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Veröffentlicht am:01.07.2023

6 Minuten Lesedauer

Mehr als jeder zweite Mensch in Deutschland hat eine Sehschwäche. Mit welchen Methoden sie sich ausgleichen lässt, erklärt Dr. Isabella Schreiber.

Eine Familie sitzt mit einem Laptop auf dem Schoß der Mutter auf dem Boden, Tochter und Vater tragen eine Brille.

© Getty Images / EmirMemedovski

Porträt von Dr. Isabella Schreiber

© Fotografie Schulzki

Dr. Isabella Schreiber ist Augenärztin und arbeitet für AOK-Clarimedis, den medizinischen Info-Service. Sie selbst fühlt sich mit ihrer Brille und zwischendurch mit Kontaktlinsen sehr wohl.

Frau Dr. Schreiber, mit welchen Fragen wenden sich die Versicherten an Sie?

Die Versicherten, die sich bei uns melden, kommen aus allen Altersgruppen. Ältere erkundigen sich hauptsächlich zur Alterssichtigkeit und Linsentrübung, also zum grauen Star. Jüngere haben häufiger Fragen zur Kurzsichtigkeit. Sie wollen zum Beispiel wissen, ob es ausreicht, zum Optiker zu gehen, oder ob sie sich an einen Augenarzt wenden sollten.

Was antworten Sie dann? Reicht ein Sehtest beim Optiker?

Ein Sehtest bei einem Optiker kann eine gute Orientierung geben, ob eine Sehschwäche vorliegt und wie stark diese ist. Wenn es jedoch Hinweise auf eine Erkrankung gibt, die Sehschwäche stark ist oder schnell fortschreitet, sollte der Augenarzt zurate gezogen werden.

Welche Formen der Sehschwäche gibt es überhaupt?

Am bekanntesten sind die Kurz- und die Weitsichtigkeit. Kurzsichtige sehen in der Ferne unscharf, weil deren Augapfel im Vergleich zur Brechkraft der Linse zu lang ist. Umgekehrt kann ein zu kurzer Augapfel zur Weitsichtigkeit führen, sodass das Sehen im Nahbereich schwierig wird. Und dann gibt es noch die Alterssichtigkeit, bei der auch die Sehschärfe in der Nähe nachlässt.

Wie kommt es dazu?

Im Laufe des Lebens lässt die Elastizität der Augenlinse nach, sodass in der Regel ab Mitte 40 das Sehen in der Nähe zunehmend schlechter wird.

Exklusiv und kostenfrei

Von Augenheilkunde bis zur Orthopädie: Bei AOK-Clarimedis beantworten zahlreiche Fachärzte und -ärztinnen sowie weitere medizinische Fachleute Ihre Fragen. Zum Beispiel zu Organen, Krankheiten, Untersuchungen, Therapien und Medikamenten. Einfach anrufen: 0800 1 265 265

Übrigens: Zu Schwangerschaft und Geburt, Orthopädie und Onkologie bietet Ihnen AOK-Clarimedis auch Videosprechstunden an.

Und was ist Stabsichtigkeit?

Hierbei ist die Hornhaut nicht in allen Ebenen gleichmäßig gekrümmt, was zu unscharfem Sehen führen kann. Stabsichtigkeit wird auch Astigmatismus genannt.

Ist Kurzsichtigkeit erblich?

Im Prinzip ja, man weiß, dass Kinder kurzsichtiger Eltern ein deutlich erhöhtes Risiko haben, auch kurzsichtig zu werden.

Stimmt der Eindruck, dass immer mehr Kinder und Erwachsene eine Sehhilfe benötigen, weil sie kurzsichtig sind?

Ja, weltweit hat die Kurzsichtigkeit bei Kindern und jungen Erwachsenen stark zugenommen und befindet sich in den Industrienationen auf einem hohen Niveau. In Deutschland ist es allerdings in den letzten 20 Jahren nicht zu einem weiteren Anstieg gekommen, im Gegensatz zu asiatischen Ländern.

„15 Prozent der Grundschulkinder sind kurzsichtig. Bei den unter 25-Jährigen sind es insgesamt 45 Prozent.“

Berufsverband der Augenärzte & Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft
2018

Wie erklärt sich die Zunahme der Häufigkeit?

Ein wichtiger Grund scheint „Nahsehen“, also das lange Lesen mit einem sehr geringen Abstand ohne Pausen, zu sein. Das und wenig Tageslicht stimulieren das Längenwachstum des Augapfels, was zur Kurzsichtigkeit führt.

Was empfehlen Sie, um der Kurzsichtigkeit entgegenzuwirken?

Gerade in Kindheit und Jugend sollte die „Naharbeit ohne Pausen“ zeitlich begrenzt sein und der Aufenthalt im Freien mit Tageslicht gefördert werden.

Ansonsten helfen Brillen und Kontaktlinsen. Welche Vor- und Nachteile haben diese?

Grundsätzlich lassen sich Fehlsichtigkeiten durch Brillen oder Kontaktlinsen gut ausgleichen. In Einzelfällen kann durch Kontaktlinsen eine bessere Sehschärfe erzielt werden, weil sie direkt auf dem Auge liegen. Wer allerdings unter trockenen Augen leidet, empfindet Linsen nicht selten als störend. Beim Sport sind sie häufig komfortabler. Allerdings ist die Pflege von Linsen aufwendiger, und es muss auf Hygiene geachtet werden.

Für wen eignen sich harte Kontaktlinsen, für wen weiche?

Harte Linsen können manche Fehlsichtigkeiten besser ausgleichen als weiche. Gerade am Anfang spürt man sie mehr, was einige Betroffene als störend empfinden. Die Eingewöhnungszeit dauert daher meist etwas länger. Weiche Linsen sind größer und fallen beim Sport deshalb tendenziell etwas seltener heraus. Sie werden generell als weniger störend empfunden. Allerdings ist das Infektionsrisiko bei weichen Linsen höher.

Können Kontaktlinsen dem Auge schaden?

Ja, insbesondere bei schlechter Hygiene kann es unter anderem zu Entzündungen der Hornhaut kommen.

Klare Sicht ohne Hilfsmittel verspricht die Augenchirurgie. Bringt es der Laser?

Ob kurz-, weit- oder stabsichtig: Die Behandlung der Fehlsichtigkeit mithilfe eines Lasers ist ein erfolgreiches, medizinisch anerkanntes und sicheres Verfahren. Bleibende Schäden sind selten. Nichtsdestotrotz gibt es ein operatives Risiko, das es mit Brille oder Kontaktlinse nicht gäbe.

Worin bestehen die Risiken des Lasers?

Die Anpassung der Fehlsichtigkeit gelingt nicht immer zu 100 Prozent. Es kann etwa zu einer Über- oder Unterkorrektur kommen. Eventuell muss dann doch eine Brille getragen werden. Gelegentlich kann sich das Sehvermögen nach der OP wieder verschlechtern, sodass erneut gelasert werden muss. Auch vermehrte Blendempfindlichkeit oder Trockenheit des Auges sind möglich, besonders in den ersten Wochen und Monaten nach dem Eingriff. Extrem selten sind Entzündungen und Vernarbungen der Hornhaut. Sie treten in circa 0,05 Prozent der Fälle auf und erfordern gegebenenfalls eine Hornhauttransplantation.

„In Deutschland tragen 67 Prozent der über 16-Jährigen eine Brille.“

Institut für Demoskopie Allensbach
Brillenstudie 2019

Fakt ist: Viele Menschen entscheiden sich für die Laser-OP auf eigene Kosten. Welche medizinischen Voraussetzungen gelten?

Mithilfe der LASIK-Methode können Korrekturen einer Kurzsichtigkeit bis etwa minus 10 Dioptrien erzielt werden, einer Weitsichtigkeit bis plus 3 Dioptrien und einer Hornhautverkrümmung bis minus 4 Dioptrien. Die LASIK-Methode ist weitverbreitet, in der refraktiven Augenchirurgie gibt es aber noch weitere Verfahren, um die Brechkraft des Auges anzupassen. Welches sich im Einzelfall anbietet, muss geklärt und besprochen werden.

Wie läuft die LASIK-Methode ab, und wie lange dauert diese?

Die OP dauert circa sieben bis zehn Minuten pro Auge und gliedert sich wie folgt: Zunächst wird die Hornhaut hauchdünn eingeschnitten, sodass sie an einer Seite noch mit der Hornhaut verbunden ist. So kann der Operateur die Gewebelasche zur Seite klappen und mit dem Laser die Hornhaut auf der freigelegten Fläche punktuell abtragen. Das Lasern dauert meist nur eine Minute.

Ist der Eingriff mit Schmerzen verbunden?

Der Eingriff wird in örtlicher Betäubung mithilfe von Augentropfen vorgenommen. Danach kann das Auge für einige Tage etwas brennen und lichtempfindlich sein.

Kann man danach gleich besser sehen?

In den meisten Fällen kann man bereits wenige Tage nach dem Eingriff scharf sehen. Die Sehschärfe kann aber in der ersten Zeit noch etwas schwanken und stabilisiert sich in der Regel nach zwei bis drei Monaten.

Wie findet man eine geeignete Augenklinik? Hilft AOK-Clarimedis auch bei der Suche danach?

AOK-Clarimedis kann prinzipiell bei der Suche nach einer Augenklinik helfen, allerdings werden die weitaus meisten Augenoperationen bei Fehlsichtigkeit nicht in der Klinik, sondern ambulant von niedergelassenen Kollegen und Kolleginnen in Praxen vorgenommen.

Extras sichern!

Während das Gesetz für die Jüngsten grundsätzlich Zuschüsse zu Brillengläsern vorsieht, dürfen Sehhilfen für Erwachsene nur eingeschränkt verordnet werden. Trotzdem lässt sich die Sehschwäche kostengünstig ausgleichen. Möglich macht es die Kooperation mit der Union Krankenversicherung AG (UKV).

Gesetzliche Leistungen

Bis zum vollendeten 18. Lebensjahr darf die AOK die Kosten für Brillengläser in Höhe des Festbetrags beziehungsweise der vereinbarten Vertragspreise übernehmen. Danach sind Zuschüsse zu Gläsern lediglich in bestimmten Fällen möglich. Wenn zum Beispiel eine Fernkorrektur von mehr als 6 Dioptrien bei Kurz- oder Weitsichtigkeit erforderlich ist. Kontaktlinsen können auch nur in medizinischen Ausnahmen verordnet werden, etwa bei starker Hornhautverkrümmung.

NEU: AOK-VorsorgePRIVAT

Wer den Tarif der UKV abschließt, hat zahlreiche Vorteile:

  • 80 Prozent Kostenerstattung für Kontaktlinsen und Brillen sowie deren Reparatur – unabhängig von der Änderung der Fehlsichtigkeit. Erstattet werden bis zu 400 Euro in zwei Kalenderjahren.
  • 100 Prozent Kostenerstattung für refraktive Chirurgie (zum Beispiel Lasern der Augen) einschließlich Vor- und Nachuntersuchungen. Erstattet werden bis zu 1.500 Euro in der Vertragslaufzeit.*
  • Attraktive Erstattungen für zusätzliche Vorsorge­unter­suchungen durch Ärzte zur Früherkennung von Krankheiten, zum Beispiel Glaukomvorsorge.

Außerdem bietet der Tarif noch zahlreiche andere Extras. Bis 19 Jahre für 11,89 Euro/Monat, ab 20 Jahre für 16,06 Euro/Monat.

* In den ersten beiden Versicherungsjahren gelten niedrigere Erstattungssätze.

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