwickelt. Durch die Einschränkungen bei der Ernährung sind sie womöglich nicht ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt und ihr Wachstum ist eventuell langsamer. Mit zunehmendem Alter kann die Auswahl von Lebensmitteln auch zu Stress und Angst führen. Außerdem sind Kinder mit einer Kuhmilchallergie anfälliger für Infektionen der Atemwege, der Ohren, des Magen-Darm-Trakts und der Haut und haben häufiger noch weitere Allergien.
Alternative Ernährung bei einer Kuhmilchallergie
Entscheidend ist, das Baby mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Wenn Mutter und Kind auf Kuhmilch(-Produkte) verzichten, müssen sie über andere Wege ausreichende Mengen an Eiweiß, Fett, Kalzium, Jod und Vitaminen aufnehmen. Sprechen Sie darüber mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Möglicherweise müssen Mutter und Kind auch Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen, um genügend Kalzium, Vitamin D und Vitamin B2 (Riboflavin) aufzunehmen.
Im ersten Lebensjahr bietet sich als Alternative eine hydrolysierte Ernährung auf Kuhmilchbasis an. Dabei sind die Milchproteine durch bestimmte Enzyme in kleine Teile aufgespalten und das Immunsystem des Kindes erkennt das Eiweiß dadurch weniger gut. So wird keine allergische Reaktion ausgelöst. Sojabasierte Säuglingsnahrung ist in der Regel erst für Babys über sechs Monate eine Option. Kommen andere Alternativen nicht infrage, kann eine Nahrung auf Aminosäurebasis notwendig sein. Auch Reisnahrung könnte eine Alternative sein, allerdings müssen weitere Studien dazu durchgeführt werden.