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Was bringt die digitale Therapie?

Veröffentlicht am:22.08.2023

2 Minuten Lesedauer

Wir haben eine Invirto-Psychologin gefragt.

Eine an Angststörungen leidende Frau schaut auf ihr Smartphone.

© iStock / damircudic

Porträt von Dr. Julia Korn

© privat

Lesen Sie im Interview mit Dr. Julia Korn, wie das digitale Therapie-Angebot Invirto bei Angststörungen hilft. Die Diplompsychologin behandelt selbst Invirto-Patienten und ist von der digitalen Therapie überzeugt.

Frau Dr. Korn, wie arbeitet Invirto mit Angst-Patienten?

Dr. Julia Korn: Bei Invirto handelt es sich um ein Komplettangebot: Am Anfang wird eine ausführliche Diagnostik mittels strukturierten Interviews gemacht, um genau zu gucken, welche Angsterkrankung vorliegt und um dem Patienten den richtigen Therapie-Inhalt zu ermöglichen. In einem weiteren Telefongespräch begleitet der Therapeut den Patienten beim Start der aktiven Übungen.

Und nach dem Übungsteil mit der virtuellen Realität wird dann das Abschlussgespräch geführt. Für die Zeit danach gibt es praktische Übungen und Maßnahmen zur Rückfallprophylaxe. Insgesamt lernen die Patienten genau das Gleiche, was sie auch in einer ambulanten verhaltenstherapeutischen Behandlung bekommen würden.

Warum funktionieren digitale Therapien bei Angststörungen gut?

Dr. Julia Korn: Manchmal ist die Angst vor dem Weg zum Therapeuten Teil der Symptomatik, da er angstauslösende Elemente beinhaltet, wie eine Autofahrt oder das Nutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln. Wir haben Patienten, die das Haus nur in Begleitung verlassen und nicht mal zum Bäcker in der gleichen Straße gehen können. Und für Patienten mit sozialen Ängsten kann es schwierig sein, einen Therapeuten anzurufen, um einen Termin zu vereinbaren.

Eine Gruppe bunter, gezeichneter Monster umgibt das lilafarbene Angstmonster.

© AOK

Angstmonster: Bei der Invirto-Therapie verkörpern sie unsere Angst. Wenn die Monster größer werden, nicht mehr auf uns hören und die Führung im Leben übernehmen, muss man das ungezogene Angstmonster trainieren und bändigen. Die App hilft dabei, dass aus dem Monster ein angenehmer Begleiter wird.

Was gefällt den Patienten an Invirto am besten?

Dr. Julia Korn: Von ganz vielen Patienten höre ich, dass sie unglaublich froh sind, dass sie so flexibel an ihrer Angst arbeiten können. Sie haben die Möglichkeit, die Therapie von zu Hause aus zu machen und müssen sich an keine festen Termine halten. Das gibt viel Raum zur freien Zeiteinteilung und Entscheidung darüber, wie intensiv sie sich dransetzen möchten.

Wir geben aber den Patienten schon früh die Botschaft mit, dass die Therapie umso erfolgreicher ist, je intensiver man sich mit der Behandlung beschäftigt. Je mehr Zeit man dafür aufwenden kann, um wirklich intensiv zu üben, desto erfolgreicher und besser sind die Ergebnisse, wie auch Studien zeigen.

„Von ganz vielen Patienten höre ich, dass sie unglaublich froh sind, dass sie so flexibel an ihrer Angst arbeiten können.“

Dr. Julia Korn
Diplompsychologin

Invirto ist also eine echte Hilfe?

Dr. Julia Korn: Ein Großteil der Patienten ist so dankbar, dass sie die Chance bekommen, die Therapie zu starten und die Angst endlich anzugehen, dass sie auch gut und motiviert dabei sind. Da gibt es wirklich einige Patienten, die nach circa sechs bis acht Wochen die Therapie erfolgreich abschließen können. Und auch das, obwohl die Krankheitsschwere durchaus sehr stark ist und die Patienten im Alltag sehr eingeschränkt waren.

Da hilft es, dass bei Invirto die Exposition – das Kernstück der Behandlung – mit der virtuellen Realität angeboten wird. So können die Patienten mit der VR-Brille von zu Hause mit der Angst üben. Das fällt dann meistens leichter, als sofort wieder draußen im Alltag zu üben.

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